UNIVERSITY OF PITTSBURGH
Uarlington j\lemorial Jjiorary
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GESCHICHTE DES KOSTÜMS
A. KACINET
DEUTSCHE AUSGABE
VON
ADOLF ROSENBERG
FÜNFTER BAND
BERLIN
VERLAG VON ERNST WASMUTH
36 - MARKGRAFENSTRASSE — 36
D ^
FRANKREICH — XVIIL JAHRHUNDERT
TRACHTEN UND ZIMMEREINRICHTUNG, 1794
Die Trachten dieses Zeitraums unterschieden sich, namentlich in der Provinz, in welcher
dieses von Jacques Maui'in aus Perpignan geraalte Familienhild entstanden ist, nicht viel von
denen der Monarchie. Man trug noch Perrücken, eine Weste, nur ohne Schösse, einen Rock,
dessen Schösse seit 1789 fischschwanzartig zugeschnitten waren, mit zwei breiten, mit Knöpfen
besetzten Aufschlägen. Rock und Weste waren von verschiedener Fai-be. Die Schuhe waren
nicht mehr mit goldenen oder silbernen Schnallen besetzt, sondern mit Rosetten oder einfachen
Bändern. — Die Frauen tragen das Costüm des spanischen Catalonien, welchem Perpignan
benachbart ist.
Nach einem Gemälde im Besitz des Herrn Valentin in Paris.
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FRANKREICH — XYIII. JAHßllUNDEßT
WEIBLICHE COST^TME 1794—1800
Die Figuren sind sämmtlich Modejoni-nalen entnommen, deren Jahrgang durch die unter
einer jeden Figur angegebene Zahl bezeichnet wü-d. Die Periode umfasst die letzte Zeit des
Convents, die Herrschaft des Dü-ectoriums und den Beginn des Consulats. Während sich die
Trachten aus dem Jahr 1794, namentli.ch in ihren steifen Taillen, noch an die Mode der Eococo-
zeit anschliessen, beginnt bereits mit dem Jahi-e 1796 die Annäherung an die antilce oder für
antik gehaltene Tracht dui-chzudiingen. Die Taillen werden immer küi-zer und der Halsausschnitt
immer tiefer, bis sich eine Mode herausbildet, die ihren Namen vom ersten Kaiserreich erhalten
hat. Charakteristisch ist die Vorliebe für matte, gebrochene Farben (rosa, gelb, hellblau, grau
und heUviolett). Bei der Figur aus dem Jalu-e 1799 (mit dem hellblauen halben Oberkleide) zeigt
sich auch in der Frism- und dem Haarputz das Bestreben, die griechische Mode nachzuahmen.
FRAMCEXVnif^ SIEGLE
FRAHf e XVn!l"Cei!T-' 1)^ PRAKKRE
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FRANKREICH — XVIIL JAHRHUNDERT
WEIBLICHE TKACHTEN UND MODEN VON 1794-lS
Bis zum Jahre 1794 eiliielt sidi die weibliche Tracht in denjenigen Foi-men, welche sich
um 1790 gestaltet hatten. Die Taille verlängert sich inmier mehi- unter dem Druck eines Fisch-
beingestells und die engen Aermel des Rockes gehen bis zum Handgelenk herab. Der Postiche
oder Cul^ ein hinten zusammengeraffter Ueberwm-f oder halber Rock, verstärkt noch die Ent-
wicklung des Kleides nach rückwärts, während das weite Brusttuch von Linon, das Fichu men-
teur, bis hoch an den Hals hinaufgeht und sich über der Brust aufbauscht. (Vgl.' die ganzen
Figuren auf der Tafel mit dem Binocle.) Mau trug über dem Fichu auch noch ein Leibchen
aus chinesischem Ki'epp oder ein vorn offenes Schoossjäckchen, den Caraco. Die wii'kliche Um-
gestaltung besteht nm- in der Verwendung der Stoffe. An Stelle der gestreiften traten einfarbige.
Man vermied den Gebrauch der Seide und verwendete mit Vorliebe Leüiewand von Jouy. Die
Schnallen der Güi'tel waren von Kupfer und Stahl.
Die Frisur bestand in Hängelocken imd einem auf den. Rücken herabhängenden Chignon,
war also sehr niedrig. Ueber dieser Frisur, welche Marie-Antoinette seit 1785 in die Mode ge-
bracht hatte, trug man Hüte oder Mützen. Im Jalu'e 1794 hatten die Mützen noch etwas von
jener Tibertriebenen Ausdehnung, die man wenige Jahre vorher den Frisuren gegeben hatte. Sie
■waren fast allgemein in Aufnahme gekommen, und man trug nicht mehr die hohen, geraden, den
Männern nachgebildeten Hüte, welche die englischen Moden 1786 in Franki-eich eingeführt hatten.
Die Physiognomie dieses Costüms verschwand fast plötzlich. Abgesehen von dem Ai-range-
ment der Haare, findet man im Jahre 1796 weder das fischbeinerne Corset, noch die lange
Taille, noch den glatten Rock. Der Postiche und das Fichu menteur werden zusagmienhängend
getragen. Die zarten Farben, das vorherrschende Weiss, die Bandgöi'tel, das an der Brust ge-
faltete Kleid erinnern im Character und in der Farbe an jene Epoche aus der Herrschaft der
Königin Marie-Antoinette, in welcher man sich & Venfant trug.
Diese Umwälzung in der weiblichen Tracht ist den Anstrengungen der Aerzte in der
letzten Zeit des Jahi-hunderts zu danken. Diese freilich etwas verspätete Reform wurde von
ihnen mit solchem Eifer und solcher Ki-aft beh'ieben, dass Körperschaften ihnen ihre Unter-
stützung liehen und dass Erziehimgsinslitute, wie Schuepfeuthal. Preise für diejenigen aussetzten,
welche die Frage lösen würden.*) Die im Jahre 1788 veröffentlichte Autwort hatte dem Publikum
seitdem die Äugen geöfEnet.
Vernunft und Mode pflegen nicht lange Hand in Hand zu gehn. Dieser bequemen Tracht,
bei welcher der Gürtel in einer normalen Höhe angebracht war, folgte bald das eng anschliessende
Kleid, die Robe coUante, deren Gürtel bis dicht unter den Busen hinaufgeschoben war, und der
den antiken Statuen entlehnte Haar- und Kopfputz.
Die niedrige Haartour, die wir erwähnt haben, war nur modificirt worden, als man, um
den für die Guillotine zugerichteten Opfern zu gleichen, die Haare aus dem Nacken kämmte
oder schnitt, ä la sacrifiee ; aber das war vorübergehend. Man fuhr fort, reichlichen Haarwuchs,
natürlich mit Hülfe von Perrücken, zur Schau zu tragen, mit Chignons, Toupets und mehr oder
minder zahlreichen Seitenlocken. „Des Morgens eine blonde Perrücke, des Abends eine schwarze",
sagt das Journal des Dames et des Modes im Jahre 1812 in einem Rückblick. Das war noch
das letzte Verbindungsglied mit den Moden der Vergangenheit. Als der Geschmack am griechi-
schen und römischen Alterthum immer mehr zum Durchbruch kam, trug man kurze, ci la Titus
frisirte Haare und alle jene Arten von Flechten und Bändern, mit welchen die Griechinnen ihre
Haare zu schmücken pflegten. Die Perrücke verschwand, man färbte aber dafür die Haare.
Dazu wui-den Hüte von Stroh oder Stoff, unter dem Kinn zusammengebunden, wie der Hut ä la
lucarne, getragen oder Capotten, die über dem Kopfe zusammengebunden waren und die Stii'u
imd die Ohren verdeckten, aber den Hals frei Hessen.
Was das übrige Costüm von 1796 bis 1800 betrifft, so könnte man sagen, dass sein Haupt-
zweck war, die Wahrheit des zu jener Zeit aufgestellten Satzes zu beweisen: „An den Frauen
ist nur dasjenige gut, was an ihnen schön ist". Der eng anschliessende Rock von leichtem Stoff
mit dem schmalen, unter dem Busen angelegten Gürtel und das einfache Battisthemd darunter
Hessen aUe Formen hervortreten. Die weiblichen Reize wiu'deu, auch wenn sie leicht verhüllt
waren, rückhaltlos zur Schau getragen. „Eure Mütter", sagt das oben genannte Journal im
Jalire 1812, „gingen etwas weiter, als dass sie bloss ilu'en Busen errathen Hessen".
(Nach gleichzeitigen Modejournalcii.)
') L'Ami des femmes ou Lettres d'un medeciii par J. P. Marie de Saint-Ursin. Paris, 15
DI.
1)7
All
FRANKREICH. — XVIII. JAHRHUNDERT
MODETYPEX AUS DER ZEIT DES DIRECTORIUMS,
BÖRSENSPEKULANTEN UND C4AUNER.
1795—1797.
Die Narrheit de;
Nr. 3.
Begegnung der
Nr. 2.
Die Mei-veilleusen.
Nr. 4.
Die „Croyables" auf dem „Per!
Nr. 1. - Die Narrheit des Tages.
ie bestand iii dem eben erst aus Deutschland eingeführten
Walzer. Das bei diesem Tanze und sonstigen Festlich-
keiten getragene Kostüm der Damen suchte die körper-
lichen Keize möglichst zur Schau zu stellen. Die Jmpos-
sibUs de la nouvelle France trugen die Arme nackt bis zur
Schulter. Ein Tricot aus rosa Seide bedeckte die Beine,
ein der antiken Sandale ähnlicher, durch Kreuzbänder ge-
haltener Schuh die Füsse. Selbst das Hemde aus hellem
Linon verschwand eines Tages. Die en aÜe de papülon
gekleidete Tänzerin hat in ihrer Nacktheit kaum noch
Platz för eine Tasche. Sie trägt den Fächer im Gürtel,
die Börse im Busen. Das Taschentuch übergiebt sie einem
ihrer Günstlinge zur Aufbewahrung , oder sie steckt es in
einen säbeltaschenartig vom Gürtel herabhängenden Beutel,
Ucula corrumpirten Namen
lateinischen i
der den
ridicule erhält.
Der Cavalier trägt das anglisirende Kostüm der Zeit, das
habitcarre, die cravate f'crmtelique , die lange, enge Hose
mit herabhängenden Bandschleifen. Die kurze, hochge-
knöpfte Weste lässt in der Taille das feine Batisthemd
Den Kopf des Geigers bedeckt noch die gepuderte Perrücke.
Nr. 2. — Die Mtruilleuses im Strassenkostüm.
Sie bilden in der Uebertreibung der Modethorheiten ein Pen-
dant 7.n den Incroyahles. In ihrem Kostüm ist die Anglo-
manie und die Vorliebe für die Antike vorherrschend. Die
lange Stola a la Flore , ä la Diane, ä l'Oinphale endet in
eine Schleppe , die bis zum Gürtel aufgenommen wird und
einen Theil des Beines und den mit einem spitzen Schnh
bekleideten Fuss frei lässt.
Die Robe der mageren Dame zeigt eine breite, im Geschmack
der Antike gestickte Borten die Brust ist mit einer langen
Schärpe umschlungen, deren Ende frei nach hinten flattert.
Den Hals und einen Theil des Kinns bedeckt die cravate
tcrouelique. Der Hut ä la Jockey sitzt mit dem HaartuiF
über der Stirn, während das übrige Haar hinten und an
den Seiten frei herabfällt. Weiche, halblange Handschuhe
gehen bis zur Mitte des Unterarms.
Die Dame am Arm des Incroyahle trägt eine reich mit Fal-
beln gamirte Robe. Das über der Stii-n getheilte Haar ist
eine gepudert«; Perrücke, deren Scheitel mit einer riesigen
Schleife geschmückt ist. Das sehr niedrige Mieder lässt
den grösseren Theil der Brust frei, während die Schultern
von einer Art Mantille aus schwarzem Tüll umhüllt sind.
Der Incroyahle trägt das Haar en oreille de chitn. Sein Kinn
steckt in einer weissen Musselincravatte. Das Hemde ohne
Jabot und Manschetten wird nur ein wenig auf der Brust
sichtbar. Seine lächerlich kurze Weste ist nur durch einen
Knopf geschlossen. Die enge, lang herabgehende Hose ist
vom auf dem Schienhein geknöpft, die Spitzen der Schaft-
stieffl nach oben gekrümmt. Ein ausserordentlich kleiner
Dreispitz mit dreifarlüger Kokarde bedeckt das blond ge-
puderte Haar.
Nr. 3. ■
Die Begegnung der Incroi/uhles.
)ie begrüösen sieh nach der Sitte der Zeit durch eine Ver-
scUingung der kleineu Finger. Der Stärkere eriunert mit
den breiten Aufschlägen seiner gestreiften Weste, dem ge-
puderten Haar und dem dicken Stock noch an den mits-
cadin, während sein Freund mit dem kui-z geschorenen
Haar und dem massig aufgeschlagenen redingote, der am
Saum mit einem Mäander bestickt ist, mehr der angli-
sirenden Mode folgt. Der uuter dem Arm getragene Riesen-
hut gleicht dem bolivar der Restauration.
Dieser Stich, gezeichnet Btmhiry iweiiit, trägt zwar nicht,
gleich den vorhergehenden, den Namen Carle Vernet's, ge-
hört aber zu derselben Serie, wie die 3 übrigen,
Nr. 4. — Die Oroyahles auf dem ^Perron''.
Der Perron des Palais-Royal diente den Agioteuren der Zeit
der Assignaten als Börse. Einer derselben wechselt soeben
diese werthlosen Papiere gegen klingende Münzen ein,
während ein Dieb in der rothen Mütze gleichzeitig dem
Betrogenen das Taschentuch stiehlt.
Seit 1797 beginut das Eindringen des militärischen Schnitts
in die bürgerliche Tracht. Das Beibehalten des schwarzen
Rockkragens, des Abzeichens der Royalisten, verweist also
diesen Stich in die Zeit vor dem Staatsstreich vom 18.
Fructidor des Jahres 1797.
Vgl. De Goncomi, L'Histoire de la Societe fran^aise pendant le Directoire. — Charles Blanc^
Les peiutres frangais au XIXe siecle. — QttkJieroiy Histoire du costtune en France.
Df
-3)Y
FO
EUROPA. — XVIII. JAHEHUNDBRT
DIE MODEN VOM ENDE DES JAHRHUNDERTS.
NACH DEUTSCHEN FACHJOURNALEN.
Der französische Einfluss.
Nr. 21, 22, 23, 24 und 26
1783-1789.
Nr. 3, 4, 5, 6, 7, 10, 11, 1.5, 16, 20, 21, 22, 23, 24, 26, 27, 28, 30,
31, 32, 33, 34, 35, 36 und 37.
1794.
Nr. 1, 2, 12, 13 und 14.
179.5.
Nr. 29 und 38.
1800.
Nr. 8, 9, 17, 18, 19 imd 25.
Frankreich hatte währeud der Revolution kein Modejoimial ; dagegen erschienen seit 1793 in
Ilarlem das Cabinet de la mode, seit 1794 in London die Galerie de la Mode luid gleichzeitig die
Berliner, Göttinger und Leipziger Alnianachs. Besonders den Letzteren sind die Figiu-en unserer
Tafel entnommen.
Abgesehen von der Frankfurter Dame Nr. 29, die noch die Haube n la laitiere und den caraco
der Zeit Ludwigs XVI. ü-ägt, zeigen die Figuren Nr. 5, 7, 11, 16, 27, 30, 32, 35 imd 37 die fichus
mentewrs und die gortjes anglaises, wie sie sich bis ziu- Entwickelung der Schreckenshen-schaft
erhalten hatten; dazu kommen als charakteristische Merkmale die lange Taille imd die engen
Aermel. Als Kopfbedeckimgen erscheinen das gi'osse Federban-ett aus gepufftem Taffet Nr. 37, die
hohen Seidenhiite Nr. 16 imd 32, der helmartige Hut mit Rossschweif Nr. 11, und der einfache
runde Hut Nr. 27, von gleicher Form fiii- beide Geschlechter.
Nach dem neunten Thermidor machte sich der diu-ch die französischen Emigrantinnen her-
übergebrachte anglisirte Luxus bemerkbar. Die Haartoiu-en wurden niedriger ; der Puder verschwand ;
man fasste eine Vorliebe für blonde Perrücken; die Antikomanie, verbunden mit der Anglomanie
beherrschte die Mode. Die deutschen Damen Nr. 8, 17 und 25 gehören der Zeit des Consulats an,
als an Stelle der Frisur ä la Titus die ä l'Antinous trat. Der Hut von Nr. 7. zeigt die Anglo-
manie in ihrer reinsten Form.
Noch stärker machten sich die Neuerungen in dem männlichen Kostüm geltend.
Seit 1790 verdrängte der rimde hohe Hut den Hut ä la suisse, den man dem Militär überliess.
(Vgl. Nr. 2, 12, 14, 15, 20, 31 und 33.) Der Kock mit langen Schössen (Nr. 12, 33, 34 imd 37)
machte dem Frack, vorn mit zwei kurzen Aufschlägen, Platz. Eine geknotete Spitzenki-avatte, eine
enge, bis zur Wade gehende Hose, Schaftstiefel oder Schuhe und ein grosser Rock vervollständigten
das Kostüm.
Der lange üebeiTock (Nr. 20 und 24) wiu-de auf Morgenpromenaden und unwichtigen Besuchen
getragen. Die jungen Leute adoptirten vielfach als Reitkostüm die Jäger- oder Postillonsjacke (Nr. 1
und 14). Der militäi-ische Rock (Nr. 21, 22 luid 28) ist seit 1789 allgemein verbreitet.
Die Perrücken mit geflochtenem Zopfe und ä catogan wiu-den nur noch von alten Herren
getragen; die jungen Leute trugen die Haare lang, ä Ja Titus, oder kurz und leicht gepudert.
Unter der Schreckensherrschaft begann jene Entwickelung der Moden, die unter dem Direktorium
ihre Vollendung erreichte. Dieser Zeit gehören die muscadins, die petits-maitres und die incroyables
an (vgl. Nr. 9, 10, 18 und 19).
An Stelle der den Tag über getragenen hohen Hüte trat für den Abend der chapeau-clague
(Nr. 19). Die Form des Rockes weist unzählige Variationen auf. Der Versuch, Stoffgamaschen
einzufühi-en, gelang nicht; sie verschwanden 1805.
Unter den Modetypen vom Ende des XVIII. Jahi-hunderts ist die Augsbiu-ger Dame Nr. 38
bemerkenswerth, die das alte, an die Zeit der Pompadour erinnernde Kostüm beibehalten hat.
Alle auf dieser Tafel abgebildeten Figuren zeigen den vorherrschenden Einfluss der englisch-
französischen Moden der Zeit Ludwigs XVI.
Nr. 29 und 30 aus einer Folge von Stichen unter dem Titel Vorstellungen von deutschen National-
trachten; Augsburg 1800.
Alle andern Figuren sind dem Göttinger, dem Berliner und Leipziger Almanach entlehnte deren
Zeichnungen Chodowiecki, Dietrich, Riepenhausen u. s. w. lieferten.
Vgl. J.-B. Pvjoulx, Paris ä la fin du dix-huitieme si^cle, an IX. — A. CaiUot, Memoii-es
poui- sei-vir ä l'histoire des mceurs et usages des Fran^ais, 1827. — Qiiiclicrat, Histoire du costume
en France. — Paiil Lacroix, Directoire, Considat et Empire, Paris 1884.
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FP
FRANKEBICH. — XVIIL JAHRHUNDERT
DIE GBäECOMäNIE.
MODEN DES DIRECTORIUIVIS UND DES CONSULATS.
DIHECTORIUM.
Nr. 9.
„Eine Heroine von heute."
intilvO Tunika mit gestickter Borte und Quasten an den
Zipfeln; Agraffen auf den Scliultern; hoher Busengurtel.
Der Rock ist vorn aufgenommen und durch eine Agraffe
üher dem Knie des mit Tricot bekleideten Beines befestigt.
Cotlmrne. Zehen- und Fingerringe. Armbänder, elastische
Reifen mit Perlen. Seidenes Haarnetz, die en frisoas
d'ebine arrangirten Haare bedeckend. Grosse Ohrringe.
„Moden und Sitten des Tages."
Die Abbildung, nach einem Stich mit der Bezeichnung y,le
Pre'Uxte'^, zeigt eine Modedame, welche die Bänder ihres
Schuhes befestigt. Das gelockte Haar ist mit einem
Spitzenhäubchen bedeckt, in dessen Schleifen ein langer
schwarzer Tüllschleier befestigt ist. Kurze Tunika mit
weit ausgeschnittenem Mieder; durchsichtiger Rock mit
Halbschleppe, die Tunika von der Taille ab bedeckend.
Nr. 13.
„Die eifersüchtige Äminta, in hutartiger Haube, mit Kreuz-
bändern über der einfarbigen Kobe, gesticktem Shawl,
Kidicule, im Garten von Idalien."
Tief in die Stirn gelocktes Haar; Robe mit Ilalbschleppe,
mit Nakaraschleifen garnirt; enge Aermel bis zur Hälfte
der Hand; spitze Schuhe.
Strassentoilette.
Capotte von antiker Form , an die altgriechische sphendone
und den liehryphalos eriunernd. (Vgl. Nr. 1 u. 2.) Robe mit
Halbschleppe, von einer am Gürtel mit einer Metallschnalle
befestigten Tunika bedeckt; der Saum dieser hinten offenen
Tunika ist mit Rauten bestickt. Sehr kurzes ärmelloses
Mieder. Fichu als Schärpe arrangirt.
Nr. 4.
Strassentoilette.
Sammethut mit Spitzenschleier; Tunika mit Schleppe , vorn
ausgeschnitten. Lange Handschuhe; Shawl als Halstuch,
vorn durch einen Ring gezogen.
Nr. 5.
Balltoilette.
Capotte mit Straussenfeder; Tunika mit gesticktem Saum,
unterhalb des Mieders geknotet; Robe mit Schleppe und
griechischem Sanm; blosse Arme.
Nr. 6.
Haustoilette.
Griechisches Haarnetz; lange Robe mit rund geschnittenen,
durch Kameen geschlossenen Schlitzen; über den Ellbogen
gehende Handschuhe.
Nr. 7.
Abendtoilette,
laare mit breiter Bandscbleife, der Knoten durch
gehalten; mehrreihiges Perlhalsband; Tunika aus
Krepp, tief ausgeschnitten. Kurze Aermel, unabhängig
Mieder ;
Musselingürtel, an der Seite geknotet.
Seidene Capotte, deren Falten durch mit einander verknüpften
Haarsträhnen bedeckt sind; Federbusch in goldenem Halb-
mond. Tief ausgeschnittene Tunika mit dreieckigem, links
zurückgeschlagenem Zipfel. Handschuhe von der Farbe des
Bockes. Grosso Ohrringe.
Nr. 18.
Tolubilis.
Kopftuch en marmotte geknüpft, an den Enden goldene
Quasten; Winden auf der Oberfläche dieses Kopfputzes.
Tunika, ähnlich der griechischen chtaene, mit Quasten an
den Zipfeln ; eine Seite des Leibchens umgeschlagen und
ebenfalls mit einer kleinen Quaste versehen. Handschuhe
von gleicher Farbe wie die Robe.
Nr. 20.
Haustoilette.
Chlaene, über der Brust gekreuzt; weisser Keck.
Kopftnchartige Capotte, durch ein S3eidenband gehalten;
Musselintunika mit blauem Saum; rosa Rock mit Leibchen
mit PufFärmeln ; lange weisse Handschuhe.
Nr. 2.
Strassentoilette.
Musselinkopftuch; das Chigno
Asel
Nr. 8.
Kostüm ä la Vestale.
Leichter weiter Kopfschleier ; einfache Tunika mit Schleppe.
Nr. 10.
Abendtoilette.
In den Haaren ein Kranz ; weisser Canezon , auf der Brust
und am Arm geschnürt, mit blauem Besatz. Unter dem
las an den gleichfarbigen
Nr. 14, 15, 16 n. 19.
Haubenartige Kopfbedeckung; Paris und London.
Nr. 17.
Phaeton mit zwei Pferden, von einer Dame gelenkt.
Seit 1786 war das Ausfahren der Damen, allein oder nur von
einem Jockey begleitet, in Mode gekommen.
Die während der Schreckensherrschaft von dem Maler David inaugurirte Nachahmung des
griechisch-römischen Kostüms entwickelte sich unter dem Directorium mehr und mehr. Die mer-
veilleuses kleideten sich in Anlehnung an antike Statuen a la Flore imd « la Diane; man trug Tuniken
ä la Ceres und ä la Minerve, Schleier ii la Vestale u. s. w. Die Modistinnen liessen sich bei ihrer
Arbeit von Malern und Bildhauern unterstützen: Nancy für das griechische, Raimbaut flir das
römische Kostüm.
Die meisten Modestoffe, Musselin, Linon und Battist, waren englisches Fabrikat und entstammten
den Versteigerungen der im Seekriege gemachten Prisen in Brest und Lorient. —
Der dui-ch das antike Kostüm geförderten Vorliebe für das Nackte trat als Correctiv die
Anglomanie gegenüber, der man die Shawls, den Strohhut und den Turban verdankte. Auch die
Coiffure a la Titus siegte gegen Ende des Consulats über das lange Haar. Gegen Ende des XVIII. Jahr-
hunderts begegnete Pujoulx, wie er in Paris a la fin du dix-huitieme siech berichtet, in einem Pariser
Salon zugleich drei Frauen , die auf einem Maskenball a la grecque, a la twgue und a l'anglaise
gekleidet waren.
Nr. 9 nach einem Stich: „Les Heroines d'aujourd'hui," Deret del. und Blondeau sculp.
Nr. 11 aus einer Folge von Stichen: „Modes et manieres du jour," ohne Bezeichnung.
Nr. 13 nach einem colorirten Stich, wie man sie bei Basset, rue Jacques Nr. 670 kaufte.
Die übrigen Figuren aus dem Journal des modes, de la M^sangere, Jahrgänge 1800 und 1801.
Vgl. de GoncouH, La Societe fran^aise pendant le Directoire. — Quicherat, Histoire du costume
en France. — Paul Lacroix, Directoire, Consulat et Empire.
FRANCE XVIII^" CENT! FRANCE XYIII"^ oIECLE FRANKREICH XVnr^MAHR'^
^/3
FRANKEEIOH — XVIIL u. XIX. JAHRHUNDERT
FRAUENTRACHTEN — SHAWLTÜCHER
1.2 3 4 5 6 7 8 0 10 11 12 13
1805 1811 1807 1805 1804 1811 1804 1811 1809 1809 1803 1808 1810
14 15 U; 17 18
1803 1802 1814 1804 1794
19 20 21 22 23 24 25 26
1803 1803 1804 1803 1804 1803 1807 1804
Während mau bis um die Mitte der neunziger Jahre des XVIII. Jahrhunderts nur weite
Brusttücher von Krepp getragen hatte (Nr. 18), kamen gegen Ende des Jahrhunderts die feinen
Cachmirgewebe und damit auch die Shawls und Shawltücher in Gebrauch. Die Figuren dieser
Tafel zeigen , in welch' mannigfaltiger Form der Shawl — ursprünglich ein länglich viereckiges
Stück Zeug mit mehr oder weniger breiten Stickereien an den Enden — getragen und drapirt
wurde, bald als Hals- und Brusttuch (Nr. 19—21), bald als vollständige Umhüllung des Ober-
körpers (Nr. 9, 11, 23).
Die ersten Gewebe aus Cachmir kamen schon im Jahre 1775 nach Paris, fanden damals
aber keine Gnade vor den Augen der Damen. Erst nach der egyptischen Expedition des ersten
Consuls verbreitete sich die Mode, indische Shawls zu tragen, immer mehr, bis sie um die Wende
des Jahrhunderts allgemein und der Shawl als ein unerlässlicher Bestaudtheil der weiblichen Toilette
erachtet wurde. Cachmir lieferte dann nicht mehr allein die Gewebe. Man verfertigte schliess-
lich Shawls in allen Grössen je nach den Jahreszeiten und aus den verschiedenartigsten Stoffen,
aus Tuch, Wolle, Seide, Baumwolle, ostindischem Cattun und Spitzen. Daneben waren natürlich
immer noch die feinsten Gewebe im Gebrauch, deren Feinheit, wie man erzählt, von den Frauen
dadurch geprüft wurde, dass sie versuchten, die Shawls durch ihre Ringe zu ziehen.
Als die Mode der Shawls aufkam, trennten sich die Damen von denselben nicht. Sie
trugen sie auf der Promenade, in der Gesellschaft, auf dem Ball. Der Shawl war eine will-
kommene Ergänzung des gleichzeitig auftauchenden „griechischen" Costüms. Man fand dadurch
einerseits Gelegenheit, sich nach antiker Art zu drapiren und sich nach dem Vorbilde der
antiken Statuen darin einzuhüllen (Nr. 23), andrerseits die Blossen des Körpers zu verhüllen
welche das griechische Costüm allzu freigebig preisgab. Neben diesen weiten und grossen Shawls
waren aber auch die schmalen, schärpenartigen in der Mode, welche nur den Hals schützten
(Nr. 21). Den Gipfel der Beliebtheit erreichte der Shawl, als man ihm zu Ehren einen Tanz,
le pas du schall, veranstaltete, mit welchem die schöne Gräfin von Hamilton in der vornehmen
Gesellschaft einen grossen Erfolg erzielte. Man bediente sich bei diesem Tanze eines leichten
Seidenshawls (Nr. 6).
Während des Consulats und der ersten Hälfte des Kaiserreichs waren die Shawlstoffe
einfarbig mit breiten Borten, welche mit Palmen oder Blumen auf einem andersfarbigen Grunde
gestickt waren. Man nannte sie damals türkische Shawls. Gelb, grün, weiss und ponce.iu-roth
kamen nach einander in Mode. Um 1811 trug man blaue Shawls ä la Marie -Louise mit
grossen Palmen auf breiter, weisser Borte. Um den Faltenwurf zu erleichtern und die einmal
arrangirte Drapirung zu erhalten, befestigte man an den Enden des Shawls goldene Eicheln
oder mau nähte solche von Blei in die Ecken ein (Nr. 11, 22—24).
(Nach verschiedenen gleichzeitigen Modejournalen.)
D/^
FRANKREICH
DIE MODEN UNTER DEM CONSULAT. — SPAZIF.EFAIIRT NACH
LONGCHAMP IM JAHRE X. (1802).
DOPPELBLATT.
Der Schöpfer der oberen Darstellung auf imsei-m Blatte, welche das bunte Leben auf der soge-
nannten „Promenade de Longehamp" bei Paris in kaiTikatiu-artiger Uebertreibung schildert, ist un-
bekannt. Man glaubt annehmen zu düi-fen, dass der Kunsthändler und Kupferstecher Martinet, der
mit KaiTikatiu:en imd Modeartikeln handelte, der Urheber dieses kolorirten Stiches ist. Bei seinem
Erscheinen hatte das Blatt mu' einen massigen Preis. Heute wird es, wegen seiner Seltenheit, mit
400 Eres, bezahlt. Die Promenade nach der Abtei Longehamp, wo m der Charwoche geistliche
Musikauffühnmgen stattfanden, war seit dem XVin. Jahrhimdert der Sammelplatz der ele-
ganten Welt, wo man die extravagantesten Moden zur Schau trug. Eine Zusammenstellimg der
letzteren lag auch in der Absicht des Zeichners, der zugleich in der Chai-akteristik der verschiedenen
Nationen Vortreffliches geleistet hat. Aus diesem Bestreben wird auch die Steifheit der Komposition
erklärt. Man war damals in Paris ernst und gravitätisch geworden. Noch im Jahi'e 1807 schrieb
Prudhomme im Miroir de Paris : „Man sieht an den Parisern nicht mehr jene Heiterkeit mid Eröhlich-
keit, die sie noch vor fünfundzwanzig Jahren auszeichneten; ihre Gesichter sind nicht mehr- so
lachend, ihi-e Miene ist nicht mehr so oifen. Man liest auf ihi-en Gesichtern geschäftliche Verlegen-
heiten, Verpflichtungen, Projekte. Jeder verhält sich reservkt, der eine beargwöhnt den andern, jeder
beobachtet den andern."
Im Jahre 1802, als Frankreich sich mit allen Nationen im Frieden befand, war Paris wieder der
Mittelpunkt der internationalen Gesellschaft. Auch die Emigranten kehrten zurück, und einer von ihnen
scheint der Herr im Mittelgrunde rechts zu sein, welcher noch den schwarzen Kragen der vergangenen
Epoche, die gepuderte Peniicke mit Zopf und ebenfalls nach alter Mode den Hut imter dem Anne
trägt. Auch der Herr auf dem Stuhl im Vordergi-unde , der einer Dame zuhört und eine Kleidung
von englischem Charakter trägt, scheint zu den Royalisten zu gehören. Der Mann in der grünen
Uniform und dem Zweispitz mit dem gewaltigen Federbusch ist vermuthlich einer der Ivriegs-Kom-
missai'e oder überschüssigen Offiziere, die damals ohne Beschäftigimg waren. Erst im Jahre 180.3
wm'den Verordnur^en in Bezug auf Militärpersonen erlassen, welche u. a. das Tragen von Feder-
büschen verboten. Das ausschliessliche Kleidungsstück der eleganten Herren war damals der Frack
von grauem, blauem, grünem, braunem oder violettem Tuch mit Metallknöpfeu ; dazu ein runder breit-
kremjiiger Hut, kiu'ze Hosen, weisse Strümpfe oder weite Beinldeider und russische Stiefel mit
breiten Aufschlägen. Der Frack war ausserordentlich knapp und der Kragen desselben hochstehend
und enganliegend. Unter dem Fracke trug man scharlachfarbene oder weisse Westen mit einer Reihe
von Knöpfen, feine gefaltete Jabots und Manschetten. Ausser den runden Hüten wiu'den auch zwei-
spitzige, sehr grosse Chapecmx claques getragen, die ganz flach zusammengelegt werden komiten
und die man a Ja Vintimüle nannte. Die Herren waren meist ä la Titus oder a la Caracalla fiisirt.
Zu dem Hauen Frack gehörten gelbe Knöpfe ; zu dem grünen Frack, der in allen Nuancen getragen
wurde, weil grün die Leibfarbe des ersten Consuls (Bonaparte) war, nahm man weisse Knöpfe.
Das Tragen von hohen Stiefeln, welches militärische Neigungen andeuten sollte, wm-de schliesslich
so allgemein, dass Herren mit hohen Stiefeln auch in den Salons zugelassen wurden.
Obwohl die weibliche Tracht imter dem Consulat der Grecomanie nicht mehr in so übertriebenem
Maassstabe huldigte, wie imter dem Directoriiun, geht sie in der Entblössmig des Körpers immer noch
sehr weit. Die Damen brachten dieser unsinnigen Mode nicht nm- das Opfer ihi-er Gesundheit,
sondern auch das ihres Lebens. Man citirt als solche Opfer Frau Ch. de Noailles, die, neunzehn Jalu-e
alt, beim Verlassen eines Balles starb, Fräidein de Juigue, achtzehn Jahi-e alt, Fräulein Chaptal,
sechzehn Jahre alt, und die Fiü'stin Tufaikin, siebenzehn Jahre alt. Gleichwohl war die weibliche
Tracht luiter dem Consulat bei weitem gemässigter als diejenige unter dem Directorium, wo man
bereits so weit gediehen war, die Nacktheit für die Lieblingsmode der Damen zu erklären luul
über eine Tracht h la sauvage zu berathen. Immerhin verrieth die enganliegende, weit aus-
geschnittene, mit ganz schmalen Achselstücken versehene Robe noch genug von den weiblichen
Reizen. Mau trug jedoch keine Gazekleider mein- und schlitzte die Kleider auch nicht mehr an
der Seite auf, so dass das ganze Bein sichtbar winde. Doch wirft noch Prud'homme in seinem
Miroir de Paris (1807) den Damen vor, dass sie das Aussehen hätten, als kämen sie aus der
Badewanne und als wäre ihnen daran gelegen, ihre Formen durch die dm'chsichtigen Gewänder
sehen zu lassen. Obwohl die Vorliebe für das Alterthiun immer noch herrschend war, gab man doch
schon um 1800 die Tunika auf. Das km-ze Leibchen hat ebensowenig etwas Griechisches wie der
Hut, die Kapuze und der Tiu'ban mit Federstutz. Auf unserem Bilde sieht man jedoch noch eine
Dame, welche ihren Kopf mit einem Schleier nach antiker Manier umwunden hat. Im Jahre 1802
wm-den allgeüiein gelbe Strohhüte getragen, von denen man damals zwanzig Fagons kannte.
Schon seit 1800 war es Sitte, dass die Damen blonde oder braime Perrücken trugen, die nach
antiken Mustern, meist nach Büsten römischer Kaiserinnen, fi-isirt waren. Solche Perrücken gehörten
auch zu den Hochzeitsgeschenken. Die Tochter des ermordeten Deputu'fen Lepelletier-St. Fargeau,
welche von der Republik ausgestattet wurde , erhielt zwölf Perrücken. Doch gab es Damen , die
ilu-er vierzig hatten.
Die Halbfigiu-en unterhalb der Hauptdarstellung sind Modejournalen aus der Zeit von 1800—1803
entnommen.
getragen wurde. — Nr. 10. Sfcvohliut mit einer TülHiaubi'
Nr. 1. Kapotthut aua Perkai (indischer Kattun.) - Nr. 2 nnd darunter. - Nr. U und 12. Zwei Jlmeiüinsis. Die eine
3 NegUgehauben mit TüUbesatz; dazu ein Ficlin (Busen- trügt eine liapottartige H.inbe mit qesteilten Rfisilicn. -
tuch.) - Nr. 4. Turban mit Stirnlöckchen, - Nr. 5. Hut j,r. 13. Beispie! bürgerlicher Tr;ul,l, i .. w.l 1. r lus,.,,
von dnrclibrochenem Stroh, ctejifaiKjespaitavf genannt.- nnd Hals verdeckt wurden, ohne d;.
Nr. 6. Kostüm i la Vestalin. - Nr. 7. Atlasjiickchen mit andern Schnitt erhielt. - Nr. 14. Tm ,
Schwanenpelz besetzt. — Nr. 8. Leibchen mit offenen Aer- j(,._ jj^ Frisur nach antiker Mode Ni. Ir llut i h li
mein i l'athenienne. - Nr. 9. Grosse Haube, die im Hause I „„garischer Art (d ta hcgmise).
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FRANKREICH
TRACHTEN DER IMODEHERREN, 1801, 1805.
KLEIDÜKG JE NACH DEM BERUF.
Der Morgenverkehr; die Thiir eines Reichen (Dehnco^t/ti, Monat Ventose im Jahre 13, 1805.;
Der Kupferstecher Dehucourt hat auf unserer Tafel, einem jener colorirten Stiche, mit denen
die Bourgeoisie ihre Speisezimmer zu schmücken pflegte, eine Reihe Clienten und Bittsteller ge-
zeichnet, vrie sie die Thür der Reichen zu belagern pflegten, Maler, Musiker, Sprachlelu-er, Literaten,
Gelehrte und verschämte Arme.
Vir befinden uns ungefähr um 10 Uhj Morgens in der
Chans s^e-d' Antin. Ein junger Mann ist eben im Begriff,
die Treppe hinaufzusteigen. Eine Dame in der antildsirenden
Modetracht überschreitet, von einem Herrn in elegantem
Garrick geleitet, die Schwelle. Hinter ihr im Vordergrunde
fulgt der Poet, schwarz gekleidet, mit einer Dedikations-
epistel in der Hand, in der Tasche einen Roman von der
„belohnten Tugend". Ihm zur Seite brüstet sich der Maler
aus derantikisirenden SchuleDavidsraitsorgfältigdrapirtem
Mantel. Die Dame mit ihren drei Kindern, deren jüngstes
von der Amme getragen wird, in gesucht einfacher Tracht
hat wolüweislich bei ihrem Bittgange ihren Mann zu Hause
gelassen. Zwischen ihr und der Amme erscheint im hohen
Dreispitz der Kopf eines jener angeblich Naiven, die ihren
Patronen mit geheuchelter Aufrichtigkeit VFeihranch
streuen. Dann folgen in einer Keihe ein Musiker im
blauen Frack mit goldenen Knöpfen, Kniehogen und Es-
carpins, ein alter Maler, der auf einen langen Stock ge-
stützt ein Staffeleigemälde unter dem Arme trügt, und ein
Architekt mit seinem neuesten Bauplan.
Hinter den drei Künstlern schreitet eine Anzahl weniger be-
stimmter Typen , jnnge und alte Leute in der Tracht der
Uebergangszeit, einher.
In der Ecke links haben sich drei Toilettenkünstler , ein
Schuhmacher, ein Schneider und ein Händler mit Ver-
schönerungsmitteln zusammengefunden. Der letztere trägt
eine gepuderte Perrücke, sodann Frack mit rosa Aufschlägen
und gestreifte Strümpfe.
Hinter ihnen ßhrt auf seinem Tübury ein Coiffenr mit ver-
schiedenen Schachteln vorüber. Nach der Aufschrift der-
selben begiebt er sichln das Hotel der Madame Malvina Fricot.
Die Kutsche des Finanzmannes, um dessen Thür sich all' diese
Parasiten sammeln, hält im Hintergründe.
Die Mauerauschläge kündigen öffentliche Versteigerungen,
unfehlbare Mittel, Leihhäuser, eine neue Stiefelwichse,
Festlichkeiten, Bälle, Concerte, Feuerwerk u. s. w. an.
Die 15 Modefiguren des oberen Theils der Tafel zeigen, wie sich während des Zeitraums von
1801 — 1805 aus den Thorheiten des männlichen Kostüms der Incroyahles von 1797 allmälig die
einfachere moderne Tracht entwickelt.
■ Kostüm eines jungen Mannes.
— Gesellschaftsanzüg.
— Morgenkostüm.
— Pariser Kostüm.
— Tracht eines jungen Mannes.
— Grosse Toilette.
— Ueberrockäl'^cuyfere. WestevoiiSchwanen-
pelz.
— Pariser Kostüm.
— Französisches Kostüm, englische Mode.
804. — Nr. 8. — Alpaccarock mit Kapuze.
— 10. — Frack in Savoyardenbraun , aprikosen-
farbene Hose.
— 12. — Pariser Kostüm.
— 13. — Morgentostüm eines jungen Mannes.
805. — 11. — Pariser Kostüm.
— 14. — Pariser Kostüm.
Die Figuren sind Aem Jmirnal des da7nes et des modes eni-
Vgl. E. u. J. de Goncow% L'art du XVlIIe siecle. — Deleduze^ Louis David, son ^cole et son
tenips, 1855. — De Jouy, L'Ermite de la chaussöe d' Antin, 1812—1814. — Frud'hmnme^ Miroir
de Fancien et du nouveau Paris, 1807. "
0)/'
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BT
SCHWEDEN
DIE LAPPLÄNDER.
TRACHTEN, WERKZEUGE, WOHNUNGEN ETC.
Nr. 40.
Mann aus Kaitum. Lappmarken.
Nr. 43 u. 44.
Hochzeitskostüm inKarasjat, Finmarken; der Mann, Mossan,
Nr. 44; die Fran, Mossa, Nr. "43.
Nr. 45.
Mutter und Kind. Die Wiege, Ka&etn, hingt an den Deck-
balken. Lappmarken.
Nr. 46.
Der Berglappe, Fiall-lapp, bewaifnet mit dem SpaggoJi . dem
Bärenspiess. Bezirk Lule, Lappmarkeu.
Nr. 62.
Lappe mit Schneescliulien, SuJiSi. Kaitum.
Nr. 68.
Metallpfeife mit Homspitze.
Nr. 96.
Njalla-, Speisekammer.
Nr. 97 u. 98.
Tragbares MilcMönnchen mit Löffel, Miolk-kagge, Man trägt
es an einem durch zwei Ösen gezogenen Strick.
Der Stab des Schneeschuhlänfers, SuUi.
Nr. 106.
Das Dolchmesser in der Scheide, der Knif.
Nr. 103.
Das Gestell des lappländischen Zeltes, der Kata.
Nr. 105.
Der obere schaufeiförmige Theil des Hirtenstabes, der KtaUa.
Holz mit Reunthierhorn eingelegt und gravirt.
Nr. 107.
Der Frauengürtel, (himw-lalü , mit dem ganzen Nähapparat,
Nadelkissen, Vorstecher, Scheere u. s. w. Vgl. Nr. 110,
111, 120. Gnrtelagraffen und Schnallen aus gravirtem Eenn-
thierhorn oder Metall.
Nr. 108 u. 123.
Kleine Lölfel aus gravirtem Reunthierhorn, Skedars.
Nr. 109.
Frau aus dem Bezirk Lule in einer grossen Kapuze, Kladd,
die das Gesiebt einschliesst und aus der oben ein Haar-
büschel hervorsieht.
Nr. 112.
Winterschlitteu , Pulke, für einen Mann und ein Gepäck-
stück. Der Kerres ist nur für Waaren bestimmt, der
Lakkek hermetisch verschlossen.
Nr. 114.
OhrlöfFel, 0,08 cm. lang, aus gravirtem und durchbrochenem
Hörn mit beweglichen Metallringen. Er wird in den Haar-
flechten oder in einem Beutel getragen.
Nr. 115 u. 116.
Thonpfeife, Lirpipa. und Tabaksbehälter, aus Holz mit einem
Kettchen, an dem der Pfeifenräumer herabhängt.
Nr. 117.
Der Stab des Schlittenkutschers, Kor-happ , mit dem er den
einzigen Zügel des Rennthieres regiert, indem er ihn von
der Linken zur Rechten und umgftkehrt herüberzieht; der
obere Theil ist aus gravirtem Renuthierhorn.
Nr. 118.
Mädchen aus dem schwedischen Lappland. Die Haare . in
einen Zopf geflochten, links über die Brust hängend.
Nr. 119.
Winterstiefel, Vinter-slior, mit geflochtenen Bändern.
Nr. 121.
Suppenlöffel ans Birkenholz , Kokse af bjorl' , der Stiel mit
aufgelegtem, gravirtem Renuthierhorn.
Nr. 122.
Lappe aus dem Bezirk Lule. Besonders mannigfaltig ist die
Form der Mütze, des Seita. Den verschiedenen formen ent-
spricht eine Unzahl von Namen, rinUr-runtar , eine Pelz-
mütze, Ealtia, in Vasenform u. s. iv.
Nr. 124.
Geldbeutel , Penm'ngpungar, aus seideiigesticktem Leder mit
Ziehschnuren. Sie wurden nach alter Mode am Halse ge-
tragen.
Nr. 125.
Sommerstiefel, Sommar-sJcor, mit langen Bändern.
Nr. 126.
Ring von vergoldetem Silber mit kleinen beweglichen Ringen.
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1>^'
BE
SCHWEDEN
SCHWEDEN, ISLAND UND LAPPLAND.
Nrn. 40, 41, 43. 44, 45, 46 u. 47 den Text zur Tafel BT über die Lappländer.
. Südermanland. Kirchspiel Wingäkir.
Wintermantel ans Schaffell, zusammengehalten
Nr. 34, 35 u. 36. Dalekarlien. Kirchspiel Leksand.
Familie im Sonntagsstaat {Sommertracht). — Der Hausherr, ein
Dannemaa, d. h. ein freier Bauer, trägt einen rothen Ueher-
ziehei mit gestickten Schulterstücken, der durch eine ehen-
solche Agraffe zusammengehalten wird. Darunter eine
Weste mit rothem Verstoss. Weisse Hose und Strümpfe
mit buntem Strumpfband. Ausgeschnittene Schuhe und
niedriger Filzhut.
Die Frau in niedrigem, vom geschnürtem Mieder. Das
Hemd , über dem Mieder durch eine Schnalle zusammen-
gehalten , geht in zwei breite Aufschläge mit farbiger
Wollstickerei auseinander; darüber ein leinenes Busentuch.
Die spitzenbesetzte Haube verdeckt das Haar. Schurze
von gestreiftem WoUenzeug. Das Schürzenband bildet einen
Gürtel , dessen Enden seitwärts herabfallen. Kurzer ge-
streifter Kock von dunkler Farbe. Weisse Strümpfe,
Schuhe, deren Detail Nr. 36 giebt. Das Häubchen des
Kindes ist dft* Kallama der verheiratheten Frau ähnlich,
nur im Nacken für die herabhängenden Zöpfe offen.
Nr. 37. Provinz Bleking.
Junge Frau im Sommerkostüm. — Eine Frisenrin, meist eben-
falls eine Bauerfrau, arrangirt den Zopf, der sich um das
Häubchen legt. Das Mieder aus schwarzer Seide oder eben-
solchem Sammet mit weissen Seiden- oder Silberschleifen
lässt die weiten Aennel des Hemdes frei, das am Halse
mit einer Agraffe geschlossen ist (vgl. Nr. 19 und 20 der
Schmucktafel), das blaue Seidentuch auf den Knieen der
Frau wird unter dem Mieder getragen und unterhalb der
Agraffe zusammengeschlagen. Die Schürze verdeckt den
Rock zum grösseren Theil. Schuhe mit Rosette und kleiner
Silberschnalle.
, 38 I
Dalekarlien. Kirchspiel Rattvik.
Bauer und Mädchen im Sonntagsstaat. — Der Bauer trägt
Rock , Weste und Strümpfe von derselben Farbe , blau-
schwarz oder braun. Hose von ähnlicher oder lederartiger
Färbung. Hutschnur mit Eicheln an den Enden. Rock
und Kragen mit rothem Verstoss.
Die weibliche Kopftracht ist eigenartig, lieber dem
spitzenbesetzten Leinenhäubchen eine hohe schwarze roth-
besetzte Tuchmütze, die mit ihrer Spitze an den asiatischen
Pileus erinnert , hinten geschlossen bei den Frauen, offen
bei jungen Mädchen. Das Mieder ist vom verschnürt,
durch Achselbänder gehalten. Das Halstuch wird durch
einen Knoten und zwei Schnallen befestigt. Schmale ge-
streifte Schürze, wie sie die Italienerinnen tragen, kurzer
dunkelfarbiger Rock, sehr dicke rothe Strümpfe, die mit
einer Falte auf die Schuhe herabfallen. Das Mieder ist roth
für die Frauen, blau oder schwarz für die Mädchen.
Nr. 42. Schonen. Bezirk Jerrestad.
Das halbe Kostümbild gehört zu der Gruppe der Verlobten
auf der Tafel mit dem FUntenhahn Nr. 18 und Nr. 29 auf
der Tafel mit dem gekrönten A.
Nr. 48. Island.
Junges Mädchen aus Reykiavik im Festgewand. — Die dunkle
oder schwarze Tuchtaille ist vom und hinten mit silber-
gesticktem Sammt galonirt. Am Saum des Kleides vier
rothe Sammtstreifen. Ein steifer schwarzer Kragen um-
1 schliesst den Hals. Er ist mit einem regelmässigen Muster
in Silber gestickt. Ein zweiter ähnlich gestickter Hals-
kragen ist im Nacken umgelegt. (Das Stickmuster ebenso
wie das Detail des einfachen Lederschuhs am unteren
Ende der Tafel.)
Das bloiitle Haar der Isländerinnen, gewöhnlicli lose ge-
tragen, verschwindet bei festlichen Gelegenheiten unter
einem schwarzen, roth geränderten Seidentueh, über dem
sich ein gesteiftes Leinwandstück, nach vorn getragen, wie
ein Helmkamm erhebt.
Der Aermel ist am Handgelenk mit Silber galonirt und
geschlitzt. Die OeiFnung ist durch schellenähnliche Silber-
knöpfe geschlossen. Der durch eine Schnalle befestigte
Gürtel ist über und über mit goldenen oder silbernen
Ornamenten in Gestalt von Eichenblättera oder herzförmigen
Plättchen bedeckt. (Vgl. Tafel B S Nr. 79.) Von einem
goldenen Halsband hängt eine Kette mit Medaillon herab.
In Betreff der isländisclien Tracht vgl. Tafel B S Nr. 65, 67, 69, 72, 74, 79, 83, 86 u. 87.
Wegen des Urspmngs der Originale und der Literatur s. den Text zu Tafel B S.
a>2-2-
SWEDBN
SUEDE
SCHWEDEN
Imp. Tirmin DidoT, et C**.Par
BS
SCHWEDEN
SCHWEDEN, NORWEGEN, ISLAND UND LAPPLAND.
TRACHTEN UND SITTEN, HAARTRACHTEN, SCHIVIUCK, GEBRAUCHSGEGENSTÄNDE etc.
Lappland. — In Betreff <
Island. - Zu Nr. 63, 67, t
r. 62 ?t. 69 vgl. den Text bu Tafd BT.
76, 83, 86 u. 87 vgl. Tafd B R AV. 48
Die Nationaltracht der Isländer ist verschwunden; sie tragen jetzt eine Jacke aus Vadmäl und
eine lange Tuchweste wie die Elsässer. Wir geben daher nur ilu-e Unterkleider und die Fischer-
tracht.
Nr. 72.
Familie ans Hiiappavellir. Der Mann trägt ein Hemde aus
weissem Flanell, eine Filzhose mit Tragbändern, die sich
über der Brust kreuzen, Wollstrümpfe bis über die Kniee
und Schuhe mit Bändern, die sich um das Bein schlingen.
Zu dem Kostüm der Frau vgl. Tafel BR Nr. 48, zu der
Galonirung des Rockes Tafel B S Nr. 72 und zu der Kopf-
bedeckung Tafel BS Nr. 65.
Nr. 74.
Fisoherkostüm aus wasserdichtem Seehundsfell. Kurze Bluse
mit Kapuze, am Knöchel fest zugebundene Hosen, Filz-
mütze wie die Neapolitaner oder grauer Hut mit schmaler
Krampe.
Nr. 86.
Tabaksbeutel in Leder mit Kupferbeschlag.
Nr. 79.
Gürtelbeschlag in Bronze mit grobem Filigrau.
Nr. 83 u. 87.
Durchbrochene Knöpfe in Schellenform mit Gehänge.
Schweden und Norwegen.
Ganze Figuren Nr. 80. 81 u. 95.
Nr. 80. Schonen, Bezirk Jerrestad.
Junge Frau, zum ersten Kirchgänge kostümirt. — Sie trägt
chzeitsschmuck, statt der Brautkrone aber
weisses Kopftuch mit hinten auseinander stehenden Enden.
Dazu ein Mantel, bestehend aus einem Rock, dessen Taille
das Halsstück bildet. Vgl. Nr. 81. In diesem Kostüm
wartet die Kirchgängerin in dem WafFensaal, wo man sonst
die Waifen , jetzt den Stock ablegt , bis man sie in die
Kirche selbst abholt.
Nr. 81. Schonen, Bezirk Torna härad.
Frau in Trauer. — Ein schwarzer Rock über den Kopf ge-
zogen bildet einen Mantel mit Kapuze, die das ganze Ge-
sicht bedeckt und nur ein Äuge frei lässt. Ist der Ver-
storbene ein entfernter Verwandter, so tragen die Frauen
nur ein weisses spitzenbesetztes Kopftuch, unter dem Kinn
zusammengefasst und das Gesicht einschliessend , blaue
Strümpfe und Röcke, schwarze Schürze und schwarzes
Mieder. In Dalekarlien ist die Trauerfarbe gelb, in Suder-
manland füttert man den Trauermantel roth.
Nr. 95. Sudermanland, Kirchspiel Wingäker.
Winterkostnm. Frau und Kind. — Die Haartracht der Sjel-
fran, der verheiratheten Frau, besteht in einer den ganzen
Kopf bedeckenden Haube, darüber eine zweite rothe, mit
gelber Seide gestickte Haube, Charldkana-mossa, flach, mit
sichtbarem Boden. Ueber dieser Haube breitet sich ein
Kopftuch aua , das im Nacken zusammengeknüpft wird.
Im Winter einen Mantel aus Lammfell, die rauhe Seite
nach aussen, auf der Brust mit einem rothem Tuchgürtel
Das Kind trägt einen ähnlichen Mantel, am Hals und
in der Taille zusammengeschnallt, Imit Handtaschen yer-
sehen. Rothe Wollmütze von phrygiscber Form.
Eaarirachteii.
Nr. 49, 50. 63.
(''erscliiedene Ansichten der Haube.
Nr. 95.
iudermanland, Kirchspiel Ortheratha, Bezirk Oppunda, Win-
gäker.
Haube.
Nr. 51.
Frauenhaube, schwarz, bunt gestickt. Schweden.
Nr. 55.
Frauenhaube, Musselin über Draht^gestell, Spitzen, künstliche
Blumen, Seidenbänder. Schweden.
Nr- 56.
Haartracht. Hallingdal, Provinz Aggerhus.
Nr. 57.
Haube einer Verlobten in Schonen, binnen, breite Spitzen-
bänder, die man offen trägt. Flacher Boden, Wolls tickereien
mit Perlen, mit umgeschlagener federbesetzter Kante.
Nr. 58.
Schwedische Frauenbaube, von hinten gesehen. Der hohe
Aufbau mit Spitzen und Perlen besetzt, an jeder Seite eine
Hahnenfeder und künstliche Blumen, am untern Rande
farbige, gestickte Bänder.
Nr. 59.
Filzhaube, Valde
Haube, Nu
Romsdal.
Nr.
Nr. 76.
Leichte Haube aus Leinwand mit zartfarbigem Seidenband.
Warend, Provinz Smaland.
Nr. 77.
Beguinenhäubchen, gestickte Seide. Schweden.
Nr. 78.
Flügelhaube. Seitenansicht. Vos, Provinz Bergen.
Nr. 82.
Haube. Nordmore, Amtsbezirk Romsdal, Provinz Drontheim.
Nr. 90.
Sogn, Provinz
Berge
Nr
91.
lube. ebenda,.
Nr
93.
. Fiesberg, N
ammed
al, Amtsbe
Nr.
94.
smütze für Männer.
Stoerdalen
Nr
64.
e Miederagraffe
Q. Dalekarlien.
Das Haus in Oma, in dem Gustav Wasa eine Naebt Unter-
kunft fand, interessant wegen seines hohen Alters. Vgl.
den Text zu Tafel BP.
Leuchter und h'amhlaher.
Nr. 84.
Kupferlcuchter. 0,30 m h.
Nr. 85.
Eiserner Dreifuss zu 2 Lichten.
Nr. 88.
Kupferkandelaber zu 3 Lichten
höherem Mittelstack für
m hoch.
Nr. 89.
1 5 Kerzen mit Facettengehrmgen.
edal, Amtsbezirk Buskernd, Provinz Drontheim
Nr. 60.
.Seidener Haubenboden, mit Seidenbändern garnirt, .Schweden
Nr. 70.
Leinene Haube. Hardanger, Provinz Bergen.
Nr. 71.
Buntgestickter Haubenboden. Schweden.
Nr. 73.
Bnntgestickte Haube. Schweden.
Nach Gegenständen des skandinavischen Museums in Stockholm, ausgestellt in Paris 1878, nach
Abbildungen aus Forssell, l'JEtt ar i Sverige, Stockholm 1836 und Gustav von ßüben, Om Lapp-
Innd och Lapparne.
;ichten. Gedrehtes und bemalte;
-v^^
V?-
8CHWEDEN
LAPPLÄNDISCHE, NORWEGISCHE UND SCHWEDISCHE TRACHTEN.
himl mul Lapplnml. I'y/. dn, Text zu Ta/il BT.
Nr. 18
sirk Jerrestad.
Junger Mann und Mädchen im Brautstaat. — Der Mann in
kurzer Jacke und Weste , beide mit einer dichten Reihe
silberner Knöpfe besetzt. Hose und Weste aus gelblichem
Wollstoff. Steifer weisser Hemdkragen ohne Krlvatte.
Weicher Filzhut. Scbwarzlederne Reitstiefel, weisse
Strümpfe mit buntgesticktem Strumpfband,
Der reiche Brnstschmuck des Mädchens besteht aus ver-
goldetem Silber ohne Steine und Filigranarbeit (vgl. Nr.
14, 25, 26 auf Tafel BQ). Die Masse der unter dem Arm
befestigten Unterröcke verdeckt die Taille. Das Glieder
besteht aus Wollstoff, bisweilen auch aus Seide, der rothe
Wollgürtel endet in Troddeln, die auf eine feine weisse
Schürze herabfallen. In den von der Taille herabhängenden
Hüftstücken (Silberspitzen auf rothwollenem Grunde) führt
die Braut ein tragbares Sitzkissen bei sich.
Der Kopfputz besteht aus einer geschlossenen Krone aus
Wolle mit herabfallender Feder und flachem Boden. Steifer
Hemdkragen ebenso wie bei dem Manne.
Das am Gürtel befestigte Taschentuch ist ein Geschenk
des Mannes. Blaue oder schwarze Strümpfe. Ausge-
schnittene Schuhe ohne Hacken.
Nr. 20. - Dalekarlien. Kirchspiel Mora.
Bergmann und Ackerbauer in Wintertracht. Der Oberrock
ans grobem Tuch ist schwarz oder weiss je nach dem Canton.
Charakteristisch für das Kirchspiel Mora ist der ForsUnn,
die Lederschnrze, von deren Gürtel zwei Dolchmesser herab-
hängen. Der dicke üeberzieher ist mit Schaffell gefüttert.
Starke Schuhe mit breiten Schnallen. Filzhut mit schmaler
heruntergeschlagener Krempe.
Nr. 21 u. 22. - Provinz Bergen. Amtsbezirk Sondre-
Bergenhus. Kirchspiel Voss.
Neuvermählte und Brautjungfer. In Betreff der Schmuck-
stücke vergl. Tafel B Q, Nr. 4, 9, 12, 17, 20, 23, 24.
Die Brautjungfer trägt ein Mieder mit Achselbändem aus
Wolle, mit schwarzem Velours-Besatz. Das Bruststück zeigt
ein farbiges Stickmuster in regelmässigem Mosaikstil. Das
Hemde endet in einen sclimalen Stehkragen mit Cravatte
oder Goldkette.
Die Brautkrone der Neuvei-mählten besteht in einer
flachen von Schmnckgehängen umgebenen Platte, dem
Zeichen der Jungfrauenschaft, unter der das Haar — bis-
weilen durch eine Pertcke ergänzt — frei herabwallt. Das
zusammengefaltete Taschentuch ist für den jungen Ehe-
mann bestimmt und wird sorgfältig aufbewahrt.
Wegen der Herkunft der Originale und der Literatur vgl. den Teod zu Tafel B S.
SWBDRN
SCHWEDEN
•^ll
A
SCHWEDEN
BAUERNTRACHTEN AUS SCHWEDEN UND NORWEGEN.
Nr. 23. Schonen, Bezirk Jerrestad.
Mädchen während der Ernte. — Die ganze Betleiduug he-
steht ans einem langen Hemde, hoste sarlii}, das am Halse
mit einem Knopfe geschlossen, über der Brust offen, durch
einen Wollengürtel zusammengehalten wird. Um den Kopf
schlingt sich ein gerollter Stoff, dessen Enden hinten lang
herabfallen.
Diese alterthümliche Bekleidung, noch vor dreissig Jahren
allgemein üblich, bildete die gewöhnliche Tracht der alten
Skandinavier männlichen und weiblichen Geschlechts. Die
Vornehmen trugen sie in Seide mit möglichst langer
Schleppe.
Nr. 24 und 25. Provinz Bergen. Hardanger.
Bauer im Sonntagsstaat. Brautjungfer. — Der Bauer in
langem, hellfarbigem Rock mit weissen Knöpfen und schwarz
wollenem Verstoss. Weste mit gestickten Schössen, Leder
hose, weisse Strümpfe, Reitstiefel oder Schuhe mit silbernen
Schnallen. Mütze mit Pelz auf schlag. Uebergeschlagene:
Hemdkragen mit bunter Cravatte. Das ganze National-
kostüm entstammt dem Ende des vorigen Jahrhunderts
und wurde noch um 1840 regelmässig Sonntags getragen
Die Brautjungfer , meist selbst eine verheirathete Frau
trägt das Brautkörbchen aus bemaltem Holz. Bemerkens
werth ist der weisse Fuss über dem wie gewöhnlich dunklen
Strumpf. Die ausgeschnittenen Schuhe sind ohne Band
und Rosette.
Nr. 26. Dalekarlien. Kirchspiel Leksand.
Frau und Kind. Wintertracht. — Die Mütze aus spitzen-
besetztem Wollstoff mit flachem Grund bedeckt die Haare
vollständig. Sie ist im Sommer aus Linnen. Unverheirathete
Mädchen tragen sie hinten offen, so dass die bebänderten
Zöpfe darüber hervorhängen. An den Schuhen ist der
mitten unter dem Fuss befindliche Absatz hemerkens werth.
An das niedrige Mieder fügt sich ein am Halse an-
schliessendes Brusttuch. Als Ueberjacke dient eine weisa-
woUene Weste mit Lammfellbesatz. Von der Hüfte fallt
ein meist fein vertikal gemusterter Rock auf eine graue
oder blaue, in der Trauer gelbe Schürze. Die Dale-
karlierinnen, ebenso wie die Lappländerinnen, tragen ilu-e
Kinder in einer Art Futteral auf dem Rücken.
Nr. 27 und 28. Provinz Drontheim. Amtsbezirk
Eomsdal. Gerichtsbezirk Sondmor.
Mann und Mädchen im Hochzeitsstaat. — Die Neuvermählte
trägt die Brautkrone aus vergoldetem Kupfer. (Vgl. Tafel
BQ. Nr. 21.) Diese der Kirche gehörige Krone wird nur
der untadligen Jungfrau vom Geistlichen aufgesetzt und
mit Blumen geschmüctt. Farbige , mit schwarzer Spitze
besetzte Bänder fallen an den Seiten herab. Das Haar, in
der Mitte gescheitelt, wallt frei über den Rücken.
Eine Art Pelerine aus Wolle , mit Spitzenstreifen und
seidenen Schleifchen gamirt, bedeckt die Brust. Das rothe
Mittelstück ist mit einem durch Kettchen gehaltenen
Goldschinuck decorirt. (Vgl. Tafel BQ. Nr. 9.) Das Ende
der Pelerine wird durch eine Breche an dem Mieder be-
festigt. Der kleine Muff ebenso wie der Wollgürtel, dessen
Ende über die kurze Schürze herabfällt, ist mit kleinen
Schmuckstücken und Agraffen besetzt. Dunkelfarbiger
Rock mit zwei Parallelstreifen und Soutache. Dunkle
Strümpfe. Ausgeschnittene Schuhe mit silberner Schnalle.
Der Mann trägt einen hohen Seidenfilzhut mit schmalem
Bande, das vom durch eine Silberschnalle zusammen-
gehalten wird. An den Ecken eingeschlagener Stehkragen
mit bunter Cravatte. Kurze Weste in spanischem Schnitt
ohne Gürtel. Scharlachfarbene, weiss gefutterte Jacke mit
weissen Knöpfen.
Nr. 29 und 30. Schouen. Bezirk Ingelstad.
Mann und Frau im Hochzeitsstaat. — Der Brustschmuck der
Frau ist aus vergoldetem Silber (vgl. Tafel B Q. Nr. 14, 25.
26). Der Mann trägt ein Reitcostüm.
Nr. 31 und 32. Südennanland. Kirchspiel Wingäkir.
Braut und Bräutigam. — Der hier nicht abgebildete Hut
ebenso wie bei Nr. 27. Der Ueberrock ist eine Art weisser
Kaftan aus ungebleichter Leinwand, Walmar genannt.
Knopflos bildet er über der Brust einen Aufschlag, der
das lichtpurpurne Futter sehen lässt. Weste in Tricot,
enge Hose, weisse Strumpfe, Schnallenschuhe. Um-
geschlagener, spitzenbesetzter Hemdkragen.
Die Braut in hoher Leiiiwandmütze, die, sich mitrenartig
von der Stirn erhebend, die Haare bedeckt und in zwei
Spitzen endigt. lieber den Rücken fallen von derselben
buntfarbige Bänder herab. Umgeschlagener Hemdkragen
mit Spitzen besetzt. Eine Art Spencer aus feiner schwarzer
Wolle bedeckt den oberen Theil des Mieders und ist dort
mit einer breiten Doppelagraffe befestigt. Eine ähnliche
Agraffe schliesst den Gürtel über der Seidenschüvze und
dem scharlachenen Rocke. An dem Gürtel wollene Franzen-
tüeher und eine Schnur befestigt, von der Ledersäckeben
mit Silberlöffel, Messer, Gabel, Nadelbüchse u. s. w.
herabhängen.
Wegen der Herhinft der Originale und der Literatur s. den Text zu Tafel B S.
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3WEDBN
5i:HWEDEN
-i?^^
SCHWEDEN UND NORWEGEN
LANDLEUTE
11 12 2 1 5 4 3
10 9 8 7 6
Die Nr. 1 bis 5 stellen Einwolmer Dalekarlieus tlar, einer nördlielien Provinz Schwedens,
deren gebirgiges Terrain die Bevölkerung auf den Bergbau (Kupfer, Eisen, Blei) anweist. Das
Küma ist rauh und der Boden unfruchtbar, sodass die Bewohner häufig gezwungen sind, nach
fruchtbareren Gegenden auszuwandern.
Nr. 1 und 2. Einwohner von Mora, die sich mit der Uhrenfabrikation beschäftigen.
Nr. 3, 4, 5. Familie aus Leksand im Sonntagsstaat. Die Tracht ist in der ganzen Um-
gegend die gleiche. Nm- durch die Farbe der Schürze unterscheiden sich die einzelnen Ge-
meinden von einander.
Nr. G. Eine reiche Bäuerin aus Scanieu im südlichen Schweden im Sonntagsstaat.
Nr. 7 und 8. Bauer und Bäuerin aus Sätersdalen (Norwegen). Der Hauptbestandtheil der
männlichen Kleidung ist eine ungewöhnlich lange Hose, die durch den Hosenträger an die kurze,
mit der Jacke ein Stück bildende Weste angeknöpft ist. Für die weibHehe Tracht charakte-
ristisch ist der ungemein kurze doppelte Eock, der über den Gürtel empor gezogen ist, so dass
er oberhalb desselben ein Mieder bildet, das rothseidene Kopftuch und der plaidartige, aus selbst-
gefertigtem WoUenstoff bestehende Umhang.
Nr. 9 und 10. Braut und Brautjungfer aus Hardanger. Der vergoldete Füigi-anschmuck
an der Brust ist nationale Arbeit, in deren Ornamentik noch uralte nordische Motive zu
erkennen sind.
Nr. 11 und 12. Braut und Bräutigam aus Hitterdaleu.
Nach Exemplaren einer grossen Samnilung von schwedischen und norwegischen Costiim-
figuren, die auf der Pariser Weltausstellung von 1867 zu sehen waren.
i) ^d
BQ
SCHWEDEN
SCHMUCKGEGENSTÄNDE DER SCHWEDISCHEN UND
NORWEGISCHEN BÄUERES'NEN.
Nr. 1.
Mittelplatte eines Halsbandes mit Gehänge , das aus 5 fein-
gedrehten Silberschnüren besteht. Oblonge vergoldete
Platte mit aufgesetztem Filigran und brillantartig ge-
schliffenen Steinen. Ein farbiger Stein als Gehänge, um-
geben von einem Kettchen , das ein zweites grösseres Ge-
hänge trägt. Norwegisch.
Nr. 2.
Brauttrone. Strahlenförmig. Vergoldetes Kupfer und Silber.
DurchbrocheiiesFiligran. Rubinen und Smaragden. Facettirte
Gehänge. Norwegisch.
Nr. 3.
Broche. Vergoldetes Silber.
Nr. 4.
Gürtel aus rother, grünbesetzter Wolle. Aufgesetzte quadra-
tische Metallplättchen mit beweglichen Scheiben. Agraffe
mit Häkchen. Die Platten gestanzt, die Agraffe und die
grössere Scheibe daneben mit aufgesetztem Filigran.
Nr. 5.
Mittelplatte eines Halsbandes, das aus 4 Kettchen besteht.
Farbige, rautenförmig geschliffene Steine. Norwegisch.
Nr. 6.
Goldring mit beweglichen schellen artigen Kügelchen. Nor-
wegisch, isländisch und lappländisch.
Nr. 7.
Brustgehänge. Die Broche hält das Hemd zusammen , das
Gehänge breitet sich über das Mieder aus. Goldgrund mit
aufgesetztem Silberfiligran, Rubinen undSmaragden. Schwe-
Nr. 8.
Ohrring in durchbrochenem Silber. Kleine Rosen, zwei
Rubine und bewegliche SUberbrochen. Norwegisch.
Nr. 9.
Broche, silbervergoldet oder Kupfer. Ausgestanzte Buckel,
von denen, eine bewegliche Scheibe oder ein byzantinisches
Krenz herabhängt.
Herzförmiges Gehänge mit beweglichen Scheiben. Vergoldeter
Grund, Silberaiigran. Rubine. Das Medaillon ist häufig zu
Öffnen und enthält ein Liebespfand. Norwegisch.
Gehänge in Form eines Kreuzes. Vergoldeter Grund, Silber-
filigran, Rubine, Smaragden, Perlen in den Innenwinkeln
des Kreuzes, am Ende der Kreuzanne bewegliche Scheiben
Norwegisch.
Nr. 12.
Gehänge, medaillenförmig, leicht convex. Vergoldeter Grund.
Silberfiligran, ohne Steine. In der Mitte der verschiedenen
Plättchen ein Metallperlchen in der Form einer beweglichen
Schelle. An den drei kleineren Hängern sind durch einen
Ring Münzen befestigt, von denen je drei lancettfönnige
Blättchen herabhängen. Norwegisch.
Nr. 13.
Gürtel aus auf Leder gesetzten, durch Scharniere verbundenen
Kupferplättchen, von denen bewegHche Ringe herabhängen.
Norwegisch.
Nr. 14.
Grosses Brustkreuz (Brautschmuck in Schonen) mit beweg-
lichen Plättchen.
Nr. 25 und 26.
Nr. 15.
Doppelknopf, als Agraffe am Hemdkragen. Von der Mitte
jedes Knopfes fällt eine Kette mit einem byzantinischen
Kreuz herab, an dessen Armen kleine Ringe hängen. Das
Silber ist leicht ciselirt.
Silberne Broche mit rautenförmigen Gehängei
Brustgehäuge aus vergoldetem Kupfer. Einfach gestanzt und
mit beweglichen Plättchen versehen, hängt es vom Hals bis
zum Gürtel herab.
Nr. 21.
Brautkrone in getriebenem Kupfer, vergoldet mit Sternchen,
von denen bewegliche Platten herabhängen (vgl. die Tafel
mit dem gekrönten A Nr. 28).
Nr. 20.
Brnstschnalle. Vergoldeter Grund, Silberfiligraii, Rubine und
Smaragden. Norwegisch.
Nr. 23 und 24.
Braufckopfschmuck des Kirchspiels Voss. (Tafel mit dem
Flintenhahn Nr. 22.) Carton mit gesticktem Wollzeug be-
zogen, Kupferplättchcn mit SilberOligran.
Alle Äbbildwngen sind auf die Hälfte der natwiichen Grösse reduciii und stammen aus der schtve-
disclien Sedion der Pariser Ausstellung 1878. Sie sind Eigenthum des skandinavischen Museums
in Stockholm.
(Für die Literatw vgl den Text zu Tafel B S.)
^33
BP
SCHWEDEN
DAS HOLZHAUS. — LANDLEBEN. DAS INNERE DER WOHNUNGEN.
HOLZGERÄTHE DES LANDMANNS.
Dos abgebildete Zimmer gelmi zu einem Sause mit Sparrendach (Byggastuga) , einem alten
Wohnimgstypus , dem man noch in mehreren Provinzen begegnet. Das dargestellte Exemplar
stammt aus dem Distrid Halmstad und Arstad in Halland.
Pas uonvegisch-schwedische Bauernhaus ist gewöhnlich aus Fichtenholz erbaut, lUis von .Jahr
zu .Jahr an Härte zunimmt und schliesslich der schärfsten Axt widersteht. Mehrere solche Gebäude
bilden einen Gaard, eine Faiin. Der Schlatraum der Familie, der Schlafraum der Arbeiter, die
Speisekammer , der Werkzeugschuppen , der Stall , der Kornspeicher , der Backofen , alles ist in
bestimmten Zwischenräumen der Feuersgefahr halber in besonderen Gebäuden untergebracht. Die
einzelnen Gaards sind oft durch meilenweite Entfernungen getrennt. Diese Isolirung zwang den
Landbewohner von jeher, sich fast alle Gebrauchsgegenstände selbst anzufei tigen, ein Umstand, der
zur Jahrhunderte langen Conservirung der Formen und der Ornamentirung geführt hat.
Das Zimmer unserer Abbildung gehört zu einem solchen Hause aus rohen oder behauenen,
durch Holzpflöcke verbundenen Fichtenstämmen. Die Zwischenräume sind mit einer Mischung aus
Moos und Lehm verstopft. Das Dach besteht aus leichtem Zimmei-werk, mit Birkenrinde bedeckt.
Darüber unterhält man zur Verminderung der Feuersgefahr einen dichten frischen Rasen. Das
ganze Haus enthält gewöhnlich nm- zwei Bäume, eine Art Vestibül mit nicht mehr als fusshohem
Eingange und ein gi'osses Zimmer, das zugleich als Schlaf kammer , Küche imd gemeinsamer Ver-
sammlungsort dient. Das einzige Dachfenster liegt nach Süden.
Ein Bett ist mu- für das Haupt der Familie und die Hausfrau vorhanden, alle Anderen schlafen
auf mit Stroh und Schaffellen bedeckten Bänken.
Die Aussenseite des Hauses ist meist mit einem röthlichen Anstrich versehen. Als Innen-
decoration dienen die an der Wand und an der Decke befestigten Linnengewebe der Hausfrau, die
• der Gatte mit Wasserfarben bemalt. Die Motive dieser Malereien sind der Bibel entnommen (Ge-
burt Christi, Noah und die Arche, Opfer Abrahams), doch kommen auch Genrescenen vor, die dann
vielfach den Charakter der Caricatur annehmen. Der Boden ist mit Fichtenzweigen , im Sommer
mit Blumen bestreut.
Das Mobiliar ist das denkbar einfachste. Es besteht auf unserer Abbildung aus der
einer Wanduhr, einem secretärartigen Schrank, einem gefällig geschnitzten Tisch mit Schublade,
auf dem ein dreifilssiger Armleuchter, eine Butterbüchse und anderes Geräth bemerkenswerth sind,
einer Bank, einer holzgeschnitzten, eisenbeschlagenen Lade für die Garderobe und einer darauf
stehenden ovalen Hut- und Haubenschachtel aus bemaltem Holz. Im Dachgiebel und an der Seite der
Bettlade befinden sich Wandbretter, die mit bemalten Schüsseln, Thonleuchtern u. s. w. bestellt sind.
Nr. 1.
Doppellöffel, angefertigt für die Neuvermählten am Hoch-
zeitstag. 0,20 m lang.
Nr. 2.
Kaffeekanne aus geschnitztem und gemaltem Holz. Nor-
wegisch. 0,35 m hoch.
Nr. 3 u, 12.
Holzlöffel aus der Provinz Herjeadale im nördlichen Schweden.
15 und 13 cm lang.
Nr. 4.
Bierkrug aus geschnitztem und bemaltem Holz. Norwegiscli.
0,20 m hoch.
Nr. 5.
Löft'el mit gravirtem und gemaltem Stiel. 0,10 m lang.
Nr. 6 I
Nr. 8.
Dreifacher Venirlöffel
mi
durchbroch
Griff.
Dalekarlien.
0,35
m lang.
Doppellöffel derselben Art, i
und bemaltem
1 Holz geschnitzt. 0,17 m lang.
10.
bemalt. Norwegisch.
Vexii
oder drei vereinigte!
Biernapf von aussen und innen bemaltem Holz in Form eines
Schilfes mit einem Hahnenkopf als Vordertheil. Auf dem
weissen Band ein Bibelvers. Norwegisch. 0,30 m lang.
Nr. 12, 13 u. 16.
Butterbüchsen mit Lincaroruamenten im Geschmack der Lapp-
lander. Norwegisch. 0,30 m hoch.
Nr. 14.
Doppellöffel mit durchlöchertem Stiel und beweglichen Itingen.
Die Innenseite gravirt. 0,18 m lang.
Interieur und Hausrath gehörten der schwedischen Section der Pariser Ausstellung von 1878 an.
Sie entstammen dem skandinavischen Museum in Stockholm. Bezüglich des Textes s. die Nach-
weise zu Tafel BS.
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SWEDEN
SIIEDE
SCHV/EDEN
Schirndt lith
Imp tiimm Diiot et C*
BP
1)3^
HOLLAND
VOLKSTRACHTEN AUS DE]\I ANFANG DES XJX. JAHRHUNDERTS.
Fig, 1. - Brautkostüiii; Inj^ol Marken, Zuideizee.
Fig. 2 u. 3. — Friesische Kostüme. Der sch/pper oom , der
Onkel SchifFsführer und seiue Frau, die Tante in Fest-
tracht.
Fig. 4. — Nordholländerin aus Älkmaar.
Fig. 5 u. 6. — Dame und Dienerin, Friesland.
Fig. 7 u. 8. — Fischer von der Insel Eris oder Schokland.
Zuiderxee.
Fig. 9 u. 10. — Bauer und Bäuerin, Gueldern.
g. 11 u. 12. — MiUhfrau und Magd. Kotterdara.
g. 13 u. 14. — Bewohner von Walfheren.
g. 15. — Fischhändlerin, Scheveniiigen.
g. 16 u. 17. — Bauer und Bäuerin von der Insel Zuid-
Beveland.
Fig. 18 u. 19. — Nordholländerinnen in Festtracht; Fig. 18
aus dem Dorf Catwyk an der Nordsee; Fig. 19 aus Volen-
dam an der Zuiderzee.
Die sechs Tafeln mit dem Tragkorb, dem Kaninclieri, dem gekrönten E, AO, AV, AX schildern
das Holland des XIX. Jahrhunderts und bilden die Vervollständigung des von Maaskamp 1803—1807
in Amsterdam herausgegebenen Werkes, dem ein Theil der Abbildungen entnommen ist. Die übrigen
Figuren der genannten Tafel sind theils nach Originalphotographieen, theils nach den Figiu-inen in
der holländischen Abtheiluug der Pariser Welt-Ausstellung von 1878 angefertigt.
Fig. 1. - Brautkostüm; Insel Marken. — Die Kleidung der
Männer auf dieser Insel ist sehr einfach ; sie gleicht der
der Fischer von Urk (vgl. Tafel A V Nr. 1), die der Frauen
ist charakteristisch und ffir Kinder und erwachsene Mäd-
chen gleichartig. Die Braut trägt eine leinene, mit feiner
Gaze bezogene und mit Spitzen besetzte Mütze, die mit
rothen und schwarzen Seidenbändern garnirt ist. Unter
derselben sehen ein paar Haarlocken über der Stirn und
an den Schläfen hervor. Die Ärmel des Hemdes werden
zwischen Schulter und Ellenbogen sichtbar und enden ober-
halb des Handgelenkes in schwarzgestickte Manschetten.
Ein Stück rothen Stoffes umschliesst Hals und Brust.
Darüber legt sich ein ärmelloses gleichfarbiges Camisol,
das oben durch eine GoldagrafFe, unten durch Schnürsenkel
befestigt ist. Darüber befindet sich ein zweites gelbes,
reich geblümtes Camisol mit breiten Achselstücken, über
den Hüften durch Fischbein verstärkt. Die braunen Ärmel
sind besondere Stücke. Unter dem dunkelblauen Rock
werden je nach dem Vermögen bis sechs Unterröcke ge-
tragen. Eine gro.sse, weisse Schürze, ein leicht geknüpftes
Halstuch und Schuhe mit silbernen Schnallen vervollstän-
digen das Kostüm.
■ kleinen Stadt in Feat-
Der Schipper ooni mit der woeff, Tante, kommt aus dem
Gottesdienst. Er trägt die hölzerne Kohlenpfanne seiner
Fran. Sein Kostüm besteht aus einem langen Rock von
brauner Serge , ebensolchen Hosen , die unter dem Knie
durch ein Band befestigt sind, einer Weste aus Damast
mit .Silberknöpfen, enger Halsbinde und unter dem Kinn mit
einem goldenen Dop^elkn^f geschlossenem Hemde. Unter
dem Dreispitz sitzt eine eingepuderte Perrücke.
Die Tante trägt eine vorn offene Jacke aus Zitz, einen viel-
fach geßltelten Damastrock über einem Hüftwulst, ein
kattunenes Halstnch, ebensolche Schürze und einen mit
demselben Stoff gefutterten Strohhut.
Fig. 4. — Nordholländerin aus Alkmar. — Der Kopf ist zu-
nächst von einer weissen, seh waregeblümten Beguine um-
hüllt, unter der nur zwei Löckchen an den Schläfen her-
vorsehen. Die Beguine wird durch ein breites biegsames
Goldblech um den Hinterkopf herum gehalten. Dasselbe
endet über den Ohren in zwei offene längliche Arme, auf
denen zwei andere Platten liegen, welche di-e Beguine am
Vorderkopf befestigen (vgl. Tafel E Nr. 4 u. 7, Tafel mit
dem Kaninchen Fig. 18). Dazu kommt noch ein Stirnstück
aus demselben Metall, das quer über einen Theil der Stirn
fortläuft und an seinem Ende bisweilen mit Perlen und
Diamanten besetzt ist (vgl. Tafel ÄO Fig. 7 u. 10). Das
Ganze ist mit einer Haube mit durchsichtigem Gazeboden
bedeckt. Dazu kommt ein Schoossmieder mit langen Är-
meln, ein Kamelotrock und eine seidene Schürze,
Fig. 5 u. 6. — Reiche Friesländerin und Magd. — Die
letztere tragt ein weisses, unter dem Kinn durch eine
goldene Agraffe geschlossenes und ein rothes Fichu, das,
vorn offen, shawlartig eingeschlagen ist.
Die Herrin trägt eine fast runde Kopfbedeckung aus Spitzen,
die am Hinterkopf durch eine Goldplatte befestigt ist. Von
den beiden Enden der letzteren geht ein Goldfaden aus,
der sich reifenartig über der Stirn erweitert und das Vor-
dertbeil des Kopfputzes stützt. Darüber sitzt ein Hut von
gleichem Schnitt aus feinstem Strohgeflecht mit einem Über-
zug aus geblümtem Zitz, von dem zwei lange Bänder über
die Brust herabhängen.
Fig. 7 u. 8. ~ Bewohner der Insel Ens oder Schokland. —
Der Mann ist bekleidet mit einer gestickten wollenen Kappe,
einer rothen Weste mit Silberknöpfen, einer dunkelblauen
Jacke und einem wollenen Überrock. Die Hose ist aus
demselben Stoff, die Strümpfe aus grauer Wolle. Als Fuss-
bekleidung dienen Holzschuhe.
Die Frau trägt ein Scharlachraieder, dessen Ärmel sich unter
dem Ellenbogen mit einem Knopf schlieasen. Charakte-
ristisch sind die Goldgalonniruiigen der Nähte. Über dem
Mieder sitzt ein blaues ärmelloses Camisol. Ein blau und
violett karrirtes Halstuch ist cravattenartig geknotet. Die
Mütze ist ein turbanartig um den Kopf gewickeltes , vorn
gesticktes Stück Leinwand, unter dem das Haar vorsieht.
Der graue Rock ebenso wie die blaue Schürze sind aus
Wolle. Als Fussbekleidung dienen blaue Strümpfe und
Holzschuhe.
Fig. 9 u. 10. — Bauer und Bäuerin aus Geldern. — Die
Frau trägt ein Spitzenhäuhchen und darüber einen grossen
mit blauer Seide gefütterten Strohhut. Ein Busentuch aus
weissem Musselin und ein zweites aus geblümtem Kattun
umhüllen den Hals. Das Mieder ist ebenfalls aus bedruck-
tem Kattun. Der Rock aus Wolle, die Schürze aus frie-
sischem Linnen.
Der Bauer ist bekleidet mit an den Seiten aufgeschlagenem
Hut, seidenem Halstuch, blauem Tuchrock, Weste und Hose
von gleicher Farbe, Wollstrümpfen und Schnallenschuhen.
Fig. 11 u. 12. - Magd und Milchmädchen ans Rotter-
dam. — Die jüngeren Müchhändlerinnen tragen einen
grossen, vorn und hinten aufgeschlagenen Strohhut, mit
geblümtem Stoff" gefüttert, grosse Ohrringe und Korallen-
halsband. Die Magd zieht das Geld aus einem grossen,
mit einem silbernen Haken am Gürtel befestigten Beutel,
der in einer andern Abtheilung Nähutensilien zu enthalten
pflegt.
Fig. 13 u. 14. — Seeländer, Bewohner der Insel Walchoren,
in Festtracht.
Der Mann trägt einen feinen Castorhut, eine langschössige
Weste aus dunkelblauem Tuch, dunkelfarbigen Rock, eben-
solche Hose, schwaree Strümpfe und Schnallenschuhe.
Die Frau tragt unter dem Strohhut mit an den Seiten her-
untergeschlagenem Rande ein gefälteltes Häubchen nnd
Stirnblech. Den Oberkörper bedeckt ein Schoossmieder.
Dazu kommt ein gestreifter Rock und eine karrirte Lein-
wandschürze.
Fig. 15. — Fischhändlerin aus Scheveningeu. — (Vgl. Tafel
AV Fig. 23).
Hut aus grobem Strohgeflecht, mit geblümtem Zitz gefüttert,
der Rand mit rothem Band besetzt; flacher Boden zum
Tragen von Körben. Darunter eine Haube aus Cambrai-
Leinen. Daran befestigt der gewöhnliche Schläfenschmuck
aus Gold oder Silber mit Goldkugeln oder Perlengehänge.
Halsband aus Korallen mit Goldagraffe. Halstuch aus
Linnen. Mieder aus Serge oder Kattun, Rock aus blauer
Serge und gleichfarbige Schürze. Mäntelchon ohne Kapuze
aus brauner Serge, mit rothem Flanell gefüttert. Blaue
Strümpfe und schwarze Schnallenschuhe mit niedrigen Ab-
Fig. 16 u. 17. —Seeländer; Mann und Frau von Zuid-Beve-
land. — Der Mann trägt eine Weste aus Damast oder ge-
blümtem Kattun mit grossen durchbrochenen Silberknöpfen.
Das Vordertheil der Hosen ist mit zwei grossen convesen
Silberknöpfen geschmückt, während zwei kleinere die
Taschen schliessen. Ebensolche Knöpfe schmücken die
Strumpfbänder, silberne Schnallen die Schuhe. Die schwere
Uhrkette hängt rechts über die Hosen herab. Das Haar
wird lang getragen, über der Stirn rund verschnitten.
Die Bäuerin in Visitentoilette kennzeichnet sich durch die quer
über die Stirn von links nach rechts gehende hoofdnaald
als junges Mädchen. Sie trägt einen grossen Strohhut über
einem auschliesseiiden Mützclien mit goldenem Schläfen-
schmuck. Ein Stück geblümten Kattnns bedeckt Schulter,
Brust und Oberarm. Über dem weiss geblümten Mieder
aus schwarzem Damast kreuzt sich ein buntes, silber-
gerändertes Seidenband, Eine grosse silberne Agraffe sitzt
an der Schnibbe des Mieders und hält die weite rothe
Leinen schürze. Eine silberne Kette tragt ein Etui mit
Messer und Gabel. Den Unterarm bedecken besondere Är-
mel. Ringe an den Fingern und Schnallenschuhe.
Fig. 18
Die Fn
19. — Fischerfrauen aus Catwyk und Volendam.
aus Catwyk tragt als Kopfputz ein gesticktes Gazo-
er einem schwarzen Käppchen, um das sich eine
breite bis oberhalb der Ohren reichende Goldplatte legt.
Von der Stirn ausgehend treffen mit derselben zwei andere
Goldplatten zusammen. Von den Enden des hinteren Kopf-
blechs hängen verschiedene Rosetten und Perlengchänge
herab. Goldene Halskette mit Agraffe, Halstuch aus Mus-
selin , durch eine Goldnadel geschlossen. Das sonstige
Kostüm aus Kattun und Seide.
)ie Frau aus Volendam ist bei Weitem einfacher gekleidet.
Ihr einziger Schmuck sind Ohrringe und Korallenhalsband.
Ihre Haube ist ans feinem Linnen mit weit über die Stirn
ragendem Spitzenbesatz, Leinenes Busentuch und Mieder
mit kurzen Ärmeln. (Vgl. das Detail der Mütze Tafel AX
Fig. 20).
Abbildungen nach TahUaux de Vhabillement , des mmirs et des costumes dans la Eepnhlique
hatave, au commencement du dix-neumeme siede, von E. Maaskamp, Amsterdam, 1803—1807; mit
Stichen von L. Portman, kolorirt von J.
Vgl. Andre Tlumin und Baron Trov/ve\ Voyage dans la Belgique, la Hollande et Tltahe,
Paris, 1841. — Louise CoUetj Promenade en Hollande, 1859. — L. Jean Aicard, Visite en Hollande,
1879. — Felix Narjoux, Notes de voyage d'un architecte, 1875. — Henry Havard, La Hollande
ä vol d'oiseau, Paris, 1881.
^^\o
^^1
HOLLAND H 0 ^j 1
H ULLAMD
-^.
^^i
AO
Nr. 4.
AV
Nr. 5.
HOLLAND
TRACHTEN DES XIX. JAHRHUNDERTS.
Haartrachten der Frauen.
Nr. 1. — Friesiii aus Loeuwavden.
Nr. 2. — Bäuerin aus Zaardain.
Nr. 3. — Frau aus Beijprland.
Xr. 4. — Mädchen aus Ameland.
Nr. 5. — Mädchen aus Groeningen.
- Mädchen aus Ter-Goes auf Zuid-Bevel
Nr. 7. — Mädchen aus Krommenie.
Nr. 8. — Frau aus Beijerland.
Nr. 9. — Frau aus Dordrecht.
Nr. 10. — Mädchen aus Kromraeiiii'.
Die alten Haartrachten, Stirn- und Schläfenschmuck haben sich fast ausnahmslos in Holland
erhalten und sind bisweilen nur durch Annahme des modernen Hutes wie Nr. 9 entstellt Die
eigentlich charakteristische Haartracht der Friesinnen findet sieh übrigens nicht hier, sondern auf
Tafel 5.
Moderne Trachten , zu.saniuiGn gestallt mit solchen aus ileni
Anfang' des JahrhuuderU.
Nr. 1, — Fischer von der Insel Urkin der Suidersee.
Nr. 21 — Aamprelier, Leichenbitter aus Middelhurg.
Nr. 3. — Protestantischer Leichenbitter aus Amsterdam.
Nr. 4. — Bäuerin aus Volendam.
Nr. 5. — Fischer aus Zandvoort.
Nr. 6. - Frau von der Insel Urk.
Nr. 7. — Fischerfrau von der Insel Marken.
Nr. 8. — Waisenmädchen aus Amsterdam. Die beiden Hauben
daneben und die Details Nr. 12 n. 14 gehören zu dieser
Figur.
Nr. 9 u. 10. — Fischer und seine
tail der Haube Nr. 20.
Nr. 11. - Fischer a
Nr. 13. — Fischer von der Insel Urk.
Nr. 15. — Bäuerin aus dem Weiler Lagemaer, Insel Schouwcn.
Anfang des Jahrhunderts,
Nr, 16. — Strohhut mit geblümtem Zitz gefüttert.
Ni'. 17. — Junger Mann und junges Mädchen von der Insel
Walcliercn im Kirmesstaat. Detail des HuU's Xr. 2K
Nr. 18. — Junger Mann aus Walcheren.
Nr. 19 u. 21. —Kopftracht, von zwei Seiten gesehen, Kain>ü
aus Stroh, Häubchen aus Spitzen, mit goldenem Schläfen-
schmuck. Westküste der Suidersee.
Nr. 22. — Nordliolliindische Damen , erste Jahre des Jahr-
hunderts. Eine Mischung der allgemeinen Mode 1810—1815
und der nationalen Kopftracht.
Nr. 23. — Fischhändlerin aus Scheveningen. Vgl. Tafel
Nr. 2. Fig. 15,
Nr. 26. — Kopftracht der Fischhändlerin aus Zandvoort.
Strohhut mit Band und geradem Boden zum Tragen des
Korbes. Die Krampe aussen und innen mit buntem Zitz
bezogen. Häubchen aus Spitzen.
Nr. 27. — Mädchen aus Hindeloopen im Stcd-'^htJje, dem durch
zwei Stäbe fortbewegten Schlitten. Anfang des Jahr-
hunderts.
Nr. 29. — Friesin aus Hindeloopen.
Nr. 24 u. 25. — Kopftrachten der verheiratheten nnd unvcr-
lieiratheten Friesinnun.
Ni-. 15, 19 11. 27, Anfang (les XIX. .Jahrhunderts, aus der Sammlung Maaskamp.
Nr. 9, 10 u. 17 und die Details 12, 14, 16, 19, 20, 21, 24, 2.5, 26 u. 28 aus der Niederländischen
Section der internationalen Ansstellimg in Paris 187S.
Die übrigen Figuren nach Photographieen.
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HOLLAND
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HOLLAND
SCHMUCKGEGENSTÄNDE. GOLDENER KOPFSCHMUCK DER FRAUEN. ■
PLATTEN, KNÖPFE, KETTEN UND BRELOQUES, PFEIFENETUIS UND
MESSER DER BAUERN.
Fig. 1. — Halsband eines jungen Mädchens aus Dordrecht;
Korallen mit goldenem ScMoss.
Fig. 2 u. 4. — Theil des Schmnckes einer reichen Amster-
damerin. Stirnschmuck und Broche mit Perlen und Dia-
manten.
Fig. 3. — Broche in GoldflHgran mit Perlengohängen, 4 cm
lang. Zeel and.
Fig. 6. — Goldener Nadelknopf mit aufgelegtem Filigian,
3 cm Durchmesser; Dordrecht.
Fig. 6. — Goldornament, l^k cm breit. Amsterdam.
Fig. 7. - Stirnplatte; Gold; 18 cm lang.
Fig. 8. — Ohrring; Goldfiligran; (Vgl. Tafel AV Fig. 10)
11/2 cm hoch.
Fig. 9. ~ Haarnadel; Silberfiligran mit Steinen; Dordrecht.
Der Kopf 2Hi cm lang.
Fig. 10. — Vergoldeter Kupferring, wie ihn die Friesinnen
um den Kopf tragen; 15—17 cm Durchmesser.
Fig. 11. — Korallenhalsband mit Schloss aus Goldfiligran,
(Vgl. die Frau aus Volendam Tafel AV Fig. 10.)
Fig. 12. — Broche aus durchbrochenem Silber mit Steinen
und vier beweglichen Gehängen. 3 cm Durchmesser.
Fig. 13. - Kupferknopf, 21/2 cm Durchmesser. Zwei solche
Knöpfe verbunden schliessen den Hemdkragen.
Fig. 14. — Kopfnadel in Spiralform mit reichem Gehänge
aus Filigran mit Korallenperlen. (KmUenne - belkkens .)
12 cm lang. Dordrecht.
Fig. 15. — Ebensolche Nadel, 5 cm lang. Insel Walcheren.
(Vgl. das junge Mädchen Tafel AV Fig. 17.)
Fig. 16. — Agraffe aus Goldfiligraii, mit der die Hutschleifen
der Mädchen von Walcheren hinten zusammengehalten
werden. (Vgl. Tafel AV Fig. 28.)
Fig. 17, — Goldene Kopfnadel. Viereckiges sich an das Ge-
sicht schmiegendes Plättchen, von einer andern gross-
köpf igen Nadel überragt; dazu ein durchbrochenes Gehänge,
dim ein die Nadel umschliessender Haken freie Bewegung
lässt. 8-9 cm hoch. (Vgl. Tafel AV Fig. 19 und 21.)
Fig. 18. — Ohrgehänge eines jungen Mädchens von Breda;
Goldfiligran; 12 cm hoch.
g. 19. _ Silberne Uhrkette mit Schlüssel; 2 cm breit;
Zuiderzee.
g. 20. - Schlussplatte des Hosengurts, von den Bauern
der Zuiderzee paarweise getragen; 8 cm Durchmesser,
g. 21. — Knopf und Kette von Silber; Blusenschluss des
Fischers von Volendam Tafel AV Fig. 9. (16 cm lang mit
Breloque.)
Fig. 22. — Broche mit daranhängendem Brustkreuz; Gold-
filigran; Schmuck der jungen Mädchen von Breda. 13 cm
Fig. 23. — Olirgehänge eines jungen Mädchens aus Dordrecht;
Goldfiligran. 6 cm hoch.
Fig. 24. - Kupfertnopf. (Vgl. Nr. 13.)
Fig. 25. — Agraffe aus Goldfiligran. (Vgl. Fig. 16.)
Fig. 26. - Schläfennadel; Gold; 6 cm lang. (Vgl. Tafel AV
Gruppe 17.)
Fig. 27 u. 28. — Messer mit geschnitztem Holzgriff und
Lederscheide, von den Bauern in der Tasche oder am
Gürtel getragen. 28 cm lang.
Fig. 29. — Broche aus Goldfiligran; Dordrecht; 41/2 cm breit.
Fig. 30. — Doppelter Goldknopf, Hemdkragenverschluss mit
sich daran reihenden Silberknöpfen, 2^/2 cm Durchmesser.
(Vgl. den jungen Mann von Walcheren Tafel A V Gruppe 17.)
Fig. 31. — Ebensolche Garnitur, getragen von den Bewohnern
von Volendam. Jede Medaille hat 3 cm Durchmesser.
Fig. 32 u. 33. - Pfeifenetuis, 32 mit gelbem, 33 mit ver-
goldetem Leder überzogen. Südholland.
Fig. 34. — Pfeifenetuis aus geschnitztem Holz. Von den In-
Der eigentliche Ursprung der goldenen und silbernen Kopfplatten lässt sich schwer ermitteln
Dieselben werden je nach den Gegenden in verschiedener Form getragen. In Nordholland sind sie
länglich imd flach ; in Groningen endigen sie in eine Art Blume, in Over-Yssel, in Zeeland und an der
Zuiderzee in Spiralen. Die hoofdmaald legt sich quer über die Stirn, bei den jungen Mädchen von
rechts nach links, bei den verheiratheten Frauen von links nach rechts. Der Schläfenschmuck, Spiralen
oder viereckige Platten sind über ganz Holland verbreitet, variiren aber ebenfalls überall in der
Form.
Die Friesinnen haben zwei Kopfschmuckgamitiu-en für gewöhnliche Tage imd für festliche
Gelegenheiten. Durch Anlegimg der letzteren machen sie bei Brautbewerbungen bemerklich, dass
ihnen der Freier genehm ist. Die Filigranarbeit der Gehänge, Brochen und Knöpfe erinnert an
portugiesische Muster, ein Umstand, der wohl mit der Einwandenmg der portugiesischen Juden zu-
Ebenso typisch sind für die Männer die grossen Silberknöpfe am Hemdkragen, an der Weste
und den Hosen. Von dem Messer trennt sich der holländische Bauer niemals. Es dient zur Aus-
fechtung der blutigsten Einzelkämpfe.
Die Abbildungen sind nach Gegenständen der Niederländischen Abtheilung auf der Pai-iser
Weltausstellung von 1878 angefertigt.
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TTOLLAND
INNERES EINES BITRGERHAUSES IN HINDELOOPEN
von beiden Seiten gesehen.
TYPUS EIXER ALT-FRIESISCHEN WOHNUNG.
Das Haus, welchem der dargestellte Innenraum entnommen ist und dessen Typus in den fünfzig
andern Hiiuseni in Hindeloopen und Molkwerum wiederkehrt, besteht aus zwei Stockwerken und
einem Boden. Der Giebel, der nach der Strasse zugekehrt ist, ist nicht abgetreppt, wie es in Holland
gewöhnlich, sondern hat glatte Kanten. Ein aus schwarzen und weissen Ziegeln schachbrettartig
zusammengesetzter Fries trennt das Erdgeschoss von dem obern Stockwerk und in Wiederholung
letzteres von dem Boden. Dieser zweite Fries dient dem Giebel, der die Gestalt eines gleichseitigen
Dreiecks hat, als Basis. Das Erdgeschoss hat zwei Fenster und eine Thlu-, das obere Geschoss
zwei an den äussersten Enden angebrachte, enge, nur eine Scheibe breite Bogenfenster, zwischen
denen die Mauerfläche leer und schmucklos geblieben ist. Ueber derselben ist eine gi-osse, kreis-
runde Luke angebracht, durch welche der Boden sein Licht erhält.
Der Fussboden des Zimmers ist mit Thonfliesen gepflastert. Glasirte Fliesen bekleiden auch
die Wände bis zur halben Höhe. Die steifen Fomien des Mobiliars erinnern an ihre frühere Her-
stellung durch die einfachsten Handwerkszeuge (Axt und Messer). Sie reichen bis in das fiiihe
Mittelalter hinauf, dessen Eigenthümlichkeiten sich noch heute bei den Friesen erhalten haben.
Charakteristisch ist die lebhafte Färbimg der Tische, Stiihle, Schränke und des Betpults, welches
letztere noch mit religiösen Gemälden verziert ist. Zm- Erklärung dieser Farbenlust ist es nicht nöthig,
den Friesen, die ein altgeimanischer Volksstamm sind, einen orientalischen Urspnmg anzudichten.
Auch in den Niederlanden entwickelte sich fi-ühzeitig ein reger Farbensinn, der im Anfang des
15. Jahrhunderts zm- Begriindung einer Malerschule führte , welche airf ganz Europa bestimmend
eingewirkt hat.
Die Tnihe an der Thür, der Eahmen des Kaminmantels und das Holzwerk des Alkovens, der
durch Schiebethüren verschlossen werden kann, ist braun gestrichen. — Das ganze Zimmer war auf
der Pariser Weltausstellung von 1878 als Typus einer friesischen Wohnung in der niederländischen
Abtheilung ausgestellt.
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SCHOTTLAND
NATIONALTRACHTEN.
IRISCHE BARDEN, KRIEGER DER HEIDNISCHEN ZEIT. HÄUPTLINGE, KRIEGER UND
BAUERN VOM MTTELALTER BIS AUF UNSERE TAGE ; DER BREAiWN DES CLAN.
Die altschottischen Sitten, besonders die Organisation des Clans, haben sich am längsten und
reinsten bei den Hochländern erhalten. Der Clan, ein Mittelding zwischen Stamm und Familie, ist
eine Gruppe, deren Älitglieder sänimtlich denselben Namen mit dem Zusatz der Vorsilbe mac (Sohn)
tragen. Ein lairä oder chieftain steht an der Spitze.
Die Fabrication des Tartan imd Plaid bei den Bretonen ist ausserordentlich alt. Die Farben-
zusammenstellung imd Zeichnung, insofern sie als Abzeichen der verschiedenen Clans gelten, nennt
man breacan. Das Gesetz Ubreaclita setzte ausserdem fest, dass die Bauern und lü-ieger ein-, die
Offiziere zwei-, die Häuptlinge dreifarbige Kleidung tragen duiften. Den Beatachs und Bruieilmihs,
den Adligen, waren vier, den noch edleren fünf, den Ollambs oder Weisen sechs, der königlichen
Familie sieben Farben gestattet. Jeder Clan führte ausserdem als Abzeichen eine bestimmte Blume
oder einen Zweig.
Im Anfang des XVin. Jahrhunderts hatten sich die Sitten der Hochländer noch vollständig in-
tact erhalten. Nach der Unterdi-ückung der Erhebung für die Stuarts 1745 wurde ihnen das Tragen
des Nationalkostüms untersagt, ein Verbot, das erst 1782 wieder aufgehoben wurde.
Nr. 1. — Clan Mac Dugal von Lorii.
Tracht der alten Gaelen: Flanellblonse ; UnteiTOCk (fhiik-
heag) ; Gürteltasche (sporran) ; 5 Fnss 8 Zoll langes Schwert
(daijmore) ; Dolch.
Nr. 2. — Clan Fei-gnson.
Safranfarbenes Herode (Lem-Croich) , Vorrecht der Druine-
usual oder Edelleute; Helm (dogaid) mit dem Zweige der
Ferguson ; Schild (targoid) aus Holz mit mehreren Leinen-
lagen überzogen, mit Buckel (capan) und Handgriff; Schwert
(claidheamh).
Nr. 3. — Clan Mac Millau.
Wadenstrümpfe (moggans) ; Unterrock Eilt oiei fheile-leag :
kurzes Schwert (dtabh) mitHaukorh; torja/d mit doppeltem
Handgriff.
Nr. 4. — Clan Mac Inne.
Krieger, den Wurfspeer (aseth) mit Faustriemen in der Hand ;
Nr. 5. — Clan Mac Cmimin, dem die Pfeifer angehören.
Hundmütze (b&naid-gorm) ; kreuzweis umgeschlungenes Plaid
(Ireacan-fketle) ; Jacke mit Silberstickereien ; Pelzbandelier;
chynwre mit Haukorb; Schnürschuhe aus Wildleder
(cuarans).
Nr. 6, — aan Mac Coli.
Von einem Mosaik aus der Zeit Karls des Grossen.
Mitraformige Mütze; Chlamys- oder Sagnmartiger Mantel;
Halsband; kurze, gegürtete Tunika; durch Goldringe ge-
haltene Strümpfe ; Stiefeletten.
Nr. 7. — Clan Mac Douald von den Inseln.
Der Laii-d hält einen Gerichtstag auf dem Tom MoM, dem
Berg des Gesetzes. Neheu ihm ein Baron in carrirter
Tunika.
Langes Kettenhemde (luricfi) ; darunter ein ebensolches aus
Leder; Arme und Beine zeigen den breacan des Clans;
clof/aid mit steinbesetztem Ringe, Adlerflügel und Zweig;
Halsband aus geflochtenem Leder.
Nr. 8.
Cla
dem Anfang des
Dieser Bogenschütze tragt einen konischen dor/aid; unter
einem Seidenwamms der htrich ; hreacan-fheile in den Farben
des Clans; marans; Bogen und Köcher aus Dachsfell.
Nr. 9. — Awenyäd der römischen Zeit, ebenso Nr. 10 u. 11.
(Vgl. T.xfel D N Grossbritannien.)
Bardenschüler, von Awon , dem Geist der Poesie , begeistert.
Die Farben der Barden sind blaugrün und weiss. Er trägt
in der rechten Hand einen Becher mit dem heiligen Saft
(gtwhi^a-hragatvd) , in der linten den Vogel , das Symbol
des Lernenden.
Nr. 10. — Irischer Ollamh (Barde).
Safranfarbiges Hemd mit Stickereien je nach dem Range;
langer Kapuzenmantel (cachal), weiss, blau, grün und roth
gestreift; blaue Hosen; Lederschuhe; als Kopfbedeckung
diente gewöhnlich eine Kapuze (barrad), bei hohen Festen
die Tiara.
Nr. 11. — Piete mit dem asetli (vgl. Nr. 4), an dessen Ende
eine Bronzekugel, mit Metallstücken gefüllt (aropstara),
um damit beim Herannahen der Reiterei zu klappern. Der
Körper ist tätowirt. Halsband und Kettengürtel.
Nr. 12. - Clan der Mac Qaaries.
Bogenschütze des XVI. Jahrhunderts (cearnaich) , bekleidet
mit einer an der Schulter geschlitzten Jacke , dem flicile-
beaff und den citarans.
Der grosse Zweihänder hängt auf dem Rücken , der taryatd
mit capan an einem Haken an der Seite.
Nr. 14. — Laird vom Clan der Skenen, gekleidet nach der
Mode von 1587-1605 unter Jakob VI., später Jakok I. von
England.
Die Tracht zeigt den spanischen Schnitt mit Beibehaltung
aller wichtigen Eigonthümlichkeiten der Nationaltracht.
Nr. 15. — Clan der Graennen.
Nr. 16. — Clan Robertson,
i schottischen Edelmanns am Hofe Ludwigs XIV.,
das Hofkostün
der Nationaltracht zu vereinigen
Nr. 17. - Clan Mac Ivor.
Nr. 18. — Clan der Graut von Glenmoristc
Nr. 19. — Clan der Mac Intoshes,
Hoftracht vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts.
Nr. 20. — Clan Mac Leod.
Nr. 21. - Die Forbes.
Hoftracht i
1740.
Nr. 22. — Clan Mac Doneil von Glengarry.
Die Mützenform ((jUnfjarrtj) ist vom Anfang dieses Jahr
hunderts.
Nr. 23. — Clan der Fräsers.
Nr. 24. - Die Ohisholms.
Nr. 25. — Glniffarri/ von der Seite geseher
bells von Breadalbane.
Nr. 26. — Die Menzies.
Nr. 27. - Clan der Ogilvie
der Camp-
Tra
1745.
Nr. 28. — Die Davidsons.
Nr. 29. — Die Stuarts.
Portrait Karl Eduards, des Prätendenten von 1745. Sanimet-
mütze mit weisser Kokarde; Corden des Andrea^ordens ;
Stern dos Hosenbandordens.
Nr. 30. — Clan Buchanan.
Nr. 31. - Die Kennedys.
William, Graf von Suthcrland. Die Uniform ist die des Re-
giments, das er 1759 bildete.
Nr. 32. — Clan der Mac Machtans.
Nr. 33. - Die Mac Intires; XVIU. Jahrhundert.
Eine Tracht , die den Prohibition-Act von 1746 zn umgehen
und die Eigenthümlichkeiten des Nationalkostüms zu ver-
decken sucht.
Nr. 34. — Die Murrays.
Nr. 35. — Die Mac Donald vom Clan Eanald.
Nr. 36. — Die Mac Aulays.
Nr. 37, - Clan Mao Lean.
Zeit Karls I.
Nr. 9, 10 u. 11 aus dem Werke von Meyrick und Smith über die alten Bretonen. Alle andern
Figiu-en uacli Tlie Clans o'f the Scottish Highlands; Zeichnungen von Bobert Eonalä M. Jan; Text
von James Logcm, London 18.57.
SeOTLAND
ECOSSE
SCHOTTLAND
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seoTLAND B C 0 S S B seHOTri^No
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SCHOTTLAND
TRACHTEN DER BERGBEWOHNER. — DIE FRAUEN.
REITER UND PFERD. — OFFENSIV- UND DEFENSIVWAFFEN.
(Diese Tafel schlitsst su'h an die Tafeln CF und CG an.)
Nr. 2.
Junges Mädchen vom
L Sinclair.
deckt den Kopf und wird zur Taille herabgezogen , wo er
durch einen langen Ledergürtel mit Silber\'ei-zierungen ge-
> halten wird.
Jlauer Rock, einheimisches Gewebe. Lange Schärpe mit dem j Cxeflochtenes Haar mit rothen Sclüeifen. Mussei inbruattnch
breacan des Clan, den Kopf umhüllend und vorn herab- ^j^ ^^^^^^^^ Gestreifter Rock. Schnallenschuhe,
fallend, früher über der Brust durch eine Metallbrosche ge-
halten. Die Füsse sind nackt. Nr. 15.
Nr. 4.
Manu vom Clan Colqhon. SVIII. Jahrhundert.
Plattmutze mit dem Zweige des Clan. Wamms mit Kupfer-
knöpfen. Langer Plaid, auf der Schultt-r durch eine
Schnalle gehalten. Hosen, trews , mit dem breacan des
Plaid. Baudelier mit dem daymore. Gürtel mit Schnalle.
Ausgeschnittene Schuhe, über dem Spann geschnürt.
Nr. 6.
Banarach, Milchmädchen; Clan der Mac-Nicols,
Sie trägt in der einen Hand den Milcheimer, cuman, in der
andern einen Strick , um denselben über dem Rücken zu
befestigen. Eine Besonderheit ihrer Tracht ist der tonaff
oäiiv gunilleachan , ein carrirter, durch eine grosse Silber-
.<!chnalle zusammengehaltener Tartan.
Nr. 11.
Arisitid. Clan der Mathesons.
Gelbgestreifter arisaid, auf der Brust durch eine gro!
Brosche, in der Taille durch einen Gürtel gehalten. Miei
aus Scharlachtuch mit silbernen Tressen und Knöpfen i
Edelsteinen. Geflochtenes Haar mit Schleifen.
Der Junge trägt den h'lt oder fhe-iU-heag aus Tartan n
ciumms aus Damhirschleder.
Reiter; Clan Mac-Niels.
Enganliegende ir.f'H's{ Hosen). Jaquette, in der Taille gegürtet.
Tasche und Pulverhorn. Plaid, auf der Schulter durch eine
Schnalle befestigt. Lange Jagdflinte. Plattmütze mit der
Pflanze des Clans.
Das Reitzeug ist sehr altei-thümlich und einfach, aus Haar-
geflecht und einem Sattel aus Bocksfell bestehend.
Details der Tracht.
V]aiil, ßieile-heag (Rock) und mo^^-aws (Strümpfe) mit dem fcrg«-
candesClans. Kothe Strumpfbänder. Schnürschuhe. Inder
Hand den tnagh-catli, eine Art Pike mit axtartiger Schneide.
I Damhirschfell; Cla
Schnürschuh des Clan Chisholm.
Der arimid.
arisaid. Clan der Urqharts.
nicht mehr gebrauch! irhen Plaids,
Nr. 12.
Beutel des Clan Mac-Lean mit kurzen Lederriemen, die
Seidenquasten enden, zum Verschluss dienend.
Kr. 19.
Sporrmi des Clan Clar-Innis.
OiVensiv- und Defensivwaffen.
Nr. 1.
Bidng, Dok-hmesser; Clan der Fräsers; XVIII. Jahrliniider
Nr. 3.
Bidug, in die moggans gesteckt. Clan der Guus.
Nr. 7 und 16.
Alte targaids, temerkensworth durch die lange Klinge an-
statt des Buckels, im Gebrauch his zur Schlacht bei
Fontenoy.
Nr. 9.
Targaid der Mac-Lacblaim, mit kleinem Buckel, capan.
Nr. 14 und 18.
Claymores des XVH. Jahrhunderts nach den Originalen im
Artillerie-Museum in Paris. — Nr. 14. Zeit Ludwigs XIV.,
mit schwarzer Sammetgarnitur. — Nr. 18. Anfang des
XVII. Jahrhunderts, mit geschlossenem Korb,
Abbildungen nach The clans of the Scottish Highlands mit Zeichnungen von Robert Rmmld M. Jan
und Text von James Logmi; London, 1857.
SCOTLAND
BCOSSB
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ENGLAND. — XVIII. UND XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN. - STRASSENTYPEN UND PORTRAITFIGUREN.
I Tafel gehört zu Tafel CI, welche die Fortsetzung bildet.)
Nr. 1. — „Neue Kalender!"
Nr. 2. — „Köchin, haben Sie Fett zu verkaufen?"
Die Lichtzieher zogen von Haus zu Haus , um die zur Fa-
brikation nöthigen Fettreste zu kanfen.
Nr. 3. — r^DiddU, diddle, diddk, dumplhigs, ho!'*
Alte Puddinghändlerin.
Nr. 4. — r,Ttddi/, diddy, doli, loU. loU, loU!"
Quacksalber, der an den Strasseneckeu ein unfehlbares
Stärkongsmittfll anpreist.
Nr. 6 u. 7. — „Drayman.'*
ßierfahrer, der in den Kellem der Kunden die Fässer
abliefert.
Die beiden hier dargestellten Fuhrleute sind Portraits von
1820, zwei bekannte Bierfahrer John Barrington und Thomas
Neville darstellend, die sich durch das VertUgen von täg-
lich drei bis vier Gallonen Porter auszeichneten.
Nr. 8. — r>'^atermayi to a coacli-stand.'*
Sie versorgen die Pferde der Miethskutscher an den Halte-
plätzen. Sie tragen eine Blechnummer auf der Brust und
umwickeln ihre Beine zum Schutz gegen die Feuchtigkeit
mit Heu.
Nr. 9. — ^Oicen CJancey, the Froü-hittm sailor.'* Der Matrose
mit den erfrorenen Beinen.
Dieser Irländer hatte unter Capitän Jones 1814 in den Ge-
wässern von Nordamerika Schiffbruch erlitten und sich
beide Beine erfroren. Seitdem bettelte er in den Strassen
Londons, wo ihn Busby 1820 gezeichnet hat.
Nr. 10. — r^Drover,'* Viehtreiber.
Sie mussten, um sie bei etwaigen Grausamkeiten gegen die
von Markt zu Markt getriebenen Thiere sofort notiren zu
können, eine numerirte Blechmarke tragen.
Nr. 11. — „Fish-woman,'* Fischhändlerin.
Nr. 12. — ^Postimn," Briefträger.
Zwischen 5 und 6 Uhr Abends durchlief er mit einer Schelle
läutend die Strassen, um die verspäteten Briefe zur letzten
Post einzusammeln. Er erhielt dafür eine Extragebühr.
Scharlachrock mit blauem Futter und ebensolchen Auf-
schlägen, weisse Halsbinde.
Nr. 13. — ^F&rtme-teller,'* Wahrsagerin.
Nr. 14. — „SaiVor," Matrose.
Nr. 15. — r^Pedlar,'* herumziehender Krämer.
Nr. 16. — r>SIioeblacl;'* Stiefelputzer.
Es ist das Portrait von Henry Thrale, geb. 1760, etablirt
1805 und noch 1820 auf dem Strand thätig.
Nr. 17. — ^MmgirW* Milchmädchen.
Es sind meist kräftige , gesunde Mädchen aus Irland oder
Wales , die bis zehn Uhr Morgens und Nachmittags bis
sechs Uhr die Strassen durchziehen mit dem Kufe: „J/i"M,
maid, helowr (Vgl. Tafel CI Nr. 22.)
Nr. 18. — riFireman,"* Feuerwehrmann.
Sie trugen eine besondere Uniform, je nach der Gesellschaft.
der sie angehörten. Die Devise seiner Gesellschaft ist auf
einer Metallplatte am Arm eingravirt.
Unser Portrait steUt William Mead dar. den Chef der „Hoff-
nung'' im Jahr 1820. Rock und Weste carmoisini-oth mit
gelben Litzen. Futter und Aufschläge blau; ebenso die
Hosen; weisse Halsbinde. (Vgl. Tafel CI Nr. 23.)
Nr. 19. — Gemüsegärtner aus der Umgegend von London.
Er trägt einen Rock aus ungebleichter Leinwand. Derselbe
bestand aus eiuem mehr oder weniger enganschliessenden
Leibchen mit langen Ärmeln, an das entweder eine Art
an den Seiten geschlitzter Rock oder vorn und hinten ein
schürzenähnlicher Zeugstreifen angenäht war. Ein aus
einem Zeugstreifen bestehender Gürtel verdeckte die Ver-
bindungsnaht.
Ir. 20. — „Tinker,'^ herumziehender Kesselflicker, Typus eines
Lehrjungen.
3s ist das Portrait eines der vierundzwanzig Kinder des Ver-
zinners Jemmy Lovel. Diese sehr gesuchten Handwerker
durchliefen die Strassen Londons mit einem Werkzeug-
kasten und einem Kohlenhecken und boten ihre Dieu.ste an.
Vgl. in Bezug auf die Herkimft der Illustrationen und sonstige Quellen Tafel CI.
ENGLAND
1)r
ANGLRTERRE
EN&LAND
Imp Firmir.riiot C'= Paris
CR
D^'
ci
ENGILAND
XIX. JAHRHUNDERT. — ERSTE HÄLFTE.
VOLKSTYPEN.
(Diese Tafel schliesst sich ;
, deren Nummerfolge ;
Nr. 21. — Der „Posbnan.'^ Briefträger.
Nr. 22. — r^Milkmaid," Milchmädclien.
Nr. 23. — „Fireman,'* Feuerwehrmann. Lederhelm mit Metall-
beschlag, h lauer Tnchanzug und Spitzaxt.
Nr. 24. — ^Match girl,"- Zündholz Verkäuferin.
Nr. 25. — „NetDsman.'^ ambulanter Zeituugsverkäufer.
Bei wichtigen Nachrichten machten sich die Verkäufer durch
das Blasen auf einem kleinen Metallhorn und durch eine
am Hut getragene Inschrift; Wichtige Neuigkeit etc. be-
merkbar.
Nr. 26. — „Wofc/)»(aH," Nachtwächter.
Ausser der Laterne und einem kurzen, keulenförmig zulaufen-
den Stock trng der Nachtwächter eine grosse Klapper, um
Fenerlärm zu schlagen oder Hülfe herbeizurufen.
Nr. 27. — „BarroiD-woman,'' Verkäuferin mit Schiebkarre.
Hier ist es eine Fmchthändlerin. Diese Frauen, meist aus
Irland, yerkaufen ihre Waaren an den Strassen ecken.
Nr. 28. — ^Feinale slin'mpfr,'^ Krabbenverkäuferin.
Sie trägt ein an einer Art Harke befestigtes Netz , mit dem
sie die Krabben auffischt, um sie in einen um die Hüfte be-
festigten Korb zu werfen,
Nr. 29. — -Bilhngsate ßsk wommt.'' Fischhändlerin au.s Bil-
lingsgate. (Vgl. Nr. 11.)
Nach einem alten Privileg mussten alle in London auf den
Markt gebrachten Fische in BilÜngsgatc- verkauft werden.
Die geringern Sorten wurden durch herumziehende Händ-
lerinnen vertrieben.
Nr. 30. — „fioA-er." Bäcker. "
Nr. 31. — ^Welcli icoman.'* Waschfrau aus Wales.
Sie bedient sich zum Schlagen der gespülten Wäsche eines
Waschbläueis.
Nr. 32. — „('ipsy," Zigeunerin.
Das durchgehende Merkmal der englischen Frauen- und Männertracht im ersten Viertel unseres
Jahrhunderts ist der mittelhohe Hut. Besonders von den Frauen der niederen Stände -wurde er
fast immer über der Haube getragen.
Nr. 1, 2, 3, 4 u. 5 nach Laroow und Boitard The cries of London, 1714.
Nr. 6, 8, 10, 14, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31 u. 32 nach .lohn Murray Ficiti/ref^-
ques representations of the dress and manners of tJie English, London, 1814.
Nr. 7, 9, 11, 12, 13, 15, Ifi, 17, 18 u. 20 nach T. L. Busby Costtime of the Imrer Orders of
Lmiäoii.
Nr. 19. Originalzeiclinung.
Vgl. Tableau actuel des costames, moeurs et usages de la nation anglaise, Paris an XI (1802). -
L'Angletcn-e, costumes, moeurs et usages, von J. B. B. Eyries.
Y'^
GX
ENGLAND
ERSTE HÄLFTE DES XLX. JAHRHUNDERTS.
OFFIZIELLE TRACHT DER HOHEN WÜRDENTRÄGER.
UND CHELSEA. - -WEIBLICHE TRACHT.
INVALIDEN VON GREEF\^aCH
VOLKSTYPEN.
HOHE WÜKDENTRÄGER.
Der Richter.
Während der Sitzungen haben die Richter, als Kep rasen tan teu
des Herrschers, den Vorrang selbst vor den Prinzen von
Geblüt. Sie tragen die rothe he rmel inbesetzte Robe und
die Perrücke vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts, wie sie
noch heute im Gebrauch ist.
Nr. 4.
Nr.
Älderman von London.
Die Äldermeu der City werden, 26 an der Zahl, von den zu
einem wardmote vereinigten freenien gewählt, den %cards
oder Bezirken entsprechend. Ihre Ämtstracht besteht in
einer pelzbesetzten Scharlachrobe.
INVALIDEN DER LAND- UND SEETRUPPEN,
Das Hospital von Chelsea wurde von Karl 11. angefangen
und unter der Königin Maria 1G90 vollendet.
Die Uniform besteht aus rothem Rock und blauer Hose und
Weste.
Der Speaker.
Der speiikir führt seinen Titel deshalb, weil er ehemals das
Recht hatte, dem Herrscher die Beschlüsse und Beschwerden
des Parlaments vorzutragen.
Er trägt während der Sitzung die lange Perrücke und die
schwarze Robe.
Nr. 12.
Der Lord Major von London.
IS Marinehospital von Greenwieh wurde vom König Wilhelm
im Jahre 1696 errichtet. Die Uniform ist Mau. Die Offi-
ziere tragen eine kleine goldene Litze.
WEIBLICHE TRACHT.
Nr. 2.
Dame im Sommerkostüm; Mode von 1814.
Der dustman oder Müllfahrer.
Der Müllfahrer, im Dienste eines Unternehmers, Iründigte
seine Anwesenheit durch eine Klingel an und fuhr die Ab-
fälle des Hauses in einem Karren ab. Später wurde die
Müllabfuhr gegen eine beträchtliche Summe verpachtet.
Fischer von Hastings.
Die Eewohner von Hastings , dem bedeutendsten befestigten
Küstenplatz von England, sind vorwiegend Fischer und
tragen ein dem der normannischen Fischer ähnliches Kostüm .
Nr. 9.
Kirchendiener,
Sie fähren die Aufsicht in der Kirche und besorgen den
Dienst in der Sakristei und draussen in der Parochie.
Nr. 10.
Schüler oder „Blaujacke".
Die Schüler von Christ Church Hospital tragen diesen Namen
von der ihnen eigenthümlichen Tracht.
Christ Church Hospital war ursprünglich ein Franziskaner-
Kloster und wurde von Eduard VI. in eine Erziehungsan-
stalt für arme Kinder verwandelt. Nach dem Brande von
1666 wurde es von dem Architekten Christopher Wren wieder
aufgebaut. Karl II. gründete hier eine Schule der Mathe-
matik und errichtete eine Stiftung für den Unterricht von
vierzig jungen Leuten, die den Seemannsberuf wählen.
Vgl. John Mnrray, Picturesqiie representations of the drc
London 1814 und den die colorirten Figuren begleitenden Text.
and manners of the English,
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1)^^
Aa
ENGLAND
TRANSPORTMITTEL IM INNERN DES LANDES ZU ANFANG DES
XIX. JAHRHUNDERTS.
DIE STRASSENGATTEK.
W. H. Pyne hat in seinem Microcosme, trace pittoresqtie des arts, de Vagriculiure, des manu-
facttires etc., de la Grande-Bretagne, einer Sammlung von 600 Gruppen, herausgegeben 1808 und
jetzt sehr selten, eine Reihe von treöenden Zeitbildern gezeichnet, denen wir die Illustrationen unserer
Tafel entnehmen.
Strassengatter. Diese Wegsperren, die sich erst nach Zahlung einer Abgabe je nach der Zahl
der Pferde, des toU-money, den passirenden Wagen öfineten, wurden 1663 eingerichtet, damit das
so gesammelte Geld ziu- Ausbesserung der Strassen dienen konnte. Sie stiessen anfangs auf grossen
Widerstand imd wurden erst gegen die Mitte des XVIII. Jahrhimderts hin populär. Aber noch
heute steht der toll-gatherer, der Zolleinnehmer, im Rufe der Grobheit.
Die Wagen. Gerade ziu- Zeit P)'nes machte die Schnelligkeit der Fortbewegimg grosse Fort-
schi-itte. 40 oder 50 Jahre vorher brauchte ein Landedelmann aus Herfortshire 6 Pferde und 2 Tage,
um nach London zu gelangen. Pyne sah dieselbe Reise mit der Mallepost zwischen acht und zehn
ein viertel Uhi- Abends zurücklegen. Von Manchester bis London gelangte man 17.54 in vier und
einem halben Tage. Im Anfang dieses Jahrhunderts brauchte man nur noch 30 Stunden.
und 8 zeigen den ländlichen Tilbnry für zwei Personen | Nr. 5 stellt die Beladung einer Postchaise dir. Man sieht
und den mit Leinwand bespannten Karren des Ge
händlers. Nr. 3 ist ein Reiter, der seinen Zoll zahlt,
fr. 4 ist ein grosses Korbgestell auf Tier Rädern , dessen
Zweigespann von einem reitenden Postillon gelenkt wird.
Dieses Geföhrt, so«a6/e genannt, warfftr kleinere Excnrsionen
bestimmt. Nr. 2 zeigt eine vierspännige Diligence, deren
Imperiale für Sitzplätze eingerichtet ist.
noch den Langbaum, der die beiden Ochsen vereinigt. Nr. 7
ist eine Postchaise mit outrider, Vorreiter.
Die kleine Grnppe Nr. 6 stellt den Transport des Kalks
aus den chalk-püs der Grafschaft Kent dar , den man zur
Bodenamelioration oder zum Brennen verwandte.
Vgl. Le Microcosme, trac6 pittoresque des arts, de l'agriculture, des manufactm-es etc., de la
Grande-Bretagne, Radirungen von W. H. Pyne, Text von C. Gray. London. 1808. — Tableau
actuel des coatumes, moeurs et usages de la nation anglaise, Paris, an XI. —
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DEUTSCHLAND
VOLKSTRACHTEN IX BAIERN UND SACHSEN-ALTENBUEG.
Nr. 1, 5 und 6.
Mittelfranken.
Nr. 2, 7, 10, 20 und 21.
Niederbaiera.
Nr. 3, 4, 19 nnd 25.
Niederfranken und Aschaffenburg.
Nr. 8, 9, 22, 23 und 24.
Oberfranken.
Nr. 11, 12 nnd 13.
Oberpfalz.
Nr. 14, 15, 16 und 17.
Schwaben.
SACHSEN-ALTENBÜRG.
BAEERN.
Wo die Bevölkenmg in Baiem gemischt ist, unterscheiden sich die Katholilicn von den Prote-
stanten schon durch die Tracht. Die Ersteren ziehen im Allgemeinen die grellen, die Letzteren die
dunklen Farben vor. Der Hut des Katholiken ist mit grünen und gelben, der des Protestanten
mit schwarzen Bändern geschmückt; auch die rothe Weste wird fast nur noch von den Katholiken
getragen.
Die weibliche Kopftracht variiit nach den verachiedenen Gegenden. Da ist zunächst die Pelz-
kappe mit gesticktem Boden (Nr. 7), wie man' sie beispielsweise an den Frauen aus dem XVII. Jahr-
hundert auf Tafel EK bemerkt. Die kleine Mütze mit aufgebogenem Boden und unter dem Kinn
geknüpften Bändern (Nr. 1, 17, 25) wird in Nieder- und Mittelfranken getragen; eine Abart der-
selben erinnert an die phrygische Mütze (Nr. 2, 11 und 16) und kommt in Niederbaiern und der
Pfalz vor. Die Frauen in Würzbiu-g und Bamberg tragen ein einfaches, verschiedenartig geknüpftes
Kopftuch aus Leinwand (Nr. 4 imd 24). In Oberfranken hat eine andere Ai-t Haube vom eine Tüll-
gamiiimg, die über den Vorderkopf geht (Nr. 9) oder auch in die Stirn hineinreicht (Nr. 22 imd 23);
in Schwaben besteht diese Haube aus gestickter Seide (Nr. 14). Die Dame aus Schweinfiu-t (Nr. 19)
trägt eine hohe Mütze aus schwarzer Seide mit Spitzengamirung aus langen über den Rücken
fallenden Bandschleifen. In Niederbaiern trägt man auch ein kappenärtig aiTangirtes Kopftuch
(Nr. 20). Die jungen Mädchen in der Pfalz legen ein einfaches Band um das geflochtene Haar (Nr. 13).
Ueber dem Hemde mit bis zum Ellenbogen reichenden Aei-meln tragen die Baierinnen ein
ausgeschnittenes oder bis zum Halse gehendes Mieder; darüber ein Brusttuch aus bedrucktem Kattun,
an Festtagen aus feinem spitzenbesetzten Linnen (Nr. 22 und 23). An seine Stelle tritt bisweilen
ein fest oder lose geknüpftes oder dMch eine Brosche befestigtes Fichü (Nr. 4, 7, 17, 20, 24, 25
imd Nr. 11). Jaquetts mit PufFäi-meln werden in Franken, Niederbaiern und der Pfalz getragen.
Der Rock, eng gefältelt, reicht bis zm' Hälfte des Beines und ist gewöhnlich roth, grün oder blau.
Die Schürze, ebenfalls buntfarbig, ist an Festtagen aus Seide, mit Spitzen und Bändern besetzt.
Als Schmuck dienen hauptsächlich Halsbänder aus Granaten oder Metallarbeit mit Medaillons (Nr.
22 und 23). Zu den Zwickelstrümpfen werden bisweilen ausgeschnittene Schuhe mit Franzenbesatz
über dem Spann angelegt.
Der breitrandige Filzhut der Männer wird fast nur noch von älteren Leuten getragen. Die
junge Generation giebt dem hohen Hut mit schmalem Rande den Vorzug. Der Bauer trägt alltags
eine Jacke ohne Taille und Schösse, Sonntags den langen blauen Tuchrock mit Stehkragen und
silbei-nen Knöpfen. Dazu gehört die rothe Weste mit Seidenstickerei und Metallknöpfen. Neben
der langen Hose hat sich auch die schwarze Lederhose, unter dem Knie durch einen Riemen be-
festigt, erhalten.
SACHSEN-ALTENBURG.
Nr. 18.
Jungvermählte.
Am Hochzeitstage unterscheidet sich die Braut von ihren Ehrenjungfern nur durch die Braut-
krone. Sie besteht aus viereckigen, mit einem Muster in Relief geschmückten Metallplättchen über
einem Cartonkegel, der sich nach oben hin verjüngt. Rund herum hängen zwei Reihen vergoldeter
Blättchen an fein gearbeiteten Silberknöpfen. Hinten über dem Boden befindet sich ein aufrecht
stehender Wulst aus grünem Sammet. Die Haare werden durch ein Stirnband aus rothem Sammet
verdeckt, das im Nacken geknotet ist. Dazu kommt noch eine breite Bandschleife, welche das Stirn-
band lunschlingt und unter dem Kinn einen grossen Knoten l.uldet. Der Rest der Tracht gleicht
der im Text zu Tafel HG, Deutschland-Tirol, beschriebenen.
N. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 20 und 21 gehören zu einer Folge
kolorirter Stiche, die, in Nüi-nberg publicirt, die Kostüme der bairischen Kreise darstellt.
Nr. 18 nach einer Originalzeichnung vom Anfang dieses Jahrhunderts.
Nr. 22 und 23 nach Becker.
Nr. 19, 24 und 25 nach Lante und Gatine, aus dem Rccueil de costumes de differents pays,
Paris 1827.
Vgl. Albert Kreiachmcr, Deutsche Volkstrachten, Leipzig 1870.
1)51
j)(*ö
HG
DEUTSCHLAND. — TIROL
VOLKSTRACHTEN.
OESTEEREICH.
Nr. 1, 6, 8, 11, 15, 16 und 19.
Böhmen.
DEUTSCHLAND.
Nr. 3 und 4.
Württembergerinnen
Nr. 7.
Schlesier.
Nr. 14 und 17.
Altenburgerinuen.
Nr. 18.
Xoburgerin.
Nr. 5.
Typus riines Heidullerger Studenten ; Anfiing des Jahrliunderts.
OESTERREICIL
Tirol — Die Bevölkerung des östlichen Theiles von Tirol besteht iiherwiegend aus Deutschen,
während sie im Süden mit Italienern und Ladineni untermischt ist.
Zillerthaler.
Schwarzer Filzbut mit Schnur, Troddeln und Auerhahn
feder. Brustfleck aus rothem Tuch, am Halsausschnit
mit Silherperleu. Schwarzseidenes Halstuch. WoUeni
Joppe mit Sammetaufschlägen. Schwarzer Ledergürtel mi
Monogramm in Seidenaticlf erei , an der Seite durch ein^
Schnalle geschlossen. Schwarzlederne Kniehose. Weissi
Strümpfe. Nägelheschlageue Schnürstiefel.
Nr. 6.
Pusterthalerin.
Filzhut mit hreiter Krempe. Schnürmieder mit Achselbändern
Kurzer Wollrock. Ausgeschnittene Schuhe.
händem. Hemde aus weissem Pique, mit Spitzen besetzt.
Wollenes Mieder mit silbernen Agraffen und schwarzen
Seidenschnüren. Brusttuch aus Kattun.
Bauer vom Achensi
; Innthal.
Filzhut mit Schnur und Troddeln; Auerhahnfeder, Gemsbart
und Alpenblumen. Ueber der modernen Weste mit silberner
Kette wird nur selten der breite Ledergurt getragen. Roth-
seidenes Halstuch. Joppe, Tuchweste. Schwarzlederne
Kniehose mit Besatz. Lederstiefel.
Sarnthalerin.
Filzhut mit breiter Krempe und hinten herabfallenden Seideu-
Filzhut. Braune Tuehjoppe mit farbiger Stickerei. Leder-
gürtel mit polirten Zinnnägeln. Kniehose aus Gemsleder.
Wollstrümpfe. Schnürstiefel.
Bäuerin aus dem Passeyerthal.
Gestrickte Wollmütze. Heber dem Mieder ein Jaquett aus
violettem Tuch mit rothem Seiden!) es atz, durch farbige
Schnüre und eine Reihe silberner Knöpfe geschlossen.
Ueberärmel aus Sammet mit Pelzbesatz. Langer gefältelter
Wollroct. Weite blau und weissgestreifte Leinenschürze.
Kothe Wollstrümpfe. Lederschuhe.
Junger Bauer aus dem Sarnthal. Festtracht.
Rothe Jacke und Brustfleck mit gi-ünen Damastachselbändem.
Hemde mit Spitzenbesatz, der am Hals und über der Brust
ein Jabot bildet. Die verheiratheten Männer tragen einen
schwarzen , die Junggesellen einen grünen niedrigen Filz-
hut mit breiter Krempe. Ledergürtel. Dicke weite Woll-
hose, die das Knie frei lasst. Weisse Strümpfe mit rothen
Strumpfbändern. Lederschuhe.
Deutsche und Czeclien haben aufgehört, ein Nationalkostüni zu tragen.
Nr. 2.
Junge Deutsche ausAuherzen. Bezirk Pilsen. Sommertracht.
Die Haare fallen, hinten aufgenommen, in Zöpfen mit weissen
Schleifen herab. Stirntüchel und Nadel , ein Diadem aus
Kupfer. Starke Tournüre unter dem Wollrock. Hoch ge-
rückter Gürtel. Ausgeschnittenes Mieder aus Wollstoff oder
Goldbrokat. Geblümtes Halstuch. Schürze mit farbigen
Bändern. Rothe Wollstrümpfe. Lederschuhe mit grünen
Schleifen. Beim Ausgehen waväe der Kurass, eine w
Piquejacke und ein weissleinenes Kopftuch augelegt,
den Winter kommt eine Mütze und eine Pelzjacke hii
Junger Deutscher aus der üragejrend
von Kladau.
Niedriger Filzhut mit Blumen und Schnur,
mit gelben Metallltnöpfen.
Blaue Tuchjacte
DEUTSCm^AND.
Schlesien. — Nur die Frauen liaben in ilirem Kostüm manclie Eigenthümlichkeiten bewahrt.
Nr. 7. — Bauer aus dem Riesengebirge. An Festtagen trägt der Bewohner des Riesengebirges
einen hoben, sich oben ausbauchenden Filzhut und einen langen, bis zu den Füssen reichenden
Tuchrock, den „Gottestischi'ock."
Württemberg. Schwarzwaldkreis. — Die Bewohner des Schwarzwaldes verlassen, meist als
Krämer, ihre Heimath, um später mit ihren Ersparnissen zurückzukehren. In der Umgegend von
Reutlingen, im Dorfe Ehningen haben sie alljährlich um Weihnachten eine Zusammenkunft, den
Ehninger Congress.
Nr. 3 und 4.
Frauen aus dem Schwarzwald,
schwarzer Seide mit gesticktem Sammetboden,
sich ein acht Zoll breiter Kamm auf einem Draht-
gestell erhebt; hinten fallen vier breite schwai-ze Bände
herab, zwischen denen die Zöpfe mit rothen Schleifen sicht-
bar werden. Sammetjaquett mit Puffärmeln. Am Hals-
ausschnitt ein Spitzenkr.agen. Darüber ein Halstuch mi
herabhängenden Enden. Wollrock und Lederschuhe.
Sachsen. — Die Spreeufer smd noch beute in einzelnen Theilen von Abkömmlingen der
Wenden besetzt.
Nr. 10. — Frau aus Dannstedt, Regierungsbezirk Magdebiu-g, Provinz Sachsen. — Kopfputz
aus langen breiten Bändern, die das Gesicht umschliessen und über die Brust fallen; hinten sind
zwei andre Bänder übergeschlagen und vier hängen bis auf die Hacken herab. Besonders die letzteren
sind reich gestickt und mit Franzen besetzt. Massive Kette mit Kreuz. Seidenes Mieder mit langen
engen Aermeln. Gestickter Rock aus demselben Stoff. Wollenes geblümtes Brusttuch. Gestickte
Schürze. Graublaue Strümpfe. Lederschuhe mit über dem Spann geki-euzten Bändern.
Nr. 12. — Junges wendisches Mädchen aus der Lausitz. — Häubchen mit Musselinfraise.
Linonmieder mit giellfarbigem Biiisttuch, dessen Enden über der Schürze zum Vorschein kommen.
Gestickte Schürze. Gefältelter Rock.
Sachsen -Altenburg. — Auch hier ist ein Theil der Bevölkenmg wendischer Abkunft und hat
sich manche Eigenthümlichkeit der Nationaltracht bewahrt.
Nr. 14 und 17. Cravatte. Seidene Bänder mit Franzen , die das Mieder
. verdecken und vom über die Schürze herabfallen. Ueber
Altenburgenuueu. , ^^^ Unterrock ein eng gefältelter Wollrock bis an das
Kopftuch, hinten gefältelt, mit auf Cirtou gespamücu Enden , Knie reichend. Etwas längere seidene Schürze. Weisse
gerade herabfaUend. üeber dem Hemde ein Kattunjaquett j Wollstrümpfe , unter dem Knie durch Strumpfbänder ge-
mit langen Aermeln, auf denen an Schultern Initialen ge- j halten. Schuhe ohne Absätze, bei schlechtem Wetter halb-
stickt sind, üeber dem Jaquett ein Mieder, dessen Aus- imhe Stiefel, oben mit Sammetbesatz.
schnitt durch einen breiten Puff gefüllt ist. Breite seidene |
Nr. 13. — Fruchthändlerin aus Hambm-g. — Kappe aus bedi-ucktem Kattun mit diadomartig
aufi-echt stehendem Stimbande. Ein halbes Dutzend Röcke über einander.
Nr. 18. — Junge Koburgerin. — Auf dem Scheitel eine kleine Kappe mit Glasperlen. Hemd
mit Puüarmeln, von einem Mieder mit kleinen Schössen bedeckt. Gefältelter Rock. Ausgeschnittene
Schuhe.
Nr. 5. — Typus eines Heidelberger Studenten; Anfang des Jahi-hundei-ts. — Silbergesticktes
Barrett. Gestickter Halslo-agen. Ueberrock mit Passementerie.
Nr. 1, 2, 3, 4, 7, 9, 10, 11, 14, 15, 16, 17 und 19 aus den deutschen Volksü-achten von Albert
Kretschmer; Leipzig 1870.
Nr. 12, 13 und 18 aus der Sammlimg von Lante und Gatine: Costunies feminins de differents
pays; Paris 1827.
Nr. 6 und 8 aus einer Sammlung von Photographieen, in Wien publicirt : Oesterreichisch-Ungarische
Nationaltrachten.
Nr. 5 nach einem Stich aus einer Kostümsammlung, am Anfang des Jahrhunderts von Jlartinet
herausgegeben.
Vgl. Albeti Kretschmer, Deutsche Volkstrachten, Leipzig 1870.
D(.\
<puy
SCHWEIZ
VOLKSTRACHTEN
LUZEKN, FREIBURG, ZUG, BERN, SCHWYZ, SCHAFFHAUSEN UND WALLIS.
ERSTE HÄLFTE DES XLX. JAHRHUNDERTS.
11
Xr. 1. — Frau ans Luzern.
Grosser Strohhut. Hemde, am Halse geschlossen, mit kurzen
Aermeln. Gesticktes Mieder. Heller faltiger, his an die
Kuiee gehender Rock. Weisse Strümpfe, ausgeschnittene
Schuhe mit rother Rosette.
Nr. 2 , 7 u, 9. — Frauen aus Freiburg.
Nr. 2 gehört dem französischen Theil des Cantous an. Sie
tragt falsches Haar. Darüber einen breiten Strohhut mit
schwarzen Spitzen garnirt. Langer Rock. Auf der Rückseite
des Mieders die Tragbänder der Milcbverkäuferin.
Nr. 7 u. 9 gehören dem deutschen Theil des Cantons an.
Blaue Halskrause. An einem Halsbande ein silbernes Agiiu»-
Bei. Geschnürtes Mieder, schwarzseidene Schürze, rother
Rock und Gürte] mit herabfallenden, gestickten und ge-
franzten Enden.
Nr. 3 u. 4. — Bauer und Bäuerin aus Zng im Sonntagsstaat.
Charakteristisch ist für diese Bergbewohner die Masse
von Schleifen , mit denen sie Hut , Halstuch und Weste
schmücken. Besonders der Hut ist bei Personen beider
Geschlechter mit Bändern und Blumen bedeckt.
Nr. 5 u. 11. — Frauen des Canton Bern.
Nr. 5. Schmales Häubchen ans schwarzem Satin auf dem
nach dem Scheitel zu aufgenommenen Haar, das die jungen
Mädchen in Flechten getheilt frei herabhängend tragen.
Halbärmel. Auf dem Hemde sind über den Brüsten rechts
und links Vor- und Zuname der Frau eingestickt. Um den
Hals schlingt sich eine rothe, schräg geränderte Cravatte.
Langer Rock, Schürze, unter dem Knie befestigte Strümpfe.
Nr. 11 stellt eine Thalbewohnerin dar. eine Milchverkäuferin
aus Oberhassli. Sie trägt einen kleinen Kopfputz aus
schwarzem Sammet. Die Brust ist mit einem Latz aus
karrirtem Stoff bedeckt. Eine grosse Schürze schützt den
langen Rock aus hellem Stoff.
Nr. 6. - Bewohner des Canton Schwyz.
Jacke mit schmalen Litzen, offene Weste, die das durch einen
Ledergürtel zusammengehaltene Hemde sehen lässt. Knie-
hose, weisse Strümpfe, die unter dem Knie gebunden sind.
Escarpins mit rothen Schleifen.
Nr. 8. — Junges Mädchen aus Schaffliausen.
Der Kopfschmuck besteht in einem sehr kleinen cjlinder-
förmigeu Deckelchen aus schwarzem Samroet. das durch
zwei schmale Bändchen anf der Höhe des Scheitels fest-
gehalten wird. Mit verschiedenfarbigen Bändern zusaramen-
geSochtene Zöpfe , von deren Enden zwei blaue Schleifen
herabhängen. Hemde mit kurzen Aermeln, gesticktes und
geschnürtes Mieder. Kurzer Rock und weisse, vorn durch
rothe Bänder gehaltene Schürze.
Nr. 10. - Junges Mädchen aus Wallis.
Kleiner Strohhut mit eingeschlagenem Rande , mit Spitzen
garnirt, bisweilen mit Goldstoff. Brusttuch über einem fein
gestickten Vorhemdchen, Mieder mit kurzen spitzenbesetiten
Aermeln und Brustlatz. Kurzer Rock und seidene Schürze.
4, 5
i der Sammlung schweizerischer und deutscher Kostüme, Paris bei Martin
Cm-
Nr. 7, S, 9, 10 u. 11 aus den Kostümen der Hamburger, Holländer und Schweizer Frauen; gezeichnet '
gestochen von ßatine, Paris, 1827.
i Test; Btchts, la Suisse (Geographie
II!, Europe centrale), Paris, 1878.
SWITZBRLAND
SUISSB
SGHWEIZ
'¥'— "^
^u^
SCHWEIZ
WEIBLICHE TRACHTEN AUS BERN, APPENZELL, FREIBURG,
LUZERN, SCHWYZ UND UNTERWALDEN
URI,
Nr. 1, 8 u. 10.
Trachten aus dem Canton Bern. Wie im übrigen
Eui'opa finden sieh auch in der Schweiz die
alten Nationaltrachten nur noch bei den Mägden
und Bäuerinnen. Die Frauen der höheren und
mittleren Stände folgen der französischen Mode.
Wie man aus Nr. 8 sieht, hat dieselbe auch
schon bei den Dienstmägden Eingang gefunden;
denn der Schlepprock des Mädchens, welches
eineu Zober trägt, ist nicht nationalen Ursprungs.
Die alte Bernerische Tracht findet sich noch
in ihrer echten Grazie bei den Bäuerinnen. Der
Eock ist weit und von dunkler Farbe, das Leib-
chen von schwarzer Seide oder Sammet. Es
hat einen viereckigen Schnitt und geht nicht
über den Busen hinauf (Nr. 1). Die Brust ist
vollständig mit einem gefalteten, sehi' weissen
Hemde bedeckt. Um den Hals ist eine Cravatte
von schwarzem Sammet geschlungen. SUbeme
Ketten, die an den Enden dieser Cravatte be-
festigt sind, fallen auf jeder Seite über das
Leibchen herab imd werden mit dem Gürtel
verbunden. Die Hemdärmel haben einen sehr
weiten Schnitt. Die Kopfbedeckung besteht
gewöhnlich aus einer eng anliegenden, kurzen
Haube von schwarzem Atlas, welche auf den
Scheitel gesetzt wird und von welcher schwarze
Spitzen auf die Haare herabfallen. Unsere Nr. 10
trägt nicht diese Kopfbedeckung, sondern eine
Mütze mit einer aufrecht stehenden Quaste auf
dem Deckel. Oft besteht diese Mütze aus Gold-
oder Silberstoff. Die Tracht der Bernerinnen
hat sich, ungeachtet ihrer Veränderungen, von
allen schweizerischen Volkstrachten noch ara
vollständigsten erhalten. Die Frauen der übrigen
Cantone unterscheiden sich von einander nur
durch die Art, ihre Haare zu flechten imd die-
selben mit Bändern, Spitzen, Zeug und Nadeln
zu schmücken. Am besten und reinsten hat
sich die Bernerische Tracht im Emmenthal
erhalten.
Nr. 2 u. G.
Frauen aus dem Canton Appenzell. In dieser
sehr gebirgigen Gegend der Scliweiz, welche
keine grossen Städte, sondern nur zwei oder
drei Flecken besitzt und in ihrer Gesammtheit
einem grossen Dorfe gleicht, welches aus ver-
einzelten Hütten zusammengesetzt ist, hält man
noch am zähesten an den alten Gebräuchen
fest. Das charakteristisohe Merkmal der Appen-
zeller Frauentracht ist die Hauhe aus schwai'zer
Gaze, die sich wie ein steifer Kamm in Gestalt
von zwei Schmetterlingsflügeln auf dem Kopfe
erhebt.
Nr. 3.
Verheirathete Frau aus dem Canton Freiburg.
Diese Frau stammt aus der deutschen Hälfte
des Cantons, in welcher sich die alten Sitten
hesser erhalten haben, als in der französischen.
Die Heirath gilt in dieser Gegend als ein be-
sonders wichtiger Akt. Die Sitte will es, dass
Bräutigam und Braut bei der Ceremonie die
Kleider ihrer Grosseltern anziehen, um damit
zu bekräftigen, dass sie nach der Weise ihrer
Voreltern leben wollen. Die einer Husaren-
mütze ähnliche Haube, der Halski-agen und die
metallenen SchuhschnaUen stammen noch aus
früher Zeit. Der Schmuck besteht aus einer
langen, feinen Halskette, an welcher eine grosse
silberne Schaumünze hängt, die man Agnus dei
nennt. Im Canton Schaffhausen ist die Mütze
noch höher und schwerer. Der Rock und die
Strümpfe sind gewöhnlich roth.
Nr. 4.
Frau aus dem Canton Luzern. Ein unten spitz
zulaufendes Leibchen aus schwarzem Sammet,
welches weit enger anschliesst als das der
Berneiinnen, ein gefaltetes, die Brust bedecken-
des Hemde, ein Halstuch, eine lose, vorn offene
Jacke mit weiten Äermeln, die mit schmalen
Aufschlägen versehen sind, eine Mütze mit
breiter Rüsche, welche den Kopf wie ein
schwarzer, durchsichtiger Nimbus umgiebt, und
eine Schürze sind die Bestandtheile dieser
Tracht, die wenig charakteristisches hat.
Nr. 5, 7 u. 9.
Frau aus dem Canton Schwyz. — Frau aus
dem Canton Uri. — Frau aus dem Canton
Unterwaiden.
Die Nationaltracht der Unterwaldener und
besonders die der Frauen gehört zu denjenigen,
die mehr und mehr verschwinden. Sie besteht
aus einem kurzen, weiten Rocke aus braunem
Stoff, einem rothen Gürtel, blauen Strümpfen
und zierlichen Schuhen. Die Haarflechten werden
hinten durch eine löffelartige Nadel zusammen-
gehalten. Die Schuhe sind oft mit metallenen
Hacken versehen. Au Nr. 9 findet man das
genannte Haararraugement, die niedlichen Schuhe
mit Bandi'osetten, eine den Hals eng wie ein
Halseisen umgebende Kette, den breiten hohen
Brustlatz, der auf jeder Seite mit breitem Ge-
hänge aus Silberfiligran besetzt ist, den weiten,
unten rund ausgezackten Hemdsärmel, der im
Armgelenk mit einem Sammetband zusammen-
gefasst ist, und eine breite seidene Schürze.
Die Tracht der jungen Frau aus Schwyz
(Nr. 5) bietet die Eigenthümlichkeit , dass sie,
ohne so weit in die Vergangenheit hinaufzu-
reichen wie die der ünterwaldnerin , keinen
modernen Bestandtheil hat. Abgesehen von
der hohen Gazemütze, gehört alles an dieser
Tracht dem vorigen Jahrhundert an. Das Ar-
rangement des Haares, die Entblössung des
Halses, das Brusttuch und die kurzen Aermel
sind Kennzeichen der französischen Mode vor
der Revolution.
Die weiblichen Trachten im Canton Uri (Nr. 7)
erinnern an die italienischen Volkstrachten. Die
Urnerinnen tragen die Schnupftücher wie die
Italienerinnen um den Kopf gebunden; ebenso
ist es italienische Sitte, das Brusttuch unter
dem zusammengeschnürten Leibchen zu tragen.
Die Schweizerinnen trugen früher Halbstrümpfe,
welche nur die Wade bedeckten.
(Nach Photographü
A. Braun <5^^ Co. in Dornach und Aquarellen von y. Bastinos.)
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SW IT2.BR.LAND O U I ,S S B
SGHV/BI
Nordmaiin lit
J«
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S CHWE IZ
FRAUENTRACHTEN
AUS UNTERWALDEN, SANCT GALLEN, BERN, WALLLS, ZÜRICH, ZUG,
LUZERN UND BASEL.
Nr. 1. Canton Unterwaiden. — Das über der Brust und am Halse festgescblossene Leibchen
ist durch das Klima einer Landschaft bedingt, welche gegen Süden diu-ch Berge abgeschlossen ist,
die mit ewigem Schnee bedeckt sind. Die Ausschmückung und die Farbenzusammenstellung der
Stoffe, aus. denen das Leibchen besteht, hängt vom persönlichen Geschmack der Trägerin ab. Der
Vordertheil ist gewöhnlich bunt, grün und roth gemustert, der Rückentheil immer schwarz. Die
über der Brust sich ki-euzenden Ketten sind ron Silberfiligran. Das Haar wird meist in Flechten
gelegt, in welche weisse Bänder hineingeflochten sind. Auf den Kopf wird bisweilen ein weisses
Spitzenhäubchen gesetzt. (Vgl. auch die Tafel Schiveiz mit dem Zeichen Sett.)
Nr. 2. Canton Sanct Gallen. — In diesem Canton blüht eine lebhafte Industrie in Weiss- und
Flanellwaaren, Tuch und anderen Stoffen, vornehmlich aber in geklöppelten Spitzen luid in Stickereien.
Auf diese sesshafte Thätigkeit deutet auch das Kostüm der Frau: der lange Rock und das niedrige
Leibchen, welches die freie Bewegung der Arme ermöglicht. Das zierliche Häubchen ist ein Product
dortigen Gewerbfleisses und Geschmacks, der sich auch in der feinen Zusammenstellung der Farben
kundgiebt.
Nr. 3 und 7. Canton Bern. — Der kurze Rock, den Nr. 7 trägt, ist wegen des Bergsteigens
nothwendig. An Stelle der früher üblichen farbigen und gestickten Strümpfe sind heute allgemein
weisse getreten. Die weisse Wäsche der Bernerinnen ist berühmt. Ihre Tracht ist hübsch und
geschmackvoll; nur die Frauen von Oberhassli entstellen sich dadurch, dass sie die Hüften aus-
polstern. Nr. 3 ist eine Simmenthalerin. Das Leibchen zeigt italienischen Schnitt; es ist von
schwarzer Seide und mit einem schwarzen Sammetstreifen besetzt. Das weisse Hemd steigt bis zum
Hals liinauf. Die Enden des einfarbigen Brusttuchs sind unter dem Leibchen befestigt. Die Aermel,
eng anschliessend, bilden an den Ellenbogen Puffen. Oft ist um den Hals eine Cravatte von Sammet
gescUungen, von welcher auf die Brust silberne Ketten herabhängen, die am Güi-tel befestigt werden.
Die Kopfbedeckung besteht aus einer kleinen Haube von schwarzem Atlas, die, mit schwarzen
Spitzen besetzt, auf dem Hinterkopfe sitzt. Der dunkle Rock hat eine farbige Borte. Die Schürze
ist unter dem Mieder befestigt. Die Berner Tracht hat sich am längsten in ihrer vollständigen Ur-
sprünglichkeit erhalten.
Nr. 4. Canton Wallis. — Die französische Mode hat die charakteristischen Eigenthümlichkeiten
der Volkstracht meist verwischt. Von derselben ist nur noch der Hut übrig geblieben, welcher
allen fremden Einflüssen Widerstand geleistet hat.
Nr. 5. Canton Zürich. — In der Tracht der Züricherin paai-t sich vriirdevoller Ernst (der
schwarze Rock) mit heiterer Farbenlust (rothes Leibchen mit gelbem, schwarz eingefasstem Brustlatz).
Nr. 6. Canton Zug. — Da die Bevölkerung des Cantons Zug vorzugsweise Ackerbau treibt,
ist danach die Tracht der Bäuerinnen eingerichtet. Bemerkenswerth ist die als Kopiputz dienende,
aufgesteifte Rüsche, welche an eine Sonnenblume erinnert.
Nr. 8. Canton Luzern. — Auch die Bevölkerung dieses Cantons treibt Ackerbau, weshalb die
zu Feldarbeiten passende weibliche Tracht mit der des Cantons Zug verwandt ist.
Nr. 9. Canton Basel. — Wie Bern ist auch Basel eine bergige Stadt, in welcher viele Strassen
treppenartig emporsteigen. Daraus erklärt sich die Nothwendigkeit für- die Frauen, kurze Röcke
zu tragen.
(Nach Photographien von Braun & Co. in Dornaeh und nach AqiiareUen von Bastinos. — Fii/r
den Text vgl: Simond, Voyage en Suisse; Baoul Bochette, Lettres sur la Suisse 1819, 1830,
1821; C. V. de Sommerlatt, Description des vingt-äeux cantons de la Suisse, Bern 1840; Berkpsch,
Schweiserhimde ; W. Kaden, ScMveigerland.)
SWIT2ERLAND SU 1 S O E
SGHV/EIZ
1"
D(.<
EUROPA
PFEIFEN, ETUIS UND EAUCHUTENSILIEN.
NORWEGEN, FRANKREICH, ITALIEN, BELGIEN, OESTERREICH, DEUTSCHLAND UND
GRIECHENLAND.
Nr. 1. — Norwegen.
Nr. 2, 9, 17, 2.3 und 34. - Frankreic
Nr. 5 und 14. - Italien.
Nr. 6. — Belgien.
Nr. 8 und 30. - Tirol.
11, 12, 16, 20, 27 und 29. - Ungarn.
Nr. 24. — Böhmen.
15, 22, 28 und 32. — Deutschland.
Nr. 31. — Griechenland.
10, 21, 25, 26 und 33. — Pfeifen und Etuis
unbe-^timmter Herkunft.
Die Thonpfeife war ehemals das Monopol Hollands, der Porzellankopf ist typisch für Deutsch-
land , der Meerschaum und der geschnitzte Holzkopf für Oesten-eich. In einigen Theilen Ungarns
findet man Pfeifen von orientalischem Typus.
Norwegen.
Nr. 1.
Pfeife aus Stavanger : Holzltopf in Form einer Hand , Oeff-
nung mit Kupferring; Rohr aus Schilf.
Frantreieh.
Nr. 2.
Pfeife in Beilform; 1762. 0,50 m lang. StahlV-opf. gravirt
und mit Silber eingelegt; Rohr aus Hol?.. Der Typus ist
Alte Gla=!pfeife; Murano; 1 m lang.
Nr. 14.
Venetianischer Tabacksbeutel ; 0,20 i
mit Seiden- und Goldsticterei.
Belgien.
[urze Pfeife; Franche-Comte ; 0,10 m lang. Silberner Kopf;
Hornrohr.
Nr. 17.
Feuerstahlbüchse ; Elsass XVII. Jahrhundert.
(Innere Einrichtung Nr. 34.)
Deutschland.
Nr. 13.
Holzliopf; Deckel und Beschlag Kupfer; 0,32 m hoch.
Nr. l'i.
Bemalter Holzkopf; die Mütze dient als Deckel. Rohr
Hörn; Kopf und Abguss 0,18 ra hoch.
Nr. 22.
Kopf aus Porzellan, Utihr ans Hörn; 0,30 m hoch.
Nr. 28.
Pfeife ans dem sietenjihi-igcn Kriege; Meerschanmkopf mit
silbernem Decltel. Holzrolir; Kopf 0,12 m hoch.
Nr. 32.
Dunlielfarhiger Holzlfopf; ElfenljeiDgarnitur ; Rohr aus Honi.
0,50 m hoch.
Tirol.
Nr. 8.
Kurze Holzpfeife; Srfinur und Quasten Seide; 0,11 m lang.
Nr. 30.
Holzpfeife; Kopf mit Kupfer und Perlmutter eingelegt; Deckel
aus gravirtem Kupfer; Spitze aus Hörn; seidene Schnur
und Troddeln ; 0,25 m lang.
Ungarn.
Nr. 10.
Kurze Pfeife aus geschnitztem Wurzelholz; 0,10 ni lang.
Nr. 11.
Gemalter Holzkopf mit Kupferdeciel ; Rohr aus Hörn und
Holz; silherne Kette; seidene Schnur und Quasten; 0,20m
lang.
Nr. 12.
Bemalter Holzkopf; Knpferdeckel; Holzrohr; Hornspitze;
0,22 m lang.
Nr. 16.
Orientalische Pfeife; Mittelstück des Kopfes und Deckel
gravirtes Kupfer; Abguss mit Gold eingelegtes Holz; mehr-
farbiger WoUplttsch zwischen Kopf und Rohr; Seidenquasten;
0,25 m lang.
Nr. 20.
Orientalisch; Thonkopf mit Silberbeschlag und ebensolchen
Gehängen; Wollplüsch zwischen Kopf und Rohr; rother
Seidenbezug und mehrfarbige Schnur mit Quasten; 0,25 ra
lang.
Nr. 29.
Meerschaumkopf mit Silberbeschlag ; Hornrobr ; 0,10 m hoch.
Böhmen.
Nr. 24.
Porzellankopf, den einäugigen Ziska darstellend. Holzrohr
mit Seidenschnur und Hornspitze. 0,23 m hoch.
Griechenland,
Nr. 31.
Meerschaumkopf; Sphin.x und nackte Frau; Silberdeckel;
Holzrohr mit Hornspitze; 0,60 m lang.
Pfeifen
Etui Holz geschnitzt; 0,
Herkunft.
lang.
Nr. 7.
Etui Holz geschnitzt, mit Silber eingelegt.
Nr. 18.
Kopf Holz geschnitzt; Silberbeschlag; 0,11 m lang.
Nr. 19.
Kopf Holz geschnitzt; symbolische Darstellung ; 0,15 m hoch.
Nr. 21.
Holzkopf; Silberbeschlag; 0,07 m h.
Nr. 26.
Kopf Holz geschnitzt; Silberbeschlag; 0,15 m hoch (vgl. das
Detail Nr. 25).
Nr. 33.
Nach Originalen in der Pfeifensanimliuig des Baron von Watteville.
EUROPA
EUROPE,
EUROPA
CS CT
RUSSLAND. — X VI.— XIX. JAHRHUNDERT
fflSTORISCHE PERSONEN UND VOLKSTRACHTEN.
Nr. 1 u. 6.
Bojarentracht des XVII. Jahrh. Nach den Stichen der Reisen
in Moskowien Ton Ölschläger (Olearius) 1647.
Nr. 2 n. 5.
Der Kosake Breschka in dem Ehrenkaftan, den er von Peter
dem Grossen erhalten.
Nr. 3.
Kosakenhetmann znr Zeit Peters des Grossen.
Nr. 4.
Bojar des XVn. Jahrh. im .Morgenkostüm.
Nr. 7. 8 n. 9.
Franen und Mädchen ans Twer am Zusammenflnss der Twertza
und der Wolga, Hauptstadt des Gouvernements gleichen
Namens, nordwestlich von Moskau.
Nr. 10, 11, 12, 13, 14.
Sommertracht der Frauen und Mädchen aus Torjok, Gouverne-
ment Twer.
Nr. 15.
Feldtracht des Bojaren Boris Godunow, Czar von 1598-1603.
Nach einer alten Zeichnung.
Nr. 16, 17. 18.
Wintertracht der Frauen von Torjok.
Nr. 19, 20, 21.
Tracht der Frauen von Kjäsan, Hauptstadt des Gouvernements
gleichen Namens.
Nr. 22.
Iwan IT., der Schreckliche, Czar von 1533-1584.
Nr. 23.
Peter der Grosse, Czar von 1682—1725. In Seemannstracht,
aufbewahrt im Waffenmuseum in Moskau.
Nr. 24.
Bojarentochter zur Zeit Peters des Grossen. Nach einem Stich
in Corneille de Bruyn Voyages par la Moscovie (1708 ; fran-
zösisch, 1718).
Nr. 25.
Ein Fürst Eepnin. Nach einem Such desselben Werk«!.
Nr. 26.
Peter der Grosse im sogenannten polnischen Kaftan.
Nr. 27.
Der Fürst Peter Repnin. Nach einem Stich in den Reisen des
Olearins (1647).
Die Russen entlehnten in der historischen Zeit ihr Kostüm wie ihre Eeligion den Byzantinern,
his der lange geschlossene Rock und der äimeUose Übei-wm-f nach der mongolischen Erobening
durch das kurze, offene, über der Brust geknöpfte Wamms und den Mantel mit Kragen und Ärmeln
verdrängt wurde.
3) '71
j)?'
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V1
EUSSLAND
NATIONAL-RÜSSEN — MORDWINEN — KALMÜCKEN — TARTAREN
10
Nr. 1. Mordwine, Glied einer finnisclien Race,
welche in den Gouvernements Kasan, Ssim-
birsk, Orenburg, Nischni-Nowgorod und Pensa,
an den Ufern der AVolga und Oka ver-
breitet ist.
Nr. 3. Kalmücke aus den donischen Steppen;
mongolische Race.
Nr. 2. Frau tartarischer Race.
Nr. 4, 5 u. 6. National-Russen aus dem Gou-
vernement Tambow zwischen den Gouverne-
ments Wladimir und Nischni-Nowgorod.
Nr. 7, 8, 9, 10 u. 11. National-Russen aus der
Stadt Torjok, Gouvernement Twer. Die Stadt
liegt an der Twertza, einem Nebenflusse der
Wolga. Tambow und Twer gehören zum
europäischen Russland und liegen im soge-
genannten Gross -Russland, dem Stammsitze
der Alt- Russen.
Diese Abbildungen sind Vorlagen nachgebildet, welche die russische Regierung hat anfer-
tigen lassen. Die Originale zu den Nr. 1 — G sind colorirte Photographieen , welche auf der
ethnographischen Ausstellung der Pariser geographischen Gesellschaft im Jahre 1875 zu sehen
waren. — Die Kleider der Frauen von Torjok haben noch asiatischen Charakter, nur dass der
Gtirtel hinzugetreten ist. Die von einem weiten, durchsichtigen, mit Gold gestickten Schleier
nmhiUlte Frau scheint eine Braut oder eine Neuvermählte zu sein. Das lange vorn offene Kleid
ist mit Metallknöpfen zugeknöpft.
Twer hat eine vorzugsweise Ackerbau treibende Bevölkerung. Die Bäuerinnen tragen
kurze Röcke aus groben Stoffen. Nr. 4 ist der Typus des National-Costüms: ein weisses Hemde
und ein Rock, der um den Leib gegürtet ist. 5 und G haben wieder mehr asiatischen Charakter.
Nr. 8, 9, 10 und 11 gehören zur Klasse der Handwerker. Die Frauen tragen breite
Schürzen und über der Mütze gewöhnlich ein Tuch, welches um den Hals zusammengeknotet
ist und auf dem Rücken herabfällt. Auch das kleine Kind auf dem Arme der Mutter trägt noch
über der spitzen Mütze ein solches Tuch. Die Jacken sind entweder ohne (Nr. 8) oder mit
Aermeln (Nr. 11) versehen. Nr. 10 bat einen kragenartigen Umhang, der um die Hüften herum-
geht und die Unterarme bedeckt. Diese letztere Tracht ist die gebräuchlichste.
Die Kopftracht von Nr. 5 ist bemerkenswerth wegen ihres eigenthümlichen Schnitts, der
ebenfalls auf Asien deutet. Nr. G ist durch ihr weites Kopftuch auffallend, unter welchem eben-
falls die spitze, tief liegende Haube zu erkennen ist. Das Kopftuch ist jedoch so arrangirt, dass
das Ohr mit seiner grossen Perle sichtbar bleibt. Perlen sind überhaupt ein beliebter Schmuck
der Russinnen; die auf den Rücken herabfallende Flechte von Nr. 6 ist mit einem Bande ver-
ziert, das mit Perlen benäht ist. Die Fussbekleidungen sind aus starkem Leder gearbeitet.
Die Tracht der Tartarin Nr. 2 ist von der der Russinnen völlig verschieden. Sie trägt
ein Ober- und Unterkleid. Der Gürtel der letzteren kommt durch das erstere zum Vorschein.
Der weite orientalische Schleier hat Schlitze, um die Arme hindurchzustecken. Da die Aermel
von noch anderem Stoffe sind als das Unterkleid, gehören sie vermuthlich zu einer Art Hemde,
welches auf dem Leibe getragen wurde. Der Schleier wie die beiden Kleider sind von Seide.
Die Aermel ebenfalls von Seide mit Silber gestickt. Die armen Frauen kleiden sich in der-
selben Art, aber mit chinesischen Baumwollenstoflen.
Nr. 1 stellt einen Mordwinen dar. Obwohl finnischen Stammes, nähern sich die Mordwinen
sehr der russischen Race, deren Tracht sie auch angenommen haben. Sie sind Ackerbauer und
leben nur in kleinen Dörfern.
Nr. 3 ist ein Kalmücke aus den donischen Steppen. Die Kalmücken haben zahlreiche
Pferde- und Schafheerden, von denen sie leben. Sie führen ein Nomadenleben und treiben
auch Handel mit Schaffellen, welche sie gut zu bereiten wissen und die unter dem Namen
Astrachanfelle verkauft werden. Auch ihre Tracht unterscheidet sich nicht von dem allgemeinen
russischen National- Costüm.
R U S 8 1 A
RUSS IE
RUSSLAND
D1^
RUSSLAND
VOLKSTHÜMLICHE HAARTRACHTEN.
1 2 3 4
5 6 7 8
Die Tracht der russischen Frauen hat sich in ihier Ursprünglichkeit erhalten. Besonders der
Tschepats hat alle Neueiimgen der Mode überdauert. Die hier dargestellten Haartrachten entsfcimmen
den Grossrussischen Gouvernements Nowgorod, Kursk und Kaluga.
BEWOHNER DES GOUVERNEMENTS NOWGOROD.
Nr. 1.
Junges Mädchen von Ostujna.
L'oiffure aus gesticktem und mit Steinen besetztem Goldstoif.
Pcrlengarnitur in Fonn von Festona über der Stirn. Tuch
hinten über die Schultern fallend, Perlohrgehänge in Gold
gefasst. Halsbänder aus Perlen und Amethysten.
i Tikhviu
Nr. 3. Anschliessende Kappe aus gelbem Stoffe mit Gold-
besatz unter einer den Nacken bedeckenden Mütze. Die
letztere ist gestickt und von einer Art Turban umwunden,
an den sich eine mit Perlen besetzte Rüsche anschliesst.
Ohrgehänge und Halsbänder aus Perlen.
Nr. 5. Kokosclim'k aus rothem , goldgesticktem Stoff, von
einem weissen Turban umschlungen und mit einem Ge-
hänge aus verschiedenfarbigen Wollsträhnen versehen.
Ohrgehänge und Halsbänder aus Glasperlen. (Vgl. die
Tafel mit der Himmelskugel Nr. 2 und 4.)
Nr. 4.
Frauen von Bielozersk.
Mütze ähnlich Nr. 1. Die Stickereien bilden Medaillons mit
Perlenrosetten auf rothem Grunde. Nackentuch aus blauem
Stoff. Ohrgehänge von Perlen und Saphiren; Halsbänder
von Perlen. Der Kragen des Hemdes hat einen Goldrand.
Bewohner von Tikhvin.
SeidenmützB mit Astrachanbesatz, der herunter goschlagei
und durch ein violettes Band mit Goldquaste unter den
Kinn befestigt werden kann. .
Nr. 2.
Junges Mädchen.
Zackenkrone mit Goldblättchen bedeckt und mit Perlen und
Edelsteinen besetzt; Stirngehänge und Perlen verschiedener
Grösse. Ohrgehänge und Halsbänder aus Perlen.
Nr. 8.
Verheirathete Frau.
Kokoschnik der verheiratheten Frau, Goldgrund mit weissen,
blauen und violetten Ornamenten und Perlen- und Stein-
garnitur; hinten ein Tuff aus rosa und schwarzen Bändern.
Ohrgehänge und Halsbänder aus Perlen.
FRAU
GOUVERNEMENTS K.\LUGA
Nr. 6.
Brocatdiadem mit Steinen besetzt. Eine Art Perlnetz , über
die Stirn, Schläfe und Wangen fallend ; darunter ein blaues
Kopftuch mit herabhängenden Enden. Perlhalsband.
Nach Originalbildern, von der Russischen Regierung zu der Ausstellimg der Geographischen Ge-
sellschaft nach Paris gesandt, 1875.
l)'?u
J^77
^
RUSSLAND
KOPFSCHMUCK DER FRAUEN AUS DEM VOLKE.
3
5
Diese hauten- und mützenart.igen Kopfaufsütze stammen sämmtlich aus Altrussland und
sind den russischen Slaven eigenthümlich. Die hier abgebildeten Exemplare rüliren aus den
Gouvernements Nowgorod, Ealuga, Twer und Kui-sli- her. Sie repräsentii-en verschiedene Arten
der tschepatz genannten Mütze, welche die Frauen der Kaufleute und Bauern tragen, und zugleich
ilu-en Ohr- und Halsschmuck. Die Ornamentik und die Gestalt dieser Mütze reicht weit zurück.
Man findet sie auf Porti-aits von Füi-sten, die dem frühen Mittelalter angehören. Vielleicht sind
sie von dem asiatischen Nomadenvolke der Polowzer mitgebracht worden, welches um die Mitte
des XI. Jahrhunderts in Russland einfiel.
Die Frauen aus dem Yolke haben die Gewohnheit beibehalten, sich stark zu scimiinken,
ihr Gesicht mit Lagen von weiss und roth zu überziehen.
Nr. 1. — Kopfbedeckung aus dem Bezii-k Bielozersk, Gouvernement Nowgorod. Dieselbe
besteht aus einem steifen Gewebe von Goldfaden, dessen Ornamentik von einem weissen mit silber-
nem Schlagloth decorirten Metallstreifen und aus aufgenähten, in Eosetten vereinigten weissen
Perlen gebildet wii-d. Aus Perlen besteht auch die Borte, welche auf die Stirn herabhängt.
Der schmale Hemdki-agen ist mit einer diu-chbrochenen Stickerei versehen und von einem
Saphir geschlossen. Die Ohi-gehänge bestehen aus traubenföi-mig gruppirten Perlen, die mit
Gold montii't sind.
Nr. 2. — Haube von ähnlicher Form, aber an der Stirnseite gerader und mit einem aus
kui'zen herabhängenden Perlenschnüi'en gebildeten Pranzenbehang als Borte versehen. Die Or-
namente sind aus silbernen Blättchen gebildet, die auf den Goldgi-und aufgenäht sind. Die Ohi--
ringe sowie das aus acht Schnüi-en bestehende Halsband sind aus Perlen gebildet. Bewohnerin
von Tikhwin, Gouvernement Nowgorod. — Dasselbe Ai-rangement wiederholt sich auf den übri-
gen Mützen, nur dass die Nr. 3, 5, G, 7 nocli mit Rubinen, Topasen, Saphii-en, grossen Perlen
und sogar mit Brillanten geschmückt sind. Bei Nr. 4 ist der Grund der Mütze rotli und die
Stickereien sind farbig. Die Borte ist -wieder von Goldstoff und mit Perlen verziert, die auf
dicke Fäden aufgezogen und zusammengenäht sind. Der so entstandene Stoff ist röhrenartig ge-
faltet. Dasselbe Ai-rangement findet sich bei Nr. 6.
Nr. 3 ist ein Mädchen aus Bielozersk, Nr. 4 eine Frau aus Tikhwin, Nr. 5 eine Frau
aus Ustjug-Jelezepolskoi, Gouvernement Nowgorod, Nr. 6 eine Frau aus Kaluga am Oka.
(Nach Gemälden, die von der russischen Regierung auf die Ausstellung der geographi
Gesellschaft in Paris im Jahre 1875 geschickt worden sind.)
^7
K
-T)?^
RUSSLAND
INNERES EINES WOHNHAUSES.
Unsere Abbildung; zeigt den Hauptraum der Izba, des russisclien Bauernhauses. Während
das Erdgeschoss zu Viehställen eingerichtet ist, nehmen die Wohnräume, zu denen man auf einer
Treppe von aussen hinaufsteigt, das obere Stockwerk ein. In der SweHitza, dem Hauptraum,
wird gegessen und geschlafen, gekocht und Brod gebacken. Hier befinden sicli die Bilder der •
hl. Jungfrau oder eines andern Heiligen (ikona), des Czaren und der Czarin. Zwei oder drei
Nebenräume, zu welchen man aus dem Hauptraume gelangt, befinden sicli ausser diesem noch
in dem Stockwerk. Der eine, Seny genannt, dient zum Waselien und Ankleiden, die anderen
zur Aufbewahrung der Haus- und Arbeitsgeräthe.
Die hier dargestellte Izba repräsentirt den im nördlichen Eussland üblichen, den echt
moskovitischen Typus; je weiter man nach Süden und über Moskau und besonders über die
Wolga hinauskommt, desto mehr verändert sich dieser Typus und nimmt einen mehr asiatischen
Charakter an.
Das Haus des MuscUk ist nicht das Werk eines russischen Zimmermanns, des Plotnik,
der die Axt, sein einziges Werkzeug, mit grossem Geschick an der Stelle von Hammer, Säge,
Zange, Hobel und Meissel zu gebrauchen weiss ; der russische Bauer baut sich sein Wohnhaus
selbst. „Man" sieht auf dem Lande nicht viele Handwerker", sagt Richter in den Russischen
Miscellen, „jeder Bauer ist Zimmermann, Tischler, Stellmacher, Tuchmacher, Schneider, Schuster
und Seiler: es genügt ihm, dass ihm jemand etwas vorgemacht hat, um es mit Erfolg nach-
machen zu können. Wo andere in Verlegenheit sein würden, zieht er sich aus derselben ohne
Rathschläge und Hülfe und wartet nicht erst auf die Hände anderer, um ans Werk zu gehen".
Das Haus ist im Blockhausstil aus Tannenholz zusammengezimmert. Die Mauern sind aus gan-
zen, ihrer Binde entledigten Baumstämmen zusammengefügt, die au den Ecken, wo sie sich
treffen, übereinander hinausragen. Im Innern sind die Stämme mit Hülfe der Säge geebnet und
geglättet. Die Fugen sind mit Werg ausgefüllt, um die Kälte abzuhalten. (Normand, l'Archi-
tecture ä l'exposition de iSGJ. C. von Lützow, Kunst und Kunstgeiperbe auf der Wiener Welf-
aussteUung 1813. S. 73 f.)
In der S-wetlUza befindet sich zunächst ein grosser Ofen ans Backsteinen und glasirteu
Kacheln. Er zerfällt in zwei Abtheilunfreu, zum Brndbackeu und Kncheu. Ölieu ist der Ofen
mit Sand bestreut für diejenigen, die im Winter darauf schlafen wollen. Wo man keine Betten
hat, stellt man des Nachts zwei von den Bäuken zusammen, welche an den Wänden ringsherum
aufgestellt sind.
In der Ecke, in welcher der Pope das Heiligenbild angebracht hat, steht auch der Tisch
für die Mahlzeiten. Jeder Mahlzeit geht das Gebet voran, welches von dem Familienhaupte ge-
sprochen wird. Das Heiligenbild ist gewöhnlich das der schwarzen Jungfi-au in halber Figur
mit dem Jesuskinde. Man sieht nur die Köpfe und Hände, alles übrige ist mit getriebenem
Kupfer, welches versilbert oder vergoldet ist, und mit Glasperlen bedeckt. Diese Bilder sind
meist nach byzantinischen Vorbildern gemacht. lieber ihnen befindet sich eine weisse, mit
rothen Fäden gestickte Decke, die als Baldachin dient. Unter demselben befinden sich eine
ewige Lampe und einige mit lebhaften Farben bemalte, geweihte Kerzen. Das Bett, welches
auf unserer Abbildung keinen Platz finden konnte, steht in der dem Heiligenbilde gegenüber-
liegenden Ecke. Es ist von Holz, und an den Ecken erheben sich vier Säulen, von welchen
Leinwandvorhänge herabhängen, welche mit rothen Fäden gestickt sind. Diese Stickereien tra-
gen einen durchaus eigenartigen, nationalen Charakter. Die hölzerneu Wände behalten ihre
natiü'liche Farbe. Das Holz der Rothtanne hat schon von Natur einen schönen Ton, der mit
der Zeit noch ki-äftiger und tiefer wird. Bei den Verzierungen über den Fenstern am Balkon
und dem Aeusseren des Hauses sind roth und blau die vorherrschenden Farben. Seltener
kommt grün, braun und weiss zm- Anwendung.
Zeichnung des Architekten Paul Benard aquarellirt von Stephan Baron.)
:p?
1)'^^
RUSSLAND
■ DIE SLAYISCHE TEAUUNG. - DER EUSSISCHE TANZ
Wenn Alle zur Trauung versammelt sind, tritt der Geistliche in seinen priesterlichen
Gewändern vor und beginnt die feierliclie Handlung. Man vertheilt an das Brautpaar und die
Gäste brennende Lichte und zündet zwei dicke Kerzen an, die auf grofsen, gewöhnlich silbernen
Kandelabern zu beiden Seiten eines Tisches stehen, auf welchen das Bild des Schutzheiligen des
Hauses gelegt ist. Die Ceremonie beginnt mit Gebeten und Gesängeu. Der Priester setzt auf die
Köpfe der jungen Eheleute silberne Kronen. Bei vornehmen Leuten werden diese Ki-onen von
den Brautfülirern, die Driigelii heifsen, über den Köpfen gehalten. Nachdem die Ringe eingesegnet
und gewechselt sind, bietet der Geistliche den Neuvermählten ein Glas Wein, welches sie ab-
wechselnd in di-ei Zügen austrinken. Dann machen sie drei Male die Runde um den Tisch, auf
welchem sich das Bild befindet, und empfangen endlich den Segen des Popen, welcher sagt:
„Wachset und mehret euch; der Mensch soll nicht trennen, was Gott zusammenfügt.''
In den Dörfern, welche abseits von grofsen Städten liegen, bestehen noch andere Gebräuche,
die aus alter Zeit herstammen. Der heii-athslustige Bauer giebt zuerst bei den Eltern des Mädchens,
um welches er wirbt, in Begleitung eines Brautführes eine Erklärung ab. Er geht in ihre Wohnung,
und der Brautführer sagt zu der Mutter: „Zeigt uns Eui-e Waare, wir haben Geld." Er wird
dann in das Gemach des Mädchens eingelassen und betrachtet dasselbe aufmerksam, um seinem
Freunde eine getreue Schilderung zu überbiingen. Am anderen Tage führt die Liebe sie zurück,
und jetzt hat der Bewerber das Recht, in das Zimmer seiner Geliebten einzutreten, welche sich
jedoch, hinter einem Vorhange verborgen, den neugierigen Blicken des Liebhabers zu entziehen
sucht. Wenn auch die nähere Bekanntschaft der beiden jungeu Leute schon seit Jahren besteht,
so will es doch die Sitte, dafs sich das Mädchen nur unter Anwendimg sanfter Gewalt hinter dem
Vorhang hervorziehen läl'st. Die Mutter, welche bei dieser Szene zugegen ist, fragt den jimgen
Mann, wie er die Waare findet, und wenn er antwortet, dafs sie ihm gefällt, so setzt man sofort
den Tag der Verlobung durch Ringe fest. Für diese Ceremonie breitet man auf der Erde ein
Fell aus, auf welches sich die Brautleute niederwerfen. Der Vater legt das Bild des Schutzpatrons
des Hauses auf ilrre Köpfe und segnet sie damit. Die Gefährtinnen der Braut bieten ihr- ilu-e
Hülfe an, um mit ihr eine Anzahl von Taschentüchern zu sticken, welche zu Geschenken für
ihren Zukünftigen, für- seine Freunde und die Brautführer dienen sollen. Am Vorabend der
Trauung wird die Braut von ihren Freundinnen in das Bad geführt. Sie gehen dann mit ihr in
dem Dorfe ixmher und singen Trauerlieder, in welchen sie ilu-en Verlust beklagen.
Ist der Tag der Trauung gekommen, so versammeln sich die Geladenen, um das Brautpaar
zur Kirche zu begleiten. Ein Chor junger Mädchen singt das Hochzeitslied und dann setzt sich
der Zug unter Vorantritt eines jungen Mannes in Bewegung, welcher den Schutzheiligen des
Hauses trägt. Nach dem Ehesegen hat der junge Gatte das Recht, seiner jungen Frau einen
Kufs zu geben und zwar nach der alten Sitte, welche vorschreibt, dafs er sie dabei an den Ohren
fal'st. Bevor die junge Frau die Kirche verläfst, nimmt ihr die Brautmutter die Haube der Mädchen
ab imd setzt ihr die der verheü-atheten Frauen auf. Dann begiebt sich die Gesellschaft nach
Hause, wo man sich der Freude überläfst, während die junge Fi-au tbut, als ob sie weint. Am
andern Tage giebt der Gatte ein letztes Fest, um von seinen Freunden Abschied zu nehmen.
Er wirft Haselnüsse hiuter sich, um damit anzudeuten, dafs die Spiele der Jugend vorüber sind.
Der russische Nationaltanz ist eine Pantomime zwischen einem jungen Manne und eiaem
Mädchen, bei welcher die Tänzer abwechselnd einander necken, liebkosen und fliehen, um sich
schliefslich zusammenzufinden. Bei andern Tänzen zeigen die jungen Leute eine grofse Leichtigkeit
und Geschicklichkeit. In sitzender Stellung drehen sie sich auf einem Fufse umher und schnellen
dann plötzlich empor, um eine andere groteske Position anzunehmen, die sie unablässig ändern,
indem sie bald nach vorn, bald zurück springen. Sie tanzen oft allein oder mit einem Mädchen,
welches keine Bewegung macht. Die dargestellte Szene geht in einem Dorfe vor sich: das
Orchester besteht aus der Balalaika, einer Art zweisaitiger Guitarre, die nur ein Mann spielt,
welcher einen Sänger begleitet. Ein dritter schlägt mit den Händen den Takt dazu.
(Nach Mittheilungen in Karl von Rechbergs Werh: Les Peuples de la Russie; description des moeurs,
usages et costumes des diverses nations de cet ejnpire. Paris 181'2-1813.}
TS-
RUS8IA
R I J 8 S I B
RHfi.SLAMD
1)$5
EJ
RUSSLAND
VOLKSTRACHTEN.
KLEIN-RUSSEN; GROSS-RUSSEN; TSCHEREMISSEN UND BULGAREN.
Nr. 8. Klein-Russin.
Nr. 1, 3, 5 und 7. Gross-Russen. — Nr. 6 Tschcrcmissen.
Nr. 2 und 4 Bulgaren.
Der klein-russische Bauer zeigt den slaviscli-russischen Typus der Abkömmlinge der Seythen
am reinsten, während der Gross-Russe oder Moskowiter aus Mischungen der Tschuden, Kirghisen
und Tartaren hervorgegangen ist. Die Tscheremissen und Bulgaren bilden isolirte Kolonieen ; be-
sonders die letzteren wurden nach jedem Türkenkriege in verschiedenen Theilen Russlands angesiedelt.
Klein-Russen.
Nr. 8.
Bäuerin iius dem Gouvernement Orel.
doligestkVter Tscliepata mit Stirnreifen. Mehrere Halsbändei
Kock mit Blumen und Sternen bestickt; bunte Schürzt
Schuhe.
Gross-Rnssen.
Hirt aus dem Gouvernement Kherson.
Pelzmütze; Tulupe aus Schaffell, die Wolle nach innen; Leder-
g;urt mit Kupferknöpfen; umflochtene Glasflasche; Messer.
mit einer Kette am Gürtel befestigt; weite Hosen, Schira-
vaHs'y Schuhe aus Birkenrinde, Laptis.
Frau aus dem Gouvernement Kherson.
KaUschmli, die nationale Kopfbedeckung; Pelz aus Schaffell ;
Hemde mit übergeschlagenem Kragen ; mehrere Halsbänder;
Dieselbe Frau im Sommerkostüm.
Kalcoschnik; Hemde mit gestickten Aenneln ; gestreifter Kock ;
geblümte Schürze; Püsse nackt.
Gruppe von Frauen im Pestkleide; Gouvernement Nischni-
Nowgorod.
Kopfputz, zugleich Kapuze und Schulterraäntelchen. Jaquet
mit pelzbesetzten Aermeln; zwei Roben aus Brokat über
einander. Eine der Frauen in Hanstraclit zeigt ein Hemde
mit bauschigen Aermeln, mehrere Halsbänder und Ohr-
gehänge.
Nr. 6.
Frauen im Festgewande; Gonvernement Simbirsk.
Hohe Sammetmütze, mit einem Streifen Schaffell be.setzt;
Brustlatz, zweitheilig, über einer Blechplatte mit Münzen
und Kupferplättchen, weisse Tunika; Halsband; Ohrgehänge
aus Münzen; Strümpfe aus weissem Filz; Schuhe, mit
Schnüren um die Beine befestigt.
Nr. 2.
Männer aus dem Gouvernement Kherson.
Kaipak, Wollenmütze mit Astrachan überzogen; Beschmet, eine
Art zugeknöpfter Weste; Kaftan oder Ueberrock mit Besatz;
weite Hose in starken Stiefeln.
Nr. 4.
Bulgarische Frau aus demselben Gouvernement.
Kopftuch, auf die Schultern herabfallend; grosses Leinen-
hemde; ärmelloses Mieder; gestickte Schürze; glatter Rock
und gestickter Unterrock; Wollschürze und Gürtel mit
Spangen. Ohrgehänge und Halsbänder.
Sammlung von Photograpliieen : Quelques types des peuples de la Russie, aus Odessa herstammend.
Vgl. Eechherg, Die Völker Russlands. — Elisee Rechts, Geographie universelle.
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EUS8LAND
DIE KIBITKA, DAS ZELT DER KALMLTCKEN.
Die Kalmücken, der mongolischen Eace angehörig, erschienen in Eui'opa zuerst im Jahre 1630
und Hessen sich 1636 am Kaspischen Meere nieder. 1770 kehrte ein Theil derselben in die
heimischen Steppen am Fusse des Altaigebirges zurück. Die Kalmücken sind Fischer und Hirten.
Sie schlagen ihre Kibitken bald hier, bald da auf und bilden so zeitweise ulus oder Ortschaften.
Die Zelte bestehen aus einem Gerippe von Weidenzweigen, 2 m hoch, das eine Rundung von
5 m Durchmesser bildet. Diese ki-eisförmige Wand wird mit einer ebenso hergestellten Wölbung
versehen imd mit Filz bedeckt. Die einzigen Oeffnungen sind ein Rauchloch in der Mitte des
Daches und eine Holzthür. Das Ganze ist in einer Viertelstunde errichtet.
In der Mitte des Zeltes steht ein Dreifuss mit einem Kessel darüber. Den Hintergi-und nimmt
ein Holzbett ein, mit Pelzdecken und einem Stück Stoff bedeckt imd von einer Art Baldachin
überragt Götzenbilder, Kleiderstoffe, Waffen, Sättel, Gerüste fiir verschiedene Geräthe, niedrige
Tische, gerollte Filzstücke als Sitze, eine Gebetmühle — die Kalmücken sind Buddhisten — ver-
vollständigen das Mobiliar.
Die meisten Kalmücken haben ihr- altes Kostüm beibehalten : Pelzmütze, bechmet, eine Art vom
Gürtel bis zum Kinn geknöpftes Wamms, ein in der Taille gegürteter Ueberrock aus blauer oder
grüner Seide oder Wolle und Stiefel aus schwarzem Leder oder gelbem Maroquin mit eisenbe-
schlagenen Absätzen.
Die kalmückischen Frauen tragen ein langes Kleid unter einem Ueberrock, Ohrgehänge, aus
einem Metallring mit Perlmuttergehänge bestehend, und eine Mütze aus sammetgefütterter Seide
mit breitem aufgeschlagenem Rande, der das Haar bis auf die langen, das Gesiebt umrahmenden
Stirnhaare verhüllt.
Abbildungen aus dem Werke des Grafen Bcchbcrg, Les peuples de la Russie, 1812.
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RUSSLAND
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RUSSLAND
OSTJAKEN - TÜXGUSEX - INDIANER VON ALASKA
BEWOHNER DER KRIM
Nr. 1 und 2. Ostjakisclier Mann und Frau aus Obdorsk. Die Ostjaken, zu den Samojeden
gehörig, bewolinen die unteren Waldgebiete des Ii-tisch und Ob. Sie sind von mittlerer Grösse
und scliwach gebaut, von bleichem Teint und dünnem, röthlichem Haai-svuchs. Ihre Kleidung
besteht aus Thierfellen. Die Männer tragen einen Lederrock, der kaum bis zu den Knieen
reicht und vorn und hinten geschlossen ist. Er dient zugleich als Hemde. Die Hosen sind km-z
und eng. Bei grosser Kälte tritt ein weiter Ueberrock mit Kaputze hinzu, welche Hals und
Kopf schützt. An den Aermeln ist ein kleiner Sack befestigt, welcher die Stelle der Handschuhe
vertritt. Bei unserer Figur ist die Kaputze imd der Ueberrock aus WoUe.
Die Frauen tragen Pelzkleider, die vorn mit kleinen Kiemen zusammengenestelt sind. Im
Winter tragen sie Strümpfe aus FeUen, Beinkleider und einen Rock mit Kaputze, die mit Franzen
besetzt ist. Die Kopfbedeckung der Frau, die auf unserer Tafel dargesteUt ist, ist aus Wolle,
ebenso wie die Franzen. Der kaputzenartige Ki-agen ist von Wolle und mit Perlenschnüi-en be-
franzt, an deren Enden Münzen befestigt sind. Der Rock ist ebenfalls von Wolle und mit einer
Silberstickerei besetzt, die noch diu-ch Perlen bereichert ist. Die Bänder, welche den Rock vorn
zusammenhalten, sind mit farbigen Perlen und kleinen Glocken geschmückt. Das auffallend lange
Ohrgehänge besteht aus Perlen, die auf Messingdraht aufgezogen sind.
Nr. 3 und 4. Nomadisirender Tunguse. — Tunguse aus Nertschinsk. Die Tungusen
haben schwarze Haare, wenig Bart und sind ebenfalls von kleiner Gestalt. Die ganze Kleidung
von Nr. 4 besteht aus Leder, von der Kopfbedeckung bis zur Fussbekleidung. Die Verzierungen
sind, einschliesslich derer aus Metall, aufgenäht. — Nertschinsk ist der Hauptort des russischen,
an der chinesischen Grenze liegenden Gebiets Transbaikalien. Die Stadt ist reich an Blei- und Silber-
minen imd treibt einen grossen Pelzhandel. Das zeigt sich im Costüm der dargestellten Figur.
Die Tuclmiütze imd der Tuchi'ock sind mit Pelz gefüttert imd besetzt. Die Verzierungen des
letzteren sind eingestickt. Der Güi-tel ist aus Stahl und mit bunten Steinen besetzt, die Fuss-
bekleidung aus Leder ebenso wie der farbige Besatz.
Nr. 5. Indianer aus Alaska, dem ursprünglich russischen Gebiet, -welches 1867 an die ver-
einigten Staaten von Nordamerika verkauft wurde. Der Mantel ist von Leder ebenso wie die auf-
genähten Verzierungen und die Franzen. Aus Leder besteht auch der um den Leib gebundene
Schurz. Die einzelnen Lederstücke, sagt von Rechberg (Les Peuples de la Russie, Paris 1872),
sind so fest zusammengenäht, dass die Oberfläche sich an Dichtigkeit nur mit Sammet ver-
gleichen lässt. Das leichte und fast durchsichtige Hemde ist unvergänglich. Es ist aus den
inneren Theilen gewisser Fische gearbeitet wie z. B. aus der Zunge des Wallfisches und der
Blase des Plattfisches. Der Hut besteht aus geflochtenen Binsen. Bein und Fuss sind mit See-
hundsfellen bekleidet.
Nr. ß bis 11. Kopfbedeckungen von Bewohnern der Krim.
Nach colorirten Photographieen, welche die russische Regierung 1875 zur Ausstellung der
geographischen Gesellschaft nach Paris geschickt hat.
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RUSSLAND
TYPEN UND TRACHTEN AUS DEM VOLKE
PODOLIEN, OREL, EÜMÄXIEN
EINE TARTARENSCHULE IN DER KRIM
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6
Es giebt in der Krim Griechen, Kalmücken, Deutsche, Juden, herumziehende Zigeuner
und Tartai-en. Diese letzteren bilden die Majorität der Bevölkerung. Die Russen im eigent-
lichen Sinne sind auf die Städte beschränkt. Die tartarischen Volkstämme der Krim haben
nichts mit den Banden von Dschengis-Khan und Timur gemein. Ihre -wahren Brüder sind die
Noga'is -Tartaren, welche die Steppen im Norden des Kaukasus und des schwarzen Meeres bis
zur Donau und bis zum nördlichen Theile von Kuban bewohnen. Die Nogais - Tartaren sollen
ihi-en ursprünglichen Charakter, welcher von dem mongolischen wesentlich verschieden ist, am
besten bewahrt haben. Die grosse Tartarenhorde, welche einst das mittlere Asien untei-worfen
und in Russland eine so wichtige RoUe gespielt hat, die ,.goldene Horde", wie sie die russischen
Geschichtsschreiber nennen, war aus sehr verschiedenen Elementen zusammengesetzt. Der reine
Mongole ist hässHch und missgestaltet neben dem Noga'is- und Ki-im-Tartaren. Der Teint dieser
letzteren ist zwar gelblich, aber sie haben regelmässige Züge und ein Gesicht, welches sich
mehi' der kaukasischen Race nähert. Ihi'e Haare sind braun und lockig, ihi' Wuchs schlank und
kräftig. Die Frauen sind klein und von angenehmen Zügen. Sie färben ihre Nagel roth und
ihi'e Haare und Augenbrauen schwarz. Die jungen Leute lassen sich einen kleinen Schnurrbart
wachsen, tragen sehr kurze Haare und rasiren sich oft den Kopf ganz ab. Die alten Tartaren
lassen ihren Bart wachsen und rasiren ihr Haar. Sie gehören dem Islam an. Die kleinen
Knaben tragen durchweg als Kopfbedeckung den Kaipak von Lammfell, eine über der Brust
zusammengenestelte Jacke, ein Hemde und eine etwas weite Hose. Ihre Füsse sind unbekleidet.
Bei jeglicher Verrichtung, also auch beim Lesen, kauern sie sich nach orientalischer Sitte auf
die Erde nieder. Bei den kleinen Mädchen ist die oben abgeflachte Mütze charakteristisch, die
in gleicher Form auch von den Nogais - Tartaren getragen wird. Der junge SchuUehrer trägt
eine Jacke mit dickem Pelz gefüttert und mit kurzen, nur bis zu den Ellenbogen reichenden
Aei-meln, eine Weste, einen Gürtel, weite Beinkleider und einen Kaipak, ganz wie die bulga-
rischen Bauern.
Kosakenhii't aus dem Gouvernement Podolien.
Nr. 2 und 3.
Russen aus dem Gouvernement Orel. —
Nr. 3 trägt einen Hut mit sclimalen Bändern,
wie er bei Kaufleuten u. dgl. üblich ist. Auf
asiatischen Ursprung deutet die seltener vor-
kommende Kopfbedeckung von Nr. 3. Die Fuss-
bekleidung des Greises ist eine Verbindung von
Gamasche und Sandale.
Nr. 4 und 5.
Rumänier. — Man findet Bauern dieser Race
in der Wallachei, Moldau, Bukowina, Sieben-
büi-gen, Bessarabien und in den verschiedenen
Theilen Rumäniens. Ihr Typus geht bis in das
Alterthum hinauf und erinnert an die Gefan-
genen auf den Reliefs der Trajanssäule. Auch
die Tracht erinnert noch an diejenige, welche
zur Zeit der römischen Kaiser gebräuchlich
war. Die Landleute tragen an Stelle des Hem-
des eine Blouse von grober Leinwand, welche
an den Hüften durch einen breiten Gürtel von
Leder oder Wollenstoff zusammengehalten wird,
der zugleich als Tasche dient. Das am Ober-
schenkel sehr weite Beinkleid wird vom Knie
bis zum Knöchel wieder enger. Ilu-e Fuss-
hekleidung besteht aus Sandalen, die aus Ziegen-
oder Rossleder bereitet sind und mit Riemen
befestigt werden. An ihren Lammfellmützen
erkannten sie schon die Römer. Die Kleidungs-
stücke sind weiss, im Sonmier von Leinwand,
im Winter von Tuch. Das wollene Beinkleid
besteht aus einem Stück. Hat man es einmal
augezogen, so lässt man es nicht mehr vom
Leibe, auch während des Schlafens nicht.
(Nach Photographi
der Sammlung des Photographen J. X. Raoult in Odessa:
types des peuples de la Russie).
RUSSLAND
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POLEN. — XIII. UND XIV. JAHRHUNDERT
Nr. 2.
Äbtissin der Cistercienserinnen in Trebnifa (Trebnitz). Aus
den Bildern der Hedwigslegende ,
Nr. 4.
Bürger.
Conrad, Her20g von Masovien 1 1237. — Oafla, seine Fran. —
Nach den Gravirnngen eines von diesem Fürsten der Katlie-
drale in Plofk geschenkten Kelches.
At)t des Klosters Oliva hei Danzig. Nai^h einem Siegel von
1307.
Nr. 8.
Bischof. Nach einem Siegel.
Nr. 9.
Boleslaus V. , der Keusche, König von Polen, t 1279. Nach
seinem (5rahmal in der Kathedrale zu Krakau.
Nr. 10.
Ladislaus der Kurze , König von Polen f 1333. Nach einem
Siegel.
Nr. 11.
Leszek der Schwarze, Bruder und Vorg.änger des Ladislaus
t 1289. Nach einem Siegel.
, Oppeln t 1295. Nach •
1 Siegel.
Die Nationaltracht der Polen hat immer der Lage des Landes gemäss gleichzeitig unter occi-
dentalen und Orientalen Einflüssen gestanden. Für das dreizehnte und vierzehnte Jahrhundert ist
als Quelle die Legende der h. Hedwig maassgebend, ein Manuscript, das gegen Ende des dreizehnten
Jahrhunderts begonnen, 1353 beendigt wurde. Es stellt in seinen Illustrationen den Hof Heinrichs
des Bärtigen von Breslau dar, Tartarenschlachten imd Scenen des täglichen Lebens. Das Haupt-
kleidungsstück ist immer die Dsclmpme, eine lange faltenlose Tunika mit Ärmeln von verschiedener
Weite und aufrechtstehendem Kragen, vom Hals bis zum Güi-tel geknöpft. Darüber trug man einen
Mantel, bisweilen mit Pelz gefüttert und durch ein Band oder eine Agraffe auf der rechten Schulter
gehalten. Der Schädel wurde bis ein wenig oberhalb der Ohren rasirt. Die Fürsten Hessen öfter
das Haar lang wachsen.
Die Dsclmpane war anfangs grau, dann roth. Das Carmoisin war ein Vorrecht des Adligen, das
er und seine Nachkommen verloren, sobald er ein Verbrechen begangen.
Im vierzehnten Jahrhundert wurden durch Vemittelung der schlesischen Herzöge die occiden-
talen Einflüsse vorherrschend. So trat bisweilen an Stelle der Dschivpane ein ärmelloser Kock.
Das Kostüm der Edelfrauen bestand anfangs in einem langen Kleide mit unten weiten, oben
bis an den Ellbogen geknöpften Ärmeln, breitem Gürtel und diu'cb Agi'affen7gebaltenem Mantel.
Im vierzehnten Jahrhundert wurde der Rock in der Taille enger anschliessend und das ganze Kostüm
prächtiger. Die jungen Mädchen trugen das Haar frei herabfallend, durch eine Binde gehalten oder
in zwei Zöpfe geflochten. Die Frauen bedeckten den Kopf anfangs mit der Podwika, einem grossen
Leinenaufputz , der nur das Gesicht frei Hess. Im vierzehnten Jahrhundert traten an seine Stelle
Mützen aus kostbaren Steifen mit Perlen gamirt und mit Pelz besetzt.
Waffen und Rüstung des Adels zeigen einen gewissen Eklektizismus, der zwischen Orient und
Occident schwankt. Es konmien Ring-, Platten- und Schuppenpanzer vor; der Letztere hielt sich
vom zwölften bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein. Die Helme, meist mit Nasenschutz, waren
spitzzulaufend. Im dreizehnten Jahrhundert waren die Arme meist bis an die Schultem nackt.
Als Angriffswaffen dienten das gerade Schwert, bisweilen unten gekrümmt, der lange Säbel, Lanze
und Armbrust.
Die Tracht des Clerus richtete sich nach der im christlichen Abendlande üblichen, während
der reiche Bi\rgerstand sein Kostüm nach dem deutschen und italienischen einrichtete.
Die Figui'en sind der reichen, von Matejko gezeiclmeten und colorirten Sammlung entnommen.
Vgl. PrzezdziegTci und Eastatriegki, Monuments du moyen äge et de la Renaissance dans l'an-
cienne Pologne, Warschau 1853 — 1867. — Die Bilder der Hedwigslegende, herausgegeben von
A. von Wolfskron, Wien, 1846. — H. Luchs, Schlesische Fürstenbilder des Mittelalters, Breslau,
1868—1872. — Golebioioski, Ubiory w Polszcze, Warschau, 1830. — Hermann Weiss, Kostümkunde.
Für die Volkstrachten vgl. den Text zur Tafel mit dem gekrönten P.
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POLEN. — XIV. UND XV. JAHRHUNDERT
TYPISCHE UND HTSTOETSCHE FIGUREN.
Fr. 1 u. 2. — Bauer und Bäuerin aus der Umgegend ^
Krabau im Arbeitsanzuge. Nach einem Gemälde aus d
XIV. Jahih. in der Kathedrale zu Krakau.
i Gemälde in
1434. Nach
Nr. 7. — Bauer aus dem Palatinat Masovien.
Nr. 8. — Grossmeister des deutschen Ordens.
Nr. 9. — Kasimir d. Gr., König von Polen f 1370, der letzte
der Plasten. Nach der Statue seines Grabmals in der
Kathedrale zu Krakau.
Nr. 10. — Hedwig von Anjou. Königin von Polen 1384. Ge-
mahlin des Wladislaw Jagello. Grossherzogs von Lithauen.
Nach einem Siegelabdruck.
Nr. 11. — Wladislaw Jagello, Grossherzog von Lithauen und
König von Polen f 1434. Nach seiner Grabstatue in der
Kathedrale zu Krakau.
Nr. V2. — Wladislaw. Herzog von Oppeln, Palatin von Ungarn,
aus der Dynastie der Plasten. Nach einem Siegelabdruck
aus dem Jahr 1378. Fürstliche Rüstung'abendländischen
Ursprungs.
Nach Mateflo, TJhionj Pohce (Polnische Trachten) 1200—1795. Krahiu 1S60 (Z Ausg. 1875).
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POLAMD
POLOGME
POLE)
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POLEN. — XIV. UND XV. JAHRHUNDERT
■it, Fürst von Wiszna (XTV. Jahrhundert).
Kieystut, Fürst von Troki, Sohn des Ghedymine, Grossherzogs
von Lithauen (XIY. Jahrhundert) und Onkel des ^Vladislaw
Jagello, Grossherzogs von Lithauen und Königs von Polen
Armbrustsehütze (XTV. Jahrhundert).
Bürger (XTV. Jahrhundert).
Henker (XIV. Jahrhundert).
Nr. 7.
Bürger (XIV. Jahrhundert).
Nr. 9.
Edelmann (XIV. Jahrhundert).
Nr. 10.
Eichter (XIV. Jahrhundert).
Nr. 11.
Reicher Bürger der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts.
Die Figiu-en dieser Tafel, Ivrieger, Bürger u. s. w., dienen als Vervollständigung der auf der
Tafel mit dem gekrönten B abgebildeten.
Nr. 1 imd 3 bedürfen keiner Erläuterung. Die Kleidung von Nr. 9 ist die DscMpane (vgl. die
Tafel mit dem gekrönten B Nr. 6). Die über der Dschwpane von Adligen und Bürgerlichen getragenen
Kleidungsstücke sind sehr verschieden. Man muss zwischen Haus- und Ceremonienkostüm unter-
scheiden.
Da ist zunächst die Ferezija, ein weiter ärmelloser Mantel, mit leichtem Pelz gefüttert und am
Halse durch eine Agraffe gehalten , bis zum X^^I. Jahi-hundert nur vom Adel , seither von den
Bauern in einigen Gegenden getragen. Dann die Sznba, ein bis auf die Knöchel reichender Ueber-
rock mit gewöhnlich langen, am Handgelenk bald engen, bald weiten Aermeln. Man trug die Szitba
auch in türkischer Weise, in der Taille anschliessend, mit Hängeännehi (vgl. die Tafel mit der
Retorte Nr. 12), oder mit kurzen, bis zum Ellenbogen reichenden Aermeln (vgl. dieselbe Tafel
Nr. 7 und 8). Sie war mit Pelz gefüttert und mit breitem Kragen versehen (Nr. 8, 10 und 11
unserer Tafel). Die Reichen schmückten sie mit grossen Knöpfen und emer mit Edelsteinen be-
setzten Agraffe. Die Belia, deren Form oft wechselte, ähnlich der Fereeya war ein Ceremonien-
kleidimgsstück, meist aus purpurnem oder scharlachenem Sammet, mit Atlas, Damast oder Pelz ge-
füttert, mit breitem Pelzkragen oder einem einfachen Pelzbesatz am Halse (vgl. die Tafel mit der
Retorte Nr. 10).
Die DeUufka oder Deliura war eine leichtere Art Delia (vgl. die Tafel mit dem gekrönten P
Nr. 10).
Die anderen Kostüme unserer Tafel sind ausländischen Ursprimges.
Als Fussbekleidung dienten Stiefel oder spitze Schuhe.
Kostüme aus der Sammlimg 3Iatcyko's, Ubiory w Polsce 1200—1795, Ki-akau 1869 (2te Ausgabe
1875).
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POLEN. — XVI. JAHRHUNDERT
Bauern ans Litthanen.
Nr. 3, 4 und 5.
Edelleutc, letztes Viertel des XVI. Jahrhunderts.
Edelmann, Ende des XVI. Jahrhundei-ts.
Edelfräulcin.
Nr. 12.
Koman Sanguszko , Marscliall von Litthauen (Ende des XVI.
Jahrhunderts); nai-h einem Bilduiss in der Bibliothek Osso-
linski in Leopol (Galizien).
Näheres über die abgebildeten Kostüme findet sich meist in dem Text zu der Tafel mit dem
gekrönten L.
Der Uebenock von Nr. 7 und Nr. 8 ist eine chiiba ohne Aermel, mit Pelz gefüttert und mit
breitem Ki-agen. Nr. 12 zeigt eine Variante mit enger Taille. Der Mantel von Nr. 10 ist eine
delia. Nr. 3 und 4 tragen die bekiescha (Pekesche), ein ungarisches, von Stephan Bathoiy eingeführtes
Kleidungsstück, eng in der Taille, einige Finger breit länger als die Dschupane. Als Waffe dient
der Kiimunsäbel, karabda genannt. Ausserdem bemerkt man in der Hand der Edelleute den obukh,
einen Stock, der in emen Streithammer endet.
AbbUdungen nach Mateyko: Costumes polonais (Ubioi->' w Polsce) de 1200-179-5; Krakau 1860
(2. Aufl. 187.5).
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POLEN — XVIII. UND XIX. JAHRHUNDERT
TRACHTEN DES ADELS UND DES VOLKES.
Nr. 2, 3, 4, 6.
Edellente.
!aner aus der Umgegend von Kraka
Nr. 7.
Bergbewohner aus den Karpatheu.
7
10
8
Nr. 8.
Bauer
aus dem Balatinat Lubliu
Nr. 9.
Vornehme Dame.
Der Connetahel von Polei
Auf dieser Tafel sieht man am besten den Kontusch, der mit der Szupane den Haupttheil der
polnischen Nationaltracht bildet. Er ist ein Ueberrock, ein wenig länger als die Szupane, auf der
Brust offen, mit einer Reihe von sechs Knöpfen. Vorn glatt, bildet er hinten von der Taille ab
eine Reihe weiter Falten. Die Aermel , sehr weit an der Schulter und sich nach unten hin ver-
längernd, sind vorn geschlitzt und lassen die Szvpane sehen, bisweilen frei hängen. Oft ist der
Kontusch bis an den Hals zugeknöpft (vgl. Nr. 2) imd mit goldenen oder silbernen Litten und
Galonii-ungen versehen. Das Futter ist stets von derselben Farbe, wie die Smipane. Der Kragen
ist bald aufrecht stehend, bald imigeschlagen. Der Stoff ist entweder Tuch, Sammet oder Seide.
Den Gürtel über dem Kmihisch tragen zu dürfen, war ein VoiTecht des Adels. An die Stelle des Leder-
güi-tels trat in einer nicht näher zu bestimmenden Zeit die orientalische Schärpe aus Brokat oder
Seidenstoff. Der polnische Reichstag 1776 bestimmte, nachdem der Gebrauch des Kontusch imter
der Regierung Johann Sobieskis allgemein geworden war, für jedes Palatinat die Farbe desselben.
Seit 1794 verschwindet derselbe.
Die Kopfbedeckimg der Polen ist die pelzverbrämte Mütze. Seit der Conföderation von Bar
(1768) erscheint die Konfederatka, eine Mütze, aus vier rechtwinkligen Stücken Zeug, die sich all-
mälig nach dem viereckigen Boden hin ei-weitert, ungefähr 18 cm hoch, bisweilen mit einer in
eine Quaste endigenden Gold- oder Silberschnm-, die man unter der Achsel durchlaufen liess. Sie
ist nicht mit der Krakusclika zu verwechseln, einer ebenfalls viereckigen, sehr flachen Mütze, die
nur von den Bauern der Umgegend von Krakau getragen wird.
Der weite Tuch- oder Filzmantel (vgl. Nr. 2) ist ein im Anfang des XVI. Jahrhunderts den Tartaren
entlehntes Kleidungsstück.
Die Figiu- Nr. 10 stellt einen Feldhen-n, Hetman, dar. Sein Kolpak aus Pelzwerk ist mit einem
Federbusch geziert. Auf dem Tische liegt ein Streitkolben. Er trägt eine weisse Seupane und
einen KontuscU aus Brokatstoff. Der Mantel ist die Deliura oder DeKutka ohne Aermel, mit Pelz ge-
füttert.
Die Frauen haben stets unter dem Einfluss ausländischer Moden gestanden. Im XVII. Jahr-
himdert kam das Pelzjäckchen auf, das später unter dem Namen Polonaise in die fi-anzösische
Mode überging (vgl. Nr. 3). Die Stelle des männlichen Kontusck vertritt der Kontiischik, fast immer
mit Pelz besetzt (vgl. Nr. 9).
VOLKSTRACHTEN.
Kurzer Rock, enge Hose, langer Ueben-ock oder Lammfellmantel, Stiefel oder Schuhe; Hut
mit breiten Rändern und zwei Bändern, Leder- oder W^oUgürtel. Die weibliche Kleidung besteht aus
einem Hemde, einem Rock, an den sich bisweilen ein Mieder anschliesst, und einem langen Ueberrock.
Nr. 1—8 nach der Kostümsammlung von Mat^ko. Nr. 9 u. 10 nach der Sammlung Norblin,
gestochen von Debucowrt (1817).
Zum Text vgl. Tafel mit dem gekrönten L. Für die Volkstrachten Golebmoski, Lud polski,
W^arschau 1830. — Zicnkcmicz, Les Costumes du peuple polonais, Paris 1841. — Gerson, Costumes
polonais.
POLAlJi
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POLEN
KRIEGERISCHE TRACHT. - XVII.-XVIII. JAHRHUNDERT.
GENERAL. KÖNIGLICHE GARDE: MUSKETIERE UND JANITSCHAREN, FORfflRT DURCH
JOHAjm m. SOBIESKL
In den ersten Jahrhunderten seines Bestehens hatte Polen kein reguläres Heer; der berittene
Adel war der einzige Vertheidiger des Vaterlandes. Boleslaus der Grosse war der erste Organisator;
er schuf eine Reiterarmee von 150 — 200000 Mann. Sigismund August (1562) traf die ersten
Maassregeln zur Bildung eines regulären Heeres, indem er ein Viertel der Einkünfte aus den könig-
lichen Domänen zur Erhaltung eines solchen bestimmte.
Uebrigens war das regiüäi-e polnische Heer selbst in der grössten Bliithe Polens nicht besonders
zahlreich; Sobieski erschien in Wien mit etwa 30000 Mann.
Die Leibgarde der polnischen Könige bestand vor .lohann III. Sobieski aus 600 Gai'disten zu
Fuss, 600 Reitern und einem Infanterieregiment von 1200 Mann. Sobieski fügte eine Compagnie
Schweizer, 200 ungarische Heiducken imd 500 Janitscharen hinzu.
Stephan Bathory (1575) versuchte es zuerst, eine gleichmässige Unifoimirung einzuführen, aber
diese Maassregel trat erst 1735 in Kraft, als Joseph Potocki das Heer befehligte.
Nr. 1.
BtUtl-passi, Kapitän der Musketiere von der Garde des Königs .
Mütze mit Federbusch; über der DscJiupatie ein Koiitu!<cli\
Polnischer General.
mit riesigem Federbnsch, ushnf. Dolmim, Dolma
Scl,al,car, iv
eite Puffhose. Krummer Säbel.
Nr. 5.
Derselbe mit
einer Hellebarde mit halbraomiförmigem Eis
und Fahne
Nr. 6.
TVartappsi-h'07isb'.
Fahnenposteu der Janitscharen.
Zwei Janitscharen übernehmen die Wache, sobald die Fah
aufgepflanz
ist.
Nr. 7.
Jan
tscharen vor dem Palast des Königs.
; Kopfbedeckung dient der Turban.
Jeschaneh, JaniLscharennnteroffizier. Kulak, hohe FilzniQtze
Beurakta r- Chi rugi,
Fahnenträger der Janitscharen.
Turban mit Federbnsch. Kontusclt, durch eine Schnu
gammengehalten. Streitaxt.
Typen vom Ende des XVII. Jahrhunderts nach einer Folge von Tafeln, die Jacques Chereau noch
in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts druckte.
Vgl. Dalerac, Memoires secrets sur le regne de Jean III., Amsterdam 1699. — Coyer, Histoire
de Jean Sobieski, Amsterdam, 1761. — Chodslco, La Pologne historique, 1834—47. — Graf »Vaü-
vandy, Histoire du roi Jean Sobieski et du royaiune de Pologne, 1855.
POLAND
POLOGKfE
POLEN
Dl'
5^
HE
POLEN. — XVIL— XVIII. JAHRHUNDERT
GESCIURK DES KRIEGSROSSES MIT SCHABRACKE. JUWELIERARBEIT
DES PFERDESCHMUCKES.
Der Charakter des Pferdeschmuckes ist orientalisch und zeugt von den engen Beziehungen
Polens zum Orient.
Der eigenthche Sattel besteht aus blauem Sammet mit Goldstickerei. Der Eand ist mit ver-
goldeten, mit Eubmen, Türkisen und Nephrit besetzten Silberplatten bedeckt. Das Bruststück
aus vergoldetem getriebenen Silber ist unter den Pistolenhalftem befestigt. Die Steigbügel sind
mit Nephrit und Rubinen eingelegt. Die Schabracke besteht aus rothem gold- und silbergestickten
Tuch. Die seidenen Frauzeu sind mit Korallenknöpfen geschmückt. Unter dem Sattel liegt ein
Lederstück als Schutz gegen den Schweiss des Pferdes. Am Sattel hängt ein Lederköcher mit
Platten aus vergoldetem Silbei-filigran und Türkisen verziert.
Agraffe aus vergoldetem Filigran.
Filigranarabeskeu mit Email und Steinen. Höhe 0,10 l
Kette des Bruststückes. Länge 1 m.
STANDAKTE DER HEERFÜHRER.
Butscimk, Kossschweif.
Der Btttschuk wurde an einer Lanze den Königen und Heer-
führern Toraugetragen.
Das Geschirr befindet sich in der Sammlung des Füi-sten Czai-toryski. Der Sattel und die
Pistolenhalfter haben dem Fürsten Georg Lubomirski, dem Besieger der Russen und Schweden
unter Johann Kasimh, gehört, und die Schabracke war im Besitz des Connetable Sienawski, der sich
1683 vor Wien auszeichnete. Das Ganze ist nach einer Photographie von Franck angefertigt.
Nr. 1, 2, 3, 4, -5, 6, 7 und 8 befinden sich in der Sammlung der Gräfin Dz3-alinska und waren
auf der Ausstellung der Union centrale von 1880 zu sehen. Photographie und Colorirung nach den
Originalen.
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0^
POLEN — XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN
1 4 5 2 3 8 9 10
7 6 11 12 13
Nr. 1.
Jude aus der Synagoge kommend.
Nr. 8.
Geflügelhändler.
Nr. 2 und 3.
Jüdische Frau und Kinder.
Nr. 9 und 10
Holzfäller.
Nr. 4.
Jüdischer Fuhrmann.
Nr. 11.
Zwiebelhändler.
Nr. 5.
auer aus der Umgegend von Lublin.
Nr. 12.
Advocat.
Nr. 6.
Littauischer Bauer.
Nr. 13.
MUchverkäuferin.
Nr. 7.
Samogitische Bäuerin.
(Nac/! Aquarellen von Norblin aus d
em Anfang des XIX. Jahrhundert
PO LA.! 10
POLOGME
POLOM
Firtriu, Didov n C"
'Pl 0 (^
POLEN — XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTKACHTEN
Bauer aus der Umgegeud von Ki-akau.
Xr. G.
Samogitischer (littauischer) Bauer.
Nr. 2.
Nr. 7.
Junges MUdclieu; ebendaher.
Littauische Bäuerin.
Nr. 3.
Nr. 8, 9.
Bauernknecht: ebendaher.
Bauer und Bauermädcheu aus der Uki-aine.
Nr. 4.
Nr. 10, 11.
Magd ans Ki-akan.
Kosaken aus der Uki-aine.
Nr. 5.
Bauer im Arbeitsanzug.
Nach Aquarellen von Norblin aus dem Anfange
dieses Jahi-huuderts.
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POLAMD
POLEM
^\o<
HJ GZ
UNGARN UND KROATIEN. — RUTHENIEN
DIE MAGNATEN UNT) UNGARISCHEN EDELLEUTE. — VOLKSTRACHTEN
DER MAGYAREN, DER SLAVEN UND DER SÄCHSISCHEN KOLONISTEN,
DER BEWOHNER DER DONAUEBENEN UND DER KARPATHEN, DIESSEITS
UND JENSEITS DIESER GEBIRG SIvETTE.
TAFEL GZ.
Rutheuischc Stickereien.
5 und 7. — Rutlienen.
— Polin aus Galizieu.
dor Umgegend vou Bitjtrit
Nr. 14.
Nr. 10, U, 12, 13, 14. 15 und 16.
DIE IVUGYAREN.
Nationaltracht des Magnaten.
Kiicsma, schwarzes Samnietbarrett mit Marderfell and Agraffe
mit Adlerfeder. Seidenes Halstuch mit Franzeu. AtUla
und mmte (Mantel) aus schwarzem Sammet mit Seiden-
litzen und Türkisenknöpfeu, mit Marderfell besetzt. Die
mente wird durch eine reiche Kette gehalten, und ein
ebensolcher Gürtel mit dem Wehrgehänge des krummen
Säbels uraschliesst die aWla. Anliegende Hose. Leder-
stiefel mit Seidenbesatz.
Adlige Dame; Festtraeht.
Kucsma mit Agraffe aus Perlen und Smaragden mit Reiher-
feder. Ohrgehänge und Halsband aus Perlen. Rothes
goldgesticktes Sammetmieder mit Perlschnüreu. Reich ge-
arbeiteter Gürtel , mit Perlen und Smaragden besetzt.
Schlepprohe aus weissem Atlas. Spitzenschürze. Auf den
Schultern, durch eine Kette gehalten, ein goldgesticktes,
marderbesetztes Mäntelchen aus rothera Sammet. Feder-
fächer.
Filzhut mit Schleifen und natürlichen Blumen. Die gepufften
Falten des Hemdes sind zwischen der gestickten Jacke
und den bellblauen Hosen sichtbar. Der Vordertheil der
Hose ist umgeschlagen und trägt ein Taschentuch aus
Spitzen. Auf den Schultern wird durch eine Schnur der
Dolman aus demselben Stoff wie die Hosen gehalten. Un-
garische Stiefel mit bunten Quasten und grossen Sporen.
Nr. 11.
Frau aus dem Banat.
Gesticktes Käppchen mit Pelzbesatz auf dem Haar, dessen
Junges Mädchen aus dem Neutraer Comitat.
Mützchen mit Spitzenbesatz und an der Seite geknüpftem
Junges Mädchen; Be'köser Comitat.
Zöpfe mit Schleifen. Korallenhalsband. Hoch heraufgehendes
Hemde mit langen PufFärmeln. Gesticktes Mieder mit
natürlichen Blumen. Seidener geblümter Kock. Spitzen-
schürze mit breiten gestickten Bändern. Gesticktes Taschen-
Gorale (Bergbewohner) aus der Tatra.
Breitrandiger Hut auf dem gefetteten Haar. Leinenherade,
auf der Brust durch eine kupferne Agraffe geschlossen.
Pass , Ledergürtel mit breiten Schnallen, an dem Pfeife
und Messer hängen. Gum'a, Mantel aus Ziegenfell. Au
den Füssen Sandalen, sh'rpze, aus Ziegen- oder Schaf leder
Filz mit
DIE SACHSEN.
Nr. 3.
Szekler-Frau aus Bistritz. Siebenbürgen.
Neuvermählte vom Lande. Mantel aus Schafleder, das Haar
nach innen. Blumen und Arabesken aus farbiger Tuch- und
Seidenstickerei,mitGold-,Silber-undSeidenfäden aufgenäht.
Herade , mit Gold - und Silberkettchen über der Brust ver-
schnürt. Gürtel aus Silberfiligran mit vergoldetem, edel-
steinbesetztem Schloss. Seidengestickte Schürze über dem
blauen Wollrock. (Vgl. Nr. 7.) Schwarzer Sammethut mit
Glasperlen und hinten herabhängenden bunten Bändern.
DIE SLOWAKEN.
Nr. 9.
Slovake aus Madera.
Kleiner Hut mit schmaler Krerape, rait Blumen, Band und
Federn garnirt. Hemd mit weiten Aermeln, Schleifen am
Kragen. Offene Weste mit seidenem gestickten Taschen-
tuch. Blaue Hose mit Litzen. Stiefel mit Quasten. Bei
schlechtem Wetter ein weisser Mantel, szür, aus grobem
Tuch mit Buntstickerei und Pelzbesatz.
Die Frauen sind weiss gekleidet, daher die Bezeichnung
btele pohlavie oder Ungarisch /eher nep, das weisse Volk.
Galizierin aus Krakaa.
viereckige flache Mütze. Korallenhalsband mit
. Ueber dem Horadc mit Puffärmeln ein gesticktes
Geblümter Rock, von einer kleinen, gestickten
bedeckt. Hoch hinaufreichende Schaftstiefel.
DIE RUTHENEN.
Junges Mädchen aus Wiznitz. Bukowina,
Gesticktes Käppchen, mit Blumen garnirt, von dem lange
Bänder hinten herabfallen. Gestickte Ledeijacke mit
Schulterstücken aus schwarzem Samraet , aus denen die
rothgestreiften Hemdärmel hervorkommen. Enger Sammet-
rock mit horizontalen und transversalen Stickereistreifen.
Lederstiefel.
Nr. 5.
Ruthenischer Bauer aus Marmaros; Ungarn.
Flacher Filzhnt mit breitem Rande. Wollenes Halstuch.
~ " Aermeln, von einem Gürtel mitKupfer-
Aermellose Pelzjacke mit rother
Stickerei am Rande und auf den Nähten. An einem
breiten Bandelier eine Tasche und eine Schnapsflasche.
Weite Hose in Lederstiefeln. Dicker Knotenstock.
Ruthenische Frau ;
Bukowin
Hohe gestickte Mütze, vorn mit einer Art Kokarde aus
Schleifen und Blumen. Der Boden ist von kleinen Feder-
büscheln umgeben. Korallenhalsband. Gesticktes Hemde,
am Halse gefältelt, mit langen Aermeln, die aus einer pelz-
gefütterten Sammetjacke herauskommen. Breiter gestreifter
Gürtel, der einen engen Sammetrock umschliesst. Leder-
stiefelchen.
Die von den ruthenischen Frauen angefertigten Stickereien, von denen Muster auf Tafel GZ
zusammengestellt sind, gleichen der persisclien Teppichdecoration. Sie bestehen aus einer Zu-
sammenstellung von geometrischen Figiu-en imd stilisirten Bliunen.
DIE WALACHEN.
Junges walachisclies Mädchen aus Orsowa.
Das mit Blumen und Sclüeifen geschmückte Haar wird durch
ein an der Seite geknüpftes Band zusammengehalten.
Perlenhalshand. Camasia, langes bis zu den Knöcheln
reichendes Hemde mit weiten Aermeln, am Halsausschnitt,
über der Brust und an den Säumen reich gestickt. Die Cin-
gatori'a, ein dreifarbiger Wollgürtel, hält die catrinUa^ auch
fota oder zade genannte Schürze mit langen bunten Franzen.
Im Winter trägt die walachische Frau ein Kamisol aus
Lammfell ohne Äermel , das dem peptarin der Männer
gleicht. Cisjne oder ciobote. Lederschuhe.
DIE KROATEN.
Nr.
Kroatische Bergbewohner; Umgegend von Agram ; Festtratht.
Schwarzer Filzhut mit schmaler Krempe, mit gelben Franzen
ganiirt, in deren Mitte sich das kolorirte Bild des Schutz-
patrons befindet. Kurzes Hemd mit Umschl^ekragen, ge-
fältelt über die Leinenhosen, gatyen, fallend. Weissge-
stickte Tuchweste. Ledertasche mit rotheu WoUfranzen.
Als Mundvorrath für lauge Wanderung am Stock befestigt
ein Spanferkel.
Nr. 8.
Junges kroatisches Mädchen aus Sissek.
Gesticktes Häubchen mit Blumenkranz. Langes gesticktes
Hemde. Aus verschiedenfarbigen Sammetstücken zusammen-
gesetzt. Rothes Glashalsband, bisweilen mit Münzen.
Zwei Schürzen, die vordere aus langen Franzen, die an einem
gestickten Gürtel befestigt sind, die hintere aus einem
dicken StofFstück bestehend. Lederschuhe mit sich über
dem Bein kreuzenden Bändern.
Die ganze Tracht wird von den Frauen selbst verfertigt.
Nr. 4, 5, 6, 9, 14, 15 und
siiul Originalzeichuungen mit Benutzung der Blätter fui- Kostümkiuide
vou A. V. Heyden, Berlin, 1881 ff.
Nr. 1, 2, o, 7, 8, 10, 11, 12 imd 13 nach den kolorii'ten Photographieen der „Oesterreichiscli-Ungarisclien
Nationaltrachten", herausgegeben von R. Lechner in Wien.
Vgl. A. V. Heyden^ Blätter fiir Kostiimkimde. — Elisee BechiSy Geographie universelle. — Die
Publication des Kunstgewerbemus eiuns in Lemberg über die Ornamente der Hausindustrie der
ruthenischen Bauern: Teppiche, Stickereien und Metalle, 1880—1882.
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RUTHENIAN RIJTHENE RUTHENISCHB
rpm
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EUROPA
UNGARISCHE SCHIVRTCKSACHEN FÜR MÄNNER UND FRAUEN
FILIGRANARBEITEN
Mützenagraffe.
Nr. 2.
Theil eines Degengehenks.
Nr. 3.
Profil desselben.
Von Gold und emailUrt. Im Besitze des
Grafen Johann Mikes.
Nr. 7, 8, 9, 10, 11.
Mantelgarnitur ähnlicher Art im Besitze des
Grafen Erdödy Istvan Tulajdona. Die Agraffe
Nr. 4 kann als Maassstab für- die übrigen
dienen. Sie misst von einer Krümmung zur
anderen 32 cm.
Nr. 4, 5, 6.
Mantelagrafl'en eines ungarischen Galakleides.
Das Alter dieser Schmucksachen geht nicht ilber das XVII, yahrhundert hinaus.
In den ungarischen Schmucksachen, welche zur Verzierung der Galakleider bestimmt sind,
begegnet sich, der geographischen Lage Ungarns entsprechend, der abendländische Geschmack mit
dem orientalischen. Vollkommen naturalistisch behandelte Blumen, die an den Monumenten der
Sculptui' erst gegen Ende des XV. Jahrhunderts auftauchen, sind auf einem Grund von Filigi'an-
arbeit aufgelegt, die orientalischen Ursprungs ist. Als Vorbilder für die Blumen dienen nament-
lich Sonnenblumen, Rosen, Hyazinthen imd Tulpen. Eine Kolonie sächsischer Bauern in Sieben-
bürgen besitzt seit langer Zeit die Fertigkeit, solche Filigranarbeiten zu machen, weshalb das
dabei verwendete Email den Namen traussylvanisches Email erhalten hat. Der Reichthum des
ungarischen Landes an Gold, Bergkrystall, Smaragden, Topasen, Granaten, Amethysten, Hya-
zinthen, Opaleu u. s. w. begiittstig-te die Verzierung der magyarischen Galakleider, von denen
schon der Venezianer Vecellio in seinem gi-ossen Trachtenwerke zu erzählen weiss. „Alle Ungarn,
sagt er, tragen Knopfschnüi'e von Gold oder Glas. Sie gehen selten ohne einen drei Finger
breiten Säbel aus."
Die Nr. 12—26 sind Arbeiten aus Silberfiligran aus der Zeit von 1660—1740 in einem
Viertel ihrer natürlichen Grösse. Man findet dai'unter Anhängekreuze, ein Medaillon mit einer
aufgemalten Madonna, Knöpfe, Blumensträusse, Palmetten und Akanthusblätter. Es sind weib-
liehe Sohmuckgegenstände, welche im Haar, am Halse, am Gürtel, auf Schleifen, Bändern und
Manschetten getragen werden. Die venezianischen Goldschmiede hatten sich seit dem XU. Jahr-
hundert als vorzügliche Filigranarbeiter bekannt gemacht, und deshalb naimte man lange Zeit
alle Filigranarbeiten venezianisches Werk.
Das Filigran wird aus feinen Metallfäden gefertigt, die zu Ornamenten und Blumen zu-
sammengeflochten und bisweilen mit kleinen runden oder flachen Knöpfchen oder Körnern besetzt
werden. Daher ist der Name aus ßlum, Faden, und granum, Korn, gebildet. Die Römer
nannten es filatim elaboratum opus, auriim, argentttm.
(Nach Photographieen. Die Filigranschmucksachen befinden sich in München.)
y)0
EUROPÄISCHE TÜRKEI, BULGARIEN UND
GRIECHENLAND
VOLKSTRACHTEN
Griechischer Bauer aus Monastii' (Ost-Albanien).
Pelzmütze, Jacke, Hose und Gamaschen aus
filzartigem Pries, Schuhe von Maroquin.
Nr. 2.
Griechische Bäuerin aus Monastü- (Ost-Albanien).
Kojjinjecleckung aus geblümtem Stoff, die zu-
gleich als Schleier und Brusttuch dient. Hemd
von grober Leinwand, ärmellose Weste aus
Filz, teppichartig gestreifte Schüi-ze, zwei
Gürtel, der eine mit lang herabfallender
Schärpe. Schuhe von Maroquin.
Nr. 3
Bauernfrau aus Scutari. Gestickte Mütze mit
Nackentuch, langes, buntgesticktes Hemd
mit weiten Aermeln, ärmelloses Leibchen von
Filz, silberner Güi'tel, an welchem die wollene
Schürze befestigt ist. Das Hemd ist so lang,
dass der Saimi desselben noch unter dem
Rocke zum Vorschein kommt. Die Füsse
stecken unbekleidet in den Schuhen.
Nr. 4.
Bulgarische Frau aus Ali Tchelebi. Filzpan-
toffeln, Strümpfe von gestreifter WoUe, tüi--
kische Bauschhose, die auf die Füsse herab-
fällt.
Nr. 5.
Griechische Frau aus Hasskevi. Die Kopfbe-
deckung ist der sogenannte ,Baschlik', der
über den Rücken mantillenartig herabfällt.
Um den Hals Glasperlenschnüi-e. Leibchen
mit bogenförmigem Brustausschnitt, Ueberrock,
Schürze und zwei Güi'tel, ein silberner mit
grossen AgTaffen und einer von gesti-eiftem
Zeuge. Gestreifte Filzstrümpfe ohne Schuhe.
Nr. 6.
Bäuerin aus Baidjas. Durch Einilechten von
Werg in die Haare entsteht über dem Kopfe
ein Wulst, der eine hohe Kopfbedeckung er-
fordert. Um den Fez wird noch ein farbiges
woUenes Tuch gesclilungen und unter dem
Kinn zusammengeknüpft. An den Seiten
hängen ebenfalls mit Wergdui'clillochtene Zöpfe
herab, die mit Glasperlen und falschen Gold-
münzen verziert sind. Das gestickte Hemd
ist meist nicht siclitbar. Der Gürtel von
Filz.
Nr. 7.
Mann aus Sofia. Jacke und Beinkleider aus
Tuch mit seidenen Borten besetzt. Der
woUene Gürtel ist mehrere Male um den
Leib geschlungen.
Nr. 8.
Bulgarische Frau aus Eustschuk. Um den Kopf
ist ein einfaches Tuch gewunden, dessen Enden
auf die Schulter herabfallen. Gesticktes,
wollenes Hemd. Der Gürtel hält die Schürze
fest. Gewöhnlich wird noch ein zweiter ge-
tragen. AermeUoser, mit Pelz gefütterter
Ueberrock mit Besatz aus feinerem Pelzwerk.
Wollene Strümpfe.
Nr. 9.
Bulgarischer Chi-ist aus Widdin. Mütze von
schwarzem Schaffell, kurzer Rock aus Baum-
wollenstoif, wollener Gürtel, Schafspelz mit
der WoUe nach innen gekehrt, aussen mit
farbigem Tuch benäht, das mit wollenen,
bamnwoUenen oder seidenen Schnüren besetzt
ist. Die Beinkleider sind mit wollener Schnur
zusammengebunden. Sandalen von Leder.
Die Figuren sind einer Sammlung von Photographieen nach türkischen Volkstrachten entlehnt,
welche P. Sebah in Konstantinopel im Auftrage der kaiserl. Commission für- die Wiener Welt-
ausstellung von 1873 veranstaltet hat. Die Details und die Farben der Costüme sind den lebens-
grossen Modellen entnommen, welche 1874 diu-ch die Union centrale des beaux arts appliques
ä l'industrie in Paris ausgestellt waren.
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TUR KEY
TURQUIE
TURKEY
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EUROPÄISCHE TÜRKEI
MÄNNER- UND FRAUENTRACHTEN
Nr. 1, 2, 3, G, 8 u. 9.
Nr. 6 u. 9.
Trachten aus Scutari in Albanien.
Türkische Frau; Tracht in und ausser dem
Nr. 1.
Hause.
Hodja.
Nr. 4 u. 7.
Nr. 2.
Hirt und Bäuerin aus Malissor.
Christliche Frau; Tracht für das Haus und
die Stadt.
Nr. 5.
Nr. 3.
Christliche Bäuerin aus Matefre.
Christlicher Priester.
Diese Trachten stammen aus den Vilajets von Prisrend (Perzerim) und Skutari, dessen
zwei Gouvemements noch im Jahre 1873, wo die Figui-en photographirt wui-den, das ehemalige
obere Moesien und Ober-Albanien umfassten. Die Bevölkerung ist eine überwiegend slavische,
deren Ursprung in das hohe Alterthum zurückreicht und die auch in Bezug auf ihre Tracht
noch alten Traditionen folgt. Das zeigt sich besonders in der Stickerei ihrer Gewänder mit
bunten Fäden und mit metallischer Seide. Die Leinwand, welche für diese Tapisseriearbeiten
als Canevas dient, ist äusserst fein und stark. Die Stickereien bilden immer regelmässige Figuren
und stimmen in ihrem Charakter mit ähnlichen Arbeiten in Bulgarien und Rumänien überein.
Die Tracht der Bäuerin von Malissor, Nr. 7, ist ein Beispiel für die mannigfaltige Anwendung,
welche diese Stickereien finden können. Man decorirt damit den Geuchluk, das anschliessende
Leibchen, den Dtibliten, einen steifen Rock ohne Falten, die Schürze, die Terba, einen Arbeits-
beutel, die dicken und starken, bis zur Hälfte der Oberschenkel hinaufsteigenden Strümpfe und
den befranzten, wie alle genannten Kleidungsstücke aus Wolle gefertigten Gürtel, welcher noch
durch einen zweiten Gürtel aus Goldborte zusamniengefasst ist, zu welchem ein silbernes Schloss
gehört. Als Haarputz dienen Zechinen, die an goldenen Ketten auf die Stirn herabhängen. Der
weite BaschUk, welcher den Kopf bedeckt und auf die Schulter herabfällt, ist ein mit Gold ge-
stickter Shawl. Die Ustrugha, der über die linke Schulter geworfene, befranzte Mantel, ist ein-
facher. Er wird von einem Tschaprass zusammengehalten, einer aus Silbermünzen gebildeten
Agraffe. Diese Bäuerin gehört zu denjenigen, welche Teppiche für den Verkauf arbeiten. Sie
trägt in ihrer Rechten ein Etui mit einer Scheere und in der Linken ihren Arbeitsbeutel. Sie
hat alle Stücke ihrer Tracht selbst angefertigt.
Der Hirt von Malissor Nr. 4 ist mit Fellen von neu geborenen Lämmern bekleidet. Passe-
menterien und Stickereien von schwarzer Seide verdecken die Nähte. Der Schalwar (Hose), der
Entari (Jacke), beide fest anschliessend, ein breiter und dicker Güi'tel von Wolle, wollene Strümpfe,
der Tscharyk, die Fussbekleidung, welche der Bauer gewöhnlich selbst anfertigt, der gerade Fez
mit dem Puckul, der seidenen Quaste, bilden das Costüm dieses Hirten. Am Gürtel trägt er
eine Art Patronentasche und zwei Flöten.
Nr. 5, eine Bäuerin aus Matefre, charakterisii't wie Nr. 4 und 7 die Trachten Bulgariens.
Ihr auf den Nacken herabfallendes Kopftuch ist mit Münzen und Metallplatten geschmückt. Ihr
wollenes Hemde zeigt an der Brustöffnung zwei Borten mit geschmackvoller Stickerei. Die kurze
Schürze ist ebenfalls reich gestickt. Ihre Pantoffeln (Babuschen) sind mit Rosetten versehen.
Sie trägt grosse Ohrringe. Die bulgarischen Frauen tragen gewöhnlich nicht den Tschalvar, das
weite Beinkleid, und auch nicht immer Strümpfe. Die Frauen der Ackerbauer, die nur mit einem
Hemd und einer Schürze bekleidet sind, ziehen gewöhnlich, wenn sie das Haus verlassen, auf
ihre nackten Füsse Pantoffeln von rothem oder schwarzem Leder oder, wenn es das Terrain er-
laubt, von Filz. Wenn der Bulgare, welcher gewöhnlich eine Kleidung von Schaffellen trägt,
auf dem Felde oder im Garten arbeitet, legt er die Jacke ab und behält nur sein Beinkleid an.
(Die Tafel „Europäische Türkei" mit dem Zeichen Pokal bietet unter Nr. 6, 8, 4, 3, 7 und 9
Beispiele bulgarischer Trachten.)
Eine charakteristische EigenthümUchkeit des slavischen Kostüms sind die Stickereien, mit
denen fast alle Kleidungsstücke der Frauen bedeckt sind. Es sind theils eingewebte, theils ge-
stickte, theils aufgedruckte oder gemalte Blumen und Ranken in orientalischem Geschmack.
Der Hodja, Nr. 1, hat ein weites, bequemes Kostüm. Seine Kopfbedeckung bildet ein Fez
mit dicker Quaste, der mit einem weissen Tuche {Saryk) umwunden ist. Ein Oberhemde von
bedruckter Baumwolle bedeckt seine Brust. Die ärmellose Weste ist mit dicken Knöpfen be-
setzt. Shawlgürtel; Beinkleid von Tuch. Zwei kaftanartige Röcke, von denen der längere keine
Aermel hat, und Maroquinpantoffeln vervollständigen das Kostüm.
Der christliche Priester, Nr. 3, trägt das Kostüm eines Arnauten bürgerlichen Standes:
den Fez, ein seidenes Hemd, eine Weste, ein Beinkleid von glänzendem, faltenreichem Zeug, einen
woUenen Gürtel, weisse Strümpfe, weite Schuhe und einen Ueberrock mit Aerraeln.
Die unter Nr. 2 und 8 dargestellten Christinnen tragen das weite Beinkleid wie die
Tüi-kinnen. Nur die Bulgarenfrauen haben dasselbe nicht adoptirt. Die beiden Figuren stellen
dieselbe Frau in der Tracht für die Strasse und das Haus dar. Die Kopfbedeckung für- das
Haus ist ein einfaches, mit Seide und Gold gesticktes Baumwollentuch, welches von einem dicken
Streifen zusammengehalten wird. Ohi'ringe aus Silberfiligran; Halsband aus demselben Stoff mit
einem daran gehängten Kreuze, in welchem sich Reliquien befinden. Das Hemde wird auf der
Brust dui-ch silberne Knöpfe oder Nadeln zusammengehalten. Der breite Gürtel von Gold-
schmiedearbeit, unter welchem sich ein zweiter Gürtel von Gaze befindet, hält das aus dünnem,
schillerndem Stoff gefertigte Beinkleid um die TaiUe fest. Weit ausgeschnittene Babuschen mit
Schnäbeln; die gefalteten Aermel des Hemdes bedecken die halbe Hand. Für den Aufenthalt
ausser dem Hause kommt noch ein Tuchmantel mit Ueberschlag und Kapuze hinzu (Nr. 2) und
der Musselinsclileier, der gewöhnlich unter dem Kinn zusammengeknüpft, selten ganz herab-
gelassen wird.
Nr. 6 und 9 stellen eine Frau aus Skodra im Ausgeh- und im Hauskleide dar. Die Kopf-
bedeckung ist eine Art Helm aus Goldstoff mit einem Busch aus Goldschmiedearbeit. Die Stirn
ist mit einer dreifachen Reihe von Zechinen geschmückt^ die an kleinen goldenen Ketten von der
Haube herabhängen. Die längsten der Ketten reichen bis auf die drei Reihen von Gold- und
Silbermünzen herab, welche sich über die Brust himvegziehen. Das Hemde ist von durchsichti-
gem Stofl'e, die Jacke von gewirkter Seide und unten an den Aermeln ausgezackt. Der ärmel-
lose Kaftan reicht bis zu den Knieen. Das an den vier Ecken mit goldenen Blumen gestickte
Taschentuch wird durch ein Knopfloch hindurchgezogen. Ein anderes Tuch mit reicher Bor-
düre ist durch den Gürtel gesteckt, welcher ein dichtes Gewebe aus Gold- und Seidenfäden und
mit Franzen besetzt ist. Die Sammetpantoffeln haben Ornamente, die aus kleinen Perlen ge-
bildet sind. Wenn man ausgeht, wird der Zierrath auf der Haube aus der darunter befindlichen
silbernen Platte herausgeschraubt und ein Mantel über den Kopf gezogen, in welchem sich die
ganze Gestalt einhüllt.
(Nach Photographieen und nach Modellen, die 187i von der Union centrale des beaux-arts
appliques ä Vindustrie ausgestellt -waren.)
EUROPÄISCHE VJMir TL' R. 0 UIE ■ D^EIIR 0 PE EUROPEAf^; TURKEY
AY
ORIENT
SCHMUCK AUS TURKESTAN. EGYPTEN UND BULGARIEN.
Nr. 1. — Ohrgehänge. Turkestan.
Silberring mit Gehängen aas Smaragden und Eorallenperlen.
Verziemngen ia Gold.
Nr. 2. — Halsgehänge in Silber, getrieben und ciselirt. Vgl.
Nr. 18. In solchen Kapseln befinden sich Amulette mit
Koranversen. Egypten.
Nr. 3 n. 4. — Grosse Beinringe der Fellahs; getriebenes
Silber. 0,07 und 0,04 m Durchmesser.
Nr. 5. — Halsband aus gestanztem Silber. Bulgarien.
Nr. 6. — Frauenhaube in Helmform. Sammet, mit Seide ge-
füttert, „Übergetriebene Zierrathe mit Edelsteinen. Turkestan.
Nr. 7 u. 8. — Ohn-inge in Gold. Egypten. Nr. 7 Email.
Nr. 8 Filigran,
Nr. 9, — Arabisches Halsband , orge , in Silber und Perlen.
Die <yrge, der Schmuck der Reichen, ist aus Silber oder Gold
gegossen, bisweilen mit Münzen oder Medaillengehängen.
Der €cM wird von den niederen Klassen getragen.
Der todk ist ein einfacher Silber-, Kupfer- oder Zinnring,
der Schmuck der kleinen Mädchen.
Nr. 10. - Ring aus Silber. diUeh.
Der Aitläi ist ein Ring ohne Stein. Der maUm zeigt fast
dieselbe Form, wird als Zeichen grögsten Vertrauens ge-
geben und am kleinen Finger der rechten Hand getragen.
Nr. 11. — Stück eines silbernen Halsbandes.
Nr. 12. - Ohrring. Turkestan.
Silbernes getriebenes und ciselirtes Dreieck. Gehänge aua
Smaragden und Korallen.
Nr. 13. ■- Ohrring mit Steinen. Turkestan.
Nr. 14. — Goldene Ohrringe in Form eines Pulverhomea
mit Gehängen. Egypten.
Nr. 15. - Ohrring. Silber, mit Korallen besetzt. Querstab,
durch zwei Kettchen au einem Haken befestigt. Turkestan.
Nr. 16. — Armhand aus Silbermaschen. Mittelstück mit
Korallen und Email.
Nr. 17. — Goldenes Armband. Filigran. Türkisen und
Schmelzmosaik,
Nr. 18. — Halsgehänge. Getriebenes und ciselirtes Silber.
WoUschnur. Egypten.
Nr. 19. - Silberner Ohrring. Cloisonnö und Korallen-
gehäuge, Turkestan.
Nr. 20. - Stimschmuck. tepeXtX in Silber. Bulgarien. Silber-
raaschen mit kleinen Plättchen. Ketten mit Silberplatten
besetzt und in Halbmonde endend. Querkette mit Münzen-
gehänge. HakenschloBs.
Nr. 21. — Halsband, guerdmilitc, Bulgarien.
Nr. 22. — Haar- oder Turban agrafFe. Goldplättchen über
Mastizuut«rlage.
Nr. 1, 6, 12, 13, 15, 17, 19 u. 22 nach Gegenständen von der Mission des Herrn de Ujfalvy
in Turkestan.
Nr. 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 14, 16, 18, 20 u. 21 aus der Sammlung des Vizekönigs von Egypten.
Vgl. zum Text: Mouraäja d'Ohsson, Tableau getieral de V Empire ottomcm, Paris, 18^1. Hamdy-
Bey und Lmmmj, Les Coatumes populnire^ de Ja Turquie en 1873.
0)1
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EUROPÄLSCHE TÜRKEI
TRACHTEN AUS DEN VILAJETS VON JAMNA UND SELANIK.
(EPIRUS ODER NIEDER-ALBANIEN; TESSALIEN; MACEDONIEN.)
Das Vilajct Janina umfasst Epirus oder Nietler-Albanien und Thessalien; die Hauptstadt ist Janina
oder Yania. Die Epiroten oder Albauesen, welche sich selbst Arhenesee nennen, woraus die Türken
Amanten gemacht haben, geben sich auch den Namen Skipetar. Das bezeicimet einen stets bewaffneten
Mann, der das Schwert, den Skiphos, trägt. Die Albanesen, welche wahrscheinlich von den alten
IllyrieiTi abstammen, sind kräftig und ki-iegerisch. Die Krieger des Achilles, Pyrrhus und Scanderbeg
haben ihren alten Ruhm bewahrt.
Das Vilajet von Selanik, welches im Westen an Janina gi-enzt, ist das alte Macedonien. — Die
Hauptindustrie der Epiroten besteht in der Anfertigung von Kleideni. In Janina sind Schneider
und Sticker thätig, die für ganz Griechenland jene kostbaren Gewänder liefern, deren Stoff bisweilen
unter den Goldstickereien verschwindet. Eine Männertracht dieser Art kostet in Janina durch-
schnittlich 1600 Eres., ein Frauenkostüin 1800 Eres, und ein Kiuderanzug 500 Eres.
Nr. 7. Armmte von Jantna in reicher Tracht.
Hoher Fez aus rothem Filz mit langer blauseidner Quaste
(Piiskül) , die durch einen goldenen Knopf am Fez befestigt
ist. Eine kreuzweise geschlossene Weste (DJamadan), eine
gerade offene Weste (Yelek)-^ eine Jacke mit langen offenen
Aerraeln (Tschepken) ; der SüaliWc, ein Ledergürtel mit
mehreren Abtheilungen, in welchen man ein ganzes Arsenal
von Pistolen, Säbeln und Messern unterbringen kann, die
in kostbaren Scheiden stecken. Der Gürtel ist mit auf-
gelegter Goldstickerei verziert. Fistan, Fustanella, weisser
bis über die Kniee reichender Rock mit gesteiften Falten;
Dizlik, mit Gold gestickte Gamaschen, die mit Strumpf-
bändern aua Goldfädengewebe an den Beinkleidern befestigt
sind. Als Fussbekleidung dient der Tsdiarik, ein Loder-
pantoffel mit aufwärts gebogener Spitze und seidenen
Troddeln.
Nr. 8. Amautin, aus Janina.
(Diese reiche Tracht hat in Janina 2720 Frcs. gekostet.)
Niedriger rother Fez mit blauer Qnaate, die noch mit Gold-
fäden versehen ist, an deren Ende kleine goldene Kugeln
hängen. Hemde aus krauser Seide {Beurundjak, mit feiner
durchbrochener Stickerei). Ueber dem Hemde wird der
Entari getragen, ein Atlaskleid mit langen, offenen Aermeln,
welches um die Hüften durch einen Gürtel ( Yelek) zusammen-
gehalten wird. Ueber dem Entari kommt der Mintan,
dessen Aermel noch länger und weiter sind, ohn« jedoch die
des Entari zu verdecken. Entari, Yelek und Mintan aind
von demselben Stoffe. Der ärmellose Ueberrock, der Djubbi'
ist von rothem Sammet, auf welchem der Sticker seine ganze
Kunst in jeglicher Technik entfaltet hat. Dazu einfache
Babuschen (Lederpantoffeln) und nicht allzu grosse Ohr-
ringe.
Nr. 9. Amaute aus der mittleren Klasse.
Er trägt den Djelek , den Tschepken und die Dislik ((jainaschen)
von feinem Tuch, das mit Seidenstickerei verziert ist. Der
Fez ist weniger hoch als bei den Reichen; auch .fehlt der
goldene Knopi", während die Quaste ebenso stark und lang
ist. Die Fustanella hat breitere, weniger fein arrangirte
Falten. Der Mantel, welcher bei keinem Arnautenkostüm
fehlen darf, Akluka JTffteci genannt, besteht aus Schaffellen,
deren rauhe Seite, je nach Bedarf, nach Aussen oder Innen
gekehrt wird.
Nr. 6. Arnaiitt aus der untersten Volkskhisse.
An die Stelle des Fez ist eine weisse Filzmütze getreten. Aus
einer Art Filz, die Aha genannt wird, sind auch die übrigen
Kleidungsstücke, welche sich im Schnitt nicht von denen
der höheren Klassen unterscheiden. Nur sind die Stickereien
weniger reich. Der Gürtel ist von einfarbigem Leder. Die
Pantoffeln haben keine Quasten. Die Gamaschen sind von
Filz, die Fustanella aus grobem Kattun.
Nr. 3. Bauer ans der Umgegend von Janina.
Diese Tracht ist ganz streng auf den praktischen Gebrauch
begründet. Die Fustanella fehlt. An die Stelle des Leder-
gürtels ist ein dirker, den Leib warmhaltender Gurt aus Wolle
getreten, an die Stelle der Gamaschen eng anliegende Hosen
mit Ledersandalen, die durch Kiemen an den Beinen befestigt
sind. Dazu ein weiter, schwerer Mantel und ein Leinwand-
hemde von grober Hausmacherarbeit.
Nr. 2. Habam-baschi aus delanik.
Der Haham-baschi ist ein jüdischer Schriftgelehrter , dessen
Beruf durch die ernste Tracht charakterisirt wird. Unter
der turbanartigen Kopfbedeckung (Kaweze) fallen zu beiden
Seiten die Locken herab , die jeden strenggläubigen Juden
der alten Richtung kennzeichnen. Sein Entari ist aus
gestreifter Seide und bildet keine Falte unter dem Djubhö
aus feinem dunklen Tuch. Der Oberrock, Binick, ist eben-
falls von dunkler Farbe und die orientalische Fuasbekleidung,
die Babuschen, sind von schwarzem Leder.
Nr. 5. Hodja aus Selanik.
Ein Hodja ist ein Mitglied der Ulemas, deren Beruf in der
Religionslehre besteht. Er trägt einen weissen Saryk um
seinen Fez geschlagen und nm den Entari einen breiten
shawlartigeu Gürtel mit aufgedruckten Blumen. Eigen-
thümlich ist sein Mantel (Binich), dessen Aermel weiter
sind, als es in Konstantinopel üblich ist,
Nr. 1. Bürger von Monastir.
Jlonastir, der Hauptort des Beckens der Bistritza, gehört zum
Vilajet Selanik und ist bekannt durch seine geschmack-
vollen und feinen Arbeiten in Gold- und Silber filigran.
Die Kleidung dieses wohlhabenden Bürgers besteht nicht
aus Filz, sondern aus österreichischem Tuch. SemDjamadan,
sein Mintan und sein Tschepken sind reich mit dicken Gold-
stickereien verziert. Aus dem Gürtel hängt eine silberne
Uhrkette herab. Der Fez ist von steifem Filz, die Schuhe
sind von derbem Leder.
Nr. 4. Miisdmännischc Frau aus Saloniki.
Diese Ausgehetracht unterscheidet sich nicht von derjenigen,
welche bei den Damen in Konstantinopel gebräuchlich ist.
Der Musselinschluier {Yaclnnak) läsat nur die Äugen sehen.
Der Körper wird von dem weiten Mantel (Feradje) fast
ganz verhüllt , sodass nur der kurze Entari und der lange
Chalvar zum Vorschein kommt- Die Pantoffeln haben leicht
gekrümmte Spitzen.
(Die Figxmn sind den Thotographien aus dem Wd'ke Costumes populaires de la Tiu'quie von Sebah
{Konstantinopel 1873) nachgebildet Die Einzelnheiten der Trachten sind den naturgrossen
Modellen entnommen y die 1&74 von der Union centrale des Beaux-arts oppUqties a rindmtrie
ausgestellt worden ivaren.)
EUROPÄISCHE T'J
ijSl^
Di-
ITALIEN — XIX. JAHRHUNDERT
WEIBLICHE VOLKSTRACHTEN
3 4
5
1
2 6
9 10
^
11
8
Nr. 1.
Nr. 5, 6.
Frau aus Trastevere (Rom).
Ciocciai
en aus Mola im Neaiiolitanisclien.
Nr. 7, 8.
Nr. 2.
■ Ciocciai
en aus Fondi im Neapolitanischen
Römisches Mädchen.
Nr. 9.
Nr. 3.
Frau aus Padua.
Frau aus Fronsolone (Ahruzzen)
Nr. 10.
Venezianerin.
Nr. 4
Nr. 11.
Frau aus Nocera di Pagani im Neapolitanischen.
MaOändisches Mädchen.
Diese Volkstrachten, welche um 1810 in Italien gezeiclmet ■mu'den, sind heute vollständig
verschwunden. — Ciocciaren nennt man diejenigen italienischen Bauern und Bäuerinnen, welche
statt der Schuhe Sandalen aus Pellen (meist ZiegenfeUen) tragen.
TALIA
0)
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ITALIEN
ROMISCHE VOLKSTRACHTEN DES XIX. JAHRHUNDERTS.
TRASTEVERINEK.
123456789 10 11
Die untere Darstellung unserer Tafel ist den 52 liadiiiingen entnommen, welche der römische
Maler Bartolommeo Pinelli (1781—1835) zu dem humoristisch-satirischen Gedichte Meo Patacca von
Giuseppe Bernari im Jahre 1823 herausgegehen hat. Obwohl dieses in römischem Yolksdialekt
geschriebene Gedicht bereits im Jahre 1695 erschienen ist, hat der moderne Illustrator den Figuren
die Kostüme seiner Zeit gegeben, sodass die Abbildungen für die Trachtengeschichte aus dem
ersten Viertel des XIX. Jahrhunderts charakteristisch sind. Meo Patacca ist ein Volksheld von
komischer Färbung, ein revolutionärer Bramarbas, dessen Name (Patacca heisst Kleingeld, Pfennig)
seine Popularität, aber auch sein Maulheldenthum bezeichnen soll. Den Inhalt des Gedichtes bildet
die in Eom verursachte Aufregmig bei der Nachricht, dass Wien von den Türken belagert und be-
reits erobert worden sei. Auf Grund dieser Nachricht ruft Patacca die Bewohner von Trastevere
zusammen — diese Scene stellt unsere Abbildung dar — , um sie durch seine Beredsamkeit zur
Bildung eines Befreiungskorps anzufeuern. Er exercirt die Leute ein und macht sich zu ihrem
Kommandanten, bis die Meldung von der Befreiung Wiens eintrifft. Er erhält sie zuerst und ver-
breitet sie mit demselben Feuer der Beredsamkeit, das er früher bewählt hat. Das Gedicht schliesst
mit der Heirath Pataccas und Nuccias, einer schönen Trasteverinerin.
In seinen Tahleaux de Ja ville Hernelh (1835) sagt Joseph Eegnier: „Niu- die Leute aus
dem Volke halten an der Samraet-Jacke (Caimagnole) , dem gestreiften Gürtel (Fascia), den der
Jacke gleichen Beinkleidern, den breiten Knieschleifen und den übergrossen Schuhschnallen fest.
Einige tragen ihr dickes Haar in einem seidenen Netz, das an einem Ohr zusammengeknotet ist,
und setzen auf das andere Ohr einen spitzen, an der einen Seite aufgekrempten Hut. Um ihre ent-
blössten Schultern ist eine Art rothen Halstuchs geschlungen; die kleine Jacke fliegt in der Luft
herum wie ein Husarendolman, und die weisse oder rothe neapolitanische Weste wird mit kleinen
Ketten, die in silbernen Schnallen endigen, geschlossen. Man nestelt den Knieriemen los, um eine
rothe Unterhose zu zeigen, welche mit einer flatternden Eosette eng um das Knie befestigt ist."
Die obere Eeihe von Kopftrachten ist demselben Werke entnommen.
Nr. 1. Einer der Zeugen bei Patai'cas Hochzeit. Die Mütze
ist mit einem über der Stirn zu einer Schleife zusammen-
gezogenen Bande befestigt.
Nr. 2. Junger Mann mit geflochtenen Haaren, die mit einer
Schleife und einer Nadel geschrafickt sind.
Nr. 3. Marco Pepe, der Nebenbuhler Pataccas, mit derselben
Mütze wie Nr. 1. Die über die Stirn gezogene baumwollene
Zipfelmütze seheint nur dazu zu dienen , eine Kopfwunde
zu verbergen, die ihm Patacca beigebracht.
Nr. 4. Nuccia, Pataccas Braut. Die Haare sind zum Theil
geflochten, dazu ein hoher Kamm, Schleifen und lange
Ohrgehänge.
Nr. 5. Meo Patacca.
Nr. 6. Mann mit Hut und langem Haarnetz.
Nr. 7. Junger Mann mit Kopftuch.
Nr. 8, Frau mit hohem Chignon und Kamm.
Nr. 9, 10 und 11. Verschiedene Muster von Hüten.
Nr. 12. Hintere Ansicht eines Chignon mit Aufputz.
Vgl. Eugene de Montlait/r, De l'Italie et de l'Espagne (Paris 1852). — Ch. de BrosseSj Lettres
familiäres ^crites d'Italie en 1739 et 1740. Mit einer literarischen Studie und Anmerkungen von
H. Babou (Paris 1858).
1) !>'
:^\>^
HB
ITALIEN. — XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN IN DEN PROVINZEN ROM UND ANCONA.
PROVINZ ROM.
Nr. 2. — Frauen von Ostia.
Nr. 3 und 7. — Frauen von Sonnino.
Nr. 4 und 6. — Frauen von Cervara.
Nr. 8 und 10. — Ciocciaren (Bergbewohner).
Nr. 9. — Frau von Agnani.
PROVINZ ANCONA.
Nr. 1 und 5. — Einwohner von Loreto.
In der Umgegend von Rom ist die malerische Tracht der contadini beinahe vei-schwunden.
Nur bisweilen sieht man noch gan^e Familien von Landbewohnern im Nationalkostüm auf den
Strassen.
Das Kopftuch aus Leinwand oder anderem Stoff wird bald in der Weise der Sibyllen und
Vestalinnen des Alterthiuus (Nr. 9 und 10), bald als ein den oberen Theil des Kopfes bedeckender
und hinten herabfallender Streifen getragen. Der letztere Typus ist der der Frauen von Cervara
(Nr. 4 und 6) ; die Frauen von Ostia (Nr. 2) nehmen das Ende noch einmal auf und stecken es unter
das Haar; die von Sonnino (Nr. 3 und 7) spannen ein Stück gestickten Stoffes über eine den Kopf
bedeckende Platte; ebenso die Frauen von Nettuno. Beide Arten des Arrangements kommen bei
den Ciocciaren vor (Nr. 8 und 10), eine Bezeichnung, die von der ciocda, dem Schuh aus Schaf-,
Ziegen- oder Rinderfell, hergenommen ist, den die Bergbewohner tragen.
Die Trasteverinerinnen tragen den Kopf unbedeckt, und in der Kirche an-angiren sie ihren
Shawl wie einen Schleier. Auch die ärmsten Frauen haben eine Vorliebe für Schmucksachen. Die
antike Nadel und der lange Ohrring, naviceUa, sind aus dem Alterthum herübergenommen.
Das Mieder besteht meist in einem bis imter die Arme gehenden, hinten geschnürten und
durch schmale Achselbänder gehaltenen Leibchen. Die weiten Puffännel des ausgeschnittenen Hemdes
bedecken bisweilen anliegende Ueberännel (Nr. 2). Bei der Ciocciare (Nr. 10) bildet das Hemde
selbst das Mieder, wähi-end die Bäuerin von Cervara (Nr. 6) das ihrige unter einem kreuzweis ge-
legten Brusttuch trägt, und die Frauen von Sonnino (Nr. 8 und 7) es ganz unter einem Seiden-
jäckchen verschwinden lassen.
Ueber dem einfarbigen Rock liegt fast immer eine reich und bunt gestickte Schürze.
Nr. 1 und 5 stellen Bewohner der Stadt Loreto dar. Das schwarze Haar der Frau bedeckt
ein mehrfach gefaltetes Kopftuch ; der Mann trägt eine rothwollene Mütze ähnlich dem castilianischen
gorro (vgl. die Tafel Spanien mit dem gekrönten M).
Nr. 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9 und 10 nach Photogi-aphieen.
Vgl. Francis Wey, Rome. — Du Bois-Mdly, Voyages d'artistes en Italie, 1877.
V
<^)r 1
GO
ITALIEN. — XIX. JAHRHUNDERT
LÄNDLICHE TRACHTEN.
DIE BAUERN DER TERRA DI LAVORO. DIE PIFFERARI.
Die Figuren stellen Bewohner von Monte Cassino, dem alten Casinum, in der Terra di Lavoro
dar, wie sie die Strassen von Rom als Modelle und die Hauptstädte des Festlandes als Musikanten
durchziehen. Sie behalten überall ihr traditionelles Hirtenkostüm bei.
Die Instrumente des Pifferaro sind die Flöte, der Dudelsack und die Schellentrommel. Als
Kopfbedeckung der Frauen dient das flach über den Scheitel gelegte Tuch, wie es auch Tafel HB
zeigt. Die leinene cmnisa ist eine Tunika mit langen und weiten Aermeln, über die man den
manicottolo , eine Art Ueberärmel zieht. Das mit Rohr oder Fischhein gesteifte Mieder heisst
corsaletto, die übrigen Arten der Taille casacca. Der Rock, veste, wird durch den Gürtel, scinda,
zusammengehalten. Die Schiu-ze besteht aus Sammct oder irgend einem anderen leichten Stoffe und
ist meist reich und bimt gestickt.
Abbildungen nach Photogi'aphieen.
Vgl. Chateaubriand, Voyage en Italie. — Francis Wey, Roma.
>^
ITAUA XK? CENT' ITALI E XIX '^oIBCUB ITALIEN Xff™=JAHR'
J)]^^
AI
SPANIEN
TRACHTEN VOM ENDE DES XVm. JAHRHUNDERTS.
VOLKSVERGNÜGEK UND SPIELE.
Im Jahre 1779 erhielt Francisco Goya duixh Karl IV. den Aufti-ag, Cartons füi- Gobelins
zu zeichnen, die in der 1720 von Philipp V. begründeten Manufaktui- ausgefühi-t werden sollten.
Nach diesen Cartons , die Scenen des täglichen Lebens darstellen , sind unsere Hlusti-ationen au-
gefertigt.
Das untere Bild stellt das Löffelspiel , Dd cueharon, dar. Es handelte sich darum, mit ver-
bimdenen Augen eine Person, die man mit dem löifelförmig endenden Stab beiilhrt hatte, zu er-
rathen. Das Kostüm der Mitspielenden ist eine Mischung der Nationaltracht mit den hen-schenden
Moden.
Der Stelzenlauf ist noch heute in Spanien populär. Die beiden Wettläufer sind hier von
Clarinettenbläsem begleitet. Der berühmte Miguel Lopez Gon-ito hatte es in der Geschicklichkeit
so weit gebracht, dass er 1862 in Madrid als Stierkämpfer auf Stelzen auftrat.
Die beiden Cartons des Francisco Goya befinden sich im Museum des Prado in Madrid. Sie
bilden einen Theil der Serie: Lustbarkeiten am Ufer des Manzanares.
Vgl. Ch. Yriairte, La Biogi-aphie et le catalogue de Toeuvre de Goya. — Lawrent Mntheron,
Goya. — Gustave Brunei, Etüde sur Francisco Goya.
SPAIN
ESPAGNE
SPANIEN
1)15!
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SPANIEN
DIE CÜADRILLA DES MODERNEN STIERGEFECHTS
VOLKSTYPEN
Tafel mit dem Säbel I ^ J ^^ ^'^ Tafel mit der Säge 1 ,^ ,^ J^ J^ _
lob? I 1^ Id 14 15 Ib
Die Stiergefechte sind seit langer Zeit das zugkräftigste aller spanischen Volksfeste.
Schon die Mauren liebten diese blutigen Spiele, und in Granada existirt noch der Platz, auf
welchem sie dieselben auffülirten. Während des Mittelalters und des XVI. und XVU. Jahr-
hunderts gab es keine öffentlichen Feste, wie Einholungen der Könige, fürstliche Hochzeiten
u. dergl., die nicht mit Stiergefechten verbunden waren. Aber nur der Adel betheiligte sich
activ an diesen Festen. Diejenigen, welche den Stier angriffen, wie der Cid Campeador, der
Kaiser Karl V. und König Philipp IV., den J. Pellicer de Tovar im XVII. Jahrhundert den
rey torero nennt, kämpften zu Pferde mit der Lanze bewaffnet.
Erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts traten die Picadores, Banderilleros, Chulos und
Espada in regelmässiger Cuadrüla auf. Sie bekämpften den Stier nur mit einem biegsamen
Degen und bedienten sich eines kleinen Stücks rothen Zeuges, Muleta oder Engano (Täuschung)
genannt, um die Kräfte des Stiers zu erschöpfen. Die Muleta, welche an einem armlangen
Stock befestigt wird, ist etwas grösser als eine Serviette. Das Spiel mit derselben ist eine
Kunst geworden, die sich von Familie zu Familie vererbt. Eine solche ist die des Audalusiers
Francisco Romero, welcher diese Art zu kämpfen erfunden hat. Nach seinem Sohne Juan, den
er selbst unterrichtet hatte, trat sein Enkel Pedro Romero die Erbschaft an, und ihm wurde im
vorgerückten Alter die Ehre zu Theil, den Hauptlehrstuhl der Akademie einzunehmen, welcher
1830 in Sevilla von Ferdinand VII. unter dem Namen „Stierfechter-Universität" gegründet
wurde, die aber nur ein ephemeres Dasein fristete.
Die Kampftracht der ersten Stierkämpfer, von welcher wir zum Vergleich mit der Cua-
drüla unserer Zeit einige Beispiele geben, zeigt, dass man in Folge der Erfahrung, welche man
sich bei diesen gefährlichen Spielen aneignete, bei denen die geringste Hemmung ziu' Todes-
ursache werden konnte, mehr und mehr nach einem möglichst anschliessenden Kostüm strebte >
indem man jedes flatternde oder lose Stück abschnitt. Die weit ausgeschnittene Jacke mit
Achselstücken hat nichts fliegendes mehr. Das Beinkleid ist so anschliessend wie möglich, der
Gürtel weniger lose und weniger dick, das lange Haarnetz ist durch einen festen Chignon
ersetzt. Die Figuren Nr. 4 und 1 gehören den Jahren 1778 an. Die eine ist der berühmte
Joaquin Rodriguez, in Spanien unter dem Namen Costillares bekannt, auf welchen die Erfindung
der meisten, seitdem gebräuchlichen suertes oder Degeustösse zurückgeht. Der andere, zu
dessen Füssen der Stier liegt, hat seinen Degen in die Linke genommen, um das Publikum mit
der Rechten nach dem Gebrauch zu grüssen: es ist Pedro Roraero. Nr. 2, dessen Kostüm dem
Jahre 1804 angehört, zeigt, dass die Vereinfachung der Tracht schnelle Fortschritte gemacht
Iiat. Dieser Torero, der eine Uhr in der Hand hält, vermuthlich um die Zeitdauer des Todes-
kampfes des Stiers zu ermitteln, ist Pepe Illo, dessen schreckliches Ende Goya dargestellt hat.
Er starb auf der plaza in Madrid in Folge mehrerer Stösse mit den Hörnern des wüthenden
Stiers. Er wusste mit der Feder umzugehen und schrieb einmal: „Das Schauspiel der Stier-
gefechte bildet die Freude der Kinder und den Jubel der Greise". Nr. 3 ist ein Torero in
gewöhnlicher Tracht aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts nach Bayer.
Wenn die Cuadrilla der Stierfechter heute in die Arena tritt, reiten ihr ein oder zwei
Alguacih auf schwarzen, mit carmoisinrothen Sammetdecken behangenen Pferden vorauf. Ihre
schwarze Tracht ist seit dem XVI. Jahi-hundert mit geringen Veränderungen dieselbe geblieben
(Nr. 6): ein an der Seite aufgekrempter Hut mit Kokarde und hohem, farbigem Federbusch, ein
weisser Halskragen, ein Sammetwamms mit Ledergürtel, ein kleiner flatternder Mantel von Tuch,
eine kurze Hose von Seidentricot, seidene Strümpfe und Schnallenschuhe und bisweilen, wie auf
iinserer Abbildung, lange Gamaschen von schwarzem Leder. Er trägt grosse Sporen von Stahl.
Er spielt die Rolle eines Polizeibeamten, der über die Aufreehterhaltung der Ordnung zu wachen
hat, und führt deshalb einen Stab, das Symbol der öffentlichen Gewalt Er reitet an der
Spitze aller öffentlichen Aufzüge, unter anderm an der Spitze des Zuges, welcher die zum Tode
Verurtheilten escortirt. In der Arena besteht seine Function darin, dass er den Schlüssel zum
Stiergewahrsam, welchen ihm der Präsident der Arena übergiebt, dem Muchacho aushändigt.
Da er kein Stierkämpfer ist, sucht er das Weite, nachdem jener den Stall geöffnet hat. Seine
Flucht wird gewöhnlich vom Pfeifen der Menge begleitet. Auf unserer Abbildung lehnt er an
die Mauer der Arena, welche durch vier dappelflügUge Thore geöffnet werden kann. Der Tritt
dient dazu, dass sich die gefährdeten Stierkämpfer über die Mauer schwingen können.
Nach dem Alguacil kommen die Peones, die Kämpfer zu Fuss: Espadas, Banderilleros,
Chulos, auch Capeadores genannt. Die Trachten dieser verschiedenen Toreros unterscheiden sich
von einander nur durch den Reichthum der Stickereien. Der kokette Anzug, die Besätze, die
in einem Chignon endende Frisur, das gestickte, mit einem Jabot versehene Hemde und die
kleine, zusammengeknotete Gravatte geben den Toreros ein weibisches Aeussere. Die kurze
Jacke mit Taschen auf beiden Seiten, aus welchen das feine Battisttaschentuch hervorblickt,
und die Weste sind mit dicken Stickereien besetzt. Die kurze, eng anschliessende Hose ist von
Atlas, gewöhnlich blau, rosa, grün oder lila. Die Strümpfe sind oft fleischfarben, die Schuhe
mit Rosetten decorirt. Der seidene Gürtel ist immer von lebhafter Farbe ebenso wie der lange
Mantel, mit welchem sich die Toreros stolz zu drapiren wissen. Die Capa, ein Stück Zeug,
welches dazu dient, die Stösse der Stiere abzulenken, muss immer von schreiender Farbe sein.
Die Cuadrilla wird dui-ch die berittenen Picadores (Nr. 13 und 15) vervollständigt. Ihre
Tracht besteht aus einem breitrandigen, niedrigen Filzhut mit grosser Bandrosette, aus einer
reich gestickten Jacke, Weste und Hemde, deren Schnitt mit den gleichen Kleidungsstücken
der Fusskämpfer übereinstimmt, aus einem seidenen Gürtel und einer Hose aus gelbem Leder,
unter welcher sich Beinschienen von Eisenblech befinden, um die Hörnerstösse abzuhalten. Der
Sattel ist nach arabischer Art vorn und hinten mit einem hohen Steg versehen, und ebenso
tragen die Steigbügel und die langen Sporen arabischen Charakter. Die Augen des Pferdes
werden beim Angriff mit einem rothen Tuche verbunden. Die Lanze des Picadors hat oben
einen runden Wulst, so dass sie keine Wunden verursacht.
Die Tracht der Banderilleros (Nr. U) ist gewöhnlich gelb oder grau und nur mit schwar-
zem Besatz verziert. Die Banderillas, Palillos, Zarcillos oder Rehiletes, welche er führt, sind
Stöcke, die mit ausgezacktem, farbigem Papier umrollt sind und unten in einen Widerhaken
endigen, der, einmal in die Haut getrieben, nicht mehr herausgeht. Man stösst die Banderillas
zu zweien ein. Nr. 5 ist ein erster Degenstösser im Augenblick seines Eintritts in die Arena.
Sein seidener Mantel ist mit Gold gestickt. Nr. 7 stellt einen Torero in dem Augenblick
dar, wo die Trompete das Zeichen zum Tode des Stiers giebt und er, den Degen und das
Tuch in die Linke nehmend, mit dem Hute den Präsidenten grüsst, zum Zeichen, dass er seine
Sache gut machen werde.
Nr. 12 ist ein Chulo oder Capeador, Nr. 11 ein Picador wie Nr. 13 und 15.
Nr. 8, 9, 10 und 16 sind Volkstrachten. Nr. 8 ein Gitano oder Zigeuner aus der Pro-
vinz Granada. Nr. 9 und 10 Bäuerinnen aus der Provinz Toledo. Ihre Brusttücher sind von
Baumwolle; ebenso die gemusterten Röcke. Nr. 16 trägt das andalusische Kostüm. Auf dem
Arm trägt er eine Jacke, die selten angezogen wird.
(Nach Photographien aus der Sammlung von Laurent. Aquarelle von Garcia.)
SPAIN
BS PA OME
SPANIEN
SPAIN
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SPANIEN
VOLKSTKACHTEN
ALT-CASTILIEN. - KÖNIGREICH LEON
Alle diese Trachten sind noch jetzt vorhanden, doch sind sie sämmtlich älteren Ursprungs.
Nr. 1.
Dorfschulze; Provinz Segovia. — Seine Kopf-
bedeckung besteht aus einem kleinen Taschen-
tuch, welches vorn über dem Kopfe zu-
sammengeknotet ist. Die ärmellose Jacke
besteht aus Schafsfell. In dem Ledergürtel
steckt das an einem Bande hängende, zu-
sammengeklappte Messer.
Nr. 2 und 6.
Frauentrachten aus Santa Maria de Nueva in
derselben Provinz. — Nr. 2 trägt die rothen
Strümpfe der verheiratheten Frau. Das Haar
fällt in einer Flechte auf den Nacken herab,
welche unten mit einem Sammetbande zu-
sammengeknüpft ist. Die schwarze, mit sil-
bernen Knöpfen besetzte Jacke ist aus Seiden-
sammet, das Leibchen von Wolle und mit
Goldspitzen besetzt. Die Aermel der Jacke
sind nach der inneren Seite offen, so dass
das Hemd sichtbar ist, und werden mit sei-
denen Bändern zusammengehalten. Der Rock
und die Schürze, welche mit leichten Borten
und Goldspitzen besetzt ist, sind aus feinem
Tuch. Der Rock ist mit einer breiten Bor-
düre von Passementeriearbeit , Gold oder
Sammet in regelmässigen Mustern besetzt.
Der Schuh ist mit einer Rosette geschmückt.
Das Korallenhalsband wird mehrere Male
um den Hals geschlungen. Daran werden
Medaillen und Kreuze gehängt. Diese an-
einander gehängten Schmuckgegenstände
reichen bis auf den Gürtel herab.
Nr. 3.
Mann aus derselben Provinz. — Jacke von ge-
färbter Baumwolle mit Tuch eingefasst. Der
breite Gürtel von rother Wolle wird von
einem schmäleren Gürtel zusammengehalten,
auf welchen man in farbiger Seide eine De-
vise, den Namen der Geliebten oder am
häufigsten den des Trägers zu sticken pflegt.
Die Hose von grobem Tuch ist über der
Tuchgamasche befestigt, welche den Unter-
schenkel bis zum Fusse bedeckt und von der
Bekleidung des letzteren festgehalten wird.
Man trägt unter den Gamaschen weisse
baumwollene Stümpfe.
Nr. 4 und 5.
Frauen aus Santander, Provinz Burgos. —
Man findet dieses Costüm häufig in Madrid,
wo es von den läudliclien Ammen in den
vornehmen Familien getragen wird. Ihr
Kopftuch von lebhafter Farbe ist mit einer
besonderen Kunst zusammengeknotet. Es
bedeckt zum Theil die lange Haarflechte,
welche auf den Rücken herabfällt und am
Ende mit einem Bande verflochten ist. Ein
vorn offenes Leibchen mit niedrigem Brust-
latz lässt einen Theil des Hemdes sehen.
Der Kock von greller Farbe ist kurz genug,
um den mit Schnallenschuhen bekleideten
Fuss zu zeigen. Weisse Strümpfe, seidene
Schürze, eine breite, hinten unter dem Leib-
chen befestigte Bandschleife mit langen Enden,
grosse Ohrringe und ein Korallenhalsband,
das ist die Tracht dieser Ammen, die noch
mit Sammetstreifen, mit goldenen oder sil-
bernen Knöpfen besetzt ist.
Nr. 7.
Charra. Reiche Bäuerin aus der Provinz Sa-
lamanca. — Das Haar der Charras, die viel-
leicht ihren Namen von carrus (Karren) haben,
ist mit Nadeln geschmückt und wird hinten
von einem breiten Bande zusammengehalten.
Ihr Brusttuch, robhello, bedeckt die Schul-
tern und den Busen. Es ist ebenso wie das
Leibchen von Seide. Der scharlachfarbene
Rock ist von feinem Tuch und mit von Gold
eingefassteu Sammetstreifen besetzt, welche
in Gestalt von Blumen und Vögeln zuge-
schnitten sind. Die schmale Schürze ist
theils von Sammet, theils von Seide und mit
Goldborten besetzt. Die Strümpfe sind weiss,
die feinen, sehr flachen Schuhe sind mit
Schnallen geschmückt. Sie tragen lange
Ohrringe und ein gewöhnlich mehrere Male
um den Hals geschlungenes Halsband, von
welchem ein Smaragdeukranz herabhängt.
Ihren Filigranschmuck beziehen sie von
Portugal.
Nr. 8 und 9.
Bäuerinnen aus der Provinz Avila. — Ihre
schwarzen Hüte sind von Stroh mit Bändern
von gemodeltem Sammet. Das Brusttuch
mit farbigen Blumen auf weissem Grunde ist
von Wolle, der grellfarbige Rock von grobem
Tuch, dessen untere Borte, die ein Rosetten-
ornament darstellt, entweder aufgedruckt
oder von Sammet ausgeschnitten ist. Die
Schürze ist schmal und kurz und nur von
einer Borte aus Sammet oder goldfarbener
Seide eingefasst. Die Strümpfe sind blau
und die Schuhe mit Schnallen oder Rosetten
versehen. Das schwere Geschmeide besteht
aus Ohrringen, Ringen und einem grossen
Medaillon, welches von einem Halsbande
herabhängt. Man schmückt den schon mit
Bändern gezierten Hut noch mit Blumen-
zweigen und legt unter denselben bisweilen
noch ein gestreiftes Tuch, welches Hals und
Genick gegen die Einwirkung der Sonnen-
strahlen schützen soll.
Nr. 10.
Bürgerin aus der Provinz Asturien. — Ihre
Tracht besteht aus einem Merinokleide und
einem Brusttuch von Sammet mit silberner
Borte. Ihre sehr breite Schürze ist unten
mit einem Sammetstreifen und darüber mit
einer Silberborte garnirt. Ebenso sind die
Aermel unten eingefasst. Ein roiizello von
Linnenzeug ist über die Schultern geworfen
und vorn lose zusammengeknotet. Am Hals
I trägt die Frau ein Medaillon.
SPAIN
BSPAGNE
SPANIEN
^i3><:^
SPAN TEN
VOLKSTYPEN
ARAGONIEN.
4 5
ALTCASTILIEN
Nr. 1 und 10.
Maragatos von Villafranca del Viergo. Provinz
Leon.
Nr. 2, 3, 8 und 9.
Galicier; Nr. 2 und 3 aus der Provinz Orense,
Nr. 8 und 9 aus der Provinz Lugo.
Nr. 4 und 7.
Asturierinnen.
Nr. 5.
agonier ; öffentlicher Ausrufer auf dem Lande.
Nr. 6.
I Castilier, Bauer aus der Umgegend von Valladolid.
Nr. 1 und 10. Die Maragatos wohnen in den Bergen von Astorga, in der Provinz Leon,
nördlich von Alt-Castilien. Es ist ein alter Stamm, der heute zwar in den Dörfern zerstreut ist,
aber einen Charakter, eine Tracht und Sitten bewahrt hat, die sich von denen ihrer Nachbarn
unterscheiden. Sie leben imter sich und heirathen ebenfalls nur unter sich. Alles Fremde ist
ihnen verhasst. Die meisten Maragatos sind MaiUthiertreiber. Nr. 10 ist ein Händler, welcher
frische Fische, Oel und dergl. im Umherwandem verkauft. Ihre Tracht besteht aus einer dui-ch
einen Gürtel um die Hüften eng zusammengehaltenen Jacke, aus weiten, unter dem Knie mit rothen
Bändern befestigten Hosen, aus zusammengeknöpften Gamaschen und einem Filzhute mit flachem
Kopf und breiten Rändern.
Nr. 2, 3, 8 und 9. Galicier. Nr. 2 ist ein Bauer aus der Provinz Orense, die drei andern sind
aus der Provinz Lugo in Galicien. Der sitzende Bauer, welcher wegen des feuchten Klimas einen
grossen baumwollenen Regenschirm mit sich fülut, ist mit einer jener Westen bekleidet, die einen
Theil des Sonntagsstaates bilden und die man ohne Jacken trägt. Sie ist von rothem Tuch und
auf dem Rücken mit aufgenähten Tuchstücken von anderer Farbe verziert. Sie ist über den Gürtel
gezogen und vorn nicht zugeknöpft. Die Hose hat Taschen an den Seiten. Sie ist nach unten zu
offen, so dass man das Unterbeinkleid von Leinwand sehen kann. Der steife Kragen des Hemdes
ragt über den der Jacke empor. Nr. 3 stellt einen jungen Bauer dar, welcher, wie man an dem
nach rechts gewendeten Busch der Montera sehen kann, imverheirathet ist. Seine Tracht stimmt,
bis auf die Kopfbedeckung, im Schnitt mit der des älteren Bauern Nr. 8 überein. Er trägt eine
Jacke mit weiten Aufschlägen und Aussentaschen, eine rothe Weste mit schwarzen Aufschlägen
und darüber den Gürtel mehi-ere Male um den Leib gewunden. Die weite Tuchhose ist über dem
lüiie nicht zusammengeknöpft, lun die Bewegimg desselben zu erleichtern. Das weisse Unter-
beinkleid, welches darunter sichtbar ist, steckt in den oben mit Sammet eingefassten Tuchgamaschen.
Der Bauer stützt sich auf einen starken mit eisernen Nägeln beschlagenen Knittel. Die Bäuerin
Nr. 9 gehört der ärmeren Klasse an. Sie trägt ein gi'osses Tuch um den Kopf imd eine fast den
ganzen Rock bedeckende Schürze, manteo genannt.
Nr. 4 und 7. Astiu'ierinnen. Nr. 4 ist eine Bäuerin. Ihre warm, aus Baumwolle und Tuch
gefertigte Kleidung entspricht den klimatischen Verhältnissen. Das seidene Tuch, welches den
Kopf bedeckt, ist im Nacken unter dem Chignon zusammengeknüpft. Das Brusttuch ist mit Sammet-
borten besetzt. Die Schuhe sind mit Schnallen versehen. Nr. 7 stellt eine Astiu'ierin dar, wie
man sie in Madrid sieht. Es ist ein Dienstmädchen im Sonntagskleid. Ein baumwollenes Tuch ist
über den Kopf zusammengeknotet. Du' wollenes Brusttuch ist mit Fransen versehen und bunt
gestickt. Das Leibchen hat geschlossene Aemiel mit sammetnen Manschetten. Die kurze und
schmale Schürze ist von Sammet und mit silbernen Bändern besetzt. Der Kock ist von Kattun
oder WoUe.
Nr. 5. Aragouier. Dieser pregonero oder öffentliche Ausrufer trägt kurz geschnittene Haare,
ein farbiges Tuch lun den Kopf geschlungen , ein Hemde ohne Cravatte , die oft auf die Schulter
geschobene Jacke, die Weste, den breiten Giüiel, lederne Hosen, blaue Strümpfe und Fuss-
bekleidimgen aus geflochtenem Hanf, die mit Bändern befestigt sind. Es ist die gewöhnliche Tracht
der Pjrenäenschmuggler.
Nr. 6. Bauer aus der Umgegend von Valladolid. Die montera erinnert in ihi-er Form an den
alten Helm, die Gamaschen an die Beinschienen. Der eigenthümliche Schmuck des groben Tuch-
mantels erinnert an die Mäntel der Krieger des XVü. Jahrhunderts.
{Nach Pliotogmphien und Aquarellen. Vgl. Voyage cn Espagne von Ch. Davillier.)
d)!37
P A I .N' B S P A G I' ^J Px S PA M I EN
Vlb'i
M
SPANIEN
CATALONIER UND ARAGOyiER.
12 8 4 5
0 7 S 9 10
U 12
r'ATALONIER.
Die hiev dargestellten Nationaltrachten gehören verschiedenen Ortschaften nnd jenen Gebirgs-
bewohnern an, deren Voi-fahren sich in der spanischen Annee unter der Bezeichnung „Müpteletef^"
als unermüdliche Fusssoldaten ausgezeichnet haben. Diese BliqueJetet^ zogen die Aufinerksamkeit
auf sich nicht nur durch ihre militärische Tüchtigkeit, ihr rauhes Leben und ihre Unmenschlich-
keit im Kriege, sondern auch durch „ihi'e Kleidung, die leichter war als diejenige der anderen
regulären Truppen, und aus einer Jacke, einem Eöckchen, das sie nie anzogen, und Schnürschuhen
bestand." Die Art und Weise, wie der Arbeiter in Barcelona seine Jacke über die Schulter ge-
hängt trägt, ist also eine alte catalonische Tradition.
Nr. 1 u. 9. Frauen aus dtm Hodigehirqe.
Beide trafen wollene Kapuzen, farbige Brusttücher von Baum-
wolle und Schürzen ans gleichem Stoffe. Nr. 9 stellt eine
wohlhabende Berghewohnerin dar. deren lange Ueherärmel
durch ein Sammetband mit silbernen Schnallen befestigt
sind. Die Ohrgehänge sind ans Gold oder Silber, von roher
Arbeit, aber zuweilen so schwer, dass sie durch einen
Faden gehalten werden müssen. Schraucksachen dieser
Art, ebenso Ringe mit rothen nnd gelben Steinen, werden
in Barcelona viel o-nPagesas, reiche Bäuerinnen, verkauft.
Nr. 4. Dorfschulze aus (Um Hochgebirge.
Trägt den Gamheto oder Ueberrock und als Kopfbedeckung
den Qorro, eine lange wollene Mütze , deren Farbe ge-
wöhnlich roth oder braun ist.
Nr. 2. Reicher Pächter aus der Umgegend von Lerida.
Rothe wollene Mütze, kni-ze Jacke, sogenannte MarsiUe nnd
Kniehosen aus blauem Sammet. Weste aus Leinen oder
Baumwolle, rothgestreift. Halsbinde von farbiger Baum-
wolle, durch einen silbernen Ring gezogene Leibbinde von
rother Wolle. Gamaschen von gelbem Leder, seitwärts zu-
geknöpft. Wollene Strümpfe. Capa de muesb-a, gefranster
Mantelumhang. Die catalonische Jacke ist nicht selten
mit mancherlei Stickereien geschmückt.
Ix. 6. Prau aus Agramunt {einem bedeutenden Marktflecken
desselben Districta). Ueber der Stirn geknotetes Kopftucli.
Goldenes Halsband. Brusttuch aus Tüll , mit Spitzen be-
setzt. Grosse weisse Schüi-ze. Mieder von Sammet oder
Seide, stets schwai-z, mit knappen Aermeln , die oberhalb
des Ellbogens endigen. Ueberärrael von Seide oder Wolle
und durch ein Sammetband mit silberner Schnalle ge-
'r. 8. Reichn- Püchtfr aus der J'itigegnul von Vi'ch , Provinz
Barcelona. Mütze und Leibbinde von violetter Wolle. Jacke,
Weste und Kniehosen von Tuch oder schwarzem Merino.
Wollene Strümpfe. Schnürschuhe von schwarzem Leder.
Nr. 10. Äclerbauer aus der Provinz Taragona.
Mütze aus brauner Wolle. Wollene Weste, rotbe Leibbinde,
Hemd aus blaugestreifter Leinwand, Kniehose von Sammet,
Jacke von grobem Tuch, wollene Strümpfe, Halbstiefeln.
Nr. 11. Junge Frau aus derselben Provinz.
Schwarzseidenes Haarnetz mit Schleifen von Sammet. Ohr-
gehänge von Silber mit Smaragden. Mieder von Sammet,
vorn zugeschnürt. Seidenes Brusttuch mit Stickereien und
Spitzen. Kock von Kattun, Schurze von farbiger Baum-
wolle.
Nr. 12. Jiivger Mann aus derselben Gegmd.
Violette Mütze. Weste von karmoisinfarbener, weissge-
sprenkelter Seide. Kniehosen von Sammet. Strumpfe von
blauer Baumwolle. Sockenschuhe. Die kleine Tuchjacke
ist über die Schulter geworfen.
Nr. 7. Kirchendiener der 'Brüderschaft vom Blute
Jesu Christ/.
Diese religiöse Genossenschaft , deren Mitglieder eine lange,
spitze Kapuze mit nur zwei Oeffnungen für die Augen
tragen, steht den zum Tode Verurtheilten bei und begleitet
^ie auf ihrem letzten Gange.
ARAGONIER.
Die Nummern 5 und 3 stellen die mämüiche und weibliche Tracht aus der Provinz Ai-agonien
dar. Der Aragonier (Nr. 5) trägt gewöhnlich ein irni den Hinterkopf geschlungenes Tuch, unter
welchem das Haar nach vorn hervorquillt und sich lockig an Stira und Schläfen anschmiegt. Seine
Capa de muestra ist eine gi-auwoUene Decke, die, meist schwarz gesti-eift, sich in ihrer Einfachheit
den maimschen Mustern zu nähern scheint. Das Hemd, in der Regel ohne Kragen, ist selten zu-
geknöpft, so dass die Bimst nackt bleibt. Die Leibbinde wird breit getragen ; sie bedeckt zuweilen
den Leib imd einen Theil der Brust imd der Lenden zugleich. Die Weste steht oifen; die Knie-
hose ist eng und km-z und gewöhnlich aus schwarzem oder grünem Sammet verfertigt. Die Strümpfe
sind in der Regel von blauer Farbe. Der Landmann trägt keine Jacke. Als Fussbeldeidung pflegt
man EsiMrdillas oder Älpargatas zu tragen, die, wie bei den Cataloniern, mit schwarzen Bändern
befestigt werden. — Nr. 8 zeigt, dass die Tracht der weiblichen Jugend mit derjenigen der Cata-
lonieriimen eine gewisse Aehnhclikeit besitzt, zugleich aber auch sich merklich von derselben unter-
scheidet. Die Mitchacha oder das Mädchen aus der Umgegend von Saragossa, welches hier dar-
gestellt ist, hat sein Kopftuch auf die Schultern herabgleiten lassen. Der Corpino ist ein eng an-
schliessendes und vorn geschnüi-tes Jäckchen aus schwarzem Sammet mit engen, bis ans Handgelenk
reichenden Aenneln. Das Umschlagetuch besteht aus Baumwolle oder farbiger Seide und wird
loser als in Catalonien getragen. Der Rock, kurz, weit und auf den Hüften gefältelt, ist aus Wolle
und unten mit einem Streifen aus schwarzem Sammet besetzt. Feine Schuhe mit Rosetten bilden
die Fussbekleidung. Das leichte Schlu'zchen ist aus Seide. Im Ohr wird nur eine Perle getragen.
Die Gestalt zeigt die Haltung einer jener spanischen Tänzerinnen, deren Pas hauptsächlich aus
Schwebeschritten und pantomimischen Körperbewegungen bestehen. Der nationale Tanz der Aragonier
ist die Jota. Die von Gesang begleitete Seguiäilla ist besonders beliebt bei den Arbeiterinnen.
Nach Aquarellen von J. Garcia.
Vgl. Voyage enEspagne von Ch.Darillier; Deirx artistes cn Espagne \on Dcsharones, Paris, 1876.
D'^"^
SPAIN
BSPAGNE
SPANIEN
J)li^o
BD
SPANIEN
VOLKSTYPEN.
ALT-CASTILIEN. - ARAGONIEN. - MURCU. - DIE VASCONGADAS C
PROVINZEN.
1234 5 6789
10 n 12 13 14 15
Nr. 1 uud i.
Castillaner.
Nr. 6 und
Murcier
Nr. 3, 4, 5, 12, 13 und 14.
Aragouior.
Nr. 8, 9, 10, 11
Basken.
Alt-Castilien.
Wenig bevölkert, hat Alt-Castilien nach und nach seine commerzielle und industrielle Bedeutung
verloren. Die Bewohner sind in ihrer würdigen und majestätischen Haltung echte Repräsentanten
des spanischen Charakters.
Bäuerin und Tochter im Arbeitsanzug; Provinz .Segovia.
. 1. — Kopftuch, unter dem Kinn gelinüpft, hinten ge-
ichuürtes Mieder, Wollrock und bunte Kattunsohürze.
'r. 2. — Kopftuch , hinten geknüpft. Korallenhalsbäuder.
Buntes Kattunmieder. Rock und Schürze ans paiio pardo,
einem einheimischen groben Wollgewebe. Schnürschuhe.
Aragonien.
Die Bewohner von Aragonien, derjenigen spanischen Provinz, in der sich die zahlreichsten
Spuren der maurischen Herrschaft finden, sind meist Hirten, Bauern oder Soldaten. Sie sind wegen
ihrer Streitsucht und Kampflust beriichtigt (vgl. die Tafel mit dem gekrönten M).
Nr. 3 und 4.
Segadores, Schnitter.
Nr. 3. — Kattunkopftuch ; niedriges Mieder aus Sammet oder
Kattun ; Halsband ans Glasperlen ; Eock und Unterrock mit
rothem Streifen; albarcas (Schuhe) aus Rindsleder.
Nr. 4. — Seidenes Kopftuch, gewöhnlich von dem sambrero
bedeckt. Tuclijacke und Wollweste. Breiter faja (Gürtel),
die Sammethose haltend. Aus Gras geflochtene Schuhe.
Nr. 5,
Dorfgeistlicher.
Weiter Kragenmantel. Als Kopfbedeckung dient g
ein breiter Hut.
Nr. 12.
Kleines Mädchen aus dem Dorf Alteca.
Miircia.
Die Provinz Murcia ist vorzugsweise von einer Ackerbau treibenden Bevölkerung bewohiit,
hat aber aucli eine nicht unbedeutende Industrie. Das Espmio-GrsiS, wird zu Sandalen, Matten
und Körben verarbeitet. Albacete ist für Spanien das, Avas Sheffield für England ist; von dort
kommen die navajaSy cuchiJIos und inmaUs.
Reiche Banem aus Albacete.
Ir. 6, — Seidenes turbanartiges Kopftuch, g-ewöhnlich vom
soinhrero bedeckt Breite faja. Jacke und Hose von dem-
selben Stoff. Älpargatas (Schuhe), durch Schnüre über den
dunkelblauen Strümpfen festgehalten. Die Jacke ist meist
bunt gestickt. Ausserdem wird ein Mantel aus gestreifter
Wolle ebenso wie in Valencia getragen,
fr. 7. — An den Schläfen zwei rund gelegte Flechten, hinten
in Form einer Acht verschlungen. Kleiner Kamm an der
Seite , bisweilen auch eine Blume. Der kurze Kock lusst
die seidenen, oft fleischfarbenen und mit Zickzackornamenten
bestickten Strümpfe sehen.
Die Provincias Vascongadas.
Man bezeichnet mit diesem Namen die Provinzen Alava, Guipuzcoa und Viscaya, die das
baskische und navan-esische Land bilden. Die Basken, die sich selbst Euskaldumac nennen, stehen
imter den europäischen Stämmen einzig in ihi'er Eigenart da. Sie sprechen das cuskara^ welches
die Spanier wegen seiner Schwerverständlichkeit als vascuence bezeichnen.
Bauern und Bäuerinnen.
)ie Tracht der Mäuner besteht aus der schief aufgesetzten
baskischen Mütze, einer Jacke, die meist über die Schulter
geworfen oder um den Arm geschlungen wird, einer Weste
mit übergeschlagenem Hemdkragen und breitem Gürtel und
einer mit symmetrischen Sammetstreifeu besetzten Hose.
Die Frauen tragen Röcke aus grobem Tuch und lassen von
ihrem mit einem Kattuntuch bedeckten Haar nur zwei lange
Zöpfe hinten herabhängen.
Nr. 8 und 9 stellen Landleute aus dem Thal Loyola dar.
dessen Bewohner durch ihre Schönheit berühmt sind.
Aquarelle von Garcia und Bastinos.
Vgl. DamlUer, Vojage en Espagne.
3)/f^
I)ii/--
SPANIEN
GALICISCHE VOLKSTRACHTEN
Nr. 1, 2, 3, 4, 5 n. 6.
Sauern aus der Provinz Orense in Sonntags-
costümen, die Muyneira (den Miillerinnen-
tanz) tanzend oder begleitend. Die Musik
besteht aus der Gaita, einer dem Lande eigen-
thümlichen Art Sackpfeife, dem Tamhoril,
dem Fandcro (der baskischen Trommel) und
den Castaniielas in den Händen der Tänzer.
Bei den Dorfhochzeiten beginnt der Tanz, die
Baila, unmittelbar nach dem Mahle und
dauert bis spät in die Nacht hinein.
Nr. 9 u. 10.
Junge Leute aus derselben Provinz.
Frau aus Vigo, Provinz Pontevedra.
Nr. 8 u. 11.
Bauer und Bäuerinnen aus der Provinz Coruüa.
Die GaUaeci, einer der fünf grossen gallischen Stämme Spaniens, haben der Provinz
Galicien den Namen gegeben. Die gegen-n'ärtigen Bewohner derselben sind ihre Nachkommen.
Galicicn, zwischen dem atlantischen Ocean, Portugal und Altcastilien liegend, ist in vier Pro-
vinzen getheiU: Coruna, Pontevedra, Orense und Lugo. Der Hauptort ist San Jago de Com-
postella. Es ist ein holzreiches, von den cantabrischen Bergen durchschnittenes Land, dessen
Klima im allgemeinen gemässigt und feucht ist, da die Regengüsse dort reichlicher sind als im
übrigen Spanien.
Die Armuth des Landes zwingt den Galicianer, dasselbe zu verlassen, um auswärts Ernte-
arbeiten zu verrichten oder sich nach den grossen Städten zu begeben, wo er, wie die Savoyardeu
und die Auvergnaten in Frankreich, neben den Asturiern als Dienstbote, Commissionär oder
Wasserträger thätig ist. Wegen ihrer geringen geistigen Begabung werden sie die „spanischen
Böotier" genannt und gleich den Auvergnaten sind sie die Zielscheibe des allgemeinen Spottes.
Mit diesen theilen sie aber auch die Tapferkeit, die Ausdauer und die Energie, mit welcher sie
ihr Vaterland nicht nur gegen die Römer, sondern auch während der drei Jahrhunderte der
arabischen Invasion ihre Unabhängigkeit vertheidigt haben.
Die Tracht der galicianischen Bergbewohner ist natürlich von dem Klima und zugleich
von der Armuth ihres Landes abhängig. Diejenige der Männer folgt, wie in ganz Spanien,
militärischen Gewohnheiten. Nach den von Pons in seiner Viaje de EspaTia gemachten und von Baron
Daviller in der Voyage en Espagne wiederholten Beobachtungen hat sich in den monteras die
ErinneniDg au die alten Helme von Sevilla, Granada, Valencia u. s. w. erhalten, wie uiau in den
coletos (einer Art Wamms), in den polaynas (langen Tuchgamaschen), den abarcas (einer Art
Gamaschen) die Nachbildung alter Eüstuugstheile wiederfindet.
Das Brusttuch oder Mäntelchen der galicianischen Bäuerinnen, die dengiie, welches über
die Brust gekreuzt wird, ist aus rothem Tuch gemacht und mit einer breiten Borte aus schwarzem
Sammet besetzt. Die Kopfbedeckung besteht aus einem geschickt arrangirten Schnupftuch. Die
grosse Schürze, manfeo, welche hinten durch eine doppelte Metallagraffe befestigt ist und fast
den ganzen Rock bedeckt, ist mit einer mehr oder minder breiten Borte eingefasst, ebenso der
Eock, dessen Borte immer aus Sammetband besteht. Der Rock, welcher sieh an das ärmellose
Leibchen schliesst, wird so kurz getragen, dass mindestens der Fuss sichtbar bleibt. Eine Band-
schleife mit herabflatternden Enden, welche au der Agraffe der Schürze befestigt ist, vervoll-
ständigt den Sonntagsstaat, zu welchem man weisse oder blaue Strümpfe und ausgeschnittene
Schuhe mit niedrigen Hacken und kleinen Schnallen trägt. Ein langes Ohrgehänge, ein Hals-
band, aus einer Goldschnur oder einem Stoffbande mit Medaillon oder Kranz bestehend, sind fast
die einzigen gebräuchlichen Schmucksachen, Fast alle Frauen tragen Smaragden am Halse oder
in den Ohren, die bisweilen auch durch Glassflüsse von gleicher Farbe ersetzt werden.
Das Brusttuch, Dengue, ist von Tuch, der Manfeo ebenfalls oder von Merinowolle; ebenso
ist das Tuch der gewöhnliche Stoff' für Rock und Leibchen. Die Kopftücher sind von Baum-
wolle oder Seide. Der Schnitt der Tracht ist, wie Nr. 8 zeigt, von grösster Einfachheit. Zier-
licher und gefälliger ist die Tracht der Frau von Vigo (Nr. 7). Das vorn offene, ärmellose
Leibchen wird von Achselbändern gehalten und ist vorn geschnürt. Das Hemde hat weite
Aermel, die am Handgelenk nicht anschllessen, sondern breit umgeklappt sind. Die Dengue
besteht aus einem breiten Bande, welches über der Brust gekreuzt ist. Die Schürze, mit der
des italienischen Landvolkes verwandt, ist mit schwarzen Sammetbändern besetzt. Die Tracht
der Männer, welche mit starken Fussbekleidungen versehen sind, besteht aus einem Hemde mit
ziemlich hohem Kragen, der am Halse zugeknöpft ist und auch ohne Halsbinde aufrecht bleibt,
aus einer ärmellosen, ziemlich kurzen Weste mit oder ohne gerade stehenden Kragen und mit
kleinem Aufschlag. Wenn die Weste offen ist, trägt mau sie über dem Gürtel; ist sie zuge-
knöpft, so wird der Gürtel ein oder mehrere Male um dieselbe herumgeschlungen. Die mehr
oder minder eng anliegende Hose geht nicht weit über das Knie herab, wird aber unten nicht
zugeknöpft, sondern hängt lose über die Gamasche herab. Das Wamms hat ziemlich enge
Aermel, an der Aussenseite Taschen und kurze, aber breite Aufschläge. Dazu wird ein spitzer,
zuckerhutförmiger Hut aus Tuch mit sammetuem Revers getragen, der über der Stirn in Form
eines Dreiecks emporgeschlagen wird und rechts und links in Spitzen ausläuft. Auch die zwei
oder drei Büschel am Hute sind von Sammet. Die Manta, welche von Tuch ist, wird wie die
antike Toga getragen, indem man sie über Brust und Schultern schlägt. Der Gürtel ist
von Wolle.
Gewöhnlich bleiben die Galicianer in Hemdsärmeln, und die jungen Leute knöpfen auch
nicht die Weste über den flatternden Enden des Gürtels zu. Der Eückentheil der aus rothem
Tuch bestehenden Weste — die Aufschläge sind von Sammet — ist aus starkem Stoff', meist aus
Gemsen- oder sämisch gegerbtem Leder. Dasselbe ist mit Stickereien versehen. Die jungen
Stutzer wie Nr. 9 tragen den Gürtel gern sehr tief, um möglichst viel von dem weissen Hemde
zu zeigen. Die Tänzer haben an jeder Seite der Weste eine dreieckige Tasche zur Aufbewah-
rung der Kastagnetten. Die Hose ist aus starkem, dickem Stoff' oder sogar aus fahlem Leder
gefertigt. Unten ist sie oft mit einem breiten schwarzen Streifen besetzt, welcher an der Seite
offen bleibt. Die Spitze der Montera, des helmartigen Hutes, ist etwas geneigt. Verlieirathete
tragen die Büscliel au der linken, unverheirathete an der rechten Seite des Hutes. Die Gamaschen
sind von Leder oder Tuch und mit zahlreichen kleinen Knöpfen versehen, die nicht immer
benutzt werden.
Bei Nr. 11, anscheinend einem Commissionär, sind die weissen Uuterbeiukleider bemerkens-
werth, welche unter den braunen Hosen handbreit hervorblicken.
Es giebt keine einzige Landschaft in Spanien, die nicht ihren eigenen Tanz hätte. Der
GaUegada, der Tanz der Galicianer, wird auch in Madrid viel getanzt. Der gaitero gallego, der
galicianische Sackpfeifer, und der musico tamborilero fehlen bei keiner öffentlichen Lustbarkeit
und bei keiner Hochzeit. Der magosto, welcher aus Anlass der Kastanienernte am Tage Aller-
heiligen in Galicien und in der Provinz Leon gefeiert wird, ist das glänzendste Fest des Jahres.
Die Kastagnetten sind von den antiken Crotalen wenig verschieden. Sie sind aus zwei hohlen
Becken zusammengesetzt, welche, zusammengeschlagen, einen harten, trockenen Ton hervor-
bringen. Sie werden aus Holz gefertigt.
(Nach Aquarellen von Garcia.)
rpi^-
SPAIN
BSPAGNB
;PANIEM
'^^^)
X))^'4
SPANIEN
DIE ANDALUSISCHE WOHNUNG. — TYPUS EINES BÜEGERLICHEN
HAUSES. — DIE KAMMER. — DER PATIO. — DIE STRASSE. -
VOLKSTRACHTEN.
(Doppeltafel.)
Der patio, der Hof des spanischen Hauses, ist ein von Gebäuden umschlossenes Rechteck ; in der
Mitte offen, ist er von Galerien umgeben, die durch ein schi-äges Dach geschlitzt sind. Ein Bassin
ist ziu' Aufnahme des Regenwassers bestimmt. Der ganze Hof wird ebenso wie die Strassen durch
ausgespannte Velaiien gegen die Sonne geschützt.
Der patio ist der gemeinsame Versammlungsort der verscliiedenen Bewohner eines Mieths-
hauses, dessen erstes Stockwerk sich nach der imilaufenden Galerie hinaus nieist mit bis auf den
Boden reichenden Fenstern öffnet. Der auf unserer Tafel abgebildete Hof gehört zu einer so-
genannten casa de pupiUos oder huespedes, einem Pensionat mittleren Ranges , etwa unsemi Hötel-
gami entsprechend. Die /immer haben sämmtlich einen Fussboden aus gebrannten Ziegeln, eine
Decke aus Balkenlagen. Die Möbel, Stühle und Sophas bestehen aus Holz mit Rohrgeflecht. Die
Wände sind mit Kalk geweisst und mit einem venetianischen Spiegel und einigen Lithographieen
dekorirt. Als Heizmittel dient im Winter der brasero , ein gi'osses mit Kohlen gefülltes Metall-
becken. Das Bett steht meist in einem dui'ch einen Vorhang verdeckten Alkoven.
Die obere, sich um den patio ziehende Galerie ist ausserordentlich tief, auf ihi'em kühlen
Ziegelpflaster hält der Spanier gewöhnlich seine Siesta.
Auch die Aussenarchitektm- der Häuser zeigt überall das Bestreben, die unangenehmen
Wirkungen der Sonne zu vermeiden, ohne Licht und Luft auszuschliessen. Dazu dienen die scheiben-
losen Fenster, die Doppelthüren, deren oberes Getäfel sich nach innen öfihet, der lichte, rosenfarbene,
hellgrüne oder gelbe Maueransh'ich.
Die unten dargestellten Trachten gehören den Provinzen Alt- und NeucastiHeu, la Mancha
und Valencia an.
Nr. 1. — Bauer aus der Umgegend von Toledo.
Runder Hut , Tuchweste mit Passementiruiig aus Sammet
oder Kattun.
Nr. 2 u. 3. - Maulthierhändler mit Knecht; Provinz la
Mancha.
Nr. 4. — Kleines Mädchen aus Castillon; Provinz Valencia.
Nr. 5. — Arriero, Kärrner; dieselbe Provinz.
Nr. 6. — Reisbauer aus Cullera; dieselbe Provinz.
Die letzten beiden Kostüme haben tj-pische Eigenschaften,
während die Verschiedenheiten sich aus der Beschäftigung
ergeben. Beide tragen fusslose VPadenstrümpfe aus Wolle
und die dlpargatas oder espardt'nes aus geflochtenem Bast.
Auf ihrer Schulter ruht die capa de muestra, ein langes,
buntfarbiges Wolltuch, das man in der mannigfachsten
Weise arrangirt und benutzt.
Das Hemd ist durch einen Doppelknopf am Halse zusammeu-
gehalten, und als Gürtel dient die seidene oder wollene
faja. Der Arriero trägt Hose und Jacke; sein von einem
Seidentuch umhüllter Kopf ist mit dem flachen, breitrandigen
Hat bedeckt. Der Keisbauer ist mit den leinenen , unter-
rockartigen zaragueJks de h'eiizo und einer Weste be-
kleidet. Auf dem Kopf hat er den hohen Strohhut mit
schmaler Krampe, am Halse ein Scapulier, im Gürtel ein
Pistol.
Nr. 7. — Maulthiertreiber aus der Umgegend von Bnrgos.
Sein Kostüm gleicht im Ganzen dem des Arriero. Er trägt
den Dreispitz, el Mcortito , mit der breiten Seite nach
Weites, 1
Volants, wie ihn
beibehalten haben,
farbige Schleife.
Nr. 8. — Gitana.
Mieder und Rock mit zwei oder drei
nur noch die Zigeunerinnen in Spanien
Im Haar eine Blume oder eine grell-
Die drei Architekturfragmente nach Aquarellen von Sabatier.
Nr. 1, 5, 6 u. S nach Photographien von Laurent.
Nr. 7. Zeichnung von Lecomte. Nr. 2, o u. 4 Zeichnungen von Garcia, kolorirt von Bastinos und
Garcia.
Vgl. Theophil Gautier, Tra los Montes, 1843. — DesharoUes^ Deux artistes en'Espagne,
1855. — Baron Davillier, L'Espagne, 1873. — L. Imheü, L'Espagne, splendeurs et misöres, 1875.
3>J^^
:? P A f M
I V
v\^^
BG
SPANIEN
DER PORZELLAN-SALON DES BUEN-RETffiO IN MADRID.
WANDVERKLEIDUNG Ä LA TRUNON.
Die Mode der Wandverkleidungen mit Porzellan reicht bis zu der Zeit hinauf, wo man den
Porzellanthurm von Nanking für das achte Wunder der Welt hielt. Der Architekt Dorliay folgte
dieser Mode bei der Erbauung von Trianon zu Ehren der Frau von Montespan. Den Namen des
Porzellanhauses rechtfertigte dieses Schloss eigentlich niu' diu'ch seinen Salon, der mit sehr weissem
und glatt polirtem Stuck und azurblauen Ornamenten bekleidet war. Die Baurechnungen bezeichnen
die Decorationsstücke , welche von Morin fiü' die Wandverkleidungen in Trianon, dessen Bau von
1670—1674 dauerte, geliefert wurden, nur als emaillirte Faience; Morin war der Vorgänger
Chicaneaus, der 1695 die Porzellanmanufactur in Saint-Cloud gründete.
Der Name Trianon wurde geradezu typisch für einen isolirten Pavillon, und die Art der
Decoration, Blau und Gold auf weissem Grunde, verbreitete sich überall. Die glänzendsten Beispiele
dieser Nachahmung sind das Buen-Retiro in Madrid und das berühmte chinesische Cabinet im
Palast von Aranjuez.
Die Porzellanfabrication entwickelte sich in Spanien im Laufe des XVIII. Jahrhunderts. Karl III.,
König beider SicUien, hatte 1736 die berühmte Manufactur in Capo di Monte begründet. Als er
1759 König von Spanien wurde , führte er etwa fiinfzig italienische Künstler mit nach Madrid und
brachte sie in dem Garten von Buen-Retiro unter. Hier fabrizirten sie bis 1789 ausschliesslich ftii-
die königliche Familie. Die Manufactur ging ein im Jahi'e 1808. Die Erzeugnisse derselben sind
in den Sammlungen ausserordentlich selten.
Abbildung nach einer Photogi-aphic von J. Lam-ent imd einer Aquarelle nach der Natur von
J. Garcia.
Vgl. L. Dttsgieux, Le Chäteau de Versailles, 1881. — Juan F. Biano, La Fabrique de
porcelaine du Buen-Retiro, Gazette des beaux-arts, 1879.
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V}ihf
SPANIEN
BALEAREN UND PITYUSEN — VOLKSTRACHTEN AUS MALLORCA,
IVIZA UND VALENCIA
12 3 4 5 6 7 8 9
10 11 12 13 U
Die hier dargestellten Trachten, welche theils aus den Balearen (Mallorca, Miuorca und
Cabrera), theils aus den Pityusen, deren bedeutendste Jviza ist, theils aus der Provinz Valencia
stammen, sind von Reisenden aus dem Ende des vorigen und von Künstlern aus dem Anfange
dieses Jahrhunderts mitgetheilt worden und daher niclit frei von den Fehlern, welche den Kunst-
produkten dieser Zeit gemeinsam sind, dem Mangel an Naivität und der Vernachlässigung der
wirklichen Grössenverhältnisse der dargestellten Figuren. Indessen sind sie werthvoll, weil die
Trachten jetzt fast gauz verschwunden sind. Georges Sand, deren Werk l/n Hiver ä Majorque
(1837) die Schlaffheit und Lässigkeit der schwächlichen Bevölkerung dieser von der Natur so
sehr begünstigten Inseln trefflich schildert, sagt,' dass die auf Majorca von den Vornehmen und
den Bürgern getragenen Costüme ihre ganze originelle Ursprünglichkeit verloren haben, und dass
man Spuren der alten Ueberlieferung nur noch in der Bekleidung der Frauen und der Bauern findet.
Nach Alexandre de Laborde (Itineraire descriptif de l'Espagne) unterscheidet nui- der
ßeichthum der Stoffe und der Verzierungen die vornehmen Damen von den Mägden und den
Bäuerinnen. Die Kopfbedeckung, rehozillo genannt, welche eine Art Kaputze ist, wird aus einem
doppelten Brustschleier gebildet. Der obere Theil bedeckt den Kopf und geht um das Kinn
herum, so dass das Gesicht allein frei bleibt. Dann legt er sich über die Schultern und fällt
bis auf die Mitte des Rückens herab, von wo die beiden Spitzen nach vorn genommen und
kreuzweis über einander geschlagen werden. Die Nr. 2, 5, 7, 10 und 13 zeigen dieses Arrangement
mehr oder minder übereinstimmend mit unserer Beschreibung. Der Rock ist mit Fischbein gesteift;
die sehr engen Aermel reichen nur wenig über die Ellenbogen herab (Nr. 10 u. 14). Das Mieder
ist mit silbernen Schnallen oder Knöpfen besetzt. Die Frauen tragen Halsbänder, Ringe, Uhi-en
und andere Schmucksachen. Wenn sie ausgehen, tragen sie die Mantille (Nr. 11), wie in dem
übrigen Spanien, und in der Hand ausser dem Fächer einen sehr grossen Rosenki-anz, welcher
mit goldenen Quasten und einem Kreuze von demselben Metall versehen ist. Wie die anderen
Spanierinnen, sehen auch die Frauen von Mallorca auf eine gute Fussbekleidung. Die Schuhe
sind mit Hacken versehen, laufen gegen den grossen Zeh breit aus und sind von kleinen Löchern
durchbohrt, wodui'ch der Fuss geschmeidig erhalten und das Gehen erleichtert wii-d. Der Rock
ist kurz und reicht kaum bis zur Wade herab. An den Hüften -wird derselbe in Falten gelegt.
Die Strümpfe, blau, roth oder grün, haben Zwickel von anderer Farbe. Die Mägde und die
Bäuerinnen tragen Schürzen. Nr. 11 und 14 sind bürgerliche Trachten, etwa um 1820, welche
einen Compromiss zwischen der Tradition und der Mode des Tages darstellen. Die Nr. 2, 4, 5
und 7 sind nicht nur älter, sondern auch trotz ihrer Aermlichkeit ursprünglicher. Zwischen den
Trachten auf Mallorca und Minorca ist wenig Unterschied. Nur ist auf Minorca die gelbe Farbe
für den rehozillo gewöhnlich.
In den männlichen Trachten findet man viele Reminiscenzen an die Maui-en: den breiten
Güi-tel, die weiten Hosen, das Hemde, dessen Schösse zum Vorschein kommen und das, wenn
es mit den Hosen allein getragen wü'd, den afrikanischen Charakter besonders deutlich macht
(Nr. 1, 8 u. 9j. Die übrigen Kleidungsstücke stimmen mit den an der Küste- des Festlandes
üblichen überein. Die Jacke, die Weste, das bis auf den Knöchel herabreichende Beinkleid, die
groben Strümpfe aus weisser, schwarzer oder rehbrauner Wolle, die Schuhe aus imgegerbtem und
ungefärbtem Kalbleder und ohne Hacken, der gestrickte oder lederne Gürtel, die langen Gamaschen
und als Kopfbedeckung der breitkrempige Hut, aus den Haaren der wilden Katzen gefertigt,
mit Schnm-en und Quasten aus schwarzer Seide oder Goldfäden. Im Hause wickeln die Ein-
wohner von Mallorca ein Tuch um ihren Kopf. Im Winter tragen sie oft eine schwarze
Kappe, welche ihi-e Tonsm- bedeckt. Denn sie rasiren sich den Scheitel wie die Priester,
entweder aus Gründen der Reinlichkeit oder aus religiösen Rücksichten. Sonst lassen sie ihre
Haare wachsen und schneiden sie um- über der Stü'u gerade ab, wie es im Mittelalter Sitte war.
Im Winter ziehen sie noch eine graue Kaputze oder das Fell der afrikanischen Ziege mit den
Haaren nach aussen über dem Kopf.
(Die Nr. 1 Bauer, 2 Biirgerfrau, 7 Magd, 9 Hirt, 10, 11 und 14 stammen aus Mallorca,
die Nr. .5 Biirgerfrau und 0 Scliiffer aus Minorca, die Nr. o und 4 Bauer und Bäuerin und 8
Gärtner aus Iviza, die jVr. 12 und 13 aus Palencia. Die fünf grossen Figuren nach Lante.)
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1)1W
BE
8PANIEN
DIE BALEARISCHEN INSELN.
VOLKSTRACHTEN AUF MAJORCA UND MINORCA.
12 3 4 5 6
Nr. 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10 und 11.
Bewohner von Majorca.
Nr. 1 und 6.
Bewohner von Minorca.
Die Balearischeu Inseln, im Alterthum viel genannt, sind nach einander im Besitze der Phönizier,
der Karthager, der Griechen, der Massalioten, der Römer, der Gothen, der Vandalen, der Araber
u. s. w. gewesen. Bei einer solchen Kreuzimg der Racen ist eine Bestimmung der Stammeszuge-
hörigkeit der Ureinwohaer unzulässig.
Heute sind die Bewohner von Majorca und Minorca meist Landleute ; auch werden Woll- und
Leinenstoffe und Töpferarbeiten fabrizirt.
UEWOHNER VON MAJOKCA.
Nr. 8.
Bauer in Sonntagstracht; 1778.
rlut aus dem Haar der wilden Katze mit an beiden Seiten
aufgesclilagener Krempe; breite Leinenbäffchen ; weite
Tunika, bis zum Gürtel geknöpft, dann rockartig über die
Kniehosen herabfallend; Rock; schwarzer Schnltermantel
mit Kragen; Schnallenschuhe; Robrstock.
Nr. 11.
Hirt; 1818.
lut mit breiter Krempe; zwei verschiedenfarbige Tuniken
über einander, durch einen Gurt mit Schnalle zusammen-
gehalten; Quersack an einem Bandelier; PnftTiose; Leder-
gamaschen ; Schnürschuhe.
Gesicht; eng geknöpfter Schnltermantel; PuflFhose; blaue
Strümpfe; ausgeschnittene Schuhe.
Nr. 10.
Farmerknecht; 1835.
Kattnnkopftuch ; kurze Jacke über dem gepufften Hemde;
wollenes Halstuch; weite Hose; weisse Strümpfe; Schuhe.
Nr. 2, 4 und 7.
Landleute; jetzige Tracht.
Filzhüte (Nr. 4 und 7) ; über dem Hemde die Weste, guarde-
pits , und der saijo , eine kurze Jacke ; Puffhose ; Zwirn-
str-ümpfe; Schnallen- oder Schnürschuhe. Nr. 7 trägt
ausserdem einen Gürtel.
Nr. 3 und 5.
Frauen von Landleuten; jetzige Tracht.
Rebozillo ans zwei Theilen, von denen der eine den Kopf,
der andere die Schultern bedeckt. Das Haar in der Mitt«;
gescheitelt, an Wochentagen frei herahfalleud, au Festtagen
in einen Zopf geflochten.
Gesteiftes Mieder aus schwarzer Seide , mit engen , bis zur
Mitte des Unteranns gehenden Aermeln. Rock aus Kattun
(Nr. 3) oder Perkal (Nr. 4.) Fächer. Kein Schmuck.
BEWOHNER VON MINORCA.
Nr. 1.
Bauer in Sonntagstracht;
Endo des XVin. Jahrhunderts.
Der Schnitt dos Kostüms zeigt arabische Einflüsse; Filzhut
mit breiter Ki-empe; Halstuch; Tunika mit Gürtel ,- weite, bis
auf den Knöchel gehende Hose; flache Schuhe; grosser
rother Mantel.
Nr. 6.
Bäuerin derselben Zeit.
Ueher dem rchozülo die nmiteU, eine Abart der Mantille;
Mieder, am Hals offen, mit anschliessenden Aermeln ; kurzer,
am Mieder befestigter Rock, dessen Falten so arrangirt
sind, dass sie die Hüften breiter erscheinen lassen. Zwickel-
etrümpfo. lieber den Zehen geschlitzte Schuhe mit breiten
Hacken. Fächer und Rosenkranz.
Nr. 1 uucl 6 aus der Encyclopedie des Voyages von Grasset de Saint-Sauveur.
Nr. 2, 3, 4 und 5 nach Aquarellen von Bastinos und Garcia.
Nr. 7 nach einer Photogi'aphie von Laurent.
Nr. 8 und 9 aus der Collection de trajes de Espana von la Cruz; Madi-id 1777.
Nr. 11 nach einer Lithographie von Lecomte, datirt 1818.
Vgl. Grasset de Saint-Sauven/r , Voyage dans les lies Baleares et Pityuses, 1807. — Alex,
de Lahord^t Itineraire descriptif de l'Espagne (Band V.), 1809. — Georges Sand, Un Hiver ä Majorque,
1837. — Mis^e Redus, Geographie universelle, 1875.
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S P A I U
BE
EX
PORTUGAL
BERGBEWOHNER DER PROVINZ MINHO; RÜSTICOS UND TEICÄUAS,
BAUERN UND BÄUERINNEN. KÜSTENBEVÖLKERUNG. — TRACHT DER
GEISTLICHKEIT.
Die Bevölkerung Portugals setzt sich aus lateinischen, arabischen und israelitischen Elementen
zusammen, zu denen besonders an der Südkiiste eine KreuzuBg mit als Sklaven eingeführten Negern
hinzukommt.
Die Tracht, meist schwarz oder braun, unterscheidet sich wenig von der in Spanien und im
südlichen Frankreich üblichen.
BERGBEWOHNER DER PROVINZ MINHO.
Die Provinz Minho ist in Folge der dit-liton Eevöllcerung
nicht im Stande, ihre Bewohner zu ernähren, so dass
Tausende jährlich nach Brasilien auswandern.
Nr. 1, 3 und 6.
Bäuerinnen der Provinz Mü
Festtracht.
Hut aus schwarzem Filz mit aufgeschlagener Krempe; bei
Figur 3 und 6 mit Pompons. Unter dem Hut der leti^o,
ein auf die Schultern herabfallendes Kopftuch. Mieder mit
oder ohne Aermel. Rock, den man mit der Hand schürzt,
um den Unterrock sehen zu lassen. Lange Ohrgehänge,
Halshand und Kette mit einem goldenen oder silbernen
Herz (vgl. Tafel ET). Schuhe mit Holzsohlen.
Nr. 3 ist in die capa, einen weiten Mantel, gehüllt. Alle
drei tragen den Schirm, chapeo de sol, in der Hand.
Nr. 2.
Bäuerin der Provinz Minho.
In dem Bürgerkriege zwischen den Chartisten und Absolu-
tisten bewaffneten sich auch die Frauen.
Ueber dem leiigo ein hoher Filzhut. Hemde mit weiten
aufgeschlagenen Aermeln. Ausgeschnittenes Mieder. Kur-
zer gefältelter Rock. Grosse Ohrgehänge. Schnhe mit
Holzsohlen. Pistole und eine Art Hellebarde.
Nr. 4.
Oehsentreiber.
Breitkrempiger Hut. Kurze Jacke und Weste. Breiter Gürte!.
Geflügelhändlerin.
Zrjffo. Aufgeschürzte Hemdärmel. Rund ausgeschnittene
Schürze. Schuhe
Schäfer.
Breitkrempiger Hut. Langer Schultermantel und eine Art
Unterrock aus Stroh. Weste und Jacke.
Nr. 16.
Viehhändler.
Breitkrempiger Hut. Offenes Hemd. Weste und Jacke. Hose
und dlpargatas. Houra de miranda, weiter Mantel in
grellen Farben. Karabiner. Breite Lederriemen mit Patron-
tasehe.
Nr. 11.
Ferkelhändler.
Kleine Mütze und weiter Ueberrock. Beine nackt.
KÜSTENBEVÖLKERUNG.
Der Fischfang beschäftigt nicht weniger als 30000 Menschen
und erstreckt sich hauptsächlich auf die Sardine, den Thun-
und Weiasfisch.
Nr. 8 und 12.
Fischhändlerinnen.
Nr. 9 und 10.
Muschelhändlerinnen.
Nr. 13.
Krabbenhändlerin .
Nr. 14.
Pescadore, Fischer.
Die Tracht ist ähnlich der der neapolit-anischen Fischer:
kleine Mütze, offenes Hemd mit aufgeschürzten Aermeln,
weite gegürtete Hose, Beine und Füsse nackt.
TRACHT DER GEISTLICHKEIT.
Nur die hohen Würdentrnger sind vom Staate besoldet , der
niedere Clerua lebt hauptsächlich von einer congrua ge-
Die reichen Klöster sind meist seit 1834 aufgehohen und
dürfen keine Novizen mehr aufnehmen.
Ordensgeistlicher.
Nr. 15.
Parochial Priester.
Barrett mit Pompon aus Seidenfäden. Baiina e capa, lange
Filzhut, an den Selten aufgeschlagen. Doppelter achwaraer
Rock. Schultermantel mit Kapuze. Um den Hals eine
Kette mit Crncifix. Hirtenstab, wohl das Abzeichen eines
Ordens oberen.
Tut, an der Seite
schwarzer Serge , (
Farbe bedeckt.
Abbildungen nach Figurinen der portugiesischen Abtheilung der Pariser Weltausstellung von 1878.
Vgl. K BecluSy G^ogi-aphie universelle. — De WihM, Introduction du Catalogue de la section
portugaise, Exposition internationale de Paris, 1878.
PORTUGAL
PÖRTUGAb- PORTUGAL
0)/^^
ET
PORTUGAL
BAUERNSCHMUCK. — BÄUERIN IN FESTTRACHT.
DER \\^IBLICHE SCHUH.
Die Portugiesischen Bäuerinnen tragen zalilreiche Schmucksachen verschiedener Form. Bei
seltener Anwendung von Steinen besteht der Hauptwerth des Schmuelis in der Metallarbeit in Gold oder
Silber, deren Monopol sich Oporto und Lissabon bewahrt haben. Das häufige Vorkommen dieser
Schmuckgegenstände erklärt sich aus dem schon im Alterthum ausgenutzten Metallreichthum des
Landes und aus dem colossalen Zufluss edler Metalle aus Malacca, Goa u. s. w. während des
XVL Jahrhunderts. So zählte Lissabon nach der von Eodriguez de Oliveyra im Aufti-age des
Erzbischofs aufgestellten Handwerkerliste im Jahre 1550—15.51 480 Goldschmiede.
Die Eeduction der abgebildeten Schmuckgegenstände ist im Maassstabe von 8 : 14 angefertigt.
GOLDSCHMUCK.
Nr. 11 und 19.
Ohrgehänge nnd Brosche in Filigran mit Steinen.
Nr. 1.
Fragment einer Halskette.
Nr. 3.
Brosche mit beweglichem Gehänge.
Nr. 5 nnd 15.
Herzförmige Medaillons 15 bis 20 cm. lang.
Nr. 6.
Ohrgehänge ans drei beweglichen Halbmonden.
Nr. 7 nnd 24.
Grosses Kreuz nnd Ohrgehänge.
Nr. 12 und 27.
Hängekreuze.
Nr. 17 nnd 20.
Ohrgehinge.
Brosche mit birnförmigen Gehängen.
SILBEESCHMÜCK.
Nr. 3, 3a und 4.
Miederkette und Armband. Silberne Knöpfe inÄrtischockenform.
Nr. 8.
Gehänge mit King zum Durchziehen des Sammetbandes.
Nr. 9 und 10.
Herzförmiges Gehänge und Ohrriug.
Nr. 14.
Ohrgehänge mit innerem beweglichen Theil.
Nr. 13 und 16.
Ohrgehänge und Brosche.
Xr. 18.
Gehänge.
Nr. 21 und 26.
Gehänge und Ohrring.
Die auf unserer Tafel abgebildete Bäuerin ist fast ganz in selbstgefertigte Stoffe geldeidet.
Sie ist eine Bergbewobnerin des Distrikts Vianna, Hauptstadt Bejä, Administrationsbezirk Oporto-
Sie trägt das wollene Kopftuch, lengo. Das Mieder aus rotliem Tuch mit Achselbändem ohne
Aermel lässt das am Halse mit einer Ki-ause geschlossene Hemde aus weissem Leinen frei. Der
gestreifte Merinorock ist mit einem breiten Tuchrand besetzt und von einer wollenen Schürze be-
deckt. Am Gürtel hängt eine gestickte Ledertascbe von ähnlicher Ai-beit wie die unter Nr. 28 in
grösserem Maassstabe abgebildeten lackirten Lederschuhe.
Alle hier abgebildeten, Schmuckgegenstände entstammen den Werkstätten von Oporto imd
bildeten einen Theil der internationalen Ausstellung von 1878, portugiesische Section.
Der Schuh befindet sich im Museiun des Trocadero.
Die Bäuerin ist nach einer Photogi-aphie im Besitze des Herrn Carlos Kelvas in GoUega re-
producirt und nach der Figurine einer Bewohnerin von Vianna in der poitugiesischen Section der
Ausstellung von 1878 kolorirt.
Catalogue special de la section portugaise ä l'exposition universelle de Paris, en 1878 mit
Einleitimg des Baron von Wildik.
Di^^
CN
FRANKREICH. — XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN DER AUVERGNE, IN VELAY UND BOURBONNAIS.
und 7. — Bewohnerinnen von Moulins mit dem Bour-
Hütchen, um die Schultern die capr , ein ärmel-
loses Mäntelchen, das in ein Capuchon endet.
Nr. 2. 3. 4, 5 und 6. — Bewohnerinnen von Puy.
Nr. 2 und 6. — Kleiner runder Hut über dem Kopfputz.
Xr. 3 und 4. Küschenhäubclien mit Schleifen garnirt. Nr. 6.
Einfachere Haartracht.
Nr. 8 und 9. — Frauen von Issoire (Puy-de-Düme) , untere
Äuvergne.
Nr. 8. ganz modern gekleidet, hat von dem Auvergner Costum
nur das mit schwarzem Sammet garnirte Hütchen beibe-
halten. — Nr. 9. trägt eine Hanbe mit rundem Boden und
das kreuzweis übergeschlagene Bru'ittuch.
Nr. 10. Bauer von Langeac , Ärrondissement Brioude (Haute-
Loire); Velay.
Alte Tracht; Dreispitz. Jacke mit grossen Knöpfen. Köper-
weste, Latzhose, lange Gamaschen, Holzschuhe.
Nr. 11. — Frau aus Saint-Germain-Lembron, Ärrondissement
Iseoire (Puy-de-Döme) ; untere Äuvergne.
Sonntagsstaat; grosse Haube mit rundem Boden; Kattun-
brusttuch, niedriges Mieder, Kleid, welches nach hinten hin i
in eine lange faltige Schleppe ausläuft und so den Unter-
rock frei lässt; lange Schürze mit Taschen. ;
Nr. 12. — Frau aus der Umgegend von Riom (Puy-de-Döme); ;
untere Äuvergne.
Haube mit verlängerten Seitentheilen , die auf ein Kattun- i
brusttuch herabfallen; Mieder, dessen Äermel mit schwarzen
Sammtstreifen garnirt sind, an den Seiten und hinten auf-
gesteckter Rock, lange Schürte, Holzschuhe.
Nr. 13. — Bauer aus der oberen Äuvergne. i
Hut mit breiter Krempe; offene, eine Weste zeigende Jacke;
Ledergürtel; hraye (enge Hose); Gamaschen; Holzschuhe. |
Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 nach Photographien; Nr. 10,
aus Ad. MicheU TAuvergne et le Velay.
V;;l. zum Text Lewis (pseudonym für L. Baiissier), Physiologii
et le Velay; 1843-51. — Mand€U Histoire du Velay; Lc Pu>
Ärrondissement Clermont-
Nr. 14. - Mann aus Chamalifere
Ferrand; untere Äuvergne,
Zweispitz; lange Jacke; Köperweste; brayf; an der Seite ge-
knöpfte Gamaschen ; Holzsehuhe.
Nr. 15. — Bäuerin ans Mont-Dore-les-Bains , Ärrondissement
Clermont-Ferrand; untere Äuvergne.
Strohhut mit schwarzem Sammet garnirt, Brusttuch, dessen
Enden in ein schmales Mieder gesteckt sind; vorn ge-
schürzter Rock.
Nr. 16. — Frau aus der Umgegend von Thiers (Puy-de-DÖme);
untere Äuvergne.
Hut mit breitem Rande , Brusttuch und Mieder ebenso wie
Nr. 15.
Nr. 17. — Bäuerin aus Saiut-Germain , Ärrondissement
ÄuriUac (Cantal); obere Äuvergne.
In der einen Hand einen Hut, in der andern einen Krug;
capcte (Kapuze) über dem Kopftuch; Mieder mit Aermeln,
die bindenförmig besetzt sind.
Nr. 18. — Frau aus Latour, Ärrondissement Issoire (Puy-de-
Döme); untere Äuvergne.
Kopftuch , durch eine Art Messingdiadem zusammengehalten.
Kattunenes Brusttuch; Armbinden aus demselben Stoff wie
der aufgeschürzte Rock.
Nr. 19 und 20. — Bewohner von Beauregard-Leveque, Ärron-
dissement Clermont-Ferrand; untere Äuvergne.
Nr. 19. Haube mit langen Seitentheilen, Halsband mit kleinem
Kreuz; kurzes Mieder, das ein mit einem Musselinshawl
bedecktes Halstuch frei lässt und mit einem Flittermuster
besetzt ist, das sich in der Garnitur der Halbärmel wieder-
holt; im Gürtel gefältelter Rock. Nr. 20. Zweispitz, kurze
weisse gefältelte Jacke; unter dem Knie mit Strumpfband be-
festigter braye; Gamaschen; Holzschuhe.
11, 12, 13, 14, 15, 17, 18, 19 und 20 nach .Stichen; Nr. 16,
onuais; 1842. — Michel, Ad., TÄncienne Äuvergne
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FRANCE FRANKREICH
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FRANKREICH
VOLKSTRACHTEN AUS DER UMGEGEND VON BORDEAUX.
ERSTE HÄLFTE DES XIX. JAHRHUNDERTS.
Nr. 1. — Milchmädchen aus Gradignan, Arroiidissement Bor-
Brannes Kopftuch, Mieder mit kreuzweis gebundenem Brust-
tuch, lange Taschen, über dem Rock getragen.
Nr. 2. — Krämerin aus der Umgegend von Cauderan .
Nr. 3. — Grisette aus Bordeaux.
Kopftuch. Halsrüsche, gewürfelter Shawl, PerL-alrock. Taffet-
schürze, kleine Ühr an einer Haarschnur am Hals herab-
hängend, ausgeschnittene Schuhe.
Xr. 4. — Händlerin mit Geflügelkorb ; ein Tragpolster schützt
den Kopf. Kopftuch, Kapuzenmantel, der die Schürze und
die langen Barchenttaschen sehen lässt. Fussbekleidnng aus
Tuch mit Ueberpantoffelu.
Nr. 5. — Hökerin. Musselinhauhe mit stark ausladendem
Boden. Mieder mit engen Aermeln. Kattunener Shawl und
Musselin-Brusttuch. Taschen an der Aussenseite des Rockes :
gestreifte Schürze. Escarpius.
Nr. 6. — Grisette.
Blondenmützchen, mit weisser Seide garnirt. Sammetschleife
im Haar , umgeschlagene Halskrause. Kleiner Shawl aus
Flockseide, Leinenrock, Taffetschürze, Bänderschuhe.
Nr. 7. — Junges Mädchen aus Laroque, Arrondissement Bor-
Wochentagshäubchen, Brustshawl über blauem Mieder, carrirte
Schürze. Taschen aus rothgestreiftem Percal.
Nr. 8. — FiUe de peine (Mädchen für Alles). Staatshaube aus
Musselin, Halsband mit goldnem Kreuz ä la Jmnmtie;
carrirtes Brusttuch, Schürze, Barchenttaschen, Bänderschuhe.
Nr. 9. — Poi-tmifere (Frau aus dem Volk) in Sonntagstracht.
Musselinhaube mit gesticktem Tüllrand. Brusttuch; Schürze
mit grosser Tasche, rosa Rock.
Nr. 10. — Frau aus Blaye.
Kopftuch über flachem Häubchen.
Nr. 11. — Milchmädchen aus Cauderan.
Ueber der Batisthaube ein Beamer Kopftuch. Kattunshawl
und Musselinhalstucb. Das Mieder an den Seiten offen,
so dass mau das Hemde sieht.
Nr. 12. — Bratäpfelverkäuferin.
Aehnlicbe Kopftracht.
Nr. 13. — Hökerin von Bordeaus in Sonntagstracht.
Hohe Musselinhaube mit kleinen losen Bändern. Brustshawl,
über dem au den Seiten geöffneten Mieder gekreuzt; blau--
Schürze; ausgeschnittene Schuhe.
Nr. 14. — Kleine Mädchen aus Cauderan.
"Weite, vorn übergebogeue Haube, Shawl über einem in der
Farbe vom Rock abweichenden Mieder: Taschen: Schürze;
Bänderschuhe.
Nr. 15. — Hökerin.
Musselinhanbe, Ohrringe, dreifaches Halsband; Kattunbrust-
tucb und Musselinhalstuch, in der Mitte durch eine vier-
eckige Broche gehalten; Schürze. Escarpius mit Schleife.
Nr. 16. — Frau aus dem Volke.
Ueber der Haube ein Kopftuch aus Kattun; kleiner Shawl,
ein Ratiuf^raieder bedeckend.
Nr. 17. — Milchmädchen aus Pessac. Arrondissement Bor-
deaux.
Oben geknüpftes Kopftuch; eng ein weisses Mieder umschlies-
sendes Brusttuch; lauge Percaltaschen über schwarzem
Rock: Escarpius.
Nr. 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14 u. 16 nach der Sammlung der verschiedenen Costüme
der Bewohner von Bordeaux und Umgegend, von de Gälard und Geraud; Bordeause, 1818 —1819.
Nr. 5, 11, 13, 15 u. 17 aus den Costumes des fenimes de Hambourg, du Tjrol, de la Hol-
lande etc., von Lante und la Me'sangere, Paris, 1827.
Vgl. zum Text: Saint-Sanmewi; Voyage ä Bordeaux et dans les Landes, an VI (1798). — Ber-
fiadau, Tableau de Bordeaux, 1810. — Ducorneau und Monteil, la France nationale, 1844.
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FRANKREICH. - XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN IN DEN LANDES UND IN DEN WEST-PYRENÄEN.
KR8TE HÄLFTE DES JAIIEIIUNDERTS.
12 3 4 5
6 7 S 9 10 11
Nr. 1, 2, 3 und 4. — Depai tcmeiit ik'S Liuules.
Nr. 5, 6, 7, 8, 'J, 10 iiiul 11. — West-Pyrenäeu : Nr. 7, Departement der Haute-Garoiine ; Nr. 6, 8,
10 und 11, Ilautcs-Pyrenecs ; Nr. 5 und 9, Basses-Pyrcnecs.
Departement des Landes.
V'w Bezeichumig les Landes entspricht wahi-sclieinlidi dem deutschen Wort Land und wird
für das ausgedehnte unfruchtbai'e Territorium südlich von Bordeaux gebraucht. Stelk'uwois nur Saud
und Moor, weist es aucli fette Weiden, von Eichen und Kastanienbäiunen eingefasst, auf. Eigent-
lich wüst und uncultivirt sind jetzt nur noch wenige Streclten.
Die Bevölkerung der Landes wohnt an der Meeresküste vom Leuchtthmin von Cordouan bis
Teste und von Teste bis Bayonne. In Bordeaux bezeichnet man sie als parents, in Mont-de-Marsan
als cncozates, in Saint-Sever als lanusquds, in Dax und Bayonne als maransins.
Nr. 1, 2, 3 und 4. — Lmmsqwets , Schäfer, auf den escasscs oder trhanques, Stelzen, ebenso
wie der lange Stab, mit einem Stück Rinderknochen beschlagen.
Nr. 1. — Schäfer in nihender Stellung; er strickt, den Stab als Sitz benutzend. Winter-
tracht: Dolman aus Schaffell, die Wolle nach aussen; die Beine von dem cnmauo, einem
Schaffell umhüllt, das bis auf die nackten Füsse hmuutergeht; Kapuzenmantel aus grobem, weissem
Tuch; danmter zwei Westen und eine bis unter das Knie reichende Hose.
Nr. 2. — Dasselbe Kostüm von hinten gesehen.
Nr. 3. — Frau mit Kamisol und Rock bekleidet: der letztere lässt den cammio sehen; über
der Brast gekreuztes Halstuch ; Schüi-ze ; als Kopfbedeckung in Form einer Kapuze gefaltetes Tuch ;
an Festtagen tragen die Frauen eine Mütze mit breiten Barben mit rothen Spitzen.
Nr. 4. — Schäfer in Sommeiti-acht; barrette, Plattmütze, aus Wolle gestrickt; eine Ai-t kleinen
Pelzmantels und camauo. Eine Kürbisflasche hängt an seiner Seite.
Der Gübniuch der Stelzen zum sclmelleii Furtküiiimeii in ilen weiten Ebenen der Landes ist
einzig iu der Welt. Kinder, Frauen, Greise und Briefträger benutzen sie. Die Schaler tragen ihre
ganze Nahrung für mehrere Tage bei sich.
Die West-Pyrenäen.
Die Abbildmigen dieser Tafel repräsentircn die Trachten dreier Departements ; die der Haute-
Garonne, der Ilautes- und der Basses-Pyrenees. Fast die ganze Bevölkerung der Pyrenäen, von
Port-Vendres bis Bayonne, ist iberischen Ursprungs.
Haute-Garonne.
Nr. 7. — Bauer aus der Umgegend von Bagneres-de-Luchon. Die Miinncrti-acht in den Pyre-
näen besteht aus Weste, Jacke, Hose und hohen Gamaschen. Der Dreispitz als Kopfbedeckimg ist
jetzt gänzlich versch\vunden. *
Hautes-Pyrenees.
Nr. 6. — Junges Mädchen aus Bugard (Arrondissement Aigeles). — Rothe Kappe über einer
weissen Haube; Wollrock; auf der Brust ein Band mit kleinem silbernem Kreuz; Brusttuch und
Schürze aus Kattun.
Nr. 8. — Frau aus dem Thal von Louron. - Kappe über einer mit Rüsche besetzten Haube ;
Shawl über dem Mieder eines Barcbentrockes geki-euzt; Schürze; Mantel, über dem Arm getragen.
Nr. 10. — Junge Dame aus der Umgegend von Bagneres-de-Bigorre. Kappe aus feinem Caschmir
mit Sammetbesatz ; sonst pariser Kostüm von 1820.
Nr. 11. — Jimge Frau aus der Umgegend des Thals von Aure. Kappe über einem Häubchen ;
Silberki-euz; Brusttuch mit über eine can-irte Schürze fallenden Enden; Wollrock; Schuhe mit auf-
wärts gekrümmter Spitze.
Basses-Pyrenees.
Iii dieser Gegend ist das baskische und das bearnaiser Kostüm vorherrschend. Die Baskin
trägt das Kopftuch, die Bearaerin die Kappe. Im Uebrigen ist die Tracht ziemlich die gleiche:
breites Hemde, am Hals geschlossen, um die Hüften durch die Schnur eines einfachen, sehr kurzen
Barcbentrockes zusammengehalten ; bisweilen blau und weisse Strümpfe, die bis zum Knöchel reichen
und den Fuss bloss lassen.
Die Küstenbevölkerung des Landes ist sehr schlecht gekleidet.
Nr. 5 und 9. — Fischerfrauen (Biarritz) mit ihrem Korbe, tistct.
Nr. 5. — Kopftuch; Leinenhemde; Wollrock. Das Mäntelchen ist imi die Hüften gerollt.
Nr. 9. — Haube mit hinten am Kopf geknüpften Bändern; Hemd mit kurzen Aermelu und
Wollrock.
Nr. 1, 2, 3 imd 4 aus der Sammlung der verschiedenen Kostüme der Bewohner von Bordeaux
und Umgegend von de Galard und Geraud, Bordeaux 1818—19.
Nr. 6, 10 und 11 nach den Costumes des femmes de Hambourg, du Tyrol, de la Hollande, etc.,
von Lante und la Mesangere, Paris, 1827.
Nr. 5 und 9 nach Photographieen.
Nr. 7 und 8 nach der Folge von Kostümen, gezeichnet von Pmgret imd Benard.
Vgl. Saint- Sauveur , Voyage ä Bordeaux et dans les Landes, an VI. — F. GaiJlard, Les
Landes (Les Fran^ais peints par eux-memes, Band 7). — Bergues la Garde, Les Landes, 1868.
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PRANGE
'RAMKREICH
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FRANKREICH. — XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN
NIVERNAIS, DAUPIimE, NIZZA, SAVOYEN, MACONNAIS, BRESSE UND BOURBONNAIS.
7, 8, 10. 12 und U
Mäcoiinais.
Nr. 11 und 13.
NIVERNAIS.
Das ehemalige Nivernais bildet heute das Departement der Nievre. Am Ufer der Flüsse zahl-
reich bewohnt und reich an industi'iellen Anstalten, ist es im Uebrigen wegen seiner gebirgigen Be-
schaffenheit nicht eben dicht bevölkert.
Büucriu von Morvaii.
i und hinten aufgesclilagen; grosser Haarkn
in einem Haubclien. Kurzer Rock aus poitlan, einem ein-
lieimischeu Gewebe, mit ännellosem Mieder. Brusttuch
von greller Farbe, in den Latz einer langen Schurze ge-
steckt.
Die Dauphine bildet jetzt die Departements der Isere, der Drome und Hautes-AJpes.
Ebenfalls vorwiegend gebirgig, macht das bebaute Land der Dauphine kaum die Hälfte des
P'lächeninhaltes aus. Dagegen eignen sich die weiten Bergwiesen vorzüglich füi' die Viehzucht.
Nr. 2.
Verpilliere; Arrondissemeut Vienne.
ärmelloses
Kattun.
Bäuerin
kleiner Strohhut über einem weissen Häubchen
Mieder; kurzer Rock und buntes Brusttuch ai
Nr. 4.
Frau aus demDorfSaint-Albin;ArroudissementLaTour-du-Pin.
Crrosser Strohhut mit heruntergeschlagenem Bande; ärmel-
Nr. 6.
Bäuerin von Saint-Laurent; Arrondisseraent Greuoble.
Weisse Musselinhaube; ausgeschnittenes Mieder; Brusttuch;
Rock und Schürze von greller Farbe.
ALTE GRAFSCHAFT NIZZA.
Die alte Grafschaft Nizza, jetzt das Departement der Alpes-Maritünes, bildet die Sprachgrenze
zwischen Frankreich und Italien. Der eigentliche Lokaldialekt ist eine Mischung aus dem Proven-
?alischen, dem Französischen und Italienischen.
Ohne hemerkenswerthe Industrie, liegt der Reichthum des Landes in der Blumenzucht. Jasmin,
Rosen, Geranium, Orangenhlüthen werden in grossen Massen ausgeführt.
Nr. 3.
Bäuerin aus dem Dorfe Briga.
festigt. Die Kopfledeciung besteht gewöhnlich aus einem
breiten Strohhut, capeUina, oder einer Art Netz, scuffia, von
grüner, schwarzer oder rother Farbe. Meist wird das Haar
mit einem weissen Kopftuch, lutireu , bedeckt, das hinten
herabfällt und unter dem Kinn befestigt ist.
SAVOYEN.
Das Land ist arm, und ein grosser Theil der Savoyarden, dui-ch die Noth gezwungen, ernährt
sich in der Fremde im Umherziehen durch Kleinhandel.
Nach statistischen Ermittelungen hat sich die Bevölkertmg in den Hochebenen Savoyens um
ein Viertel vermindert, wälu-end sie in der Tiefebene in demselben Maasse gewachsen ist.
Nr. 5.
Bergbewohner aus der UmgegHiid von Saint-Jean de Maurieuno.
lieber der Wollmütze ein Filzhut, dessen hiotere Krempe
heruntergeschlagen den ganzen Naeten bedecltt; überge-
knöpfte Weste; Hose, von starken, unter dem Knie durch
einen Lederriemen gehaltenen Gamaschen bedeckt; grosse
Schuhe; Rock mit grossen Knöpfen und Seitentaschen.
^r, 1, 2, 3, 4, 5 und 6 gehören der ersten Hälfte des Jahr-
hunderts an.
Die Bewohner des Departements Sa6ne-et-Loire, von dem das Mäconnais einen Theil ausmacht,
haben zum grössten Theil ihre alte Tracht beibehalten. Besonders die Frauen tragen die ca^e^
deren Form mit oder ohne hoiipe der HoiTie (Ruilce) der Rheinländerinnen und Brabanterinnen gleicht.
Nr. 7.
Haube mit blaner Schleife. Hut mit doppelter, ziemlich tief
obere Theil mit Spitzenkrause
Nr. 8.
Hut mit flachem Rand mit Plüsch und Spitzenrand; daran
befestigt ein langer Schleier; der obere Theil mit breiter
GoMlitze endet in eine kleine Plüschkrone.
Unter dem Hut ein gefälteltes Häubchen. Ohrgehänge und
Halsbänder. Brusttuch unter dem Schürzenlatz, der eine
kleine Brosche trägt. Spitzenkragen.
Festkostüm.
Spitzenhäubchen mit lang herabfallender Schleife. Hut auf
der Seite des Kopfes, durch ein ebensolches Band gehalten.
Dreifaches Halsband und Ohrgehänge. Breiter Kragen.
Rosa Seidenrock mit ebensolchem Mieder; Ueberärmel aus
weisser, gestickter Seide. Ueber der ersten Schurze eine
zweite aus schwarzen Spitzen. Halbhandschuhe. Escarpins.
Nr. 12.
Reiches Festkostüm,
lut mit Spitzen, Goldquasteu und Schleier. Doppeltes Hals-
band mit Medaillon. Uhr mit langer Kette. Geialtelter
Kragen. Schwarzer Seidenrock. Schürze aus hellem Seiden-
stoff mit Mieder und goldgestickten Aermeln. Ueberärmel
und Halbhandschuhe aus Spitzen.
Tracht einer Wirthschafterin aus der ersten Hälfte unseres
Jahrhunderts.
Kleiner schwarzer Filzhut mit Schleifen. Spitzenhäuhchen.
Hock aus hellgrünem Tuch mit ausgeschnittenem Mieder-
Latz.
Bresse bildet den nördlichen Theil des Departements Ain. Die wenig diclite Bevölkerung be-
schäftigt sich vorzugsweise mit Ackerbau, Viehzucht und Käsefabrikation.
Nr. 11 und 13. 1 mit Latz nad Goldkotten, die auf den Schultern l)efestigt
sind. Holzschohe, Sctuhe oder Galoschen je nach der
Jahreszeit, Filzsocken, wollene, leinene oder baumwollene
Strümpfe.
BOUEBONNAIS.
(Das hier abgebildete Kostüm scliliesst sich au die aiif Tafel CN gegebenen an.)
Nr. 9. I Nacken zu einem dicken Knoten gescliluiigeu und durch
eine Schnur oder einen kleinen Kamm gehidten. Aus
Blangarnirter Strohhut , hinten volntenartig nach TOm ge- Ringen bestehender Schmuck an einem Samraetband. Blauer
bogen. Die Haare, von einem Häubchen bedeckt, sind im 1 Tuchmantel.
Nr. 1, 2, 3, 4, .5 und 6 aus der CoUection de Costumes de l'empire fi-angais, herausgegeben von
Martinet am Anfang des Jahi-hunderts.
Nr. 7 und 8 nach Photographieen.
Nr. 10, 11, 12 und 13 nach den Modellen im Musee Ethnographique du Trocadero in Paris.
Nr. 9 nach einer Originalzeichnung.
Nr. 14 aus den Costumes des femmes de Hambourg, du Tyrol etc., herausgegeben von Lante und
de la Mesangere.
Vgl. Statistique de l'empire, 1808. — Les Fran^ais peints par eux-memes, Band 6 imd 7. —
Ducourneau und Moiiteil, La France nationale.
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FS
FRANKREICH
ELSASS. — HAAETRACHTEN DER VERSCHIEDENEN STÄNDE. —
DER BENDEL, DIE PELZKAPPE; XVH. JAHRHUNDERT.
VOLKSTRACHTEN, XES. JAHRHUNDERT.
Nr. 4, 6, 7, 10, 11, 13, 20 irnd 21.
Haartrachten des XYll. Jalu-hunderts.
Nr. 9, 12, H, 15, 16, 17, 18 und 19.
Details dieser Haartrachten.
Nr. 1, 2, 3 und 5.
Trachten der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts.
Die nationalen Kopf- und Haartrachten, bis in das XVH. Jahrhundert hinein dui-ch Luxus-
gesetze geregelt, erhielten sich nach der französischen Occupation vorwiegend in dem Bürger-
und Bauernstände. In der neueren Zeit verlieren sie sich mehi- und mehr.
BENDEL (HAUBEN) IN VERSCHIEDENEN POEMEN.
Nr. 4.
Seidene Mutze mit Bnnt- nnd Silberstickereien.
Nr. 10 und 11.
Mütze auf Goldgrund gestickt, von zwei Seiten.
Nr. 9 und 12.
Details der Stickerei.
Verschiedenfarbige Stickerei mit Silberblätteben; Perlen-
gamituren in der Mitte und an den Seiten.
Der hintere Theil ist mit Blnmen und Ornamenten auf roth-
seidenem Grunde gestickt.
Nr. 13.
Mütze, ganz mit Goldäligran überzöge]
Nr. 14, 15, 16, 17, 18 und 19.
Details der Kopftracht.
1 Stand mit der goldgestickten
Nr.
XVII. Jahrhundert. Person vo
Mütze.
DIE PELZKAPPE.
Nr. 20.
Frau Marie Sabine Krezni , geb. Kieterin von Komburg ;
KOPFTRACHT DER FRAUEN.
Nr. 6 und 7.
Hohe Coiffure von zwei Seiten.
[reisfönnigG Haute auf Drahtgestell ; aufdemBoäenkokarden
artige Schleifen mit einem Goldkiiopf in der Mitte.
Nr. 1.
Gärtnerin aus Strasshurg.
Häubehen aus roaa Seide, vorn mit grosser Schleife; aus-
geschnittenes Mieder; leichtes Brusttuch aus Musselin;
blaugestroifter Rock; grosse Schürze ; Schuhe mit silbernen
Schnallen ; weisse Handschuhe.
Nr. 2.
Bäuerin aus der Umgegend von C'olmar.
Goldgesticktes Häubchen, liinteu mit einer Schleife, vorn mit
einem TöUvorstoss; Mieder und Kock mit weissem Grunde ;
grosses kreuzweise gebundenes Brusttuch , dessen Enden
vom über eine blauseidene Schürze fallen ; Schuhe mit
flacher Strohhut mit Plüschrosette ;
Bäuerinnen aus Kochersberg.
Nr. 3. Katholisches junges Mädchen. — Die Katholikinnen
tragen grelle Farben. Silbergesticktes Häubchen mitgrosser
Schleife. Gesticktes bis an den Hals reichendes Hemd;
lange Püffärmel. Vorn geschnürtes Mieder ans Kattun, ge-
blümt und mit Flittern besetzt; rosaseidene Schleifen.
Rother, grüngesäumter Rock ; darunter mehrere verschieden-
farbige Unterröcke. Seidenes Halstuch. Ausgeschnittene
Schuhe. Flacher Strohhut mit Kokarde und Schleifen.
Nr. 5. Lutherisches junges Mädchen. — Gesticktes Häubchen
mit grosser Schleife. Lange Flechten mit schwarzen Schleifen
au den Enden. Schwarzes Halstuch. Hemd mit breitem
Umlegekragen und Puifärmeln. Grün gestreiftes Mieder.
Grüner Rock mit hellen Säumen. Längerer Unterrock.
Weisse Schürze. Strohhut. Kleine Schuhe mit Rosetten.
MODERNE WEIBLICHE KOPFTRACHT.
it grosser Schleife, deren Enden hinten herabfalle:
Grosshorzogthum Baden. Halstuch mit Franzen.
Nr. 1, 2, 3 und 5 aus der SaramUmg von Lante und La Mesangere, Costumes des femmes de Ham-
bourg, du Tyrol, etc. 1827.
Nr. 4, 10, 11 und 13 und die Details Nr. 9, 12, 14, 15, 16, 17, 18 und 19 aus den Sammlungen der
Hen-en Muntz, Goupil, Baur u. s. w. ausgestellt in der Kostümausstellung der Union centrale von 1874.
Nr. 6, 7 und 21 nach gleichzeitigen Stichen ohne Bezeichnung.
Nr. 8 nach einer Photographie.
Nr. 20 nach einem deutschen Stich, bezeichnet Georg Feniher.
Vgl. Richard, Histoire de l'Alsace,
historique et statistique, 1855.
335. — Päon, Strasbourg illustre, panorama pittoresque,
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FEANKREIGH.
- XVIII. UND XIX. JAHR-
HUNDERT
VOLKSTKACHTEN AN DER KÜSTE DES KANALS
FISCHER VON DIEPPE: DIE BEWOHNER VON POLLET.
10
12
Nr. 2, 3 und 5.
Bewohner von Dieppe und PoUet; zweite Hälfte des XVIII. Jahrhunderts.
Die Trachten Nr. 2 und 5 haben sich bis in das XIX. Jahrhundert erhalten.
Nr. 7, 8, 9, 10, 11 und 12.
Bewohner von Pollet; erste Hälfte unseres Jahrhunderts.
Nr. 1, 4 und 6.
Moderne Fischertypen beiderlei Geschlechts.
Dieppe, einst eine berühmte Seestadt, ist seit dem ersten Kaiseireich zu einer Fischerstadt
herabgesunken, die einen grossen Theil ihrer Waare nach Paris liefert. Besonders in Pollet, zuerst
1285 als Villa de Poleto erwähnt, haben sich die Fischer angesiedelt, denen man venezianischen Ur-
sprung zuschreibt. Sicher ist ein lebhafter Handelsverkehr zwischen den Normannen und Venezianern
im XII. imd XHI. Jahrhundert.
XVni. Jahrhundert.
Umherziehender Händler mit Elfenheinwaaren,
Gruppe 1
Bäuerinnen.
Zwei von den Frauen tragen eine Haube mit langen Bändern;
kurzer Keck mit ausgeschnittenem Mieder; Unterinnel mit
weiten Hemdärmeln darüber; die Bäuerin rechts trägt ein
kleines Halstuch.
Die Tracht der dritten Frau ist mehr städtisch: Flache
Haube ; spitz ausgeschnittenes Mieder mit umgeschlagenem
Kragen; Sammetschleife um den Hals.
Fischer aus Pollet im Arbeitskostüm.
Rothe Mütze; lange Tuchjacke mit Hornknöpfen; i
Hose ein grauleinener Untenock; schwarze Leders
XIX. Jahrhundert.
Nr. 10 und 12.
Bewohner von Pollet im Festanzug.
Dieses Kostüm hat sich bis gegen 1820 erhalten. I
barett mit WoU- und Silberornamenien und einer Seiden-
scMeife, die einen Bosch ans gesponnenem Glas hält; Puder-
perrücke; Halstuch mit Quasten aus Silberfaden; blaue
WoUjaclce mit seidenen Galons; geblümte Seidenweste;
weite wollene Pluderhose mit Seide passementirt und an
den Seiten ausgezackt; Seidenstiümpfe mit roth und blauen
Zwickeln; Lederschuhe mit silbernen Schnallen.
Nr. 7 und 11.
Bewohnerinnen i
PoUet in Festtracht.
Nr. 7.
Haube mit unter dem Kinn zu sammenstos senden Barben;
Brusttuch mit Spitzenbesatz; Sammetband mit einem gol-
denen, emaillirten Zweig oder Kreuz; geblümtes Mieder
mit kurzen Aermeln; kurzer Rock; Halbhandschuh, über
dem Gelenk durch eine Schleife mit Schnalle gehalten;
Escarpins mit silbernen Schnallen.
Nr. 11.
Leinener Kopfputz mit bauschigem Boden. Halskette und
Goldki-euz ; Musselinbrnsttuch; geblümtes Seidenmieder,
vorn durch Schleifen geschlossen, nach hinten zu sich in
einem ge:fölteltenSchooss verlängernd ; Wollrock über einem
Tuchunterrock; seidene Schürze; Wollstrümpfe mit blauen
Seidenzwickeln ; Tnchschuhe mit silbernen Schnallen; Taba-
ti^re in der Hand.
Fischer von Pollet und Kind; Arbeitskostüm.
Der Fischer gleicht dem unter Nr. 5 abgebildeten.
Das kleine Madchen ist wie die Fischerfranen gekleidet.
Moderne Trachten.
Fischer und Fischerin.
Nr. 1 und 4 tragen wasserdichte Kleidung. Nr. 6 ausser dem
Anker ein Netz.
Die Frau ist mit Haube, Halstuch und in der Taille durch
einen Strick gehaltener Jacke bekleidet; ein kurzer Unter-
rock lässt die Hose sehen; grobe Strümpfe und Holzschuhe
In jeder Stadt giebt es mehrere Fischergilden , die durch
einen ecoreiir vertreten werden. Dieser leitet die Unter-
nehmungen und vertheilt den Gewinn unter die Mitglieder
der Genossenschaft.
Nr. 1, 4 und 6 nach Photographieen.
Nr. 2, 3 und 5 nach dem Gemälde von Joseph Vemet, der Hafen von Dieppe, im Louvre.
Nr. 7 aus der Sammlung von Lantö imd La Mesangfere: Costumes des femmes du pays de Caux 1827.
Nr. 9 aus einer Sammlung französischer Trachten, herausgegeben von L. Bourdin.
Nr. 10, 11 und 12 gehören dem ethnogi-aphischen Museum des Trocadero.
Vgl. L. Vitetj Ilistoire de Dieppe, 1844. — X Rechts, Geogi'aphie universelle.
FRANC£X!r^
FRANCE XIX!8^i:^^
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DM
FRANKREICH. — XIX. JAHRHUNDERT
NORMANNISCHE FRAUENTRACHTEN.
ERSTE HÄLFTE DES JAHRHUNDERTS.
2 3 4
11 12
6 7 8
U 15
Nr. 1 u. 4. — Bewohiieriimen von Ronen in Sonntaggtracht.
Diese Arbeiterinnen tragen den barolet. einen tief herab-
gehenden Schleier ; der Haarwulst ist vom Kopf durch eine
breite Binde getrennt.
Nr. 2 u. 7. — Trachten von Bois d'Embourg, drei Meilen von
Nr. 3. - Frau ans Val-de-la-Haye, bei Ronen.
Nr. 5. - Tracht in Pont-l'Evelue (Calvados).
Nr. 6. — Junge Bewohnerin von Havre.
Der Haubenboden endet spitz, darüber ein doppelt umge-
schlungenes Band mit Rosette; weisses, spitzenbesetztes
Halstuch, in das Mieder eingeknöpft.
Nr. 8 n. 16. — Trachten in dem Marktflecken Saint-Gorgon
bei Ronen.
Die Haube hat unten einen halbmondförmigen Ausschnitt,
liegt anf einem Sammetstreifen und ist mit gefälteltem
Batist besetzt
Nr. 9. — Mädchen aus dem Caux, LimpiviUe, Ärrondissement
Yvetot. Sie gehört einer religiösen Vereinigung an und
trägt das geweihte Brot in die Kirche.
Der Schleier ist zweitheilig , jede Hälfte über einem breiten
Bande gefältelt. An Festtagen wird eine Haube mit be-
sonders kurzen Barben getragen.
Nr. 10. — Bewohnerin von Bayeux.
Die Barben bilden einen Winkel vorn auf dem bavolet , die
Jacke ist auf dem Rücken gefältelt und in den Rock ge-
steckt.
Nr. 11. — Bewohnerin von Caen.
Die caliyette der Caenneserinnen ist sehr hoch und die sich
kreuzenden Barben bilden eine Art Mitra, die durch eine
goldene Nadel anf dem Kopfe befestigt wird. Die Haare
sind zu einen Wulst zurückgenommen. Zwei Schürzen über
einander mit spitzwinkligem Latz.
Nr. 12. — Bäuerin aus RoUeville, Ärrondissement Havre.
Eine schon 1827 seltene Haube. Die vordere und hintere
Garnitur sind aufgenäht.
Nr. 13. - Tracht von Saint-Valery i
Nr. 14. — Bewohnerin des Caux.
Das hier dargestellte Costüm ist das auf dem Lande übliche.
Auch die Art des Sitzes auf dem Pferde ist eine sehr
alte. Man nannte sie ä la plmichetti und sie bestand
darin, dass man seitwärts sitzend die Füsse auf eine Art
Bänkchen stützte. Ein LieWingsschmuck der Bäuerinnen
des Caux ist ein grosses goldenes Kreuz, von einem Heraun
überragt.
Nr. 15. — Tracht von Varanyevillc, Ärrondissement Dieppe.
i Caux.
Die Haube der Bewohnerin der Landschaft Caux bestand aus einem reich mit Gold oder Silber
gestickten Gestell in der Form eines Kegels oder eines gekrümmten Homs, von dessen oberster Spitzi'
gefältelte Barben bis zur Mitte des Körpers herabfallen. Einfassung imd Boden fehlen.
Die übrigen Haubenformen bestehen aus drei Theilen: dem Boden, der Einfassung und den
Barben.
Charakteristisch für all diese Kopftrachten ist der Chignon aus falschen Haaren, nach dessen
Grösse man den Reichthum der Trägerin bemass.
Jetzt hat man in den besser situirten Klassen überall die städtischen Moden angenommen.
Die Illustrationen nach dem Werke: Costumes des femmes du pays de Canx et de plusieurs
autres parties de l'ancienne province de Normandie, dessines par Lante, gravis par Gatine; Paris,
1827, ™-4».
Vgl. La remarquahle Normandie ilhistre'e (1852, herausgegeben von Andre Potter und Georges
Miiucel). — Viollä-k-Duc, Dictionnaire du mobilier frani;ais, Artikel Coiffures.
PRANGE XirCENT
FRANCE XIX? S^^^^ PRANKREIPHXirJAHK
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FRANKREICH — XIX. JAHRHUNDERT
TEACHTEN AUS DER BRETAGNE
3 12 11 5 8 6 10
12 4 9" 7
Xr. 1.
Junge Frau aus der Umgegend von Quimperle.
Die Mütze ist von Baumwolle, der Rock von
Wolle, die Schürze von Seide; das Leibchen,
der Gürtel und die Schürze sind mit Gold
und Silber gestickt; von dem zweimal um
den Hals geschlungenen Sammetbande, dessen
Schluss ein goldenes Herz bildet, hängt ein
kleines goldenes Ki-euz herab.
Nr. 2.
Mann aus Bannalec, Arrondissement Quimperle.
Die über dem Gürtel getragene blaue Weste
ist von Tuch. Das Hemde und die Hosen
sind von Leinwand, die Gamaschen von Tuch,
der Hut von Filz und der Gürtel von Wolle.
Nr.
Nr. 4.
'rau aus Pont TAbbe, Arrondissement Quim-
perle. Der vordere Theil der Kopftedeckung
ist von weisser Baumwolle. Er liegt auf
einer seidenen, mit Gold gestickten Kappe,
die das Haar nur zum Theil bedeckt. Das
an den Armen und am Halse, wo es zuge-
knöpft ist, sichtbare Hemd ist von Baumwolle,
das Unterkleid von WoUe, an der Brust und
am unteren Saume mit Seide gestickt. Das
Oberkleid ist ebenfalls von WoUe; die Aermel-
aufschläge sind mit Seide gestickt. Schürze
und Güi'tel sind von Seide. Letzterer ist mit
Blumenstickereien versehen. Schuhe von
Leder.
Nr. 5 und G.
Frauen aus Pont l'Abbe, in weniger reichen
Trachten als die vorige, die aber in ihren
Abweichungen dazu dienen, die Physiognomie
dieser alten Tracht zu vervollständigen.
Nr. 7.
Frau aus Melguen, Arrondissement Quimperle.
Die Haube ist von Musselin, das Kleid von
Wolle, die Schürze mit äusseren Taschen von
durchwirkter Seide und mit Passements be-
setzt, der Gürtel von goldgestickter Seide.
Das Sammethalsband ist durch ein goldenes
Herz geschlossen, von dem ein goldenes Kreuz
herabhängt.
Nr. 8.
Frau aus Douarnenez, zu demselben Arron-
dissement gehörig. Ihre Tracht ist der von
Pont l'Abbe ähnlich. Sie weicht nur in dem
weiten, gefalteten Hemdkragen ab. Die
leichte Schwellung des Aermels an der Schul-
ter und die hohe Haube erinnern an die
Hennins des XV. Jahrhunderts.
Nr. 9.
Manu aus Saint-Goazec, Arrondissement Ohä-
teaulin. Das Hemde mit dem weiten Kragen
ist von Baumwolle. Die Tuchweste ist am
Halsausschnitt mit Sammet eingefasst. Eine
Oeffnung an der Seite gestattet der Hand,
in die darunter befindliche Tasche zn greifen.
Zwei Reihen kupferner Knöpfe gehen rechts
und links von oben nach unten. Die blaue
.Jacke ist zum Theil mit schwarzem Pelz be-
setzt. Die kurzen Hosen sind von Leinwand,
die Gamaschen von Tuch, der Hut von Filz
und die Schuhe von Leder. Aus dieser Ge-
gend kommen vorzugsweise diejenigen Leute
nach Paris, die dort als Mehlsackträger ar-
beiten.
Nr. 10.
Frau aus Ploudaniel, Arrondissement Chäteau-
lin. Die hohe Haube erinnert ebenfalls an
die des XV. Jahrhunderts. Das Hemde ist
am Hals gefaltet und der Latz der Schürze,
unter welchem das befranzte Brusttuch über
Kreuz geschlagen ist, mit einer getollten
Krause besetzt.
Nr. 11.
Junges Mädchen aus He-des-Batz, Arrondisse-
ment Morlaix. Mit ihi-er unter dem Kinn zu-
sammengeknüpften Kaputze, mit ihrem vorn
offenen Mäntelchen und dem geschnüi'ten
Leibchen erinnert diese Bretagnerin an die
Tracht des XV. Jahrhunderts.
Nr. 12.
Frau aus Locmariaquer, Arrondissement Lorient.
(Nach Studien und Ge,
ilden der Herre,
von Vaiard .
Gandon und J. B
m. in Quimperle.)
■.stinos und Photographit
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FRANKREICH
TRACHTEN DER BRETAGNE
7 8 10 £
XIX. JAHRHUNDERT
11 12
Nr. 1.
Einwohner von Faouet, Arrondissement Pontivy
(Morbihan). — Kurze Jacke von Tuch, zwei-
farbig quergestreifte Weste in blau und weiss,
mit schwarzen Bändern und zwei Reihen liup-
ferner Knüpfe besetzt. Die Weste ist aus
einem besonderen Wollenstoff gefertigt. Der
lederne Gürtel ist mit Metallbeschlägeu vei'-
sehen. Die Tuchhosen reichen bis auf den
Knöchel herab. Die ledernen Schuhe sind
vorn zusammengeschnürt. Filzhut mit schwar-
zen Bändern. Kurze Haare und glatt rasirt.
Nr. 2.
Mann aus Ploare bei Douarnenez (Finistere). —
Jacke und Weste aus Tuch mit Borten be-
setzt. Seidener Gürtel, weite Pumphosen aus
gestreiftem Tuch, die unter dem Knie zu-
sammengebunden sind. Tuchgamaschen mit
bunten Franzen an der oberen Oefi'nung,
Filzhut mit gesticktem farbigen Seidenbande.
Vollbart und langes Haar.
Nr. 3.
Junger Mann aus Quimper. — Kurze Matrosen-
jacke mit Borten besetzt. Zwei Westen,
deren obere über der unteren ofl'en bleibt.
Breiter Ledergürtel mit kupfernen Beschlägen.
Weite Seemannshose, Filzhut mit breitem,
goldgesticktem Seidenbande.
Nr. 4.
Einwohner von Combrit, Arrondissement Quim-
per. — Jacke und Weste aus Tuch mit
Bortenbesatz. Weites wollenes Beinkleid.
Holzschuhe mit geschwärzten Spitzen. Filz-
hut mit schwarzem Bande.
Nr. 5.
FrauausPont-rAbbe,ArrondissementQuimper.—
Die mit rothen Bändern befestigte Kappe ist
von goldgestickter Seide und reicht hinten
nur bis unter das Ohr herab, so dass die Haare
hinten chignonartig zum Vorschein kommen.
Kurze, offene Jacke ohne Schösse mitAermeln,
die nur bis zum Ellenbogen reichen und mit
Sammetstreifen besetzt sind. Das wollene
Kleid ist vorn auf der Brust und au den
Unterarmen sichtbar. Das Leibchen ist mit
farbiger Seide gestickt. Das Hemde ist unter
dem Kinn zugeknöpft; an den Handgelenken
sind die gefalteten Manschetten desselben
sichtbar. Die über den Hüften umgebundene
Schürze ist ebenso wie der Gürtel von Seide.
Wollene Strümpfe und lederne Schuhe mit
Patten, die mit einem Bändchen zusammen-
gebunden sind.
Nr. 6.
Frau im Sonntagsstaat, aus dem Arrondissement
Quimperle. — Das wollene, an der Brust weit
aufstehende Kleid lässt das Leibchen sehen,
dessen Schnitt der Weste der Männer gleicht.
Die Mütze ist von Musselin; die breiten hinten
aufgenommenen und im Nacken befestigten
Seitentheile derselben sind gestickt. Die
Bänder bleiben frei und fallen auf die Brust
herab. Schürze und Gürtel sind von Seide
und mit farbigen Blumen gestickt. Die Säume
des Kleides und der Schürze sind mit goldenen
Borten, der Rand der Tasche mit seidenem
Bande besetzt.
Nr. 7.
Frau aus Chäteaulin. — Die Seitenflügel der
Haube sind über dem Scheitel kreuzweis zu-
sammengesteckt. Die Kopfbedeckung hängt
mit dem hoch hinaufgehenden Halskragen
nicht zusammen. Die Schürze ist mit einem
Latze versehen, welcher das- Leibchen zum
Theil bedeckt. Das Kleid ist von Tuch.
Nr. 8.
Frau aus Pont-Croix, Arrondissement Quimper. —
Die baumwollene Mütze, welche eine Art Ka-
putze bildet, ist hinten gefaltet und reicht
über den Nacken muschelförmig auf den
Rücken herab. Die Seitenflügel der Haube
fallen von hinten, wo sie zusammengebunden
sind, auf die Brust herab. Der Rock ist von
Tuch, die Schürze von Wolle.
Frau
Nr. 9.
Carhaix, Arrondissement Chäteaulii
Nr. 10.
Frau aus la Feuillee. — Das Schürzenband,
welches doppelt um die Taille geschlungen
wird, ist an der Seite zusammengeknotet.
Die Jacke mit umgeschlagenen Aermeln, welche
das Leibchen des Rockes weit sehen lässt,
ist von Tuch.
Nr. 11.
Frau aus St. Thegonnec, Arrondissement Mor-
laix. — Die Haube ist arrangirt wie die von
Nr. 7. Sie ist ebenfalls aus Baumwolle wie
der breite Kragen, welcher die Schultern
bedeckt. Die wollene Jacke wird nicht vom
Gürtel zusammengehalten, sondern die Seiten-
theile gehen nach unten weit auseinander.
Frau von der Insel Batz, Arrondissement Mor-
laix. — Steife Haube in Kaputzenform, welche
die Schultern bedeckt. An den Rändern ge-
faltet; unter dem Kinn zusammengebunden;
aus Baumwolle. Das Leibchen ist ganz von
einem seidenen, befranzten Busentuch ver-
deckt.
(Nach Studien von Gandin, Malereien von Justin Ba
nd Photographien von ViHard fr. in Quimper.)
^17 3-
^nf
FRANKREICH
VOLKSTRACHTEN DER BRETAGNE — XIX. JAHRHUNDERT
11
Nr. 1.
Sonntagstracht aus Kerlahan, Arrondissemcni
Brest. Der breitkränipige Hut ist von Filz,
Halstuch von Musselin, M'este mit einer
doppelten Reihe von Knöpfen, am Halsaus-
schnitt mit Seide eingefasst und gestickt
Ein seidener Gürtel und eine Tuchjacke mil
Taschen, welche an den Säumen eingefassl
ist, vervollständigen mit der gestreiften wol
lencn Hose die Tracht.
Nr. 2.
Arbeitsanzug aus derselben Gegend. Die Weste
ist aus Tuch, das Hemde von Baumwolle und
der breite gestreifte Gürtel von Wolle.
Greis aus der Umgegend von Quimper. Das
weite Tuchbeinkleid wird von leinenen Knie-
bändern zusammengehalten.
Einwohner von Plouvenet-le-Faon, Arrondisse-
ment Chäteaulin.
Nr. 5.
Mann aus Pont-Croix in demselben Arrondisse-
ment.- Ueber der Jacke trägt er noch eine
üeberjacke ohne Aermel. Seine weiten Bein- |
kleider werden unterhalb der Kniee von j
Strumpfbändern aus Tuch zusammengehalten, j
Nr. G.
Tracht aus Pleyben in demselben Arrondisse-
ment. Dieser Anzug, dessen schwarze Farbe
nur der blaue Wollengürtel unterbricht, ist
einschliesslich der Gamaschen ganz aus Tuch,
der Hut von Filz.
Nr. 7.
Auch diese Tracht aus Saint Goazec im Arron-
dissement Chäteaulin ist einschliesslich der
Gamaschen ganz aus Tuch gefertigt.
Nr. 8.
Bergbewohner aus la Feuilleo. Seine Jacke ist
mit langhaarigem Pelz gefüttert. Die über-
einandergeknöpfte und vollständig geschlos-
sene Weste wird an der Taille von einem
Ledergürtel mit Metallschloss zusammen-
gehalten. Breiter Filzhut.
Nr. 9.
Einwohner von Barnalec im Arrondissoment
Quimperle. Seine kurze Tuchweste ist mit
Passementerieborten besetzt. Die Weste ist
oben am Halse mit Seide gestickt. Der
Gürtel mit Metallschloss wird über einem
Tuchgürtel getragen.
Nr. 10.
Sommeranzug. Zwei Westen, eine untere, die
oben mit Seide gestickt ist, und eine obere.
die über der Brust herzförmig
geht. Ein lederner Gürtel mit Schloss hält
beide zusammen. Die ärmellose Jacke lässt
die Hemdsärmel sehen. Strohhut.
Nr. U und 12.
Arbeitsanzüge aus Plougastel-Daoulas im Arron-
(Nach Malereien von Bastinos und Photogr
dissement Brest. Hemde von Wolle, Weste
und Jacke von Tuch, Hose von Leinwand,
Gürtel und Mütze von Wolle.
Die jüngeren Männer sind durchweg glatt
rasirt und tragen meist das Haar sehr lang.
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M<
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BY
FRANKREICH
VOLKSTRACHTEN DER BRETAGNE.
DEPARTEMENT FINISTERE.
2 3 4 5
10
Bäuerin aus Plougastel-Daoulas, Arrondissement Brest.
Kopfputz aus Leinen oder Rattun mit Barben und Schleifen.
Mieder ans blauem Tuch mit Aermeln. Weste aus rothem
Tuch; Jacke aus braunem Tuch; wollener Kock; Gürtelans
gelben Bändemi Brusttuch aus gelbem, blaugestreiftem
Kattun.
Frau aus PIonevez-du-Faou, Arrondissement Chäteaulin.
Kopfputz aus Kattun über einer Kappe aus rother Wolle ;
leicht gesteifter, leinener Halskragen; Jacke aus Tuch;
wollener Rock; Schürze, vorn mit einer Tasche; ein roth-
wollenes Band als Gürtel.
Frau aus Donarnenez, Arrondissement Qnimper.
Kopfputz aus Kattun oder Leinen ; über der Taille ein ärmel-
loses Mieder blau mit bun
Frau aus Carhaix, Arrondissement Chäteaulin.
lock aus hellgelbem Tuch; Leinenschürze; Kopfputz
demselben Stoff.
u ans Kerlouan, Arrondissement Brest.
1 Kattun, über die Schultern herabfallend; Brust-
Kappe, bedeckt durch einen Musselinkopfputz; Brusttuch aus
stark gesteifter Leinwand; über der blauen Taille ein
zweites, gleichfarbiges Mieder mit Stickereien besetzt;
weisse Kattunschürze; Ueberärmel.
Junge Bäuerin aus Ploare bei Douarnenez, Arrondissement
Quimper.
Kopfputz aus Spitzen oder gesticktem Tüll; breit gefältelter
Leinentragen; an dem Knüpfband des Kopfputzes befestigt
ein goldgesticktes Schmuckstück über den hirits, das Hemde,
herabfallend; Mieder und Rock aus rothem Tuch mit gold-
gesticktem Besatz; tavanger , Schürze aus Seide mit gold-
gesticktem Besatz; Schuhe aus Tuch, oft mit Seiden-
iauer aus Saint-Yvi bei Rosporden, Arroudis.semeiit Quimper.
lut, toc, aus Filz mit langen, schwarzen Sammetbändern ;
roludetmou, "Weste, tlau; corquen, Jacke, aus ebensolchem
Tuch mit Stickereien;
L modernem Schnitt.
Nr. 10 und 11.
Ehepaar aus Kerfeunteun, Arrondissement Quimper.
Jr. 10. — Viereckiger Kopfputz aus Kattun; Stehkragen aus
demselben Stoff; Mieder und Rock aus rothem Tuch mit
Seidenbändorn ; tavatiffer aus Seide mit Goldstickerei; Gold-
kreuz an einem schwarzen Sammetbande; Schulterbaiid,
von beiden Seiten über die Brust fallend; Tuchschuhe.
Nr. 11. — Blauer rökedennou mit doppelter Knopfreihe;
dreifacher corquen aus schwarzem Saramet mit hellgelber
Stickerei; hragou-braz, weite Puff hosen aus Tuch; goiiriz,
Ledergürtel mit durchbrochenen und ciselirten Kupfer-
platten; houseaux aus gleichem Stoff, wie die 6ro5'02t-&ra£;
Lederschuhe.
Frau i
Nr.
1 Plonevez-Porzay, Arrondissement Chäteaulii
Viereckiger Kopfputz (vgl. Nr. 10); breit gefältelter Kragen,
Mieder und Rock aus braunem, gesticktem Tuch; breiter
Gürtel aus ähnlich gesticktem Band; tavariger aus geblümter
und gestickter Seide.
Nr. 7, 8, 9, 10, 11 und 12 nach Photographieen.
Vgl. Emile Soiwestre, Le Foyer breton und EUaee Heclus, Geographie universelle.
Dnl
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BI
FRANKREICH
VOLKSTKACHTEN IN DER BRETAGNE.
DEPARTEMENT FINISTERE.
Filzhut mit verschiedenfarbiger Chenille; corgum, Jacke.
Roliedcnnon, gestickte "Weste. Offene Unterjacke mit roth-
gestickten Knopflöchern. Bragou-bras aus Leinwand, um
den gouriz, einen Ledergürtel, gefältelt.
Nr. 6 trägt einen gestickten Hemdkragen, wie er, bisweilen
auch roth oder schwarz, nur hei den Bergbewohnern ge-
bräuchlich ist.
Nr. 2.
Bauer aus Carantec; Arrondissement Morlais.
Filzhut mit bunter Chenille. Braune Weste mit blauen
Aermeln und schwarzen HornkiiÖpfen. Weissleinene Hose
mit rothem Oörtel.
Nr. 3.
Bauer aus Landivisiau; Arrondissement Morlaix.
Nr. 4.
Mann aus Douamenez; Arrondissement Quimper.
Hut mit Sammetband und bunter Chenille. Corquen
buntem Besatz. Weste mit gesticktem Saum. Breiter rother
Wollgürtel.
Giienedouriens oder „Weisse"; Arrondissement Quimperlö.
Nr. 5. Hut mit bunter Chenille. Weisse Leinenjacke mit
rother Stickerei. Blaue Weste. Weite Leinenhose.
Nr. 7. Bauer, die „junge Bretagne" repräsentirend. Hose
mit Latz; Weste; weisse Leinenjacke und runder Hut mit
Sammetband.
Quimper.
Breiter Filzhut; gestickte Jacke; Weste mit doppelter Knopf-
reihe; Pumphosen.
Die bretonischen Bauern tragen nur an Festtagen den hoioti-
Uzr oder Lederschuh ; ihre gewöhnliche Fussbekleidung ist
der hotou-coad (Holzschuh).
Der Bauer hält in der Hand den pen-las, einen Stock aus
Eichen Wurzel.
Mann aus Plonevez-Porzay; Arrondissement Chätcaulin.
Blaue Jacke mit Sammetbesatz, Braune Weste. Kattun-
gürtel. Faltige Hose. Kothe oder gelbe wollene Strumpf-
bänder. Gamaschen und Lederschuhe.
Nr. 10.
Bi^rgbewobner aus der Umgegend von Scaer; Arrondisseraent
Quimperle.
Runder Hut mit sclimaler Krempe. Weite Jacke. Doppel-
weste, die eine oifen, die andere quer über der Brust ge-
schlossen. Breiter Stoffgürtel. Leinenhose. Tuchgamasche,
auf der Seite geknöpft.
Nr. 11.
Runder Hut
Weste. Dicker Wollgürtel. Weite, faltige Hosen,
gamaschen mit 5 oder 6 Kupferknöpfen.
Bauer aus Langolen ; Arrondissement Qaimper.
'leinerHut; kurze Jacke; zwei Westen, die eine geschlossen,
die andere offen; gouriz aus Leder mit Schnallen, Faltige
Lederhosen. Gamaschen und Lederschuhe. Eichenstock.
Nach Studien von Gandon, Bildern
Justin Bastinos irnd Photograpliieen von Villard jun. in
Quimper.
J)l7f
cq
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GC
BRETAGINE
HAARTRACHTEN DER FRAUEN UND KINDER: DER BlGOUDENYOl^, RONT-
L'ABBE UND DER CABELLOU. — FRAUEN VON SABLES-D'OLONNE.
SALZGEWINNENDE BEVOLKERUNq der HALBINSEL VON GUEKANDE: TRACHT DER
VERHEIRATHETEN; DER VENTEL, KIRCHGANGSMANTEL.
KOPFBEDECKUNG DER KINDER; DER CABELLOU.
Knaben und Mädchen tragen den cabeUou, eine kleine bunte Mütze. Die der Knaben ist mit
einer Quaste oder Troddel geschmückt. Da auch die Knaben bis zum sechsten oder siebenten
Jahre ein Röckchen tragen, so ist dieses das einzige Untei-scheidungsmerkmal der beiden Geschlechter.
Haartracht der Frauen von Pont-1'Abbe, Departement Finistere: der bigouden. Der higotulen
ist eine Kopfbedeckung aus Linon oder Kattim, welche die Bäuerinnen von Pont-l'Abbe über ihre
seidengestickte Kappe setzen. Die Frauen selbst werden nach diesem Kopfputz Bigoudens genannt.
Nr. 5.
Bigoitden aus Kattun , dessen Bänder unabliaugig über den
Kopfputz gelegt werden müssen.
Nr. 6.
Bigonden ans Kattun, zugleich eine Kappe bildend, an deren
Boden die Bänder befestigt sind.
litt
Nr. 1, 2, 7 und 8.
zen der kleineu Mädclicn.
Nr. 3, 10 und 11.
Mützen der Knaben.
Nr. 4.
Bigoi^en aus Lino
Kappe befestigt.
, mit Bändern über einer seidengestickten
FRAUEN VON SABLES-D'OLONNE.
Die Männer von Sables-d'Olonne sind geschickte Sardinenfischer; die Frauen imterstützen :
ihrem Gewerbe imd besorgen die ländlichen Ai'beiten.
Nr. 16.
Fischerin aus Sables-d'Olonne; Montagstracbt.
Cäbriole aus Leimvand. Goldenes Halsband und Ohrringe.
Wollene Jacke mit Paffärmeln. Darüber ein Shawl mit
Franzen. Flanellrock. Gestreifte Schürze mit Taschen, in
der einen ein Messer an silberner Kette. Wollstrümpfe.
Lederschuhe.
Gemäsegärtnerin aus Sables.
Kleine Leiuenhaube, mit einem seitwärts geknüpften Bande.
Wolljacke mit sammetbesetzten Aermeln. Rock aus dem-
selben Stoff. Latzschürze über einem wollenen Brusttuch.
Wollstrümpfe. Lederschnhe mit Seidenschleife. Goldenes
Herz und Kreuz an einer schwarzen Schnur.
SALZGEWINNENDE BEVÖLKERUNG DER HALBINSEL GÜERANDE;
DEPARTEMENT LOIRE-INFERIEURE.
In Saille und Batz, den beiden Hauptorten der Halbinsel, hat ;
halten und bretonische Sprache und Sitten treu bewahrt.
Bevölkerung rein er-
Nr. 13.
Bewoliuoiin von Batz ; Kiichgaugstracht.
Schwarze Kleidung; darüber der ventel, ein Mantel aus
grobem Gewebe mit dichten Franzen aus gekämmter und
grün oder schwarz gefärbter Wolle, der sich von Generation
zu Generation vererbt. Die junge Mutter trägt beim Kirch-
gang ein Körbchen, aus dem sie geweihtes Brot vertheilt.
Nr. 14 und 15.
Tracht der Verheiratheten in Saille.
Nr. 14, Gescheiteltes und geflochtenes Haar, über der Stirn
diadomartig zusammengenommen, darüber ein Battisthiiub-
chen. Grosser Spitzenkragen. Violettes Mieder mit rothen
Aenneln und Bruststück aus seidengesticktem Goldbrokat,
Wollrock. Seidene Schürze und Schärpe. Rothe Zwickel-
atrümpfe. Schuhe mit Schleifen.
Nr. 15, Hut mit seitwärts aufgeschlagener Krempe. Umge-
legter Kragen. Drei Westen übereinander. Rothe Jacke.
Leinene PufFhosen, Weisse Strumpfe. Gelbe Lederschuhe.
Nr. 19.
Savoyische Bergbewoluieriu.
Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 und 13 nach Photograpliieen und Studien von Villard jun. in
(Jiiimper.
Nr. 12 und 16 nach Photographieen von CoUin in Sables-d'Olonne.
Nr. 14 imd 1-5 nach Volkstypen im naturgeschichtlichen Museum in Nantes.
Nr. 17 im ethnographischen Museum des Trocadero.
Vgl. Pitre - Chevalier und Eniile Souvcstrc, Nantes et la Loire-Inferieiu-e ; 1850. — Achüle
Huverat, Promenades historiques en Maurienue et en Tarentaise; 1872.
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FRANKREICH. — XIX. JAHRHUNDERT
STICKEREIEN UND SCHMUCKGEGENSTÄNDE DER BRETONISCHEN
BAUERN.
Nr. 1 und 3.
Stickerei dea clmpm {Ueberweste ohne Aennel) der Männer
von Douarnenez, Arrondissement Quimper.
Der Grand aus Tuch; Woll- oder Seidenstickerei; das Schwarze
Sammet, häufiger Seide oder Tuch.
Nr. 2.
Spange der Frauen von GuiSrande, Arrondissement Saint-
Nr. 4 und 5.
Hemdenspangen für Männer und Frauen.
Ir. 4 aus Sainte - Radegonde , Arrondissement Fontenay-le-
Comte; Nr. 5 mit Glasperlen aus Lesneven, Arrondissement
Brest; die Quasten aus Wolle.
Ring mit Kreuz. Herz und Anker; Frauenschmuck.
Nr. 9 und 12.
Hemdenspangen für beide Geschlechter; Sainte-Anne, Arron-
dissement Lorient.
Nr. 9. Gehänge mit Kupferplättchen ; Nr. 12. Messingdraht,
Glasperlen und Wollquasten.
Nr. 13 und 15.
der Pilgerschaft. In der Mitte ein kleiner Spiegel , um-
gehen von Kupferdraht und Seidenfäden; d.as Ganze auf
durchbrochenem Papier.
Nr. 14 und 16.
Sicherheitsnadeln aus Plonevez-du-Faou, Arrondissement
Chäteaulin: der Kopf Nr. 16 aus Blei; Nr. 14 email-
artig gefärbt. Anst.xtt des wollenen Tuifs bisweilen Glas.
Nr. 18 und 19.
Gouriz , Ledergürtel , mit gravirten und getriebenen Kupfer-
platten; das Leder wird immer frisch geweisst {vgl. Tafel
BY, Frankreich, Nr. 11). - Plonevez-du-Faou, Arrondisse-
ment Chäteaulin.
Pantoffelstickerei; Riec, Arrondissement Quimper.
Nr. 25.
Spange aus Kerlouan, Arrondissement Brest.
Nr. 27.
Stickerei eines Justin ; Fouesnant, Arrondissement Qu
Nr. 28 und 31.
;; Riec, Arrondi.>^sement Qni
i Locmaria, Arron-
Nr. 29.
Silber- oder Stahlkreuz der Bäuerin
; Chäteaulin.
Nr. 30.
Stickerei des corquen (Mannsweste); Pont-Aven, Arrondisse-
Antike Fibeln.
Nr. 8 und 24.
Nr. 10.
Fibula vom Kircbhof in FlaTion.
Nr. 11 nnd 26.
Fibeln aus den Grabstätten des Departements der Marne.
Nr. 17.
Bronzefibel; Museum in Vannes.
Nr. 20.
Fibula, gefunden in StJrancourt, Umgegend von Eourges.
Die antiken Fibeln sind zum Vergleich mit den ähnlichen modernen Schmuckstücken der Bre-
tonen zusammengestellt.
Originale mitgetheilt von Herrn Henri de Cleuzimi.
FRANCE
FR AN CE FRANKREirH
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j)r^f
AD
FRANKREICH
BÄUERLICHER HAUSRATH. — DER BAHUT ODER DIE LADE IN DER
BRETAGNE.
Der bahtit, balm oder bahur ist eine transportable Lade oder Trulie, die zur Aufbewalining
von Kleidern, Geld, Linnen und Weiiihgegenständen dient; sie wird gelegentlich bei Reichen und
Annen auch als Tisch oder Bank benutzt. Bis zum Ende des fünfzehnten Jahi-hunderts erhielt sich
das Wort bnhut ziir Bezeichnung eines Reisekoffers.
In Manuskripten des fünfzehnten Jahi-hunderts stellen die Mniatui-maler oft die Lade neben
Personen, deren bäuerlichen Stand sie hervorheben -wollen. Noch heutzutage ist sie in der Vend^e
und Bretagne ein heilig gehaltenes Familienerbstück.
Die beiden auf unserer Tafel abgebildeten Exemplare zeigen neben alterthümlicher Omamen-
tirung rohe Figuren, deren Tracht auf das Ende des XVI. oder auf die erste Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts hinweist.
Der Naturalismus der Pflanzenornamente in der oberen Lade erinnert an keltische Vorbilder,
während Umrahmung und Stilisirung der Dekoration in dem unteren Exemplar sich an orientalische
Muster anlehnen.
Nach Photogi-aphieen.
Vgl. Violht-le-Duc, Dictionnaire raisonne du mobilier.
FRANCE
FRANCE- ■ FRANKREICH
^]i^
GD
BRETAGNE
INNERES DES FARMHAUSES.
VOEBEREITUNGEN ZUR HOCHZEIT. VOLKSTRACHTEN VON FINISTERE UND LOmE-
INFERIEURE.
Doppeltafel.
Das bretonische Haus besteht mu' aus einem Erdgeschoss und einem Kornboden. Au die
Aussenmauer lehnen sich einige kleine Wirthschaftsgebäude aus Stein, Holz oder Lehm.
Die Schwelle des Hauses ist lun 30—40 cm erhöht und bildet eine Art Bank assie de hu,
auf der man Platz nimmt, um sich auszumhen imd mit den Nachharn zu plaudern.
Der Kamin ist gross und von einem schweren Mantel überragt, von dem eine Art Lambrequin
herabhängt. Auf dem Gesims des Mantels steht ein Crucifix oder eine Mutter Gottes, von ver-
schiedenen Vasen und Geräthen umgeben. Der eigentliche Feuerraiun, aus grossen Steinen zu-
sammengesetzt, lässt Platz für einen Kaminsitz, den meist der Grossvater oder auch ein Gast eiu-
ninmit, dem man eine besondere Freundlichkeit ei-weisen will. An der Innenwand ist der (fllaume,
ein Holzai-m befestigt, der die Kerze ti-ägt, welche bisweilen den ganzen Eauni erleuchten muss.
Das bretonische Mobiliar geht nicht über 1600 hinaus; der älteste hahut trägt die Jahres-
zahl 1630.
Das Bett, gioile, wird von der Frau in die Ehe gebracht. Im Departement Finistere ist
es stets ladenartig durch verschiebbare Thüren geschlossen. Vor dieser Bettlade steht ein Kasten,
dessen man sich zum Einsteigen bedient.
Die Laden, arcWiou füi- die Kleider, grinoliou (in das Korn, sind reich geschnitzt und oft
von einem Gestell für- GeschÜT überragt. Der Schrank, annel, ursprünglich für die Waffen bestimmt,
enthält Kleider, Leinen, Silber und Familienerinnenmgen.
Der Esstisch, taol, enthält einen Kasten für das Mehl und meist auch eine Schublade für
Gabel und Löffel. Auf unsrer Abbildung hängt ein Ijöffelgestell aus Holz wie ein Kronleuchter
von der Decke herab. Als Sitze dienen meist Bänke imd dreibeinige Stühle. Der Sessel, Icaclor,
ist in der Bretagne nicht älter, als die Zeit Ludwigs XVI. Das Thongeschirr ist einheimisches
Fabrikat. Gläser sind selten imd werden dem Fremden, um ihn besonders zu ehren, vorgesetzt.
An den Deckbalken smd Haken befestigt, von denen verschiedene Nahrimgsmittel herabhängen.
Die dargestellte Scene zeigt die Vorbereitungen zu einer Hochzeit. Eine Frau von Pont-
l'Abbä mit gestickter Stimbinde und Haube bearbeitet mit einem Stabe den Krapfenteig in einem
kupfernen Kessel, wähi-end ein alter glaseü (ein Blauer)' aus der Gegend von Quimper seine Zu-
bereitung auf dem Kaminsitz überwacht. Die Eingeladenen sind duich einen Moorbewohner von
Batz mit seiner Frau repräsentirt , die soeben eintreten. Der junge Ehemann, ein Bauer von Plo-
gonnec, conversirt mit dem Doi-finusikanten, Tcerniad, der wie ein ardaaded (ein Brauner) von Pleyben
gekleidet ist. Eine Bäuerin von Plougastel-Daoulas legt die letzte Hand an den Putz der Neu-
vermählten, einer Bewohnerin von Kerfeuteun.
Nach einem Interieiu- im ethnographischen Museum in Paris mit lebensgrossen Figuren.
Vgl. Emile Souvestre, Les demiers Bretons, 1858.
iblll
BR£T.
Nr. 26. — Häuptling.
Nr. 28, 29 und 34. — Details seiner Ausrüstung.
Vergoldeter Bronzehelm mit Kanun imd Haarbusch (vgl. Nr. 28). Mantel aus rother Wolle,
mit reich verzierten Bronzefibeln befestigt (vgl. Nr. 29). Lederkoller. Breiter Bronzegüi-tel mit Ge-
hängen. Ein Bandelier ti'ägt die Holzscheide des Schwertes mit emaillirtem Elfenbeingriff. Quer
über der Brust hängt der Dolch in Bronzescheide. Die rechte Hand hält eine kleine Bronzestreit-
axt. Ledergamaschen gehen bis auf die Schuhe herab.
VERSCHIEDENE BRONZEWAFFEN.
Nr. 23 und 24. — Gallische Brustpanzer, bei Grenoble gefunden.
Nr. 12. — Gelt, gefunden am Pont Saint-Michel in Paris.
Nr. 17 und 19. — Bronzeäxte im Königreich Neapel gefunden und für- celtisch gehalten.
Nr. 13. — Gallischer Bronzedolch in der Seine in Paris gefunden.
Nr. 20. — Gallo-griechischer Schwertgi-iff aus Bronze.
Eisenwaffen des merovingischen Kriegers.
Der fränkische AVurfspiess Nr. 16 hatte eine Aehnlichkeit mit dem pilum der Römer. Die
fränlcische Axt Nr. 15 diente nicht nur zum Niederschlagen des Gegners, sondern wurde auch auf
gewisse Entfernungen geschleudert. Als Waffe im Nahkampf diente das Schwert Nr. 14 oder die
Nationalwaffe, der Scamasax, ein einschneidiger, bisweilen vergifteter Dolch. Der Rundschild, Nr. 21,
bestand aus lederüberzogenem Holz mit rundem Mittelstück aus Eisen. Die fränkische Lanze Nr. 18
hatte ungefähr Mannshöhe mit einer Eisenspitze von wechselnder Form.
Der Gebrauch der Bronzewaffen hörte in Gallien nach der Eroberung durch die Römer auf,
und der salische Franke verwendete für seine Ausrüstung nur das Eisen.
Abbildungen nach Photographieen der Sammlung des Artilleriemuseums in Paris. Die einzelnen
Stücke gehören ebenfalls der Waffensammlung dieses Museums an.
Vgl. De Quatrefages, L'Espece humaine, Paris, 1883. — De Gobineau, Essai sur l'inegalite
des races Immaines, Paris, 1884. — Pengtiill y l'aridon, Catalogue des coUections composant le
musee d'artillerie de Paris.
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iiiiMi«aii«yiiiiiiiiiiaiiiaBiiiiJ